Lange bevor der Tourismus den wirtschaftlichen Aufschwung
für die Stodertaler Bevölkerung brachte, war die Haupteinnahmequelle die
Holzwirtschaft.
Nur mehr wenige alte Einheimische wissen heute noch von der
harten und gefährlichen Arbeit, die gemacht werden mußte um die im Sommer
geschlägerten Stämme im Winter von den Bergen in das Tal zu bringen. Es gab
keine Seilwinden und Kranwägen wie heute, es gab nur Schlitten und mutige
Männer, die diese gefährliche Arbeit machten.
Die im Sommer geschlägerten Stämme wurden zum Winterhaufen
zusammen getragen. Beim ersten ausgiebigen Schneefall setzte reges Leben in der
Winterhütte ein. Die Holzknechte hielten Einzug. Die Jüngsten waren vielleicht zwanzig,
die Ältesten kaum über vierzig, denn der Holztransport mit dem Schlitten, das
"Holzschlitteln" erforderte Kraft, Mut und Geschicklichkeit.
Für die ganze Partie verantwortlich war der Holzmeister, dem
der Meisterknecht zur Seite stand. Die anderen erhielten Namen nach ihrer
Funktion. Da gab es die "Ziager", die das Holz mit dem
Zugschlitten zu Tal fuhren, die "Aufleger",
die den Schlitten beluden, die "Bahnmacher", die für die Strecke
sorgten und die "Zammleger", die das Holz im Tal auf den
"Rennhaufen" aufstapelten. Der "Geimel", ein älterer Holzknecht, bestellte den
Haushalt, und ein geschickter Knecht sorgte
als "Schmied" für die Funktion der "Sappel, Klampfen und
Bremstatzen". Bei Tagesanbruch
schnallten die "Ziager" an ihre Bergschuhe schwere,
zwölfzackige Eisen, legten das Kreuzband um Brust und Schultern und waren zur
Abfahrt bereit. Die aus zähem Eichenholz gefertigten stark beschlagenen
Schlitten mit hohen Hörnern konnten beladen werden.
Die "Aufleger" schlichteten das Holz auf den Schlitten. Am
Boden wurden die Weichholzstämme verstaut, darauf kamen die Hartholzstämme. Die
Stämme wurden vom "Ziager" mit Klampfen und "Zammhängketten"
verbunden. Das mußte ausserordentlich
gewissenhaft gemacht werden, denn wegrutschende Stämme während der
Fahrt konnten zu einem Unfall führen und
den Tod bedeuten. Die aufgeladenen Stämme maßen
zusammen 2 bis 3 Kubikmeter, das entspricht einem Gewicht von ungefähr
2000 kg. Der "Ziager" befestigt den Ring des Kreuzbandes mit der Zugkette des Schlittens, setzte die
Zacken seiner Fußeisen in den harten, gepreßten Schnee, beugte sich beim
Anziehen weit nach vor und setzte den Schlitten in Bewegung. Die schwere Last nahm Fahrt auf und schoß immer schneller werdend die Bahn hinunter. Rasch
löste er den Ring am Kreuzband von der Zugkette, denn schon oft war diese
Bindung zu einer tödlichen Verbindung geworden.( Er konnte nicht abspringen wenn der Schlitten in eine Schlucht zu stürzen drohte). Die Füße an den Kufen, den
Rücken an die Stämme gepreßt, raste er mit den Fäusten die Bremstatzen
umklammernd mit rasender Geschwindigkeit zu Tal. Über schwankende Brücken, an
wilden Schluchten vorbei, näherte er sich dem "Holzzusammenlegplatz".
Wehe wenn er vergaß das Kreuzband zu lösen und aus der Bahn geworfen wurde!
Zermalmt von der riesigen Holzlast fanden ihn dann seine Kameraden an einer
Felswand oder einem Baumstamm.
Zuweilen hemmten unwegsame Felswände oder Schluchten die
Fahrt des Schlittens. Dann bremste der Mann ab, löste Klampfen und Ketten und
ließ die Stämme über eine "Riese" zu den "Zusammenlegern"
hinuntersausen.
Eine "Riese" war eine Rinne aus Holzstämmen
zusammengefügt mit deren Hilfe unwegsame Schluchten überquert wurden. Die
Bloche rutschten auf der
"Riese" der Reihe nach bis in das Tal.
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Das Kreuz zeigt die Stelle, an der 1928 ein "Holzschlittler" tödlich verunglückte |