Prof. Gregor Goldbacher aus Steyr (geb.1875, gest.1950), der auch oft in seinem Haus in Hinterstoder wohnte, erforschte die Herkunft alter Hausnamen in Steyr und dem Steyrtal. Ein Zeitungsartikel in der Oberdonau-Zeitung vom 16. Mai 1943 berichtete darüber.
Der Artikel wurde etwas gekürzt und an unsere Zeit angepasst.
So wie früher bei den Einkehrgasthöfen das Wirtshausschild viel bekannter war als der Name des oft wechselnden Eigentümers; wie die Flößer und Schiffknechte beim "Goldenen Schiff", die Boten und Fuhrleute beim "Schwarzen Bären", "Grünen Baum" oder beim "Goldenen Ochsen" einstellten, so ist es auch bei unseren bäuerlichen Hausnamen, die seit ihrem Entstehen immer der "ruhende Pol" blieben bis zum heutigen Tag. Was würden diese uralten Namen alles erzählen können. Von den Ursachen und den Ereignissen bei der Erbauung der Höfe, von der Bedeutung der Namensgebung. Wenn wir doch die Rätsel lösen könnten, die so manchen Namen geheimnisvoll bis heute umgeben. Besonders bemerkenswert ist, dass auch heute noch die Landleute sich im allgemeinen duzen und nicht beim Schreibnamen, sondern beim Hausnamen ansprechen. "Hast Du keinen Ochsen zu verkaufen, Hintersteiner?" fragte der
Nachbar den Besitzer Ziebermayr? Oder zu seinem Bruder, der der "Feldbauer" ist oder zum zweiten Bruder, der auf dem alten "Eckarthof" schaltet und waltet.
Nur in den seltensten Fällen stimmt der Name des Besitzers mit dem Hausnamen überein, dies hauptsächlich dann, wenn eine lange Geschlechterreihe den Besitz
halten konnte (z.B. Mayr in St. Ulrich, Förster in Gaflenz).
Viele Hausnamen gehen auf das römische major domus, der "Hausmeier", zurück, denn noch heute ist der "Moar" die wichtigste Person im Hause. Die unzähligen Personennamen, welche "Mayr" in der Mitte oder am Ende des Wortes haben, sind ja bekannt; ja es gab in Wien sogar einen "Mayr-Verein" mit vielen Hunderten von Mitgliedern. Von gewissen Namen wissen wir wohl, woher sie rühren; so gehen alle Hausnamen, wie Reiter, Reitner, Reiterer, Bärenreith, Bubenreith, Reithuber, Riedhof, Reuter, Räder,
Sichelrader auf jene alten Zeiten zurück, wo man erst den Wald ausroden musste, um Platz für Siedlungen zu schaffen. Die Namen mit "Zell" (Zellbauer, Zellmayr) weisen auf das eindringende Mönchstum hin. Die "Hube" besitzt 40 Joch Grund, das "Zehetnerhaus" ist das ansehnlichste, der "Lehner" hatte sein Besitztum nur geliehen, der "Riegler" liegt auf einem Bergrücken; in der Nähe des "Unter- und
Oberklausera" und beim "Klausriegler" war seinerzeit eine Klause zum Holzschwemmen, der "Wimmer" hat seinen Namen vom alten Wine (Winerweg), das heißt Weide, der "Schachner" besaß einen "Schacher", das heißt Wald (Thanschachner), der "Hager" hatte für sein Vieh ein Hag errichtet und die vielen "Brandstetter" erinnern daran, dass unsere Bauernhäuser früher zumeist Holzbauten waren und oft dem Feuer zum Opfer fielen.
Eine Wanderung in die "Raming" (die Bedeutung dieses Wortes ist umstritten) sagt uns, dass hier einst Wildnis mit reichem Tierleben herrschte, woran noch viele Hausnamen erinnern, so z.B. "Bärenreith, Bärnebu, Wolfslehm, Wolfsgrub, Fuchs,
Geier, Schweinschwaller, Saurüssel, Falkenvogel" u. a. Das uralte Gehöft "Garolder" auf der Höhe von Ebersegg erinnert an den Markgrafen Gerold und der "Arbacher" an den Markgrafen Aribo. Auf ein hohes Alter blicken auch die Häuser
mit den Namen "Hofstatt" und "Taverne" (Hausmanntaverne, Schloßtaverne u. a.). Letzterer Name bezeichnet ein altes Gasthaus, zumeist heute noch in Betrieb.
In der Zeit, wo in unseren Tälern und Gebirgsgräben das Messerschmiede- und Nagelschmiedhandwerk in Blüte stand, führen uns die Hausnamen Nagelschmiedhaus, Hammerhäusl, Steffelkollerhaus, (Köhler) Schmiedhäusl, Zweckschmied, Klingspiegel, Aufschläger, Kleinhammerhäusl, Hammermeister, Haus auf der Wühr (Wehre im Bach), "Häusl unter der Radsperre" (wo das "Einschleifen" der Wagenräder endete).
