Will man im schönen Kitzbühel — von allen, die sich dort zu Hause fühlen, vertraulich "Kitz" genannt — eine Modenschau genießen, braucht man sich bloß auf den Hauptplatz zu stellen, wo die Revue kühn erdachter Trachten und Kostüme schon frühmorgens ihren Anfang nimmt. Wundersames gibt es da zu schauen wo manche Lady fast dem Andreas Hofer gleicht (bis auf den Bart!), wo mancher Graf als Holzknecht vorbei promeniert und phantasievolle Melangen aus Salontoilette und hochalpiner Gewandung vorübermarschieren. Mischungen aus London und Hinterstoder, aus Paris und dem Zillertal. Schwerer noch als all diese Bestandteile auseinander zu halten, ist es, ein Manndl von einem Weibl zu unterscheiden, denn Hosen tragen s' alle, zumindest bis sich der Abend hernieder senkt, bis zur Stunde der Verwandlung, in der aus kühnen Sportlern befrackte Ballfiguren werden und aus handfesten Meisterinnen hauchzarte Modedamen.
Tagsüber aber kann's geschehen, dass man auf der Skiwiese unversehens ein Gespräch anknüpft: „Ihr Fräulein Tochter macht den Stemmbogen schon sehr schön!" sagt man anerkennend zu einem stattlichen Herrn, der verwundert entgegnet, dass das nicht seine Tochter, sondern sein Sohn sei. „Ah, Pardon, natürlich!" entgegnet man beschämt, macht eine Verbeugung zu dem Herrn und sagt freundlich: „Die Ähnlichkeit mit dem Herrn Papa hätte mir doch auffallen müssen", worauf der stattliche Herr ernsthaft böse wird und erklärt: „Ich bin nicht der Herr Papa, sondern die Frau Mama!" Ja, in „Kitz" hat's der Modeberichterstatter nicht leicht, denn Tirolerhüteln thronen auf allen Köpfen, ob nun ein Lord oder eine Marquise darunter ist. Bald ist die Krempe breit, bald ist sie schmal, bald ist nur ein Federl drauf, manchmal ein ganzer Hahn, eines aber ist beim Hut unumstößliches Gebot: Verschossen muss er sein, sonst ist er den Herrschaften nicht „echt" genug. Wenn's ein paar Tage keine Sonne gibt, kommen die Hutgeschäfte mit der verschossenen Ware nicht nach. Wo kriegt man denn ohne Sonne so rasch verschossene Hüte her? Es ist manchmal schwer, so heikle Kundschaften zufriedenzustellen. Manche Männer schwärmen für cremefarbene Skihosen, die auf den ersten Blick ausschauen, als ob der Herr Baron in der Eile nur in den Pyjama gefahren wäre, vielfach sind die Hütchen über und über mit Ski-Abzeichen behängt. Nichtsahnend geht man seines Weges, plötzlich hört man hinten liebliches Geläute erklingen. Man springt zur Seite, denn man glaubt, ein Pinzgauer bespannter Schlitten nahe heran. Aber es ist weit und breit kein Pinzgauer zu sehen, bloß die todschicke Französin kommt daher, deren Abzeichen am Hut so munter scheppern. Manchmal wird das grüne Hütel auch noch zum tief dekolletierten Abendkleid getragen, was sich ganz neckisch ausnimmt, viele haben über die große Toilette den Tiroler Wetterkragen aus Loden geworfen, den man hier „Fleck“ nennt, manche, wie die Marquise de Polignac haben die Skihosen und Nagelschuhe mit einer Nerzjacke kombiniert, die die Kleinigkeit von 6000 bis 7000 Schilling kostet.
