Freitag, 25. Januar 2019
Gerichtsverhandlung - Wer hat was gesagt?
Über eine kuriose Gerichtsverhandlung in der Stodertaler
verwickelt waren, wurde am 28.Oktober
1908 in der Zeitung berichtet.
Im Gasthaus des Anton Hackl in Hinterstoder wurde wegen eines
Straßenstreites eine amtliche Kommission
abgehalten, wobei es zwischen Karl Buchschachermayr, Gastwirt in Hinterstoder und dem Krämer
und Hausbesitzer Ignaz Feßl in Hinterstoder zu einem kleinen Wortwechsel kam.
Während des Streites nannte Karl Buchschachermayr den Ignaz Feßl einen "Wastler"
worauf dieser antwortete: "Ich werd` dir schon helfen". Am 24. Jänner
klagte nun Ignaz Feßl beim k.k. (kaiserlich-königlichen) Bezirksgericht Windischgarsten den Karl Buchschachermayr auf
Ehrenbeleidigung wegen des Wortes "Wastler". Ignaz Feßl setzte bei der
Klage auch noch das Wort
"Lügner" dazu. Karl Buchschachermayr wurde auch tatsächlich beim k.k.
Bezirksgericht Windischgarsten am 30. Jänner 1908 wegen der Worte
"Wastler" und "Lügner" zu 70 Kronen Geldstrafe, eventuell zu
einer Woche Arrest, verurteilt. Das Wort "Lügner" hat der Zeuge Richard
Lindbichler, ein Häusler in Hinterstoder, unter Eid bestätigt, weshalb der Richter mit einem
Schuldspruch vorgehen musste. Richard Lindbichler hatte seit dem Tage der falschen
Zeugenaussage keine Ruhe mehr. Tag und Nacht quälte ihn sein Gewissen, bis er
endlich zum Karl Buchschachermayr ging und um Verzeihung bat, weil er bei der Verhandlung einen
falschen Eid geschworen hat. Er hat das Wort "Lügner" nicht gehört. Ignaz
Feßl habe ihm gesagt, dass er so sagen solle. Bei der heutigen Verhandlung
verantwortete sich Richard Lindbichler, ein geistig etwas beschränkter Mann, dass er nur
aus Furcht so ausgesagt habe, weil er dem Ignaz Feßl Geld schuldig war und er der Meinung gewesen
ist, er werde ihm das Geld kündigen, wenn er nicht auch das Wort Lügner sage.
Der wegen Verleitung zur falschen Zeugenaussage mitangeklagte Ignaz Feßl bestritt bei der heutigen Verhandlung den Richard Lindbichler hiezu verleitet zu haben.
Freitag, 18. Januar 2019
Gedanken und Lebensweisheiten
Der Jahreswechsel
ist für viele Menschen die Zeit, Vorsätze zu fassen und
Lebenseinstellungen zu überdenken. Was wird das Neue Jahr bringen
und wie sollen Probleme bewältigt werden?
Schon vor hundert
und mehr Jahren beschäftigten diese Fragen viele Stodertaler, Bauern
genauso wie Holzknechte und Dienstboten.
Manche dieser
Lebensweisheiten kann man noch heute von alten Leuten hören.
"Was das Haus verliert, findet das Haus wieder".
Wenn man in seinem Haus etwas verliert, wird man es in seinem Haus irgendwann wieder finden.
"Was das Haus verliert, findet das Haus wieder".
Wenn man in seinem Haus etwas verliert, wird man es in seinem Haus irgendwann wieder finden.
„Jammerern
(Klagenden) soll man etwas wegnehmen, Prahlern (Angebern) soll man etwas geben“.
Wenn jemand klagt
und jammert, er wäre arm und hätte kein Geld, dann ist er meistens
wohlhabend und geizig. Leute die prahlen sind meistens arm und
schämen sich deshalb.
„Weiter wie bis
zum Sterben bringst du es auch nicht“.
Wenn sich Leute für
besonders wichtig und unersetzbar hielten, erinnerte man sie daran, dass alle Leute einmal sterben müssen.