Vielfach bestimmte die Lage des Hauses seinen Namen: "Mayrgut auf der Leitn", "Häusl unter der Aichen", "Ober- und Untersteinleitner", "Ennsmühlhäusl", "Roßweidergütl", "Groß- und Kleinlehmbichler", "Grabenhofer", "Unter- und Oberstraßer", "Burgholzer", "Sonnleitner", "Pichlbaumgartner", "Ober-, Unter- und Mittereggergut", "Groß- und Kleinberger", "Windhager", "Tiefenbäck ", die am tiefen Bach wohnenden heißen Tiefenbäcker, die Bewohner von Trattenbach (Trattenbäcker), "Groß- und Kleinwagner", "Schattleitner"; hoch oben liegt das Haus "Sulzstein", wo man früher für das Hochwild durch Salzstreuen eine "Sulz" im Walde bereitete. Die häufig vorkommenden Salpeterausspritzungen an Mauern (in der Mundart "Saliter") haben den Hausnamen "Salitererhaus" verursacht. Auch die alte Bezeichnung "enz", welche "groß" bedeutet, und heute "erz" heißt (Erzherzog, Erzengel, Erzbischof) kommt als Hausname beim Enzenreitergütl sowie beim "Bauer zu Enzengaden" (große Weide!) vor.
Die bäuerlichen Handwerker arbeiteten meist in kleineren Häusern, welche noch heute die entsprechenden Namen tragen. So gibt es Schuster-, Schneider-, Binder-, Nagelschmied-, Kerbler-, Maurer-, Weber- und Mühlzurichterhäusl. Ein Spottname dürfte die "halbe Hub" sein. Auf einer Wasserscheide zwischen Enns
und Steyr liegt das "Gschoadweir", unweit davon das "Mollnerweir", der ausführliche Name, den sich die Mundart abgekürzt hat, lautet Vorder- und Hinterweirmayr. Der "Heinzeibauer" saß jedenfalls gern auf der "Hoanzelbank" und hatte sich manches Werkzeug geschnitzt und in der "Weberpoint" stand sicherlich einst ein alter Webstuhl.
Diese kleine Blütenlese bäuerlicher Hausnamen ist bloß der Umgebung entnommen und birgt trotzdem eine Fülle noch ungeklärter Bedeutungen, denn man stößt
häufig auf Namen, die noch nach ihrer Entschleierung harren. Die vielen Verbindungen mit "dam" (Damberg, Dambach, Damböck, Thambachleitner, Damwild), in alten Urkunden danberc geschrieben, haben noch keine einwandfreie Erklärung gefunden. Recht seltsam klingen auch Namen wie Gugulehner, Seng, Hadelaumgartner, Weichhartsbichler, Niederlaßhäusl, Plabacherhofstatt, Stöcklfurtner, Pokkimmerl, Ramels, Schoiber und viele andere, deren Schreibweise in den Urkunden mancherlei
Rätsel aufgibt. So wird das "Kienauergut" am Kienberg bei Trattenbach schon 1360 Chienav, das Tiefenbäckgut 1374 Tenffenbachgut, der "Mayr zu Werking" bei Garsten "Werkgaden" genannt, die Häuser am Jägerberg (Sankt Ulrich) lagen am "Jagirinberge", die Güter auf dem "Eberleinsweg" (1324) bei Aschach haben ihre Namen beim "Eberlberger" noch erhalten. Uralte Siedlungen sind die Zehenthäuser in Dietach "Unter dem Berg" (1263), heute der "Mayr zu Unterberg" (d. h. unter dem Heuberg) und "In der Gruft" (heute die Kriftner-
sölde). Auf ein besonderes Alter blicken die "Reitnergüter" (alte Rodungen!) bei Christkindl, Schwamming und Tinsting zurück und die "Wolfschwengergüter" werden schon im Jahre 985 unter jenen Orten aufgezählt, von welchen die Kirche in Sierning den Zehent bezog.
In diesem knappen Auszug sollte nur gezeigt werden, wie viel volkskundliche Werte und Hinweise auf die Siedlungsgeschichte in
unseren bäuerlichen Hausnamen enthalten sind.
G. Goldbacher.
Freitag, 27. März 2020
Freitag, 20. März 2020
Anekdoten zur Erinnerung an Anton Bruckner
Über den weltberühmten oberösterreichischen Komponisten Anton Bruckner
(geb.1824 in Ansfelden bei Linz, gest.1896 in Wien) gibt es unzählige
Anekdoten.
"Seine
grandiosen symphonischen Werke finden jetzt auch bei jenen
Anerkennung, die den kindlichen, weltfremden, tief religiösen Mann in
seiner devoten Bescheidenheit einst als verrückten Schulmeister
verlachten."
Das schrieben Zeitungen in den 1920er Jahren aus denen diese drei Anekdoten entnommen sind.
Das schrieben Zeitungen in den 1920er Jahren aus denen diese drei Anekdoten entnommen sind.
Anton Bruckner war auch oft in
Hinterstoder und spielte gerne auf der Orgel in unserer Pfarrkirche.
Wie
sehr er unter den Verfolgungen der ihm feindlichen Wiener Kritik
litt, beweist eine von unterrichteter Seite verbürgte Anekdote.
Bruckner war beim Kaiser zur Audienz, um sich für den ihm verliehenen Franz Joseph Orden zu bedanken. Bei dieser Gelegenheit fragte ihn der Monarch, ob er ihm einen Wunsch erfüllen könne. Nach einer etwas verlegenen Pause meinte Bruckner zögernd:
“O ja Majestät – wenn´s mir da helfen könnten - der Hanslik sekiert mich halt gar so viel…." ( Eduard Hanslik geb.1825, gest.1904) war einer der einflussreichsten österreichischen Musikkritiker seiner Zeit. Er konnte es, so wird berichtet, in der „Freien Presse“ nicht unterlassen, auf Bruckner los zu hacken und ihn gegen Johannes Brahms auszuspielen.)
