Freitag, 4. November 2022

Geschichten von gekrönten Häuptern .

In den Innsbrucker Nachrichten am 20. Januar 1906, im Grazer Tagblatt vom 
26. August 1908 und im Prager Tagblatt vom 26. August 1903 konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

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    Kaiser Napoleon  Bonaparte (geb.1769, gest.1821)
                                                                                                                 
                                Der „Nagel, an dem Napoleons Hut hing"

Eine amüsante Anekdote von einer „Napoleonreliquie wird im „Gaulois" erzählt: Kurz nach 1815 empfing der Müller von Waterloo eines Tages den Besuch eines Engländers, der an der Mauer einen Nagel entdeckte und nun den Müller bittet, ihm dies Stück Eisen doch zu verkaufen. Der Müller hat nichts dagegen, der begeisterte Brite entreißt ihm fast den Nagel, wirft dem Müller eine Hand voll Goldmünzen zu und erklärt, dass er gern zwanzigmal so viel bezahlt hätte, denn zweifellos sei dies der Nagel, an den Napoleon seinen Hut gehängt habe, als er am Schlachttag einige Augenblicke in der Mühle gewesen war.
Der Müller aber sann eine Weile nach und kam dann auf einen schlauen Einfall. Der Nagel wurde sofort ersetzt, das Loch an der Wand wird mit einer Inschrift versehen, der die historische Bedeutung des Tages erschöpfend dargelegt hat. Denn von nun an verging fast keine Woche, in der nicht ein Liebhaber gekommen wäre, um sich für schweres Geld die kostbare Napoleonreliquie zu sichern. Ein Nagel nach dem anderen wurde verkauft und noch die Kinder des Müllers genossen die bequeme Rente…

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                                                         Kaiserlatein.

                 
             Erzherzog Franz Karl           Kaiser Franz Joseph I
                      (geb.1802, gest.1878)           (geb.1830, gest.1916)

Der Vater des Kaisers von Österreich, Erzherzog Franz Karl, hielt sich mit Vorliebe in der grünen Steiermark auf, wo er oft tagelang einsam, ohne jede Begleitung, in den Bergen umherwanderte. Auf einem dieser Ausflüge, in der Nähe von Mariazell, traf er eines Tages einen Bauern, mit dem er sich in ein Gespräch einließ, das dann in der Folge eine sehr vertrauliche Wendung nahm. Nachdem der biedere Sohn des Gebirges ihm über seine Familienverhältnisse sehr eingehend berichtet hatte, fragte er endlich seinen Begleiter, den er für einen Wiener Bürger hielt: „Was ist denn nachher dein Vater gewesen?"— „Kaiser", antwortete der Erzherzog ruhig.— Der Bauer warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu und erwiderte dann vertraulich: ,“Sag' das wenigstens nit so laut, 's könnt's a Gendarm hör'n.
„Bei uns habens erst neulich einen eingesperrt weil er was vom Kaiser gesagt hat. 
Und wenn du erst gar sagst dein Vater ist Kaiser gewesen".
„Er ist auch Kaiser gewesen.“sagte der Ezherzog.“ So, dann hast auch sicher einen Bruder oder eine Schwester. „Mein Bruder ist auch Kaiser“. Jetzt lachte sein Begleiter laut auf und stehen bleibend fragte er „hast auch Kinder?“ „Gott sei Dank ja, da ist gleich einmal mein Franzl". „Was ist denn der?“ „Kaiser“.
Der Steirer stemmte die Fäuste in seine Hüften.“ Hast noch mehr solche Kinder?“ „Ja, mein zweiter Sohn Max, ist auch Kaiser“. „Das hast erraten. Der ist auch Kaiser." „Na und was bist denn du“?. „Ja wenn ich gewollt hätte könnt ich auch Kaiser sein. Ich hab aber keine Lust dazu gehabt“.
 — Der Bauer machte einen Luftsprung. Als er sich dann erholt hatte, klopfte er befriedigt seinem Begleiter auf die Schulter. „Schad' um di, sagte er, „hätst a Jager werden sollen! Aber wenn wir jetzt nach Mariazell kommen, dann geh' gleich beichten, du Kaiserlateiner du!"
Der Bauer machte ein sehr verdutztes Gesicht, als er später in Mariazell erfuhr, dass der fremde Herr aus Wien ihn durchaus nicht mit Jägerlatein gefoppt hat und dass er im Gegenteil nur die Wahrheit gesprochen hatte, dass er der Sohn eines Kaisers, der Bruder eines Kaisers und der Vater zweier Kaiser war und dass er auch selbst hätte Kaiser werden können.

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Gott schütze die Königin.

Vor einiger Zeit ließ ein Professor der  Universität Edinburgh am Hörsaal einen Zettel anbringen. "Professor Wilson ist glücklich, seinen Schülern von einer hohen Auszeichnung die ihm zuteil geworden ist, Mitteilung machen zu können. Er ist zum Leibarzt der Königin ernannt worden".
Zwei Stunden später befand sich unter dem Anschlag ein kleiner Zettel mit den Worten: "God save the Queen". "Gott schütze die Königin".  
                               

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