Freitag, 28. Februar 2020

Das Tal der grünen Steyr

Prof. Gregor Goldbacher aus Steyr (geb.1875, gest.1950), der auch oft in seinem Haus in Hinterstoder wohnte, erforschte Geschichte und Heimatkunde in Steyr und dem Steyrtal.
In einem Zeitungsartikel in der Oberdonau-Zeitung vom 19.3.1943 berichtete er über eine Wanderung durch das Tal der grünen Steyr. Der Artikel wurde etwas gekürzt und an unsere Zeit angepasst.

Nicht aus der Vogelschau, ja nicht einmal von der lieben kleinen Bahn aus, die so gut in dieses reizende Flusstal passt, können die heimatkundlichen Werte so gut erfasst werden, wie bei einer Fußwanderung. Als wir noch Buben waren und keine Bahn, kein Auto das Tal durchfuhr, wie ergötzten wir uns an der abenteuerlichen Fahrt der „Ladenkahndln“, kleine Flöße, welche das Schnittholz beförderten, wobei die Flößer oft durch brausende Floßgassen die vielen Wehren überwinden oder gar über Holzbrücken wieder auf ihr Fahrzeug springen mussten. Es war wohl ein lebensgefährliches Handwerk, denn die Steyr, wenn auch lockend klar und smaragdgrün, ist ein Kind der Berge.
Heute, da wir erkennen, welch schöner Kranz Natur, Kunst und Geschichte in diesen wenigen Kilometern des Steyrtales entstanden ist, verstehen wir erst, weshalb wir es schon in der Jugend so oft aufgesucht und durchwandert haben.

Selbst die großen Baumeister und Stiftebauer aus der Familie Carlone haben hier in diesem edlen Barocktempel der Kirche von Christkindl ein Denkmal ihrer großen Kunst hinterlassen. Tief darunter standen einst die Rohrhämmer und Bohrmühlen, als die Gewehre noch durch Handarbeit erzeugt wurden. Und lugt da nicht durch Bäume, die einen stillen Teich umgeben, das uralte Schloss Rosenegg, das in alter Zeit den Losensteiner Rittern gehörte und schon im Jahre 1383 dem Garstener Kloster als Ersatz dafür geschenkt wurde, weil Hartwid von Losenstein 1371 in Garsten kein Frühstück bekam und dafür den großen Klostermeierhof anzündete.
Vom linken Ufer grüßen die niedlichen Häuser von Neuzeug, wo schon die Römer Waffen erzeugt hatten. Besonders zur Zelt des ersten Bauernkrieges (1595) blühte hier das Handwerk der Messerer und Waffenschmiede. Ehrwürdig ist uns dieser Ort auch deswegen, weil hier in der alten Hoftaverne im Jahre 1801 Theresia Helm geboren wurde. Sie ist die Mutter eines der Größten im Reich der Musik, nämlich Anton Bruckner. Die Räder unserer kleinen Bahn knarren und singen um scharfe Kurven, große Sägemühlen flitzen vorbei und plötzlich grüßt uns schon die mauerumgürtete Kirche des Doppelortes Grünburg-Steinbach, wo am sogenannten Burgstall einst die Burg der Herren von Reinbach stand, heute verschollen und vergessen. Und noch eine hochragende Burg, eine Stunde flußaufwärts, stand schon 1120 die Grünenburg, an deren Stelle heute die mauerbewehrte Kirche von Obergrünburg weit in die Lande schaut. Sie enthält ein prachtvolles Schnitzwerk des berühmten Bildschnitzers Schwanthaler.
Pustend und ratternd klettert nun die starke Lokomotive zur Hochterrasse empor und lässt von nun an die grüne Steyr tief unten wie in einem Canon zurück. Wir treten in das Reich der Sensenschmiede, der Maultrommelmacher und Schaufelhacker. Immer näher treten die Berge heran und bieten dem Wanderer und Bergsteiger eine Fülle von oft noch unerschlossenen Naturschönheiten, reich an Alpenblumen, Quellen, Hochwild, und wundersame Fernblicke. Efeu überwuchert den Burgfels am steilen Hausberg, wo früher die Burg der mächtigen Herren von Rohr stand, welche die Umgebung mit Raub und Plünderung bedrängten. Die bewaffneten Bürger von Steyr verwendeten hier zum ersten mal das Schießpulver bei den Geschützen (1380) und eroberten die Feste, womit die Macht der gefürchteten Rohrer für immer gebrochen war. Und wieder begegnen uns Natur und Kunst in rascher Folge, denn bevor wir zur alten Wallfahrtskirche Frauenstein emporsteigen, werfen wir einen bewundernden Blick in die Tiefe des Steyr-Durchbruches, der den Fluss auf wenige Meter zusammenpresst und sehen uns plötzlich auf der alten Römerstraße, die aus dem Kremstale kommend, dem Pass Pyhrn zustrebt. Das Innere der Kirche von Frauenstein birgt die aus dem 15. Jahrhundert stammende Plastik der sogenannten „Mantelmadonna“.
Auch an dieser Stelle stand einst eine Burg, Steyrberg oder Steyrstein geheißen, über die aber nichts Näheres bekannt ist. Rundum Wald, am rechten Ufer der Steyr der gewaltige Sperring, am linken die steilen Grate der Kirchmauer. Im tiefen Wald, fast ganz versteckt, ein Kirchlein und auf hohem Fels die Doppelburg Klaus, deren ältere schon in Trümmer zerfällt. Die Häuser auf der Terrasse der Steyr malerisch gruppiert, das ist Klaus (spätlateinisch clausum = Enge), das schon bei den Römern ein wichtiger Punkt ihrer Heeresstraße gewesen ist. Der Ort wird 1192 schon urkundlich genannt, die Geschichte seiner Burgen kann hier nicht weiter behandelt werden.
Aber ein feinsinniger Dichter und Arzt, Josef Moser, der „Bader z’ Klaus“, übte hier durch mehr als 30 Jahre seinen beschwerlichen Beruf aus und hat Land und Leute in prächtigen Dichtungen geschildert. In seinem berühmten Gedicht „Hoamweh" sagt er;

