Gegen Ende des 1. Weltkrieges, als es immer weniger zu essen gab, war die Hungersnot groß. Wildern in den Revieren reicher Jagdbesitzer war eine willkommene
Gelegenheit zur Nahrungsaufbesserung. Die heimkehrenden Soldaten hatten
teils noch Waffen und waren in deren Gebrauch gut geschult. In den
Wäldern trieben sich ganze Wildererbanden herum. Am dramatischsten
wurden die Auseinandersetzungen in Molln.
Der Pfarrer von Molln berichtet in der Pfarrchronik: „Am
17. Oktober 1918 wurde der Förster Johann Daxner von einem Wilderer
erschossen. Das Entsetzen über diese Tat, die einem Vater von 10 Kindern
das Leben kostete, war allgemein. Am 16. Jänner 1919 wurde im Gegenzug
ein Wilderer mit Namen Vinzenz Bloderer von dem Lamberg'schen Förster
Friedrich Lugner mit einem Schuss von hinten ermordet.“
Am
Sonntag darauf wurde Bloderer beerdigt und da er, wie der Pfarrer
berichtet, ein Anhänger der Sozialdemokraten war, nahmen viele seiner Parteifreunde am Leichenbegängnis teil, obwohl sie sonst
nie in die Kirche kamen. Am Friedhof kam es dann zu hässlichen Szenen. Der Zorn gegen das Forstpersonal wurde durch Schimpf- und Pfuirufe am offenen Grab lautstark wiedergegeben.
Das spiegelte sich auch
bei den am 16. Februar stattfindenden ersten Wahlen in die
National-Versammlung wider, bei denen die Sozialdemokraten in Molln
einen Erdrutschsieg verbuchten, der überwiegend auf dieses Ereignis
zurückgeführt werden konnte, da er sich später nie mehr wiederholte.
Der Forstadjunkt Lugner wurde übrigens bald darauf nach Großraming versetzt wo er einige Jahre später als Revierförster bei einem Pirschgang ebenfalls ermordet wurde. Am 23. Juli 1932 wurde er mit einem Schuss im
Genick tot aufgefunden. Ob er lokalen Wilderern zum Opfer fiel oder ob
ein Zusammenhang mit den Vorgängen in Molln bestand, konnte nicht
ermittelt werden.
Die Stimmung der durch die Hungersnot im Nachkriegs-Molln verzweifelten Bevölkerung war
nach den Todesfällen vom 17. Oktober 1918 und 16. Jänner 1919 auf das Äußerste gespannt. Fünf Mollner, die der
gewerbsmäßigen Wilderei verdächtig waren, wurden im März 1919 verhaftet
und warteten im Grünburger Bezirksgericht auf ihren Abtransport nach
Steyr, wo ihnen der Prozess gemacht werden sollte. Am Grünburger Bahnhof
wurden sie am 14. März 1919 gewaltsam befreit und im Triumphzug nach
Molln heim geholt, wo im Gasthof Dolleschal eine "Siegesfeier" stattfand.
Die Obrigkeit witterte in den vom Chaos geschüttelten ersten Tagen der
Republik "Aufruhr" und setzte von Steyr aus eine Kompanie Junggendarmen
in Marsch. Das Wirtshaus wurde umstellt und auf die sich mit Worten und
Mostgläsern zur Wehr setzenden Wilderer und Sympathisanten auf Befehl
des Gendarmeriemajors das Feuer eröffnet. Schließlich gab es neben
mehreren Verletzten drei tote Mollner, ein viertes Todesopfer forderte
eine "Razzia" in einem Ramsauer Bauernhof.
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