Wenn die Burschen und Mädchen heiratsfähig wurden, so war
auch das Brautwerben festen Regeln unterworfen. Meist lernten sich Burschen und Mädchen bei Festen oder Kirtagen kennen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen
hatten die Eltern ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Brautleute mußten nicht
nur zusammenpassen, sie mußten auch zum Hof passen.Um die Vorgespräche mit der
zukünftigen Braut und ihren Eltern einzuleiten, schickten der heiratswillige
Bursch und seine Eltern einen "Bidlmann" (Bittelmann, Werber),
gewissermaßen als Kundschafter. Im Stodertal war er meist mit einer blauen Hose
bekleidet und hatte jemand eine blaue Hose an, wurde er immer wieder gefragt:
"Du gehst leicht bideln?" Der Bidelmann besuchte die Eltern der
Auserwählten und versuchte auszukundschaften, wie sie zu einer Hochzeit ihrer
Tochter mit seinem Auftraggeber stünden. Brachte der Bidlmann gute Nachricht
besuchte der zukünftige Bräutigam mit seinem Vater oder seinem Paten die
Auserwählte. Dabei wurde die Hochzeit ausgemacht.Der Bräutigam schenkte seiner
Braut und der Zubraut (Hochzeitshelferin der Braut) Schuhe. Dafür erhielt der
Bräutigam und der Zubräutigam (Helfer des Bräutigams) ein Hemd, davon mußte
eines die Braut angefertigt haben. Der Bidlmann wurde mit einem Geldgeschenk
oder Kleidungsstücken belohnt.
Die zukünftige Braut |
Der Bidlmann |
Kirtag vor der Kirche in Hinterstoder am 6. Oktober 1914. Zu Beginn des 1. Weltkriegs. Die Burschen mit dem Blumenkranz am Hut hatten die Einberufung zum Militärdienst schon in der Tasche. |
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