Freitag, 15. Dezember 2023

Jagdgeschichten

In der Linzer Tagespost, im Kleinen Volksblatt und in der Zeitung der Öffentlichen Sicherheit konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Die Linzer Tages-Post berichtete am 24. September 1882.

Aus Windischgarsten wird uns geschrieben:
Am 9. des Monats September, abends, entfernte sich der 25 Jahre alte Knecht Hermann F., der sonst ein stiller und gelassener Bursche, auch wegen seines Fleißes allgemein beliebt war, ohne Angabe eines Grundes aus seinem Dienstort im Herzoggut zu Vorderstoder. Nachdem er auch die folgenden Tage nicht zum Vorschein kam, so machte natürlich sein plötzliches Verschwinden Aufsehen und man begann nach dem Vermissten zu suchen, um so mehr als man gleichzeitig erfuhr, dass er die Absicht hatte wildern zu gehen und sich zu diesem Zweck am Vortag einen Kugelstutzen gekauft hat.
Dieser erste Versuch als Wildschütz sollte aber für den Burschen verhängnisvoll werden, denn am 17. d. M.wurde er im sogenannten „Graslreith“, Gemeinde Vorderstoder als Leiche aufgefunden. Das von ihm gekaufte Gewehr lag in einer Entfernung von drei Schritten im entladenen Zustand neben der Leiche. Der Leichnam hatte unterhalb des Schulterblattes eine Schusswunde, die nach ärztlichem Gutachten absolut tödlich war, indem der Schuss (ein Schrotschuss) der gegen das Herz gedrungen war, sofort den Tod herbeiführte. Wahrscheinlich wurde der Hahn beim Passieren des dichten Gesträuchs von selbst aufgezogen, so dass der Schuss bei unvorsichtiger Haltung des Gewehres in den Körper des Verunglückten drang. Die Lage, so wie die Ausdehnung der Wunde, so wie die näheren Umstände bei Auffindung der Leiche lassen nach dem Ausspruch der Sachverständigen einen Gewaltakt kaum als wahrscheinlich erkennen; ebenso dürfte Selbstmord ausgeschlossen sein, da der Verunglückte offenbar in der Absicht zu wildern und sich hiebei unkenntlich zu machen, das Gesicht geschwärzt und den Hut umgekehrt hatte.


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Das kleine Volksblatt 1. Juni 1950

Tödlicher Unfall auf der Dachsjagd.
Wie „Das Kleine Volksblatt" aus Ried im Jnnkreis erfährt, war vergangenen Dienstag abends der 57jährige Schmiedemeister Leopold Wallner aus Hinterstoder auf die Dachsjagd gegangen. Er schoss ein junges Tier an und versetzte ihm, da es nicht sofort tot war, einen Schlag mit dem Gewehrkolben, wobei sich aus seiner Büchsflinte ein 9-mm-Kugelschuß löste. Er drang in den rechten Oberbauch in den Körper, riss den Darm auf, durchlöcherte die vordere und hintere Magenwand und trat in der linken Nierengegend wieder aus. Der Verunglückte, der im Krankenhaus Ried operiert wurde, ist seinen Verletzungen bald darauf erlegen.

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Öffentliche Sicherheit Heftnummer 11/1930
An einem verregneten Sommerabend saß ich in einer rauchigen
Wirtshausstube und lauschte — ergeben in mein Schicksal —
den vielen wahrheitsgetreuen Geschichten, die mein Tischnachbar, ein alter Förster, zum Besten gab.
Mit seiner rauen und starken Bruststimme erzählte er mir folgendes, natürlich nicht erlogenes Abenteuer aus seiner Praxis:
„Sehn’s junger Mann“, sprach er väterlich, „ich bin im Wald die meiste Zeit allein und da ist es dann logisch, dass keiner die vielen Abenteuer, die ich erlebt habe, glauben will. Überhaupt die heutige Jugend mit ihrer sogenannten Aufgeklärtheit, was weiß die von den vielen merkwürdigen Dingen, die sich oft in der Einsamkeit der Natur abspielen“.

