Als Mädchen hat
eine Stodertalerin diese Zeit miterlebt und später aufgeschrieben.
"Fremdarbeiter,
Zwangsarbeiter, Polen, Ukrainer, jüngere Männer und Frauen aus den besetzten
Gebieten waren zum Arbeitseinsatz an Stelle der eigenen Söhne und eingerückten
Männern bei Bauern untergebracht. Durch die tägliche Zusammenarbeit von
Einheimischen mit Fremdarbeitern entstanden manchmal auch feste Verbindungen
bis zu Intimitäten. Manche Bäuerinnen bekamen ein Kind und wenn der Ehemann
nach Hause kam gab es große Probleme. Der Krieg beeinträchtigte die
Landwirtschaft der Bauern, denn es wurden Pferde beschlagnahmt, Lebensmittel
mussten abgegeben werden und Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen.
Als Hitler kam
brachte er der Bevölkerung Arbeit und damit Geld. Die Not hatte ein Ende, aber
um welchen Preis?
Mein älterer Bruder war Bordfunker. Später wurde er im Kampf gegen Partisanen eingesetzt. Seine Briefe von
der Front machten uns Angst. Manche Sätze schrieb er in Geheimschrift, damit Mutter
sie nicht lesen konnte. Mit 18 Jahren galt er in Südfrankreich als vermisst.
Das Leid einer Mutter, wenn der Sohn nicht mehr zurückkommt ist so groß, dass man es nicht beschreiben kann.
Auch Vater wurde
zum Kriegsdienst verpflichtet. Er musste in St. Valentin in einer
Munitionsfabrik in der Nähe vom Konzentrationslager Mauthausen arbeiten. Von
dort hat er Läuse und anderes Ungeziefer mit nach Hause gebracht. Wenn Mutter
ihm Vorhaltungen machte wurde er wütend und warf die eiserne Bratpfanne nach
ihr. Der Kriegsdienst veränderte seinen Charakter. Er fing zu saufen an und
wurde ein richtiger Grobian. Wir Kinder mussten ihn betrunken vom Gasthaus
abholen, wenn er beim Kartenspiel das ganze Geld verlor. Mutter machte mit ihm
die Hölle durch und es wurde oft gestritten. Er konnte keine Frau, keine
Kittelschürze in Ruhe lassen und betrog ständig meine Mutter.
Es gab Leute, die
meldeten alle, die zur Sonntagsmesse in die Kirche gingen dem NS- Blockwart.
Nach dem Krieg war es für manche eine Genugtuung, wenn sie sahen, wie diese
Leute als Straßenarbeiter oder Totengräber zur Strafe Dienst tun
mussten.
Als der Krieg zu
Ende war kamen aus vielen zerbombten Städten Flüchtlinge und Soldaten die ihr
Heim verloren hatten und die hier eine Unterkunft suchten. Ein US-Militärlastwagen
mit Lebensmitteln stürzte einen Hang hinunter und sofort rannten alle Anrainer
um Schmalzdosen, Konserven, Erdnussbutter, Reis, Kakao und Schokolade
aufzusammeln.
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