Bruckner war beim Kaiser zur Audienz, um sich für den ihm verliehenen Franz Joseph Orden zu bedanken. Bei dieser Gelegenheit fragte ihn der Monarch, ob er ihm einen Wunsch erfüllen könne. Nach einer etwas verlegenen Pause meinte Bruckner zögernd:
“O ja Majestät – wenn´s mir da helfen könnten - der Hanslik sekiert mich halt gar so viel…." ( Eduard Hanslik geb.1825, gest.1904) war einer der einflussreichsten österreichischen Musikkritiker seiner Zeit. Er konnte es, so wird berichtet, in der „Freien Presse“ nicht unterlassen, auf Bruckner los zu hacken und ihn gegen Johannes Brahms auszuspielen.)
Bei
aller Bescheidenheit konnte Bruckner auch sehr selbstbewusst sein.
Das zeigte sich als die Wiener Philharmoniker zum ersten Mal eine
Symphonie von Bruckner zur Aufführung brachten.
Der
Komponist besuchte die erste Probe. Den Taktstock führte der
berühmte Dirigent Hans Richter.
Plötzlich
rief Bruckner: "Aber was spieln´s denn da. Das hab ich ja gar nicht
g`schrieben!" Richter entschuldigt sich. Er habe eine Stelle verändert. Sie klinge jedoch jetzt viel besser.
g`schrieben!" Richter entschuldigt sich. Er habe eine Stelle verändert. Sie klinge jedoch jetzt viel besser.
"Was,...verändert
hast du?", schreit Bruckner und dann ganz laut : "Lausbub!"
Als
Lehrer konnte Bruckner sehr ausfällig werden. Einmal putzte er einen
erwachsenen Schüler, der mehrmals die gleiche Stelle falsch auf der
Orgel spielte, furchtbar herunter, bis der sich nicht mehr zu helfen
wusste.
“Aber, Herr Professor, wie können Sie nur so mit mir schreien, mit einem verheirateten Menschen?“
Darauf Bruckner ganz betreten: “ Des hab ich ja gar net g`wusst. Warum habm`s des net schon früher g`sagt?“ Und dann ganz höflich, wie um das Geschehene schnell wieder gut zu machen; „Wie geht`s denn der gnädigen Frau Gemahlin?“
“Aber, Herr Professor, wie können Sie nur so mit mir schreien, mit einem verheirateten Menschen?“
Darauf Bruckner ganz betreten: “ Des hab ich ja gar net g`wusst. Warum habm`s des net schon früher g`sagt?“ Und dann ganz höflich, wie um das Geschehene schnell wieder gut zu machen; „Wie geht`s denn der gnädigen Frau Gemahlin?“
Anton Bruckner auf den alten "Tausend Schilling Geldscheinen" |
Freitag, 13. März 2020
Die letzten Nagelschmiede unserer Alpentäler
Prof. Gregor Goldbacher aus Steyr (geb.1875, gest.1950), der auch oft in seinem Haus in Hinterstoder wohnte, erforschte Geschichte und Heimatkunde in der Stadt Steyr und entlang der Nebenflüsse der Enns, Krems und der Steyr. In einem Zeitungsartikel in der Oberdonau-Zeitung vom 23.1.1944 berichtete er über "Die letzten Nagelschmiede unserer Alpentäler". Der Artikel wurde etwas gekürzt und an unsere Zeit angepasst.
„Wollt ihr Gold auf hundert Jahr, oder Eisen auf immerdar?“, so fragten der Sage nach, in grauer Vorzeit, Zwerge, die Bewohner der grünen Mark in der Gegend des heutigen Eisenerz, als diese die kleinen Männlein vor den bösen Riesen beschützt und versteckt hatten. Einmütig klang der Ruf: „Eisen auf immerdar!“ Und so schüttet der steirische Wunderberg (Erzberg) seit jenen fernen Tagen sein unerschöpfliches Füllhorn des wertvollen Gesteins über die Länder. Tausenden und aber Tausenden Arbeit und Brot schenkend. Eine fast unübersehbare Mannigfaltigkeit von Hämmern und Werkstätten, gleichsam die Kinder des eisernen Bergvaters, wuchs im Laufe der Jahrhunderte empor, nicht nur im Mittelpunkt der einstigen Kleineisenindustrie Steyr, sondern selbst in den einsamen Seitengräben des Enns- und Steyrtales, in den Tälern der Teichl, Pießling, Steyrling und Krems.
In den Sensenhämmern sprühten die Essen, selbst bescheidene Bächlein wurden ausgenützt zum Betrieb der Messerwerke und an den Ufern der vielfach geteilten Steyr rauschten die Wasserräder, die eine billige Antriebskraft für Werkstätten aller Art abgaben.
Wenn wir aber mit unseren „Scheankenschuhen“ (Bergschuhe mit besonderen Nägeln. Heute werden Gummisohlen verwendet) zum sagenhaften „Steinernen Jäger“ am Schieferstein emporstiegen, da hörten wir noch in den 1890er Jahren aus dem lieblichen Losenstein, dem einstigen Mittelpunkt der Nagelindustrie, die geschäftigen Hämmer der fröhlichen, sangesfreudigen Nagelschmiede klingen.
Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts (19. Jhdt, der Artikel wurde 1944 geschrieben) gab es in Losenstein mehr als 600 Arbeiter, die Meister nicht mitgerechnet. In 140 Werkstätten, die der aufmerksame Beobachter noch heute nahezu bei jedem Haus erkennen kann, wurden die geschmiedeten Nägel hergestellt, die dann in alle Welt verschickt wurden. Von vier Uhr früh bis sieben Uhr abends wurde gearbeitet und erst die maschinelle Erzeugung der Nägel bereitete dieser einst so blühenden Industrie ein Ende.
Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts (19. Jhdt, der Artikel wurde 1944 geschrieben) gab es in Losenstein mehr als 600 Arbeiter, die Meister nicht mitgerechnet. In 140 Werkstätten, die der aufmerksame Beobachter noch heute nahezu bei jedem Haus erkennen kann, wurden die geschmiedeten Nägel hergestellt, die dann in alle Welt verschickt wurden. Von vier Uhr früh bis sieben Uhr abends wurde gearbeitet und erst die maschinelle Erzeugung der Nägel bereitete dieser einst so blühenden Industrie ein Ende.
Wenn auch heute noch gewisse Arten von Nägeln, so besonders die
„Scheanken“ für die Bergschuhe, von den Bergsteigern bevorzugt werden, wenn sie handgeschmiedet sind, weil die sogenannten „Flügel" dieser Nägel bei maschineller Erzeugung sich früher loslösen.
Nun ist es still geworden, die Hämmer sind verklungen, die Arbeiter abgewandert oder in die Fabrik Werndls (Waffenfabrik in Steyr) eingetreten.
Dem Geschlecht der Losensteiner Nagelschmiede entspross aber auch der berühmte und unsterbliche Sänger der Ennstaler Berge, Anton Schosser, dessen Vater Bernhard auch ein Nagelschmiedgeselle war und von dem sein Dichterkollege Moser (Bader Moser aus Klaus) sagt:
„Deine Lieder wird man singen — als ein Denkmal alter Sitte bis das deutsche Grün verdorret — unter der Baschkiren Tritte."
Nur eine Nagelschmiede in Losenstein und eine in Laussa arbeiten heute
noch. In Losenstein waren auch neun sogenannte „Zainhämmer“ (Zahnhämmer - Hämmer für Eisenverarbeitung - Zain - stangenförmiger Metallrohling ) in Betrieb, welche das Material für die Nägel zurichteten. Vom Alter dieser Industrie könnte die Burgruine des einst so mächtigen Geschlechtes der Losensteiner erzählen, aber auch eine der ältesten Glocken des Landes, welche seit dem Jahre 1340 im Turm der Losensteiner gotischen Kirche hängt.
Auf der Suche nach Nagelschmieden, die auch heute noch in Betrieb sind, lassen wir uns bei einer stimmungsvollen Floßfahrt bis zur Sandbrücke, ennsabwärts treiben und landen bei der Mündung des Dambaches, der seinen Namen dem „Hausberg“ der Steyrer, dem Damberg, verdankt. Schon die Bauart der netten, kleinen Häuser zeigt uns und wir sehen es aus den Überbleibseln der einstigen Werkstätten in dem lieblichen Tal, das Unterdambach heißt, dass hier einst eine größere Zahl von Eisenarbeitern beschäftigt war. Tatsächlich verdiente noch in der erstem Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Bewohnerschaft des Tales ihren Lebensunterhalt durch die Erzeugung von Nägeln. Hier gab es auch zwei Zainhämmer welche ebenso wie die meisten Nagelschmieden längst verfallen sind. Im Jahre 1894 standen noch vier Werkstätten in Betrieb; gegenwärtig ist’s nur mehr die Brettenthalerschmiede. Einer der beiden „Zainhämmer“ stand beim heutigen Gasthaus „Hammermeister“, das seinen Namen deshalb erhielt, weil eben der Zainhammerbetrieb von einem geprüften Hammermeister geleitet werden musste.
Nun aber treten wir ein in die Werkstätte, welche ihr Aussehen und ihre Einrichtung nicht geändert hat, seit dem Großvater des jetzigen 79jährigen Meisters Brettenthaler. Es sind zwar keine urkundlichen Aufzeichnungen über das Alter und die Geschichte der Dambacher Nagelschmiede vorhanden, aber man darf einen mehr als zweihundertjährigen Bestand dieses Handwerkes als sicher annehmen. Während die Losensteiner Nagelschmiede zumeist Nägel für das Zimmereigewerbe und für Schiffsbauten erzeugten, verlegten sich die Dambacher Schmiede vor allem auf die Herstellung von Schuhnägeln.
Da stehen nun der würdige, alte Meister und seine beiden Söhne bei ihren kleinen Ambossen und mit großer Geschicklichkeit und Schnelligkeit entstehen aus dem glühenden „Zain“ durch einige wuchtige Hammerschläge die Mausköpfeln, Jagernägel, Büffel und die ausgezeichneten „Scheanken“ für die Bergschuhe. Ein riesiger alter Blasebalg wird durch Treten betätigt und hält das kleine Kohle- oder Koksfeuer in Brand, wo die vorgerichteten „Zaine“ glühend gemacht werden. Von aller Herrgottsfrüh bis zum späten Abend, bloß beleuchtet von der Glut des Eisens, wird geschafft und nur selten wendet sich der Blick vom Amboss ab. So füllt sich die Werkbank bis zum Wochenende mit Tausenden von Nägeln, die seit jeher reißenden Absatz fanden und auch in unseren Tagen den Maschinennägeln vorgezogen werden. So mag auch der Wunsch — selbst in unserer bewegten, schicksalsschweren Zeit nicht unberechtigt erscheinen, es möge dieses uralte Handwerk nicht ganz in Vergessenheit geraten und auch in Zukunft wieder junge Leute in seinen Bann ziehen, damit sie es erlernen und weiter übertragen an kommende Geschlechter, ernähren tut es seinen Mann wie so viele andere Gewerbe.
