Fotos: Traude Schachner
Sonntag, 27. November 2022
Freitag, 25. November 2022
Seltsame Geschichten
Im Grazer Tagblatt, im Prager Tagblatt und im Tagblatt konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. ********
Grazer Tagblatt 1. August 1912
Raffaels Madonna und - die Zwiebel.
Eine reizende Anekdote, die wenig bekannt sein dürfte, weiß die „Jtalia Centale" von Raffael zu berichten.
Grazer Tagblatt 3. April 1931
Als der Dollar verachtet war.
Tagblatt 1. März 1927
Der "Alles Macher"
Mussolini heißt im Jahr 1927 im italienischen Volkswitz nur mehr „fattuto" oder „fattut" - "Alles Macher". Das Wort ist natürlich verboten und wer erwischt wird, wandert hinter Gitter. In diesem Wort drückt sich aus, was das italienische Volk von seiner Diktatur, seiner modernen Tyrannei denkt. Es macht ihn für alles verantwortlich, was in Italien geschieht. Es drückt sich darin auch aus, dass ihm die Herrschaft Mussolinis etwas Fremdes ist, etwas, das über das italienische Volk verhängt ist, was man ertragen muss, so lange man es nicht ändern kann. Über das Verhältnis zwischen dem König und besonders über des Königs bescheidene Rolle neben dem alles Macher Mussolini, erzählt folgende kleine Anekdote:
Raffael Sanzio (geb. 1483, gest.1520) Maler und Architekt der italienischen Hochreneissance |
Grazer Tagblatt 1. August 1912
Raffaels Madonna und - die Zwiebel.
Eine reizende Anekdote, die wenig bekannt sein dürfte, weiß die „Jtalia Centale" von Raffael zu berichten.
Raffael besaß mehr als das gewöhnliche Maß von Faulheit, und sein Beschützer und Gönner, Leo X., hatte des öfteren Anlass, dem Meister ernste Vorhaltungen zu machen. Da selbst die besten Worte nichts fruchteten, schloss der Papst ihn eines Tages kurzerhand ins Atelier ein, ließ ihm aber vorher ein großes Brot und eine riesige Menge Zwiebeln als einzige Nahrung verabfolgen. Dann sollte der Meister ans Werk gehen. Raffael sann auf Rache. Er pinselte frisch drauf los, und die Madonna, mit der er gerade beschäftigt war, war rasch vollendet. Aber an Stelle des liebreizenden Gesichtes, das eine Madonna gewöhnlich zu haben pflegt, zeigte Raffaels neue Schöpfung ein entsetztes, halb abgewandtes Gesicht, auf dem deutlich Spuren von Ekel zu sehen waren.
Als Leo X. nach einiger Zeit das Atelier mit seinem Gefolge betrat, stutzte er beim Anblick der Madonna, zog dann die Stirne kraus und sagte in bitterbösem Tone: „Raffael! Was soll denn das heißen?"— „Mit Verlaub, Eure Heiligkeit, ich verstehe wirklich nicht ..."— „Was ich sagen will? Warum hat die Madonna ihr Gesicht abgewendet?"— Eure Heiligkeit," antwortete demütig der Künstler, „die Madonna ist angeekelt!"
Leo X. sah Raffael scharf an, er traute seinen Ohren kaum als Raffael die Zweifel in seines Herrn Gesicht sah, da beeilte er sich, zu erklären: „Mit Verlaub, Eure Heiligkeit, der Madonna ist übel geworden von den vielen Zwiebeln, die Eure Heiligkeit mir zugewiesen haben."
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Grazer Tagblatt 3. April 1931
Als der Dollar verachtet war.
Nicht immer war der Dollarschein ein begehrtes Papierchen.
In den ersten Jahren seines Bestehens hatten die Vereinigten Staaten ebenso sehr über die Missachtung des Papiergeldes zu klagen wie Ungarn in den schlimmsten Zeiten der Inflation.
Darüber erzählt man in Amerika oft folgende Anekdote. Einem Dampfer, der den Mississippi hinunterfuhr, war das Brennmaterial ausgegangen. Kurz entschlossen, steuerte der Kapitän auf das Ufer zu und warf Anker. „Ist das nicht Ihr Wald?" rief er einem Mann zu, der an der Reling stand. „Gewiss!" antworte der. „Wollen Sie ihn mir nicht verkaufen?"— „Ja!"— „Nehmen Sie Papiergeld?"— „Warum nicht?"— „Wie viel wollen Sie?"—
„Soviel Zentner Holz, soviel Zentner Papier!" war die ernsthafte Antwort.
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Tagblatt 1. März 1927
Der "Alles Macher"
Mussolini heißt im Jahr 1927 im italienischen Volkswitz nur mehr „fattuto" oder „fattut" - "Alles Macher". Das Wort ist natürlich verboten und wer erwischt wird, wandert hinter Gitter. In diesem Wort drückt sich aus, was das italienische Volk von seiner Diktatur, seiner modernen Tyrannei denkt. Es macht ihn für alles verantwortlich, was in Italien geschieht. Es drückt sich darin auch aus, dass ihm die Herrschaft Mussolinis etwas Fremdes ist, etwas, das über das italienische Volk verhängt ist, was man ertragen muss, so lange man es nicht ändern kann. Über das Verhältnis zwischen dem König und besonders über des Königs bescheidene Rolle neben dem alles Macher Mussolini, erzählt folgende kleine Anekdote:
Großer Empfang im Palazzo Chigi. Im Vordergrund Mussolini, dick und prächtig, der König Viktor Emanuel III 1,53 m klein und schmächtig im Hintergrund. Völlig unbeachtet steht er abseits — nur sein Adjutant umschwänzelt ihn. Da entfällt dem König das Taschentuch. Dienstbeflissen springt der Adjutant hinzu und überreicht dem König sein „Fazolettlein".
Der König dankt geradezu in überströmender Weise, so daß der Adjutant sich „erkühnt" zu fragen, warum der König aus dem kleinen Dienst so viel Aufhebens mache.
Darauf der König: „Ja, mein Lieber, das verstehen Sie nicht. Dieses Taschentuch ist die einzige Angelegenheit, wo ich noch die Nase hineinstecken darf“.
Freitag, 18. November 2022
Alte Zeitungen erzählen interessante Anekdoten.
Im Salzburger Kirchenblatt, im Pilsner Tagblatt und im Prager Tagblatt konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. ********
Für diejenigen, die das Duell als die beste Methode eine Beleidigung oder Beilegung eines Streites ansehen, sei hiermit folgende Anekdote erzählt, die aus Südamerika herüberkommt.
Ein reicher Kaufmann in Valparaiso, von einem Offizier zum Zweikampf herausgefordert, richtet an seinen Gegner nachstehenden einfachen Brief:
Duell |
Salzburger Kirchenblatt 4. August 1870
Der Duellunfug. Für diejenigen, die das Duell als die beste Methode eine Beleidigung oder Beilegung eines Streites ansehen, sei hiermit folgende Anekdote erzählt, die aus Südamerika herüberkommt.
Ein reicher Kaufmann in Valparaiso, von einem Offizier zum Zweikampf herausgefordert, richtet an seinen Gegner nachstehenden einfachen Brief:
“Ich habe nicht den mindesten Wunsch sie zu töten, noch viel weniger wünsche ich getötet zu werden. Hören sie meinen Vorschlag: Gehen sie zu dem nächsten Gehölz, suchen sie einen Baum von etwa meiner Stärke aus, stellen sie sich ihm 50, 30 oder gar 15 Schritte – ganz nach ihrem Belieben gegenüber und feuern sie tapfer auf den Baum los. Treffen sie ihn so will ich bekennen dass ich im Unrecht war und Abbitte tun.“
Der Offizier lachte und sein Zorn verrauchte. Er lud seinen Gegner zum Essen ein und beim vollen Glas wurde die Versöhnung geschlossen.
Der Offizier lachte und sein Zorn verrauchte. Er lud seinen Gegner zum Essen ein und beim vollen Glas wurde die Versöhnung geschlossen.
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Pilsner Tagblatt 29. Mai 1935
„Was ist süßer als Met? (Honigwein)
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Prager Tagblatt 4. Mai 1914
„Was ist süßer als Met? (Honigwein)
Der Tau des Himmels. Und was ist süßer als Tau? Honig von der Bergwiese und was ist süßer als Honig? Nektar und als Nektar? Ein Kuss."
Noch vor einem Viertel Jahrhundert galt „ein Kuss ohne Bart" als „ein Ei ohne Salz". So klagt in einer rumänischen Ballade ein junger Mann: „Ach ich bin noch zu jung zum heiraten, mein Bart ist noch nicht gesprossen. Welche Frau würde mich denn küssen?"