°Wer zu gut ist,
dass er selber verdirbt, der gehört geschlagen bis dass er
stirbt“.
Man soll nur soviel
an Wohltätigkeiten und Spenden an arme Menschen geben, damit man
nicht selbst auch noch arm wird und dann von Almosen leben muss.
„Wenn es zu Ende
(Lebensende) geht soll es einem nicht zu gut gehen, denn sonst mag (will) man nicht gehen (sterben) wenn die Zeit dazu da ist“.
Alte, gebrechliche
Menschen, die Schmerzen haben sterben leichter, als solche denen es
bis zuletzt gut geht und die nur kurz krank sind.
Freitag, 11. Januar 2019
Winterfreuden - Wintersorgen
Freitag, 4. Januar 2019
Nicht immer ganz königlich - aber der gute Zweck ward stets erreicht.
Über die heiligen 3 Könige von Hinterstoder berichtete die
"Oberdonau Zeitung" am 4.1.1943
Der Bericht wurde etwas gekürzt.
Der Bericht wurde etwas gekürzt.
Die drei Könige kamen bis in die Jahre vor 1930 regelmäßig auch
nach Hinterstoder und sangen zum Abschluss der Rauhnächte höchstselbst ihre
Krippenlieder. Das war ein ungemein nahrhaftes und gewinnbringendes
Unternehmen, zumal man "Könige" natürlich besser belohnte als
gewöhnliche Straßensänger und da sie als Sternsinger natürlich auch
"Stargagen" bezogen.
Da beschloss der in Hinterstoder unterrichtende Oberlehrer
Karl Seuffert als "Usurpator" (die Macht an sich
reißend) aufzutreten, den Gesangsverein der heiligen drei Könige an sich zu
reißen und noch zwei heilige sternsingende Nebenkönige mit dem Namen
"Melchior" und "Balthasar" aufzunehmen. Karl Seuffert
behielt für sich die Würde und das Szepter des Häuptlings "Kaspar".
Seine Dichtergabe und Tonsetzerkunst befähigten ihn außerdem, selbst
"hausgemachte" Krippenlieder zu schaffen.
Viele Kinder in Stoder hatten weite Wege zur Schule. Um
diese Schüler mittags zu verpflegen musste eine Suppenanstalt - wie es damals
so schön hieß - eingerichtet werden, die aus öffentlichen Mitteln aber nur
dürftig ausgestattet werden konnte. Der Schulmeister, alias König Kaspar und
seine Königin Cäcilia (seine Gattin) denen die Sorge um die Stillung der
gefräßigen Kinder übertragen worden war, suchten nach Einnahmequellen. Und sie
gerieten auf einen guten Einfall. Die drei Könige von Hinterstoder gehen
alljährlich höchst eigenfüßig auf "Tournee" zu den Bauern, um bei den eigenen
Eingeborenen die himmlischen Gesänge darzubieten und dafür, wie im Heiligen
Lande üblich, Bakschisch (Spenden) einzusammeln. Dieser Mammon sollte dann ausreichend die Suppenanstalt sichern.
Die Sängerfahrt der Hl. Drei Könige von Hinterstoder ging
natürlich immer standesgemäß mit großem Pomp und im Krönungsornat vor sich. Die
Ausfahrt der Majestäten geschah in einem Schlitten, den Rappen zogen. Die
Heimkehr war meist nicht mehr dreiköniglich, weil des Sängers Fluch - in
Hinterstoder der Bauernschnaps - jedes Mal einen anderen Abgesang beschwor.
Nüchtern blieben nur die abstinenten Rösser.
Am gefährdetsten war merkwürdiger Weise immer die
Königswürde des Mohren, die in Stoder dem Balthasar zuviel. Dieses erhabene Amt
versah stets der sonst vulgär mit dem Namen "Grabner" benannte Mann
des Ortes. Den Thron des Melchiors besetzten je nach dem Stand der Gestirne
abwechselnd die "Landesfürsten", "Kranawitter" und
"Gütler". Der Name "Melchior" genießt am Land allgemein den
Ruf heiligmäßiger Einfalt, was wohl
allen Völkern, aber nicht allen Königen schädlich war. Die Machtfülle der
ersten Königswürde aber lag, wie schon erwähnt, in den Händen des Oberlehrers
Seuffert und konnte auf keinen Fall etwa einem profanen Bewerber vererbt
werden.