Auf der Suche nach Nagelschmieden, die auch heute noch in Betrieb sind, lassen wir uns bei einer stimmungsvollen Floßfahrt bis zur Sandbrücke, ennsabwärts treiben und landen bei der Mündung des Dambaches, der seinen Namen dem „Hausberg“ der Steyrer, dem Damberg, verdankt. Schon die Bauart der netten, kleinen Häuser zeigt uns und wir sehen es aus den Überbleibseln der einstigen Werkstätten in dem lieblichen Tal, das Unterdambach heißt, dass hier einst eine größere Zahl von Eisenarbeitern beschäftigt war. Tatsächlich verdiente noch in der erstem Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Bewohnerschaft des Tales ihren Lebensunterhalt durch die Erzeugung von Nägeln. Hier gab es auch zwei Zainhämmer welche ebenso wie die meisten Nagelschmieden längst verfallen sind. Im Jahre 1894 standen noch vier Werkstätten in Betrieb; gegenwärtig ist’s nur mehr die Brettenthalerschmiede. Einer der beiden „Zainhämmer“ stand beim heutigen Gasthaus „Hammermeister“, das seinen Namen deshalb erhielt, weil eben der Zainhammerbetrieb von einem geprüften Hammermeister geleitet werden musste.
Nun aber treten wir ein in die Werkstätte, welche ihr Aussehen und ihre Einrichtung nicht geändert hat, seit dem Großvater des jetzigen 79jährigen Meisters Brettenthaler. Es sind zwar keine urkundlichen Aufzeichnungen über das Alter und die Geschichte der Dambacher Nagelschmiede vorhanden, aber man darf einen mehr als zweihundertjährigen Bestand dieses Handwerkes als sicher annehmen. Während die Losensteiner Nagelschmiede zumeist Nägel für das Zimmereigewerbe und für Schiffsbauten erzeugten, verlegten sich die Dambacher Schmiede vor allem auf die Herstellung von Schuhnägeln.
Der 79 Jährige Nagelschmied Brettenthaler in Unterdambach (ganz rechts) mit seinen Söhnen in der Schmiede |
Da stehen nun der würdige, alte Meister und seine beiden Söhne bei ihren kleinen Ambossen und mit großer Geschicklichkeit und Schnelligkeit entstehen aus dem glühenden „Zain“ durch einige wuchtige Hammerschläge die Mausköpfeln, Jagernägel, Büffel und die ausgezeichneten „Scheanken“ für die Bergschuhe. Ein riesiger alter Blasebalg wird durch Treten betätigt und hält das kleine Kohle- oder Koksfeuer in Brand, wo die vorgerichteten „Zaine“ glühend gemacht werden. Von aller Herrgottsfrüh bis zum späten Abend, bloß beleuchtet von der Glut des Eisens, wird geschafft und nur selten wendet sich der Blick vom Amboss ab. So füllt sich die Werkbank bis zum Wochenende mit Tausenden von Nägeln, die seit jeher reißenden Absatz fanden und auch in unseren Tagen den Maschinennägeln vorgezogen werden. So mag auch der Wunsch — selbst in unserer bewegten, schicksalsschweren Zeit nicht unberechtigt erscheinen, es möge dieses uralte Handwerk nicht ganz in Vergessenheit geraten und auch in Zukunft wieder junge Leute in seinen Bann ziehen, damit sie es erlernen und weiter übertragen an kommende Geschlechter, ernähren tut es seinen Mann wie so viele andere Gewerbe.
Freitag, 6. März 2020
Das alte Gewerbe der "Pulvermacher"
Prof. Gregor Goldbacher aus Steyr (geb.1875, gest.1950), der auch oft in seinem Haus in Hinterstoder wohnte, erforschte Geschichte und Heimatkunde der Stadt Steyr und der Orte an den Flüssen Enns, Krems und Steyr.
In einem Zeitungsartikel in der Oberdonau-Zeitung vom 14.11.1943 berichtete er über die Schießpulvermacher, die es längst nicht mehr gibt. Der Franziskanermönch Berthold Schwarz aus Freiburg/Breisgau soll ca. 1359 durch Zufall das Schießpulver (Schwarzpulver), das aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle besteht, erfunden haben.
Der Artikel wurde etwas gekürzt und an unsere Zeit angepasst.
Unter den verschiedenen Gewerben, die in den Tälern der Steyr, Enns und Krems einst durch viele Jahre sesshaft waren, gab es auch das Gewerbe der Pulvermacher, dessen Eigenart noch viele der jetzigen Generation (geschrieben 1943) gekannt haben und das doch so viel volkskundlichen Wert besitzt um nicht vergessen zu werden. Der Wanderer, welcher von der Station Haunoldmühle der gemütlichen Steyrtalbahn durch die Forstau der Grünburgerhütte am Fuße das Hochbuchberges zustrebt, geht an einem sehr schön gestalteten spätbarocken Haus vorüber, welches heute noch das „Pulverhaus“ heißt.