„Und muasst wieda fort und ös zwingt di zum Gehn,
— wia oft schaut ma um und wia oft bleibt ma stehn.
— So gehts halt uns Landlern, wia hart als oan g’schiacht,
— wann oana sein’ Traunstoan und Priel nimma siacht."

Mosers Bronzebild grüßt uns von einer Felsnische an der Straße. Die kleine Bahn rückt nun bescheiden zur Seite, denn jetzt gilt der Pfiff der größeren Schwester, die weiterer Schönheit entgegeneilt. Die Steyr tritt nun bald in das herrliche Gebiet von Stoder ein. Ist es wirklich notwendig, ein Wort über diese heroische Landschaft zu verlieren? Nur zur tief versteckten Wiege unseres Flusses wollen wir noch hinabsteigen. Sie ist sorgsam gehütet von den himmelanstürmenden Kalkriesen des Toten Gebirges. Da unten aber, beim Baumschlagerreith, beschattet von mächtigen Wetterfichten, quillt aus moosüberkleidetem Gestein die junge Steyr. Doch sie ist schnell urkräftig und die ganze Almenpracht des Stodertales weitet sich rund um sie.
G. Goldbacher.















Donnerstag, 27. Februar 2020

Sonntag, 23. Februar 2020

Freitag, 21. Februar 2020

Freund der Berge - vom Wirken Max Dümlers.

Ein Zeitungsartikel in der Oberdonau-Zeitung vom 21. Juli 1943 mit dem Titel: "Freund der Berge - Erzieher des Volkes"  berichtete von Max Dümler (geb.1855, gest.1896), dem Gründer der beliebten "Dümler-Hütte" auf dem Warscheneck.

Der Name Max Dümler steht zwar in keinem Buch der Heimatgeschichte verzeichnet. Viele Touristen kennen aber die Dümler-Hütte auf dem Warscheneck, doch wenige wissen um die Herkunft dieses Namens.

