"Die Schulferien in meiner Volksschulzeit in Hinterstoder, damals vor rund 70 Jahren, waren für mich und
meine Geschwister auch nicht zum Faulenzen da. Wenn das Wetter
einigermaßen paßte mußten wir morgens um 6.00 Uhr aufstehen und mit Mutter
Erdbeeren und Himbeeren sammeln gehen. Mutter ging gerne mit uns auf die
Schmalzer-Alm. Der Weg war steil und dauerte 3 Stunden. Nach 2 Stunden legten
wir für eine Jause eine Rast ein. Wir aßen Braunschweiger Wurst, hart gekochte
Eier und Brot. Zum Trinken holten wir uns Quellwasser. Am Ziel angekommen
genossen wir die herrliche Aussicht auf die Berge. Von einem Hochstand schauten
wir über die Wipfel der Lärchen auf das Panorama des Toten Gebirges. Je mehr
Kuhfladen auf unserem Steig lagen, umso näher waren wir der Alm. Vor der Hütte
war ein Wassertrog aus dem die Kühe ihren Durst löschten. Die Schwelle zur
Hütte war ausgetreten und überall wucherten die großen Blätter des wilden
Sauerampfers. Am Eingang zur altersschwachen Hütte waren in das Holz viele Namen
von einstigen Besuchern eingekritzelt. Die
Hütte hatte ganz kleine Fenster. Eine der Scheiben war eingeschlagen. Über dem
offenen Herd hing ein Kupferkessel. Die Türen hatten hölzerne Riegel und waren
so niedrig, daß man sich beim Eintreten bücken mußte. Obwohl ich noch nicht
einmal ganze 10 Jahre alt war reichten mir die kleinen Fenster mit dem oberen
Rand kaum bis an die Brust. Der Wand entlang stand eine Bank, auf die man sich
setzen mußte, wenn man zum Fenster hinausschauen wollte. Auf einem Balken an der Decke der Stube stand
die Jahreszahl 1744.
Die Sennerin war fast taub und wenn ihr Mutter etwas in das
Ohr sagen wollte, schob sie immer ihr Kopftuch zur Seite um besser zu hören.
Vor der Hütte stand ein kleines Bretterhäuschen mit einem ausgeschnittenen Herz
in der Tür. Das war der Abort. Im Wald der uns umgab wuchsen viele
verschiedene Bäume. Bergahorn, Eschen, Eiben, Buchen, Eichen, Tannen und
Fichten. Im Holzschlag fanden wir Walderdbeeren, Himbeeren, Brombeeren,
Preiselbeeren und im angrenzenden Wald standen Steinpilze, Parasol und Eierschwammerl.
Gefährlich waren die Kreuzottern die sich bei Hitze unter
Steinen und Wurzeln versteckten. Einmal als ich auf eine Wurzel trat, schnellte
mit einem scharfen Zischen eine Schlange hervor. Mein Bruder Roman haute ihr
blitzschnell mit einem Stock auf den Kopf und wir sahen daß es eine
Kupfernatter war. Sie lag einige
Augenblicke lang wie leblos auf dem Boden und schlängelte sich dann unter das
Gebüsch. Ich getraute mich nicht mehr auf eine Baumwurzel zu treten.
Wir hatten mehrere Milchkannen mit je 3 Liter Inhalt mit, die wir bis zum Abend vollmachen wollten. Die besten Stellen fand immer mein Bruder Roman. Er hatte am schnellsten seine Kannen voll. Er hat uns aber nie verraten wo seine besten Plätze waren.
Wir hatten mehrere Milchkannen mit je 3 Liter Inhalt mit, die wir bis zum Abend vollmachen wollten. Die besten Stellen fand immer mein Bruder Roman. Er hatte am schnellsten seine Kannen voll. Er hat uns aber nie verraten wo seine besten Plätze waren.
Mittags kehrten wir bei der Sennerin in ihrer schwarzen
Rauchküche ein. Am Herd auf einem Dreifuß stand eine große Pfanne mit
Topfennudeln. Die Sennerin war gerade dabei ihr rußgeschwärztes Geschirr mit
einem "Riebler" (ein Knäuel aus zusammengepreßten Tierhaaren), den sie in Asche tauchte, abzureiben. Gegen den Durst
bekamen wir frische Buttermilch, in der kleine gelbe Butterstückchen schwammen.
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