Unweit davon, im tiefen Graben des Rodinger- oder Ruselbaches gab es noch vor einigen Jahrzehnten fünf aus Holz gebaute, durch den Bach betriebene Pulverstämpfe, welche zu dem „Gewerken“, dem Besitzer des schönen Pulvermacherhauses gehörten. Oder wenn man von Micheldorf aus jenen prachtvollen Waldweg beschreitet, der am Fuße der wildgezackten Kremsmauer zum romantischen Kremsursprung und in seinem weiteren Verlauf zur herrlich gelegenen Gradenalm emporsteigt {so genannt nach dem „Graden“, dem Senior der alten Sensenschmiedfamilie Zeitlinger), so bemerkt der erstaunte Wanderer etwas abseits des Weges einige Warnungstafeln mit den Aufschriften „Nicht rauchen! Pulverstampf!“ Denn dort liegen die drei Pulverhütten des Pulverwerkes an der Krems.
Über die Entstehungszeit dieser Pulverstämpfe ist wohl Genaueres nicht bekannt, jedoch ist es sicher, wie Weinbauer in seiner „Heimatkunde des Bezirkes Kirchdorf“ bemerkt, dass „die führende Stellung Österreichs als Militärmacht in der Zeit nach der Erfindung des Schießpulvers, es erklärt, dass dieses an vielen Orten Österreichs hergestellt wurde. Da diese Zeit noch auf das Kleingewerbe eingestellt war, so ist es erklärbar, dass in den Aufzeichnungen aus früheren Zeiten der Name „Saliter“ (Saliter mundartlich für Salpeter) überall aufscheint. Während über das Pulverwerk in der Forstau bei Steinbach keine Aufschreibungen bekannt sind, erscheinen diejenigen von Micheldorf zum Beispiel im Grundbuch Kirchdorf im Jahre 1750 unter dem Namen „Pulvermacher“ an der "Schneidermühl“, zugehörig dem Landgerichte Spital am Pyhrn und unterstanden der Herrschaft Klaus. Bis vor kurzem wurde hier noch Sprengpulver erzeugt, gegenwärtig sind die Stampfe stillgelegt, welche früher Tag und Nacht in Betrieb waren und in die Stille der schönen Bergeinsamkeit durch ihr gleichmäßiges aber unaufdringliches Pochen eine seltsame Musik brachten. Die Pulver- oder Saliterer-Knechte waren zumeist Leute, welche nicht viel Lust zum Militärdienst hatten und waren von diesem auch auf Lebenszeit befreit.
Dieses Handwerk barg allerlei Gefahren in sich, weshalb auch die Stampfe abseits der Wege lagen und die Arbeiter keine genagelten Schuhe trugen, sondern nur in sogenannten „Holztrittlingen" (Holz, damit keine Funken entstehen können) den Stampf betreten durften. Durch Unvorsichtigkeit flog manchmal ein solches Werk in die Luft und verursachte den Tod von Arbeitern. Das erzeugte Pulver wurde zumeist mit zweispännigen Fuhrwerken alle vierzehn Tage nach Linz gebracht und dort bei einem der heute noch teilweise erhaltenen alten Festungstürme, der einstigen maximilianischen Stadtbefestigung, an die Staatsverwaltung abgeliefert.
Nun möge noch ein Blick auf die seinerzeitige Beschaffung der drei Pulverbestandteile Schwefel, Kohle und Salpeter gerichtet werden. Was den Schwefel betrifft, so kann nicht mit Sicherheit behauptet werden ob nicht die Hausierer der damaligen Zeit die sogenannten „Venedigermander“ ihn aus Italien brachten. Jedenfalls stammte dieser wichtige Bestandteil aus Sizilien oder aus der Umgebung von Neapel. Die Beschaffung der notwendigen Holzkohle zur Pulvererzeugung war ziemlich umständlich, denn es eigneten sich dafür nur gewisse Stauden, so insbesondere der Faulbaum, im Volksmund eben Pulverholz genannt, dann die Elexe (Prunus padus) oder Traubenkirsche, deren schöne weiße Blütentrauben in schwarze Beeren übergehen und schließlich für Sprengpulver auch die Roterle. Diese Stauden kommen in Bergwäldern vor; es wurden nur daumendicke Äste genommen, die schwarz-weiß getupfte Rinde entfernt und das schöne gelbe Holz in „Hürdeln“ gebunden. Buben und arme Bauernknechte befassten sich mit dem mühsamen Einsammeln des Pulverholzes um sich bei der Ablieferung etwas zu verdienen. Dass dieses Rohmaterial ziemlich schwierig zu beschaffen war, zeigt der Umstand, dass für ein Klafter (1 Klafter=1.80m) Pulverholz elf Gulden bezahlt wurden.
Um die Kohle zu gewinnen, wurden tiefe Gruben im Erdreich ausgehoben, am Grunde derselben ein Feuer entzündet; das Pulverholz in Bündeln geschichtet, darüber gelegt und das Ganze mit einem eisernen Deckel fest verschlossen, um nur Verkohlung, aber nicht Verbrennung zu erzielen. Auch die Beschaffung des Salpeters war nicht sehr einfach. An feuchten Hausmauern, insbesondere an Stallungen, findet man häufig eine weißliche Ausschwitzung, welche nichts anderes ist als der „Saliter“. Es hätte jedoch das Abkratzen dieses dünnen Belages zur Pulvererzeugung nicht ausgereicht. Über die Herstellung dieses wichtigen Bestandteiles sagt nun Weinbauer in seiner schon erwähnten Heimatkunde, dass den „Saliterern“ das vom Landesherrn erworbene Recht zustand, in allen Häusern unter dem Boden den Grund auf Salpeter auszulaugen.
