Vor rund 100 oder mehr Jahren, wurde in den Bauernhäusern im
Stodertal fast alles was man zum Leben brauchte selbst hergestellt. Auch das
Leinen, das man zu Stoff verarbeitete.
Der Flachs, das Haar oder der Lein wie man es nannte, wurde folgendermaßen
bearbeitet:
Zunächst zog man die Flachspflanzen mit samt den Wurzeln aus
dem Boden. Das nannte man "Haar fangen". Dann legte man die Pflanzen
gebündelt in die Hauslache (kleiner Teich), das hieß "das Retzn".
Dann legte man die Pflanzen in kleinen Büschchen auf die Wiese zum Trocknen
auf. Das war das "Broatn" (ausbreiten). Um den Flachs brüchig und hart zu machen wurde er im Dörrofen geröstet und in der "Haarstube" verarbeitet. Die "Haarstube" war wegen der Feuergefahr etwas abseits vom Bauernhof gelegen.
Wenn der Flachs trocken war konnte man ihn
"riefeln". Durch das Ziehen über eiserne, aufrecht stehende Zinken
streifte man die Samenkapseln von der Pflanze. Aus den ölhaltigen Samen wird das Leinöl gewonnen. Der nächste Schritt in der
Verarbeitung war das "Brecheln" und "Schwingen". Alle
Verunreinigungen wurden entfernt und übrig blieb in Strähnen das "Werg",
das noch einmal über einen Nagelstock gezogen und gereinigt wurde. Das feine
Haar wurde nun für die Spinnrocken gebündelt. Das grobe Haar verwendete man für
Stricke zum Binden der Bäume oder zum Verstopfen von Löchern in der Hauswand.
Traditionell hat man
mit dem "Spinnen" zu Weihnachten begonnen. Das grobe Material wurde
zur Herstellung von Stricken verwendet. In Bauernhäusern wurden oft und viele
Stricke gebraucht. Das feine Haar wurde zu Tischtüchern, Leintüchern und
Frauenkleidern verarbeitet. Ursprünglich war das Leinen braun und wurde erst mit
der Zeit durch waschen und bleichen weiß.
Sehr interessante Beiträge. Lg aus Wien
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