Und auf Jütland sagten die Mädchen: „Einen Burschen ohne ein bisschen Tabak und ohne Bart küssen, das ist, als ob man eine Lehmwand küsst".
Über die Wirkung des Kusses gibt es sehr verschiedene Äußerungen.
Ein italienisches Sprichwort behauptet: „Ein Mund ist darum nicht schlechter, weil er geküsst worden ist" und ein französischer Dichter sagt: „Auch zwei Küsse tauscht man aus wie zwei Kugeln, die das Ziel verfehlen und der Ehre ist genüge getan."
In Norwegen heißt es in einem Lied: „Jens Johannsen der tapfere Gote, gab dem Mädchen einen guten Kuss auf den Mund, er küsste sie einmal und immer wieder aber jedes Mal war sie in gleicher Weise froh“.
In Deutschland sagt man, einen Kuss kann man zwar abwischen aber das Feuer im Herzen nicht löschen.
Den Gedanken, den wir mit der Redensart bezeichnen: “Einen gestohlenen Kuss zurück geben“, drückt der Spanier so aus: „Schimpft die Mutter die Tochter, dass sie sich einen Kuss hat geben lassen, so gib ihn ihr zurück, liebes Mädchen, denn dann muss sie den Mund halten“.
Auch eine französische Anekdote berichtet von einem Studenten, der sich die Freiheit nahm, ein junges Mädchen zu küssen. Sie wurde jedoch sehr ärgerlich und nannte ihn einen unverschämten Affen, woraus er mit unwiderlegbarer Logik entgegnete: „Aber mein Fräulein, kränken sie sich nicht! Wenn der Kuss ihnen unangenehm ist, so geben Sie ihn mir zurück."
Freundschaftlicher scheint das Übereinkommen zwischen einem dänischen Brautpaar gewesen zu sein, das die Verlobung auflösen wollte. „Es ist am besten, wenn wir die ausgetauschten Briefe zurück geben" sagte er gemessen. „Gut", erwiderte sie, „sollten wir aber nicht gleichzeitig auch alle unsere Küsse zurück geben ?" Das geschah, und so wurde das Verlöbnis neu geschlossen.
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Prager Tagblatt 4. Mai 1914
Caruso und Crusoe.
Enrico Caruso erzählte gerne in Gesellschaft, dass die berühmten Leute so berühmt sind, wie sie selbst es sich einbilden. Als Beispiel dafür hat er die folgende Anekdote zum Besten gegeben.
Vor einiger Zeit machte Caruso eine Automobilfahrt durch die Vereinigten Staaten. Sein Automobil erlitt eine Panne und während der Fahrer die nötigen Ausbesserungen ausführte, ging er in eine am Wege liegende Farm. Der Farmer und der Sänger plauderten einige Zeit in der Küche vor dem Herd und der Amerikaner erkundigte sich höflich nach dem Namen seines Gastes. Als er hörte, dass dieser Caruso heiße schlug er vor Erstaunen die Hände zusammen und schrie: „Crusoe, Robinson Crusoe, der berühmte Reisende! Ich hätte nie gedacht, dass ich alter Mann noch einmal solch einen berühmten Menschen zu sehen bekomme." Natürlich ließ der Sänger den Farmer bei seinem Glauben.
Donnerstag, 17. November 2022
Freitag, 11. November 2022
Geschichten von Katzen .
Im Pilsner Tagblatt 23. Mai 1923 konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Die Katze des Präsidenten
Zur Charakterisierung der Güte des Premierministers Robert Arthur Gascoyne-Cecil Marquess of Salisbbury erzählt man sich folgende Anekdote:
Eine Katze hatte sich Hatfield house, das Schloss des Lords im englischen Hatfield, in der Grafschaft Hertfordshire, zum Wohnsitz ausersehen und ihr Wohlgefallen war im besonderen auf das Arbeitszimmer von Lord Salisbury gefallen.
Katzen sitzen bekanntlich gern auf Papier und diese fand eines Tages, dass sie am besten auf Briefen schlief, die Salisbury eben geschrieben hat. Um sie nun nicht zu stören, schrieb Lord Salisbury alle Briefe auf denen die Katze lag noch einmal.
Von ihm wird erzählt, dass er in seinem Empfangszimmer einen schwarzen Kater „Chatnoir" genannt, hielt. Kam jemand zu Besuch, so wünschte er durchaus, dass man seinem Pflegling Liebkosungen zuteil werden ließ. Und wehe, wenn es nicht geschah. Beide - Dichter und Kater— machten aus ihrem Missvergnügen kein Hehl, wenn jemand aus Vergessenheit oder Unachtsamkeit die Liebkosungen unterließ.
