Während des 2.Weltkriegs war auch einmal einige Stunden, so
wird berichtet, der Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der deutschen
Luftwaffe Hermann Göring zu einer wichtigen geheimen Besprechung mit hohen
Persönlichkeiten im Dietlgut. Am Ende der Konferenz ließ der Reichsmarschall
wissen, dass er und sein Troß auch im Ort Hinterstoder eine Jause zu sich
nehmen wünsche. Außerdem sei dafür zu sorgen, dass der Reichsmarschall mit
Einheimischen ins Gespräch kommen könne.
Als der Anruf die Wirtin im Ort erreichte, war sie überaus
erschrocken und wusste zunächst nicht, was sie tun sollte. Eine Jause kredenzen
war ja kein Problem, aber Gespräche mit Einheimischen zu organisieren, das
wüsste sie nicht, wie sie anstellen sollte.
"Mein Gott“ sagte sie, „eine Jause kann ich schon richten,
aber wer soll denn mit dem hohen Herrn angemessen reden? Unsere Leute sitzen da
wie die Haubenstöck (stumm) und bringen kein Wort heraus“. Da kam ihr inmitten der
Verzweiflung die Erleuchtung und sie rief dem Dienstmädchen: “Lauf schnell
hinüber in den Pfarrhof und hol den Herrn Pfarrer. Mit dem kann sich der hohe
Herr angemessen unterhalten“.
Worüber sich der friedliebende, gütige und
bescheidene Priester mit dem zu Prunk und
Selbstherrlichkeit neigenden Reichsmarschall unterhalten hat, ist leider
nicht bekannt geworden.
In meiner Volksschulzeit, Anfang der
1950er Jahre, war ich natürlich auch im Religionsunterricht von Pfarrer
Hausjell. Es muss an einem 7. Oktober gewesen sein, einen Tag nach dem
Hinterstoderer Kirtag, als mein Banknachbar in unserer Klasse mir stolz im
Religionsunterricht seinen am Kirtag erworbenen Stoppelrevolver zeigte.
Er erklärte mir, versteckt unter dem Pult, alle Funktionen
und plötzlich löste sich mit einem gewaltigen Krach ein Schuß. Wir sanken in
unserer Bank zusammen und befürchteten ein gewaltiges Donnerwetter. Pfarrer
Hausjell drehte sich langsam zu uns um und wir mussten ihm den Revolver
aushändigen. Ich höre noch heute seine Worte: “Gib her das Ding“. Er nahm das
„Ding“ mit spitzen Fingern und verstaute es in der Schreibtischschublade.
Gleich nach dem Religionsunterricht holten wir uns den Revolver wieder.
Allerdings und das drückte seine Missbilligung deutlich aus,
durften wir einige Wochen lang nicht mehr seine lange Pfeife anzünden. Das
durften nur die braven Kinder.
Anton Hausjell von 1919 bis 1955 Pfarrer und Religionslehrer in Hinterstoder mit seiner langen Pfeife. |
Hermann Göring-Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe im 2.Weltkrieg. Wurde im Kriegsverbrecherprozeß 1946 in Nürnberg zum Tod verurteilt und starb 53jährig durch Suizid. |
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