So zogen die drei zu den Bauern Stoders. Jeder Sänger weiß,
dass beim Sternsingen quälender Durst auftritt und von diesem Elementarereignis
auch kein König verschont blieb. Der "Zwetschkerne" und der "Most" rutschten durch
die Gurgel wie eine "bloßfüssige Katze" und der Ausklang des Gastspiels war immer so, dass wieder ein
Jahr vergehen musste, um das Andenken an die königlichen Fehltritte vergessen
zu lassen.
Einmal kam der Grabner, der am Beginn jeder Reise besonders
würdevolle Haltung zur Schau trug, so "begeistert" (mit Geist versehen) heim, dass er
gänzlich vergaß, seine Mohrenwäsche zu wechseln. Bei seiner Heimkunft war seine
Königin abwesend. Der Mohr warf sich im schwarz-weißen Ornat in sein Prunkbett. Als dann seine Gemahlin einen fremden schwarzen Mann im Bett liegend glaubte,
rief sie gellend um Hilfe. Als sich jedoch die Zusammenhänge gelichtet hatten,
war das Wiedererkennen "sehr herzlich"....
Einmal trat um diese Zeit jähes Tauwetter ein. Die drei
Könige stillten jedoch beim "Nickergut" ihren Durst so lange, bis das
Wasser der Steyr über das Ufer stieg. Nach kurzer Wegstrecke sahen sie sich vom
Hochwasser eingekesselt und rannten nun wie verirrte Schafe einen Ausweg
suchend hin und her. Die Königskleider
flatterten hinter den Flüchtenden wie
die Schleier der Nebelfrauen. In höchster Bedrängnis überkletterten die drei
Majestäten nun Hecken und Weidezäune, um endlich dem Wasser zu entrinnen.
Und wieder einmal taten die drei weisen Könige ihre
gefährliche Reise, aber diesmal verschmähten sie ihre Rösser, denn der
Autofahrer Hametner hatte sie verleitet, seinen Luxuswagen zu versuchen. Damit
wurde ungeheuer viel kostbare Zeit gewonnen, die dann selbstverständlich der
Stillung des Durstes gewidmet werden konnte. Überdies ließ sich dabei der "Aktionsradius"
erweitern und so gelangte man bis zum Gasthof "Gausrab". Dort gedieh
ein höllischer Rausch und die drei Könige waren augenblicklich gezwungen, an
Ort und Stelle einen Bund zur gegenseitigen Stützung ihrer unsicheren äußeren
und inneren Lage zu schließen. Wenn auch nur einer losließ, waren die anderen
zwei sicher Opfer des Umsturzes....
Endlich saßen die nun unheiligen drei Könige im Auto. Der
Stern, das Sinnbild dieser gemeinsamen
königlichen Sendung stand zum Wagenfenster hinaus. Zu allem Verhängnis
begegneten diesem neumodischen Königsgefährt auf der Straße drei andere heilige
Könige, von den Hinterstoderern wegwerfend als die "Unechten" benannt.
Denen aber blieb vor Verblüffung über die Auto fahrenden Kollegen die Spucke
weg.
Aber echten Königen kann nichts anhaben - auch nicht das
Grinsen der "Konkurrenz" über wackelnde Kronen und Sterne. Die drei
Weisen aus dem Stodertal sangen im nächsten Jahr ihre Krippenlieder mit der
gleichen Inbrunst und unter der ungeminderten Bewunderung aller
Wundergläubigen. Und die Suppenanstalt in Hinterstoder zehrte wieder einen
Winter länger von den Gaben, die von den heiligen drei Königen zusammen gesungen
worden waren.
Das Dreikönigslied von Oberlehrer Karl Seuffert |