So erzählt man von zwei sehr bevorzugten Katzen, die Papst Pius IX. gehörten. Die eine hieß „Piombius", die andere „Pombolius".
Hübsch aber ist die Geschichte als er noch als Kardinal in Perugia weilte. Der Kardinal hatte nämlich die Gepflogenheit, bei Tisch den Kater auf dem Schoß zu haben. Als er nun einmal im Begriff stand, die Speise zum Munde zu führen, aber bei dieser wichtigen Handlung wegen einer Diskussion die Gabel mit dem Bissen vor dem Mund hielt, schnappte ihm gewandt Pombolius, unversehens den Bissen vor dem Mund weg. Nur noch das schleckende Zünglein verriet die Behendigkeit der Tat und das entsprechende Wohlbehagen. Das rief das Gelächter der Anwesenden hervor und ließ den Kardinal bei seiner Diskussion aufhorchen. Liebevollen Vorwurfes, zu seinem Pombolius gewandt, sagte er ihm lachend: „Bravo! Das machst du einem Freund und einem Fürsten der heiligen römischen Kirche."
Freitag, 4. November 2022
Geschichten von gekrönten Häuptern .
In den Innsbrucker Nachrichten am 20. Januar 1906, im Grazer Tagblatt vom
26. August 1908 und im Prager Tagblatt vom 26. August 1903 konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. ********
Eine amüsante Anekdote von einer „Napoleonreliquie wird im „Gaulois" erzählt: Kurz nach 1815 empfing der Müller von Waterloo eines Tages den Besuch eines Engländers, der an der Mauer einen Nagel entdeckte und nun den Müller bittet, ihm dies Stück Eisen doch zu verkaufen. Der Müller hat nichts dagegen, der begeisterte Brite entreißt ihm fast den Nagel, wirft dem Müller eine Hand voll Goldmünzen zu und erklärt, dass er gern zwanzigmal so viel bezahlt hätte, denn zweifellos sei dies der Nagel, an den Napoleon seinen Hut gehängt habe, als er am Schlachttag einige Augenblicke in der Mühle gewesen war.
Der „Nagel, an dem Napoleons Hut hing"
Eine amüsante Anekdote von einer „Napoleonreliquie wird im „Gaulois" erzählt: Kurz nach 1815 empfing der Müller von Waterloo eines Tages den Besuch eines Engländers, der an der Mauer einen Nagel entdeckte und nun den Müller bittet, ihm dies Stück Eisen doch zu verkaufen. Der Müller hat nichts dagegen, der begeisterte Brite entreißt ihm fast den Nagel, wirft dem Müller eine Hand voll Goldmünzen zu und erklärt, dass er gern zwanzigmal so viel bezahlt hätte, denn zweifellos sei dies der Nagel, an den Napoleon seinen Hut gehängt habe, als er am Schlachttag einige Augenblicke in der Mühle gewesen war.
Der Müller aber sann eine Weile nach und kam dann auf einen schlauen Einfall. Der Nagel wurde sofort ersetzt, das Loch an der Wand wird mit einer Inschrift versehen, der die historische Bedeutung des Tages erschöpfend dargelegt hat. Denn von nun an verging fast keine Woche, in der nicht ein Liebhaber gekommen wäre, um sich für schweres Geld die kostbare Napoleonreliquie zu sichern. Ein Nagel nach dem anderen wurde verkauft und noch die Kinder des Müllers genossen die bequeme Rente…
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Der Vater des Kaisers von Österreich, Erzherzog Franz Karl, hielt sich mit Vorliebe in der grünen Steiermark auf, wo er oft tagelang einsam, ohne jede Begleitung, in den Bergen umherwanderte. Auf einem dieser Ausflüge, in der Nähe von Mariazell, traf er eines Tages einen Bauern, mit dem er sich in ein Gespräch einließ, das dann in der Folge eine sehr vertrauliche Wendung nahm. Nachdem der biedere Sohn des Gebirges ihm über seine Familienverhältnisse sehr eingehend berichtet hatte, fragte er endlich seinen Begleiter, den er für einen Wiener Bürger hielt: „Was ist denn nachher dein Vater gewesen?"— „Kaiser", antwortete der Erzherzog ruhig.— Der Bauer warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu und erwiderte dann vertraulich: ,“Sag' das wenigstens nit so laut, 's könnt's a Gendarm hör'n.
