Freitag, 11. August 2023

Was früher die Stodertaler bewegte.

In der  Neuen Zeit, in der (Linzer) Tages-Post und im Grazer Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 

Hinterstoder

Vorderstoder

 
Neue Zeit 17. Februar 1950
Sänger gegen Bauer.
Eine Verhandlung in Wien gegen den wegen Körperbeschädigung angeklagten Opernsänger Otto Braun‚ einen fast zwei Meter großen, breitschultrigen Mann endete gestern mit dem Freispruch des Beschuldigten. Als Braun mit seinem Wagen auf einer sehr schmalen Straße nach Hinterstoder fuhr, begegnete er dem Fuhrwerk des Bauern Pernkopf, der in seinem Heimatdorf als streitsüchtig gilt.

Obwohl Braun mit seinem Wagen stehenblieb‚ um den Bauern vorbeifahren zu lassen‚ wurde er von Pernkopf beschimpft. Braun stieg nun aus seinem Wagen und schüttelte Pernkopf am Rockkragen. Einen Tag später suchte der Bauer einen Arzt auf und behauptete dass ihm vom Sänger eine Rippe gebrochen worden sei. Es gelang jedoch durch ein Gutachten dem Bauer nachzuweisen‚ dass es sich um einen alten, nicht ausgeheilten Rippenbruch handelt.

(Linzer) Tages-Post 25. Januar 1906
Konzessions-Erteilung.
Dem Realitäten-Besitzer Georg Julius Schachinger
in Hinterstoder wurde die Konzession für eine elektrisch zu betreibende
Kleinbahn von der Station Dirnbach- S t o d e r der Pyhrnbahn nach Hinterstoder im Sinne der bestehenden Normen auf die Dauer eines Jahres verliehen.

(Linzer) Tages-Post 27. November 1890

Unser Gemeindearzt.
Jeder Freund Windischgarstens muß peinlich berührt werden, wenn er erfährt, dass der dortige, einzige und langjährige Arzt Herr Dr. Oskar Lerperger sich veranlasst sieht, Windischgarsten zu verlassen und sich in einem Ort des Kronlandes Salzburg niederzulassen entschlossen ist.
Wer mit den Verhältnissen Windischgarstens und dessen Umgebung vertraut ist, muss wohl wissen, welch beschwerliches, mühevolles und zugleich wenig einträgliches Terrain diese Gegend für den ärztlichen Beruf ist. Trotz seiner dornenvollen Lebensaufgabe hat Herr Dr. Lerperger während seines fast 15jährigen Hierseins sein schweres Amt mit unvergleichlicher Gewissenhaftigkeit versehen. Der ganze Gerichtsbezirk Windischgarsten von der Grenze Steiermarks bis zur Steyr und über diese hinaus, samt Vorder- und Hinterstoder hatte lange Jahre in Dr. Lerperger seinen einzigen Arzt und trotz dieses weiten Umkreises war Lerperger für jeden Kranken zu haben, der ihn an sein Lager rief. So gab es wohl der Nächte genug, in denen der pflichttreue Arzt in die weit entlegendsten Gebirgsbauern-Herbergen pilgerte, wenn auch der Erkrankte der Ärmsten einer war und nicht selten konnte er erst nach Wochen wieder daran denken, dass er nicht nur Arzt, sondern auch Familienvater ist um sich den seinen einige Stunden zu widmen.
Nun bei solchen Mühseligkeiten und Entbehrungen hat auch die ärztliche Praxis hier ihren Mann ernährt, aber das „Wie" kann sich jeder Unbefangene selbst ausmalen. Man darf überdies nicht vergessen, dass der erkrankte Bauer gleich nach seiner Genesung nicht immer in der Lage war den Arzt zu honorieren, dass er oft mit dem besten Willen nicht kann und so oft jahrelang die Krankenkosten schuldet, überdies wird ja kein Kreuzer unlieber gezahlt als für den Arzt und die Medizin. Nun sind auch die ärztlichen Chirurgate in Spital am Pyhrn und Stoder wieder besetzt und es ist nun natürlich, dass diese Besetzungen mit Ärzten einen bedeutenden Entgang am sauer erworbenen Budget des Doktors in Windischgarsten bedeuten und die Rentabilität der ärztlichen Praxis für Windischgarsten und nächste Umgebung allein eine sehr geringe ist.

So hat sich Herr Dr. Lerperger gezwungen gesehen die Gemeindevertretung von Windischgarsten um eine Subvention als Gemeindearzt zu bitten, ohne die ja heute fast kein graduierter Arzt mehr sich in kleinen Orten niederlässt und welche in anderen Kronländern, besonders in Tirol und Vorarlberg, in ausgiebiger Weise zuerkannt werden. Leider hat sich die hiesige Gemeindevertretung nicht bestimmt gefunden, eine auch nur bescheidene Subvention zu gewähren und so kommt es, dass Herr Dr. Lerperger einen anderen Ort, der ihm ein besseres Einkommen garantiert, zu wählen sich entschlossen hat. Doch nein, noch ist es unglaublich, dass Windischgarsten seinen einzigen, so tüchtigen und hochverdienten Doktor ziehen lässt, dem es zu vielem Dank verpflichtet ist; denken wir nur an die letzte Influenza-Epidemie, wo der selbst an schwerer Lungenentzündung erkrankte Arzt sogar die zu seinem Krankenbett geeilten Patienten nicht ziehen ließ, ohne ihnen den erbetenen ärztlichen Rat erteilt zu haben. Wir hoffen sicher, Windischgarsten wird noch in letzter Stunde alles aufbieten und selbst ein Opfer nicht scheuen, um seinen erfahrenen Arzt, zu dem sich jeder Ort nur gratulieren kann, nicht zu verlieren.

Grazer Tagblatt 10. Februar 1929
Wir werden älter.
Wir leben länger! Wir werden älter! Unsere durchschnittliche Lebensdauer hat sich in den letzten 50 Jahren um 20 Jahre verbessert. Der Beweis? Werfen wir einen Blick in die Statistik.
Von 1871 bis 1880 war das Durchschnittsalter der Männer 35,6 Jahre, das der Frauen 38,5 Jahre.
Von 1901 bis 1910 wurden die Männer durchschnittlich 44,8 und die Frauen 48 Jahre alt.
Von 1924 bis 1926 bringen es die Männer auf durchschnittlich 56, die Frauen auf 58,8 Jahre.
Wer einmal aus den Kinderkrankheiten heraus ist, wer zum Beispiel das 20. Lebensjahr erreicht hat, dem geht es noch besser. Von 1871 bis 1880 wurden die 20jährigen Männer durchschnittlich 58 Jahre alt. In den Jahren 1910 bis 1921 brachten sie es bereits auf 63 Jahre. Die Frauen sind beim alt werden den Männern immer um 2 bis 4 Jahre voraus. Diese Zahlen beweisen, dass die Lebenshaltung sich erheblich gebessert hat.

Lebenserwartung 2020 lt. Statistischem Bundesamt Deutschland:
Männer 78,5 Jahre. Frauen 83.4 Jahre.

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