"Als meine Mutter ein Schulkind war, erzählte sie,
konnte sie nur ab und zu zur Schule gehen. Nur im Winter konnte sie die Schule
häufiger besuchen. Da fiel weniger Arbeit an. Im Sommer musste sie bei der
Bauernarbeit helfen und deshalb ließen ihre Eltern sie nicht zur Schule gehen.
Für die Bauern waren die Schule um 1900 sowieso nur "Spompanadeln" und
dumme "Flausen." Die Schultasche samt Inhalt war nur ein "Glumpt" (unnötiges Zeug).
Die Zeugnisse oder Entlassungsscheine beachtete man kaum. Die Bücher wurden schnell
zusammengepackt und in den hintersten Winkel der obersten Rumpelkammer
geworfen. Viele Bauern konnten damals weder Lesen noch Schreiben.
Viele Eltern warteten schon sehr darauf, bis ihre Kinder
schulfrei wurden, damit sie zu einem Bauern oder Handwerker arbeiten gehen
konnten. Erst dann konnten sich die Kinder selbst ernähren und lagen den Eltern
nicht mehr auf der Geldtasche.
Damals wollte man keine aufgeklärten Menschen sondern nur
nutzbringende Menschen. Bildung und Aufklärung galten als staatsgefährdend. Man
brauchte fleißige Arbeiter die man ordentlich in das Joch spannen konnte - wie man
es nannte.
Bildung bei den unteren Ständen lehnte man ab. Denn so sagte
man: "Bildung macht Menschen kritisch und resoniersüchtig". Sie
ermutigt den aufsässigen Geist der niederen Stände und zerstört die notwendige
Unterordnung".
Die Aristokratie und die Kirche waren die mächtigsten
Faktoren, die einem Ausbau des staatlichen Schulwesens entgegenstanden.
Zu Mutters Kinderjahren um 1900 war Kinderarbeit ganz
normal. Kinder waren billige Arbeitskräfte und bekamen nur 1/3 des Lohns, den
Erwachsene bekamen. Bei Bauern bekamen Kinder nur Kost und Quartier für ihre Arbeit.
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