"Die häufigste Art der damaligen Salpetergewinnung", berichtet Weinbauer, war diese; Der Saliterer schichtete mit seinem Knecht trockene, fette Erde, legte darüber eine Mischung von gebranntem Kalk und Asche von Eichen oder Buchen, dann kam wieder eine Lage Erde, darüber wieder eine Kalk-Aschenmischung usw. bis die schön geschichtete Tortenform da stand; dies alles wurde an einer vor Regen möglichst geschützten Lage ausgeführt. Von Zeit zu Zeit, etwa 2 bis 3 Jahre hindurch, wurde die Masse mit Jauche übergossen. Durch Auslaugung gewann man nun eine unreine Salpeterlösung, welche in einer Siederei gereinigt wurde. Hier kam zur unreinen Lösung Kaliumkarbonat, das die letzte Veränderung im Kessel hervorrief. Das Ganze wurde filtriert, wodurch die kleinsten festen Bestandteile abgefangen wurden. Die sonst schon reine, aber noch wässerige Lösung wurde eingedämpft und der Rückstand, Salpeter, war zum Verkauf bereit."
Wie man daraus ersehen mag, bedurfte es wohl vieler, über das Land verstreuter Erzeugungsstätten dieser Art, um den Pulverbedarf des Militärs zu decken und eine Kampfhandlung heutigen Ausmaßes wäre hierdurch gänzlich undenkbar. Dem verflossenen heimatlichen Gewerbe der wackeren „Saliterer“ aber sei durch diese Zeilen gedacht und gerne plaudere ich mit jenen Alten, welche als Buben sich durch Pulverholz tragen so manchen „Batzen“ verdienten.
Altes Pulvermacherhaus in der Forstau
In einem Zeitungsartikel in der Oberdonau-Zeitung vom 14.11.1943 berichtete er über die Schießpulvermacher, die es längst nicht mehr gibt. Der Franziskanermönch Berthold Schwarz aus Freiburg/Breisgau soll ca. 1359 durch Zufall das Schießpulver (Schwarzpulver), das aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle besteht, erfunden haben.
Der Artikel wurde etwas gekürzt und an unsere Zeit angepasst.
Unter den verschiedenen Gewerben, die in den Tälern der Steyr, Enns und Krems einst durch viele Jahre sesshaft waren, gab es auch das Gewerbe der Pulvermacher, dessen Eigenart noch viele der jetzigen Generation (geschrieben 1943) gekannt haben und das doch so viel volkskundlichen Wert besitzt um nicht vergessen zu werden. Der Wanderer, welcher von der Station Haunoldmühle der gemütlichen Steyrtalbahn durch die Forstau der Grünburgerhütte am Fuße das Hochbuchberges zustrebt, geht an einem sehr schön gestalteten spätbarocken Haus vorüber, welches heute noch das „Pulverhaus“ heißt.
Das Foto zeigt eine Gruppe Maturanten mit Prof. G. Goldbacher in der Nähe der Grünburger Hütte ca.1918 |
Unweit davon, im tiefen Graben des Rodinger- oder Ruselbaches gab es noch vor einigen Jahrzehnten fünf aus Holz gebaute, durch den Bach betriebene Pulverstämpfe, welche zu dem „Gewerken“, dem Besitzer des schönen Pulvermacherhauses gehörten. Oder wenn man von Micheldorf aus jenen prachtvollen Waldweg beschreitet, der am Fuße der wildgezackten Kremsmauer zum romantischen Kremsursprung und in seinem weiteren Verlauf zur herrlich gelegenen Gradenalm emporsteigt {so genannt nach dem „Graden“, dem Senior der alten Sensenschmiedfamilie Zeitlinger), so bemerkt der erstaunte Wanderer etwas abseits des Weges einige Warnungstafeln mit den Aufschriften „Nicht rauchen! Pulverstampf!“ Denn dort liegen die drei Pulverhütten des Pulverwerkes an der Krems.
Über die Entstehungszeit dieser Pulverstämpfe ist wohl Genaueres nicht bekannt, jedoch ist es sicher, wie Weinbauer in seiner „Heimatkunde des Bezirkes Kirchdorf“ bemerkt, dass „die führende Stellung Österreichs als Militärmacht in der Zeit nach der Erfindung des Schießpulvers, es erklärt, dass dieses an vielen Orten Österreichs hergestellt wurde. Da diese Zeit noch auf das Kleingewerbe eingestellt war, so ist es erklärbar, dass in den Aufzeichnungen aus früheren Zeiten der Name „Saliter“ (Saliter mundartlich für Salpeter) überall aufscheint. Während über das Pulverwerk in der Forstau bei Steinbach keine Aufschreibungen bekannt sind, erscheinen diejenigen von Micheldorf zum Beispiel im Grundbuch Kirchdorf im Jahre 1750 unter dem Namen „Pulvermacher“ an der "Schneidermühl“, zugehörig dem Landgerichte Spital am Pyhrn und unterstanden der Herrschaft Klaus. Bis vor kurzem wurde hier noch Sprengpulver erzeugt, gegenwärtig sind die Stampfe stillgelegt, welche früher Tag und Nacht in Betrieb waren und in die Stille der schönen Bergeinsamkeit durch ihr gleichmäßiges aber unaufdringliches Pochen eine seltsame Musik brachten. Die Pulver- oder Saliterer-Knechte waren zumeist Leute, welche nicht viel Lust zum Militärdienst hatten und waren von diesem auch auf Lebenszeit befreit.
