"In Hinterstoder besaß der herzogl, württembergische
Revierjäger Franz Kniewasser eine zahme Gemsgeiß, die er seit zweieinhalb
Jahren im Hause hielt. Das zierliche Tier war weithin bekannt und lenkte immer
wieder die Aufmerksamkeit seiner vielen menschlichen Freunde auf sich, wenn es
munter über Geröll und Gestein hüpfend, unter dem Klang seines Glöckchens neben
seinem besten Freund, dem Jagdhund seines Herrls, in den lichten Tag lief. Am
Sonntag kehrte das Tier von einem Ausflug auf den Gaislitzkogel nicht mehr
zurück. Adolf P., einer der dort beschäftigten Forstarbeiter, hatte die
Gelegenheit wahrgenommen, die arglose zahme Gemsgeiß niederzuknallen.
Als am folgenden Morgen die Gemse nicht, wie gewohnt, mit
den Vorderläufen an die Haustür Kniewassers pochte, um eingelassen zu werden,
nahm der Jäger seinen Hund auf die Suche mit. Die Fährte lenkte die Schritte
der Suchenden bis zum Holzschlag, in welchem Adolf. P. arbeitete und
schließlich bis zu einem Reisighaufen, unter welchem der Forstarbeiter seine
Beute bis Sonntag abends versteckt hatte. Die Durchsuchung der Wohnung von
Adolf. P. ergab noch andere Wilddiebstähle. Die zuletzt erlegte Geiß war mit
zwei Kitzen trächtig".
Adolf P. wurde verhaftet und zu acht Monaten schweren,
verschärften Kerker verurteilt.
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