Kindheitserinnerungen aus den 1930er Jahren.
"Meine zwei Brüder und meine Schwester sind, als wir noch
Kinder waren, von unseren Eltern nie geschlagen worden. Ausgeschimpft hat man
uns aber schon oft, wenn wir etwas angestellt haben.
Nur einmal hat mich mein Vater (eigentlich war er mein Stiefvater)
durchgehaut. Das war damals als meine Lieblingskatze "Bizi",
seinen Liebling, einen Zeisig gefressen hat. Er war so zornig, dass er meine "Bizi"
totgeschlagen hat. Ich habe das gesehen
und aus Leibeskräften so laut geschrieen und mit den Füssen auf den Boden gestampft
bis ich gezittert habe. Da nahm er seinen Hosenriemen und verdrosch mich. Ich bin herumgelaufen und
habe gebrüllt, als ob er mich ermorden wollte.
Die "Bizi" war mein Ein und Alles. Sie hat immer
nur bei mir im Bett geschlafen.
Aber auch Vater mußte man verstehen. Für ihn war der Zeisig
sein Ein und Alles. Er züchtete für ihn Mehlwürmer und wenn der Zeisig
zwitscherte sang er mit ihm ein Lied".
"In an kloan Häuserle, sitzt a kloans Zeiserle
dem geht sein Schnaberle tagaus, tagein.
Mach ich ihm`s Türl auf, fliegt er auf mein Finger drauf.
O`Dirndl mein, möchtest nicht auch so ein Zeiserle sein.
"Wir hatten auch Kaninchen. Unser Kaninchen "Hansi"
lief mit ihren Jungen in der Stube umher und hinterließ überall seine Spuren.
Wir spielten und redeten mit ihm wie mit einem Kind.
Wie Vater es schaffte "Hansi" zu schlachten und zu
Paprikafleisch zu verarbeiten, ist mir heute noch ein Rätsel. Ich jedenfalls
konnte keinen Bissen essen und habe geheult wie ein zu Tode getroffenes Tier".
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen