Freitag, 2. Februar 2018

Als der 2. Weltkrieg zu Ende ging

Im Mai 1945 endete der 2. Weltkrieg und hinterließ bittere Not, Zerstörung und Chaos. Wie diese Zeit  ein Mädchen aus dem Stodertal damals erlebt und später aufgeschrieben hat, ist erhalten geblieben.

"In unserem Garten war kein Platz mehr für Gemüse. Überall hat Vater Tabak angepflanzt. Alle Kammern waren davon voll. Die Tabakblätter wurden auf Schnüren aufgehängt, gespritzt und immer gewendet bis die Blätter dunkelbraun waren. Tabak war für den Tauschhandel sehr wichtig. Vieles konnte man dafür eintauschen. Die Not war so groß, dass in den Städten Hunde, Katzen und Pferde gegessen wurden.
Damals hatte niemand ein eigenes Fahrzeug und alle Autobusse waren hoffnungslos überfüllt. Es gab weit mehr Fahrgäste als Plätze und immer mussten Fahrgäste zurückbleiben und auf einen nächsten Bus warten - wenn einer kam. Wenn auf den Bänken bereits statt 2 Personen 4 saßen und im Mittelgang alles zusammengepfercht war, rief der Busfahrer - "geht´s zrück, die anderen wollen auch noch eini". Oft stieg der Fahrer aus und sah sich von außen an, ob noch irgendwo eine Handbreit frei war. Dann schob er die Leute mit den Händen hinein und verriegelte die Tür damit niemand hinausfallen konnte. Halten brauchte sich keiner bei der Fahrt, denn umfallen konnte man nicht. Auf der Fahrt wurde die Menschenmenge zusammengerüttelt und wenn man Glück hatte bekam man soviel Platz, dass man auch den zweiten Fuß hinstellen konnte. Wenn der Bus am Ziel war stieg eine Menschenschlange aus, dass man es nicht glauben konnte, dass sie alle in einem einzigen Bus gewesen sind. Ich fuhr trotzdem lieber mit dem Bus als mit dem Zug. Wenn ich in die Schule fuhr musste ich im Verschiebebahnhof Klaus nach Steyr umsteigen und die Fahrt ging weiter mit der "Schnackerlbahn". Dieser Zug fuhr so langsam, dass man im Sommer während der Fahrt aussteigen konnte um Blumen zu pflücken. Später wurde man von den Amerikanern vor und nach dem Aussteigen aus dem Zug mit Ungeziefervertilgungsmitteln unter den Armen und am Kopf eingesprüht.
In der Schule wurden uns abschreckende Filme über Geschlechtskrankheiten gezeigt.
Die Pullover kratzten, denn sie wurden oft aus Verbandstoff und in Streifen geschnittener Windeln gestrickt. Die Knoten von dem zusammengebundenen Garn juckten auf der Haut.

Nach der Schule saßen wir manchmal rund um ein Lagerfeuer zusammen und sangen: " Heilig Vaterland in Gefahren, deine Söhne sich um dich scharen. Ehe der Fremde dir deine Krone raubt, Deutschland, Deutschland fallen wir lieber Haupt bei Haupt - oder "Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich... schwarzbraun muss mein Mädel sein, gerade so wie ich..."

 Jugendlager im Stodertal


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