Drei Männer in eifrigem Gespräch vertieft, saßen an einem Tisch. Einer von ihnen hieß Biedermann.
Biedermann begann:
„Ich habe zwar meine Frau schon oft geschlagen, nach Strich und Faden, dass Ihr
Hören und Sehen verging — aber so wie gestern habe ich sie noch nie geschlagen — das war direkt eine Lust!" Die Freunde jubelten.
„Bravo, Biedermann! Nur weiter so!"
Dem Herrn am Nebentisch wurde das zu bunt.
„Das sagen Sie auch noch“, schrie er voller Zorn, „damit rühmen Sie sich noch? Pfui Teufel! Eine wehrlose Frau schlagen! Das ist wohl das Niederträchtigste, was es auf der Welt gibt!"
„Nun machen Sie aber einen Punkt!" brummte Biedermann. Der Herr ließ nicht locker. „Schämen Sie sich nicht? Kriechen Sie in kein Mausloch? Ausspucken möchte man vor Ihnen! Eingesperrt gehören Sie! Und ihr andern, ihr jubelt dem rohen Kerl noch zu!“
Ihr schlagt wohl auch eure Frauen, was?"
Die Freundesrunde saß verdutzt.
„Freilich", nickten sie.
„Was?"
„Das wäre Ja noch schöner, wenn wir unsere eigenen Frauen nicht schlagen dürften!“
Das war dem fremden Mann zuviel.
Drohend ballte er die Fäuste: „Ihr Lumpen! Ihr Verbrecher!“
Da ging die Tür des Gastzimmers auf. Frau Biedermann erschien. Freundlich trat sie zu ihrem Mann.
„Da bist du ja", sagte sie zu Ihm.
Der fremde Herr machte eine Verbeugung.
„Gestatten, ich heiße Zumpe, habe eben Ihrem sauberen Gemahl Bescheid gesagt. Er sitzt hier im Gasthaus herum und rühmt sich, Sie gestern geschlagen zu haben! Was sagen Sie dazu?“
Frau Biedermann lächelte freundlich:
„Er hat mich geschlagen."
„Und das lassen Sie sich gefallen?"
Warum nicht? Heute schlägt er mich, morgen schlage ich Ihn."
„Was? Sie schlagen ihn auch?“
„Nach Strich und Faden!“
Der fremde Herr schaute entgeistert.
„Das sind ja reizende Familienverhältnisse!“ rief er schließlich. Frau Biedermann schüttelte lächelnd den Kopf.
„Was haben Sie eigentlich dagegen, junger Mann“, fragte sie, „wenn ich abends mit meinem Mann eine Partie Schach spiele?" Jo Hanns Rösler
Der beste Schutz..
„Was haben Sie eigentlich dagegen, junger Mann“, fragte sie, „wenn ich abends mit meinem Mann eine Partie Schach spiele?" Jo Hanns Rösler
Hermann Bahr, der geistreiche Dichter, der seine Linzer Heimatstadt zeit seines Lebens hochgehalten hat, wurde einmal von einem jungen Poeten bedrängt, der ihm seine neuesten Gedichte vorlas und dessen größte Sorge es war, wie er diese seine Werke, die er zu veröffentlichen gedenke, am sichersten vor Nachdruck schützen könnte. „Hm", meinte Hermann Bahr lächelnd, „In diesem Falle sind besondere Maßnahmen kaum notwendig. Diese Dinger schützen sich selber..."
Hermann Bahr (geb.1863, gest.1934) Schriftsteller und Dramatiker.
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