Dieses Handwerk barg allerlei Gefahren in sich, weshalb auch die Stampfe abseits der Wege lagen und die Arbeiter keine genagelten Schuhe trugen, sondern nur in sogenannten „Holztrittlingen" (Holz, damit keine Funken entstehen können) den Stampf betreten durften. Durch Unvorsichtigkeit flog manchmal ein solches Werk in die Luft und verursachte den Tod von Arbeitern. Das erzeugte Pulver wurde zumeist mit zweispännigen Fuhrwerken alle vierzehn Tage nach Linz gebracht und dort bei einem der heute noch teilweise erhaltenen alten Festungstürme, der einstigen maximilianischen Stadtbefestigung, an die Staatsverwaltung abgeliefert.
Nun möge noch ein Blick auf die seinerzeitige Beschaffung der drei Pulverbestandteile Schwefel, Kohle und Salpeter gerichtet werden. Was den Schwefel betrifft, so kann nicht mit Sicherheit behauptet werden ob nicht die Hausierer der damaligen Zeit die sogenannten „Venedigermander“ ihn aus Italien brachten. Jedenfalls stammte dieser wichtige Bestandteil aus Sizilien oder aus der Umgebung von Neapel. Die Beschaffung der notwendigen Holzkohle zur Pulvererzeugung war ziemlich umständlich, denn es eigneten sich dafür nur gewisse Stauden, so insbesondere der Faulbaum, im Volksmund eben Pulverholz genannt, dann die Elexe (Prunus padus) oder Traubenkirsche, deren schöne weiße Blütentrauben in schwarze Beeren übergehen und schließlich für Sprengpulver auch die Roterle. Diese Stauden kommen in Bergwäldern vor; es wurden nur daumendicke Äste genommen, die schwarz-weiß getupfte Rinde entfernt und das schöne gelbe Holz in „Hürdeln“ gebunden. Buben und arme Bauernknechte befassten sich mit dem mühsamen Einsammeln des Pulverholzes um sich bei der Ablieferung etwas zu verdienen. Dass dieses Rohmaterial ziemlich schwierig zu beschaffen war, zeigt der Umstand, dass für ein Klafter (1 Klafter=1.80m) Pulverholz elf Gulden bezahlt wurden.
Um die Kohle zu gewinnen, wurden tiefe Gruben im Erdreich ausgehoben, am Grunde derselben ein Feuer entzündet; das Pulverholz in Bündeln geschichtet, darüber gelegt und das Ganze mit einem eisernen Deckel fest verschlossen, um nur Verkohlung, aber nicht Verbrennung zu erzielen. Auch die Beschaffung des Salpeters war nicht sehr einfach. An feuchten Hausmauern, insbesondere an Stallungen, findet man häufig eine weißliche Ausschwitzung, welche nichts anderes ist als der „Saliter“. Es hätte jedoch das Abkratzen dieses dünnen Belages zur Pulvererzeugung nicht ausgereicht. Über die Herstellung dieses wichtigen Bestandteiles sagt nun Weinbauer in seiner schon erwähnten Heimatkunde, dass den „Saliterern“ das vom Landesherrn erworbene Recht zustand, in allen Häusern unter dem Boden den Grund auf Salpeter auszulaugen.
"Die häufigste Art der damaligen Salpetergewinnung", berichtet Weinbauer, war diese; Der Saliterer schichtete mit seinem Knecht trockene, fette Erde, legte darüber eine Mischung von gebranntem Kalk und Asche von Eichen oder Buchen, dann kam wieder eine Lage Erde, darüber wieder eine Kalk-Aschenmischung usw. bis die schön geschichtete Tortenform da stand; dies alles wurde an einer vor Regen möglichst geschützten Lage ausgeführt. Von Zeit zu Zeit, etwa 2 bis 3 Jahre hindurch, wurde die Masse mit Jauche übergossen. Durch Auslaugung gewann man nun eine unreine Salpeterlösung, welche in einer Siederei gereinigt wurde. Hier kam zur unreinen Lösung Kaliumkarbonat, das die letzte Veränderung im Kessel hervorrief. Das Ganze wurde filtriert, wodurch die kleinsten festen Bestandteile abgefangen wurden. Die sonst schon reine, aber noch wässerige Lösung wurde eingedämpft und der Rückstand, Salpeter, war zum Verkauf bereit."
Wie man daraus ersehen mag, bedurfte es wohl vieler, über das Land verstreuter Erzeugungsstätten dieser Art, um den Pulverbedarf des Militärs zu decken und eine Kampfhandlung heutigen Ausmaßes wäre hierdurch gänzlich undenkbar. Dem verflossenen heimatlichen Gewerbe der wackeren „Saliterer“ aber sei durch diese Zeilen gedacht und gerne plaudere ich mit jenen Alten, welche als Buben sich durch Pulverholz tragen so manchen „Batzen“ verdienten.
G. Goldbacher.
Der Mönch Berthold Schwarz erfindet das Schießpulver |
Montag, 2. März 2020
Sonntag, 1. März 2020
Siegerehrung zum Weltcup Super-G in Hinterstoder am 29.2.2020
1. Vincent Kriechmayr
2. Mauro Caviezel
3. Matthias Mayr
Fotos: Hofrat DI. Fritz Schwarz, Traude Schachner