„Ich war einmal — um ihnen für meine Worte nur ein Beispiel zu geben — auf einer Jagd auf Wildtauben begriffen und erspähte nach langem, vergeblichem Suchen endlich eine solche auf dem dürren Ast einer alten Buche. Vorsichtig schlich ich mich näher, doch die Taube sah mich an. Da ich sie beim Anschlagen des Gewehres unbedingt verscheucht hätte, pirschte ich vorsichtig um den Baum herum: doch immer blickte mir das Tier nach, dabei gemütlich sitzen bleibend. Noch einmal schlich ich um den Baum und das elende Vieh drehte nur seinen Kopf, ohne sich sonst zu bewegen. Endlich war ich an sie so weit heran und wollte gerade losdrücken, da fiel die Taube von dem Ast herunter. Rasch sprang ich hinzu, und was glauben sie, war geschehen? Durch das viele Herumdrehen des Kopfes, hatte sie sich den Hals abgedreht und lag verendet auf dem Boden.“ „Na, was sagen sie dazu? Ist das nicht ganz merkwürdig? Ich glaube heute noch, dass diese Taube Selbstmord begangen hat, nur um sich nicht von mir erschießen zu lassen!“
Auch ich war einem Selbstmord nahe; da ich denselben aber nicht für die Wildtaube machen konnte, so sagte ich nur: „Lieber Herr Förster, ich glaube diese Geschichte; ich muss sie schon gehört haben; sie dürfte schon sehr alt sein!“ „So“, schnaufte der alte Jäger ärgerlich, „dann erzählen sie etwas Neues, wenn sie einem alten Weidmann etwas erzählen können, dass er noch nicht erlebt hat!“ „Warum nicht?“ rief ich, „es gibt auch in der von den Errungenschaften der Technik durchdrungenen Neuzeit merkwürdige Geschichten.
Früher einmal fuhr man mit einem leichten Wagen, mit einem Gaul bespannt, zur Jagd, heute kann man das auch mit dem Auto machen 
“und dabei das ganze Wild verjagen“ unterbrach mich der Alte. „Im Gegenteil“, rief ich, „mit dem Auto kann man dutzende, ja, hunderte Hasen erlegen. Als Beispiel dafür will ich ihnen auch eine Episode erzählen, die mir erst in jüngster Zeit passiert ist:
Ich fuhr an einem Herbstabend mit meinem Freund Wüterich per Auto über einen Feldweg. Da es schon dunkel wurde und der Weg uneben war, ließen wir die Scheinwerfer leuchten. Da, auf einmal, bemerkten wir im Lichte derselben einige Hasen, die von dem Schein wie fasziniert angezogen wurden und direkt in das Auto liefen. Die unvermeidliche Folge war, dass wir zwei überfuhren. Es tat uns um die armen Tiere leid und um nicht noch weitere Hasen auf eine so schreckliche Art ins Jenseits zu befördern, drehten wir das Auto um und fuhren verkehrt, mit den Scheinwerfern rückwärts, nach Hause. Da wir uns nun im Auto umdrehen mussten, um nicht wo anzufahren, sahen wir erst zu Hause, in dem großen Hof unserer Wirtschaft angelangt, hinter uns, was glauben sie? Ungefähr 300 Hasen waren dem Lichte unserer Scheinwerfer gefolgt und der ganze Hof wimmelte nur so von Hasen, zumeist alten Rammlern. Na, was sagen sie dazu, ist das nicht ganz merkwürdig? Ich glaube immer, die Hasen sind aus Kurzsichtigkeit dem Scheinwerfer nachgelaufen, oder sind sie anderer Meinung Herr Förster?“
Eine Weile sog der Nimrod an seiner Pfeife, dann äugte er mich lange an und sagte ernst: „Ich gebe mich geschlagen! Ist ihre Geschichte auch nur eine Lüge, so liegt doch zu viel Wahrheit darinnen, um sie unter das Jägerlatein einzureihen!“

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