Neues Journal 17. Juni 1934
Professor Erich Wolfgang Korngold
Komponist, Dirigent, Pianist (geb. 1897 in Brünn, gest. 1957 in Los Angeles)
Ich verbringe meinen Sommer mit dem Komponieren einer neuen Oper und arbeite außerdem an der Verschönerung meines kleinen oberösterreichischen Landgütls.
Professor Erich Wolfgang Korngold
Blanka Glossy Schauspielerin, Graphikerin (geb. 1893 in Wien, gest. 1952 in Wien)
Des Sommers Hitze könnt´ mir schaden,
drum biet´ ich ihr durch Pritscheln Schach.
Doch geh´ ich nicht nach Baden - baden,
mein Schwefelziel ist Schallerbach.
Hab´ ich drei Wochen dort "verbrungen"
und die Gesundheit repariert,
wird mancher hohe Berg bezwungen
und auf die Gipfel los marschiert.
Ich möchte nämlich gern ergründen,
ob sich der Aufenthalt dort lohnt,
und ob die Alm ist frei von Sünden,
trotzdem am Berg die Freiheit wohnt.
Alexander Girardi, Blanka Glossy
Max Brod Schriftsteller, Theater- und Musikkritiker (geb. 1884 in Prag, gest. 1968 in Tel Aviv)
Mit dem heurigen Sommer ist das so eine eigene Sache - ich traf neulich einen Bekannten - natürlich frage ich ihn: "Wohin gehen Sie heuer aufs Land?". Da sagt er mir: "Na, hören Sie, ein Mensch, der das Glück hat in Wien zu leben, braucht doch keinen Landaufenthalt. Wien ist doch eine herrliche Stadt, diese fabelhafte Umgebung, diese vielen Badegelegenheiten an der Donau..." Da sage ich ihm: " Sie haben recht - ich bin auch stier."
Max Brod
Rose Albach-Retty, Schauspielerin, (geb. 1874 in Hanau, gest. 1980 in Baden) Großmutter von Romy Schneider
Wie alljährlich in St. Gilgen am Wolfgangsee.
Rose Albach-Retty
Hedwig Bleibtreu, Theater und Filmschauspielerin (geb. 1868 in Linz, gest. 1958 in Wien)
Vorläufig Eger, Wallenstein - Festspiele, nachher noch unbestimmt.
Hedwig Bleibtreu
Else Wohlgemuth, Hofschauspielerin, Ehrenmitglied des Burgtheaters (geb. 1881 in Berlin,
gest. 1972 in Wien)
Bei lieben Freunden im Salzkammergut.
Elsa Wohlgemuth
Hermann Wiedemann, Opernsänger, Kammersänger (geb. 1879 in München, gest. 1944 in Berlin)
Ich verbringe einen Teil meiner Ferien, wie immer, im Gebirge. in diesem Sommer werde ich vorerst eine Wanderung durch das Gesäuse machen. Natürlich nicht auf der Straße, mich zieht es auf die Höhen und so werde ich mir die Jöcher und Hütten näher ansehen und im Vorbeigehen auch einen oder mehrere Gipfel mitnehmen. Wenn die Zeit und das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, dann geht es noch über die Prielgruppe nach Hinterstoder. Mitte Juli muss ich noch nach Zoppot, wo ich in den Waldfestspielen dreimal den Beckmesser singe. Dann dürfte im August wohl Salzburg drankommen - mit all den lieben und schönen Erlebnissen, die diese wundervolle Stadt und ihre herrliche Umgebung bieten. Der September zwingt uns ja dann immer erholt zu sein, um mit neuen Kräften eine anstrengende Saison gerüstet antreten zu können.
Hermann Wiedemann
Leo Slesak, Opernsänger und Schauspieler (geb. 1873 in Mährisch-Schönberg, gest. 1946 in Rottach - Egern)
Meinen Sommer verbringe ich in den Filmateliers, wo ich eine singuläre Erscheinung im Darstellen von alten Idioten sein werde. Im Spätherbst mache ich eine große Reise mit dem Auto und erhole mich.
Leo Slesak
Hans (John) Wengraf
Theater und
Filmschauspieler (geb. 1897 in Wien, gest. 1974 in Santa Barbara,
Kalifornien)
Immer so gegen
Weihnachten fange ich an Sommerpläne zu machen. Ich nehme dann
Prospekte und Landkarten zur Hand und dann fange ich an zu schwanken;
ich schwanke zwischen einer Nordlandreise und einer wundervollen
Fahrt zu den Kanarischen Inseln, zwischen den italienischen Seen und
einer Donaufahrt an das Schwarze Meer, zwischen Tirol und Kärnten.
Dieser schwankende Zustand dauert bei mir bis ins späte Frühjahr
hinein. Wenn ich aber meine Urlaubsbezüge am ersten Urlaubstag
„überprüfe“ - dann allerdings bekommt mein Reiseprogramm ein
anderes Gesicht! Heute schwanke ich zum Beispiel nur mehr zwischen
Gastein und dem Wörthersee, wobei ich in Anbetracht der zu
erwartenden Schneiderrechnungen schon stark erwäge, einen Teil
meines Urlaubs zu einer Gastspielreise zu verwenden. Nach diesen
Andeutungen wird sich nun niemand mehr wundern, wenn er mich während
der Urlaubszeit etwa in der Nähe von Purkersdorf oder Greifenstein
antrifft, denn – wie gesagt – : ich schwanke noch immer.
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