Taten, so nannten wir unseren Vater, begann schon um fünf
Uhr früh zu mähen, denn das Gras musste vom Tau noch nass sein. Um seine Hüften war der
Kumpf gebunden, in dem der Wetzstein zum Schärfen der Sense steckte.
Beim Wetzen (Schärfen) hat er immer den Daumen nach unten
gehalten, damit er sich nicht in die Finger schnitt.
Das Mähen auf den buckligen Abhängen war sicher nicht
leicht. Für die Steilhänge hatten wir einen Rechen mit überlangem Stiel. Die
Zähne des Rechens waren aus dem glatten Holz der Berberitzen gemacht.
Das Heu wurde auf der
Wiese in Streifen zum endgültigen Trocknen ausgebreitet.
In der Mittagszeit mussten wir das Heu wenden und in zwei
Zeilen zusammenrechen. Wie Eisenbahnschienen dachte ich immer. Nach einiger
Zeit musste man das Heu umkehren und wenden. Am späten Nachmittag, wenn das Heu
trocken war, wurde es in Tragtücher gebunden und am Kopf in die Scheune
getragen.
Die Heutücher bestanden aus Sackleinen oder aus
Segeltuchplanen. An den Ecken der Tücher waren Eisenringe angenäht, an denen
ein Band befestigt war das durch die Ringe gezogen wurde und am anderen Ende
zugebunden wurde. Dann wurde das Heu auf die Tücher geschaufelt und
zusammengebunden. Das Tragtuch wurde entweder auf dem Rücken, den Schultern
oder auf dem Kopf nach Hause getragen. Dabei konnte man leicht das
Gleichgewicht verlieren. Man musste das Heu über eine Außenstiege ohne Geländer
in den Heustadel tragen. Was das für eine schwere Arbeit war kann sich niemand
vorstellen. Ich musste mit dieser Last ca.180 m gehen und wackelte dann die Außenstiege hinauf. Ich ging wie
ein Kalb, das die ersten Gehversuche macht und konnte jede Sekunde das
Gleichgewicht verlieren.
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