1855 wurde Dümler zu Kremsmünster geboren. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer in Harhagen kam er 1879 nach Windischgarsten, wo er bis zu seinem frühen Tod 1896 wirkte. Er erwies sich als besonderer Freund der Volksbildung  und Heimatpflege, durch seine fruchtbare Arbeit als Bibliothekar in der Gemeindebibliothek und dem Ortsmuseum Windischgarsten. 1894 zählte die Bücherei bereits 4221 Bände, eine für die damaligen Verhältnisse ansehnliche Zahl. Das Museum beinhaltete damals 668 Objekte und wiederholt forderte Dümler die Bevölkerung auf, Hausgeräte und Werkzeuge, Laternen, Lampen, Geschirr und Schüsseln, Spitzen, Bänder, Gewebe, Kleidungsstücke, Gegenstände der nun leider verschwundenen Volkstracht, Holzschnitte, alte Urkunden, Schriften mit alten Siegeln, Schmucksachen, Dosen zur „Ehre des Ortes“ und „zur Erinnerung an längst vergangene Zeiten“, zu sammeln.
„Aber nicht allein für die Gegenwart sammeln wir, sondern auch für die Nachkommen, die sollen aus den Gegenständen des Museums sich auch ein Kulturbild unserer jetzigen Zeit schaffen können!“
Leider war Dümlers Arbeit nur ein Anfang und wurde nach seinem Tode nicht mehr fortgesetzt. Dümler war die Seele des Touristenklubs, er besorgte die Markierungen im ganzen Gerichtsbezirk und die Erbauung des Warscheneck-Schutzhauses "Dümler-Hütte" ist sein Werk. Besonderes Talent erwies er als Zeichner und der Bezirk Kirchdorf verdankte ihm eine Bezirkskarte und viele andere Karten für den ersten heimatkundlichen Unterricht.


Die Dümlerhütte vor dem Umbau

Max Dümler
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Freitag, 14. Februar 2020

Wenn man nur wüsst, was ein Manndl und was ein Weibl ist!

Die Illustrierte Kronen Zeitung berichtete am 10. Februar 1935 in einem Artikel humorvoll über die Wintersportgäste in Kitzbühel. Schon damals war die Mode,  anders als vielleicht in Hinterstoder, ein wesentlicher Bestandteil des Wintersports.






Will man im schönen Kitzbühel — von allen, die sich dort zu Hause fühlen, vertraulich "Kitz" genannt — eine Modenschau genießen, braucht man sich bloß auf den Hauptplatz zu stellen, wo die Revue kühn erdachter Trachten und Kostüme schon frühmorgens ihren Anfang nimmt. Wundersames gibt es da zu schauen wo manche Lady fast dem Andreas Hofer gleicht (bis auf den Bart!), wo mancher Graf als Holzknecht vorbei promeniert und phantasievolle Melangen aus Salontoilette und hochalpiner Gewandung vorübermarschieren. Mischungen aus London und Hinterstoder, aus Paris und dem Zillertal. Schwerer noch als all diese Bestandteile auseinander zu halten, ist es, ein Manndl von einem Weibl zu unterscheiden, denn Hosen tragen s' alle, zumindest bis sich der Abend hernieder senkt, bis zur Stunde der Verwandlung, in der aus kühnen Sportlern befrackte Ballfiguren werden und aus handfesten Meisterinnen hauchzarte Modedamen.
