Über die Kirchenglocken, die zu Ostern nach Rom "fliegen" und statt dessen Ratschen zur Andacht rufen, erzählt P. Innerkofler in der Vorarlberger Landes-Zeitung am 4.4.1931.
Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.Was ich erzähle, ist wirklich geschehen! In einem Tourismusort war es. Hoch auf dem Berge ist dort ein alter Pfarrhof und die Pfarrkirche.
Wieder einmal war die Karwoche gekommen, und gerade am Karfreitag stieg ein „distinguierter" Hotelgast den Berg hinauf und bat, die alte Kirche anschauen zu dürfen. Bereitwillig übernahm es der jugendliche Hilfsgeistliche des Pfarrers,
den Fremden zu führen und ihm alles zu erklären.
Den jungen Geistlichen muss man kennen: schon von weitem sieht man ihm den Schalk an. Er hatte es bald heraus, dass der Fremde kein Christ war. Ganz ernst erklärte der junge Geistliche alles: was zu zeigen war und er wusste es recht gut, die Aufmerksamkeit und begeisterte Teilnahme des Herrn zu wecken.
Da war es eben 12 Uhr mittags geworden, und vom Turm dröhnte das Geklapper der Karfreitagsratschen.
„Was ist denn das?" fragte der Fremde sichtlich erschrocken.
„Das Zeichen zum 12-Uhr-Angelus."
„Ja, warum läuten sie da nicht die Glocken?" —
„Die Glocken sind eben weg", erklärte schalkhaft lakonisch der Geistliche. „Aber das ist doch schade!" meinte der fremde Gast."
„Da sollten sie das Geläute doch reparieren lassen. Für das Volk ist es doch viel erhebender, wenn wieder die Glocken läuten statt eines solchen Geklappers wie vorhin."
„Da haben Sie ganz recht", antwortete der Geistliche, „das denken wir eben auch. Darum warten Sie nur, am Karsamstag können wir die Glocken schon wieder läuten.
Sie werden es dann hören."
„Aha, ich verstehe", sagte der Fremde, „da sind sie mit der Reparatur fertig: das ist gescheit. Na, ohne Glocken kann man das Volk nicht lassen."
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