(heute ca. 18 bis 21 000 €). Nicht selten taucht im abendlichen Ballsaal ein echtes Tiroler Weiberl auf das rot- weißgetupfte Kopftuch eng umgebunden. Man freut sich, dass auch die Einheimischen einmal drah'n gehen, aber wenn dann das Kopftuch fällt, steht — eine Gräfin da, Brillanten umglitzert und Seiden umflossen; denn Kopftücheln sind in „Kitz“ höchste Eleganz! Nach 11 Uhr Nacht's ist's in allen Lokalen bereits hochfidel. Wenn ein Walzer erklingt, geraten Franzosen und Engländer außer Rand und Band. Sie sind unerhört stolz, wenn sie radebrechend den Refrain mitsingen können: “Donau so blau, so blau...“ So leben sie alle Tage — worüber wir Oesterreicher uns nur freuen können. Denn den hohen Herrschaften g'fallt's bei uns und sie versprechen jetzt schon, nächstes Jahr alle wieder zu kommen!.
Tagsüber aber kann's geschehen, dass man auf der Skiwiese unversehens ein Gespräch anknüpft: „Ihr Fräulein Tochter macht den Stemmbogen schon sehr schön!" sagt man anerkennend zu einem stattlichen Herrn, der verwundert entgegnet, dass das nicht seine Tochter, sondern sein Sohn sei. „Ah, Pardon, natürlich!" entgegnet man beschämt, macht eine Verbeugung zu dem Herrn und sagt freundlich: „Die Ähnlichkeit mit dem Herrn Papa hätte mir doch auffallen müssen", worauf der stattliche Herr ernsthaft böse wird und erklärt: „Ich bin nicht der Herr Papa, sondern die Frau Mama!" Ja, in „Kitz" hat's der Modeberichterstatter nicht leicht, denn Tirolerhüteln thronen auf allen Köpfen, ob nun ein Lord oder eine Marquise darunter ist. Bald ist die Krempe breit, bald ist sie schmal, bald ist nur ein Federl drauf, manchmal ein ganzer Hahn, eines aber ist beim Hut unumstößliches Gebot: Verschossen muss er sein, sonst ist er den Herrschaften nicht „echt" genug. Wenn's ein paar Tage keine Sonne gibt, kommen die Hutgeschäfte mit der verschossenen Ware nicht nach. Wo kriegt man denn ohne Sonne so rasch verschossene Hüte her? Es ist manchmal schwer, so heikle Kundschaften zufriedenzustellen. Manche Männer schwärmen für cremefarbene Skihosen, die auf den ersten Blick ausschauen, als ob der Herr Baron in der Eile nur in den Pyjama gefahren wäre, vielfach sind die Hütchen über und über mit Ski-Abzeichen behängt. Nichtsahnend geht man seines Weges, plötzlich hört man hinten liebliches Geläute erklingen. Man springt zur Seite, denn man glaubt, ein Pinzgauer bespannter Schlitten nahe heran. Aber es ist weit und breit kein Pinzgauer zu sehen, bloß die todschicke Französin kommt daher, deren Abzeichen am Hut so munter scheppern. Manchmal wird das grüne Hütel auch noch zum tief dekolletierten Abendkleid getragen, was sich ganz neckisch ausnimmt, viele haben über die große Toilette den Tiroler Wetterkragen aus Loden geworfen, den man hier „Fleck“ nennt, manche, wie die Marquise de Polignac haben die Skihosen und Nagelschuhe mit einer Nerzjacke kombiniert, die die Kleinigkeit von 6000 bis 7000 Schilling kostet.
(heute ca. 18 bis 21 000 €). Nicht selten taucht im abendlichen Ballsaal ein echtes Tiroler Weiberl auf das rot- weißgetupfte Kopftuch eng umgebunden. Man freut sich, dass auch die Einheimischen einmal drah'n gehen, aber wenn dann das Kopftuch fällt, steht — eine Gräfin da, Brillanten umglitzert und Seiden umflossen; denn Kopftücheln sind in „Kitz“ höchste Eleganz! Nach 11 Uhr Nacht's ist's in allen Lokalen bereits hochfidel. Wenn ein Walzer erklingt, geraten Franzosen und Engländer außer Rand und Band. Sie sind unerhört stolz, wenn sie radebrechend den Refrain mitsingen können: “Donau so blau, so blau...“ So leben sie alle Tage — worüber wir Oesterreicher uns nur freuen können. Denn den hohen Herrschaften g'fallt's bei uns und sie versprechen jetzt schon, nächstes Jahr alle wieder zu kommen!.
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