„Bei uns habens erst neulich einen eingesperrt weil er was vom Kaiser gesagt hat. Und wenn du erst gar sagst dein Vater ist Kaiser gewesen".
„Er ist auch Kaiser gewesen.“sagte der Ezherzog.“ So, dann hast auch sicher einen Bruder oder eine Schwester. „Mein Bruder ist auch Kaiser“. Jetzt lachte sein Begleiter laut auf und stehen bleibend fragte er „hast auch Kinder?“ „Gott sei Dank ja, da ist gleich einmal mein Franzl". „Was ist denn der?“ „Kaiser“.
Der Steirer stemmte die Fäuste in seine Hüften.“ Hast noch mehr solche Kinder?“ „Ja, mein zweiter Sohn Max, ist auch Kaiser“. „Das hast erraten. Der ist auch Kaiser." „Na und was bist denn du“?. „Ja wenn ich gewollt hätte könnt ich auch Kaiser sein. Ich hab aber keine Lust dazu gehabt“.
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Kaiserlatein.
(geb.1802, gest.1878) (geb.1830, gest.1916)Erzherzog Franz Karl Kaiser Franz Joseph I
Der Vater des Kaisers von Österreich, Erzherzog Franz Karl, hielt sich mit Vorliebe in der grünen Steiermark auf, wo er oft tagelang einsam, ohne jede Begleitung, in den Bergen umherwanderte. Auf einem dieser Ausflüge, in der Nähe von Mariazell, traf er eines Tages einen Bauern, mit dem er sich in ein Gespräch einließ, das dann in der Folge eine sehr vertrauliche Wendung nahm. Nachdem der biedere Sohn des Gebirges ihm über seine Familienverhältnisse sehr eingehend berichtet hatte, fragte er endlich seinen Begleiter, den er für einen Wiener Bürger hielt: „Was ist denn nachher dein Vater gewesen?"— „Kaiser", antwortete der Erzherzog ruhig.— Der Bauer warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu und erwiderte dann vertraulich: ,“Sag' das wenigstens nit so laut, 's könnt's a Gendarm hör'n.
„Bei uns habens erst neulich einen eingesperrt weil er was vom Kaiser gesagt hat. Und wenn du erst gar sagst dein Vater ist Kaiser gewesen".
„Er ist auch Kaiser gewesen.“sagte der Ezherzog.“ So, dann hast auch sicher einen Bruder oder eine Schwester. „Mein Bruder ist auch Kaiser“. Jetzt lachte sein Begleiter laut auf und stehen bleibend fragte er „hast auch Kinder?“ „Gott sei Dank ja, da ist gleich einmal mein Franzl". „Was ist denn der?“ „Kaiser“.
Der Steirer stemmte die Fäuste in seine Hüften.“ Hast noch mehr solche Kinder?“ „Ja, mein zweiter Sohn Max, ist auch Kaiser“. „Das hast erraten. Der ist auch Kaiser." „Na und was bist denn du“?. „Ja wenn ich gewollt hätte könnt ich auch Kaiser sein. Ich hab aber keine Lust dazu gehabt“.
— Der Bauer machte einen Luftsprung. Als er sich dann erholt hatte, klopfte er befriedigt seinem Begleiter auf die Schulter. „Schad' um di, sagte er, „hätst a Jager werden sollen! Aber wenn wir jetzt nach Mariazell kommen, dann geh' gleich beichten, du Kaiserlateiner du!"
Der Bauer machte ein sehr verdutztes Gesicht, als er später in Mariazell erfuhr, dass der fremde Herr aus Wien ihn durchaus nicht mit Jägerlatein gefoppt hat und dass er im Gegenteil nur die Wahrheit gesprochen hatte, dass er der Sohn eines Kaisers, der Bruder eines Kaisers und der Vater zweier Kaiser war und dass er auch selbst hätte Kaiser werden können.
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Gott schütze die Königin.
Vor einiger Zeit ließ ein Professor der Universität Edinburgh am Hörsaal einen Zettel anbringen. "Professor Wilson ist glücklich, seinen Schülern von einer hohen Auszeichnung die ihm zuteil geworden ist, Mitteilung machen zu können. Er ist zum Leibarzt der Königin ernannt worden".
Zwei Stunden später befand sich unter dem Anschlag ein kleiner Zettel mit den Worten: "God save the Queen". "Gott schütze die Königin".