Tagsüber aber kann's geschehen, dass man auf der Skiwiese unversehens ein Gespräch anknüpft: „Ihr Fräulein Tochter macht den Stemmbogen schon sehr schön!" sagt man anerkennend zu einem stattlichen Herrn, der verwundert entgegnet, dass das nicht seine Tochter, sondern sein Sohn sei. „Ah, Pardon, natürlich!" entgegnet man beschämt, macht eine Verbeugung zu dem Herrn und sagt freundlich: „Die Ähnlichkeit mit dem Herrn Papa hätte mir doch auffallen müssen", worauf der stattliche Herr ernsthaft böse wird und erklärt: „Ich bin nicht der Herr Papa, sondern die Frau Mama!" Ja, in „Kitz" hat's der Modeberichterstatter nicht leicht, denn Tirolerhüteln thronen auf allen Köpfen, ob nun ein Lord oder eine Marquise darunter ist. Bald ist die Krempe breit, bald ist sie schmal, bald ist nur ein Federl drauf, manchmal ein ganzer Hahn, eines aber ist beim Hut unumstößliches Gebot: Verschossen muss er sein, sonst ist er den Herrschaften nicht „echt" genug. Wenn's ein paar Tage keine Sonne gibt, kommen die Hutgeschäfte mit der verschossenen Ware nicht nach. Wo kriegt man denn ohne Sonne so rasch verschossene Hüte her? Es ist manchmal schwer, so heikle Kundschaften zufriedenzustellen. Manche Männer schwärmen für cremefarbene Skihosen, die auf den ersten Blick ausschauen, als ob der Herr Baron in der Eile nur in den Pyjama gefahren wäre, vielfach sind die Hütchen über und über mit Ski-Abzeichen behängt. Nichtsahnend geht man seines Weges, plötzlich hört man hinten liebliches Geläute erklingen. Man springt zur Seite, denn man glaubt, ein Pinzgauer bespannter Schlitten nahe heran. Aber es ist weit und breit kein Pinzgauer zu sehen, bloß die todschicke Französin kommt daher, deren Abzeichen am Hut so munter scheppern. Manchmal wird das grüne Hütel auch noch zum tief dekolletierten Abendkleid getragen, was sich ganz neckisch ausnimmt, viele haben über die große Toilette den Tiroler Wetterkragen aus Loden geworfen, den man hier „Fleck“ nennt, manche, wie die Marquise de Polignac haben die Skihosen und Nagelschuhe mit einer Nerzjacke kombiniert, die die Kleinigkeit von 6000 bis 7000 Schilling kostet.
(heute ca. 18 bis 21 000 €). Nicht selten taucht im abendlichen Ballsaal ein echtes Tiroler Weiberl auf das rot- weißgetupfte Kopftuch eng umgebunden. Man freut sich, dass auch die Einheimischen einmal drah'n gehen, aber wenn dann das Kopftuch fällt, steht — eine Gräfin da, Brillanten umglitzert und Seiden umflossen; denn Kopftücheln sind in „Kitz“ höchste Eleganz! Nach 11 Uhr Nacht's ist's in allen Lokalen bereits hochfidel. Wenn ein Walzer erklingt, geraten Franzosen und Engländer außer Rand und Band. Sie sind unerhört stolz, wenn sie radebrechend den Refrain mitsingen können: “Donau so blau, so blau...“ So leben sie alle Tage — worüber wir Oesterreicher uns nur freuen können. Denn den hohen Herrschaften g'fallt's bei uns und sie versprechen jetzt schon, nächstes Jahr alle wieder zu kommen!.



Freitag, 7. Februar 2020

Der „Schwarze Tod" im Bezirk Kirchdorf. Seuchen und Aberglaube—Ziegenbock, Menschenschmalz und „Einnageln".

Das länderübergreifende Coronavirus aus China beunruhigt zur Zeit Menschen in vielen Ländern. Wie schrecklich eine Pandemie, so wie die Pest im Mittelalter war, als Ärzte noch keine Heilmittel zur Bekämpfung hatten, beschrieb ein Artikel in der Oberdonau-Zeitung am 25. Juli 1943.
Der Artikel wurde etwas gekürzt und an unsere Zeit angepasst.

Gotische und barocke Pestsäulen an Wegen und Straßen im Bezirk Kirchdorf erinnern uns heute noch an die Schreckenszeit der Pest. Furchtbar müssen die Folgen gewesen sein, denn allenthalben ergriff das Volk ein wilder religiöser Fanatismus. Männer und Frauen, Greise und Kinder geißelten sich nackt und sangen dazu fromme Lieder. Seit 1349 wütete der „Schwarze Tod“ in unseren Landen, verbreitete sich immer mehr und kam 1494 ganz in die Nähe Kirchdorfs. 1616 aber suchte er Kremsmünster schwer heim. Noch ärger wurde es 1648. Ein Unglück kommt selten allein. Schwere Hagelschläge, Viehseuchen, Flecktyphus und Pest schienen das nahende Ende zu verkünden. Eine entsetzliche Hungersnot raubte die letzte Widerstandskraft und so füllten sich die Pestfriedhöfe von Kirchdorf, Schlierbach, Wartberg, Pettenbach, Ried und Kremsmünster. Stündlich erkrankten die Menschen, täglich starben sie zu Dutzenden, die Pfleger und Bader starben mit und allerorts blieben leere Häuser zurück. Selbst in kleineren Pfarren raffte der Tod oft mehrere hundert Menschen dahin, besonders in den Jahren 1679 bis 1713, nachdem die Pest durch Viehhändler aus Ungarn eingeschleppt worden war. Die Sitten des Volkes verfielen rasch, Diebstahl und Raub gab’s allenthalben; Pestkranke wurden hilflos vor das Haus gestellt und sich selbst überlassen. Wo menschliches Wissen versagte, da rief man zu Gott oder beschwor den Teufel, tat Buße zum Ausgleich für die Rohheiten, suchte mit allerlei Zauber- und Bannsprüchen oder mit rätselhaften Inschriften die Pest zu bannen. Ziegenböcke führte man mit sich oder hielt sie in den Wohnungen, denn sie sollten durch ihren Geruch alle Keime auffangen.
Der Abt von Kremsmünster verbot die Abhaltung der Jahrmärkte zu Pfingsten und am 18. August die Volksfeste, bei denen allerhand "Bratlgeiger, Gaukler, Possenreißer, Sackpfeifer, Komödianten und Liedersänger" zusammenkamen, mussten entfallen. Die Zufahrtsstraßen nach Kremsmünster wurden von Posten scharf bewacht, die Bader mussten den Aderlass einstellen. Die „Nothleidendte Gemaindt auf dem Land“ würzte die Speisen mit Bibernelle (Wiesenknopf) und Kronawitt, schmierte die Pulsader und Schläfen mit Agstetnöl, kaute Alantwurzeln und Pomerantzschöller“. Ja, die Apotheke von Kremsmünster empfahl auch Menschenschmalz als Linderungsmittel, das der Scharfrichter besorgen musste. Das Volk suchte verzweifelt nach Erklärung der Ansteckung, schob die Schuld auf die unreinen Instrumente der Bader in ihren „Laßstuben“, Nebel und Wetter, Ungeziefer und Pilze; „tote Hundt und Khazen“ mochten wohl auch schuld sein, glaubte man. Das Sterben wurde immer größer, der Tod immer gieriger, das Unglück nahm kein Ende. Bei Nacht wurden die Pestleichen auf Karren zu den „Freidhöfen“ geschleppt und „ini“ den Gräbern mit Kalk überdeckt, wenn der Kranke nach mehrtägiger oder mehrmonatiger Krankheit unter unsagbarem Durst im Pestlazarett sein Leben beendet hatte. Kremsmünster errichtete an der Krems eine Holzbaracke als Pestlazarett, hier wurden die Befallenen samt ihrem Bader eingeschlossen. Als die „laidige Seucht“, die im Jahre 1713 unsere Heimat „durchloffen“, vorüber war, wurde das Jahr 1714 jubelnd gefeiert. Ungeheure Menschenmassen strömten wieder nach Kremsmünster zum Carnisseltag (Stiftertag) am 11. Dezember. Der Getreidespeicher, den der Abt von Kremsmünster für die hungerleidende Bevölkerung in Kirchdorf hatte bauen lassen, wurde wieder geschlossen, das Pestlazarett in Wartberg war nun überflüssig und auf der „Pestleiten“ in Kremsmünster war der letzte Tote bestattet worden. Die großen Holznägel aber, die in Innerbreitenau bei Molln in manchen alten Stubendecken stecken, sollen noch recht lang die Pest „einnageln", dass sie nie mehr komme.
Das entlegene Stodertal wurde im Mittelalter zum Glück von der Pest verschont.


Gemälde "Pest-Triumph des Todes" von Pieter Bruegel d.Ä. 1562 

Ein Geschichte aus Wien erzählt, dass ein Wirtshaussänger, der Augustin hieß, zur Zeit der Pest, in betrunkenem Zustand von Leichenaufsammlern in der Nacht für tot gehalten und in eine Pestgrube geworfen wurde.
Erst am nächsten Tag wurde er mitten unter den Toten von Passanten gesehen und gerettet, als er sein Lied sang.
Seit dieser Zeit ist  "Oh du lieber Augustin, alles ist hin ..." zum Volkslied geworden und seine Lebensweise zur Nachahmung empfohlen:
"Lustig gelebt und lustig gestorben, ist dem Teufel die Rechnung verdorben."

Die Toten wurden in der Nacht eingesammelt und in die
Pestgrube geworfen. In der Mitte der liebe Augustin.

Pesthaube, 17. Jahrhundert: Zum Schutz vor der Pest
 trugen Ärzte ein Ledergewand mit Überwurf und eine
 Maske. In dem schnabelartigen Fortsatz befanden 
sich
  Kräuter oder Essigschwämme zum „Filtern“ der Luft.