Samstag, 15. April 2017

Holztreiben und Flößen in der 1930er Jahren

Ein damaliges Schulmädchen erzählt aus der Erinnerung .
"In der Nähe von uns, an der Steyr, war ein kleines Sägewerk. Bis dort hin wurden die Holzstämme von Flößern im Wasser der Steyr transportiert und zu riesigen Holzstößen geschlichtet. Wenn 1000 Festmeter Fichtenstämme gestapelt waren, befestigten die Holzknechte am höchsten Stamm ein mit bunten Mascherln geschmücktes Fichtenbäumchen.   Ein Teil der Stämme wurde im Sägewerk zu Brettern verarbeitet und ein Teil wurde mit dem LKW weiter transportiert. Ein Teil wurde zu Flößen zusammengebaut und auf der Steyr weiter transportiert. Wir Kinder standen oft auf der Brücke und haben beim "Holztreiben" zugeschaut.
Das "Holztreiben" auf der Steyr war sehr schwierig. Man musste die Schneeschmelze abwarten, oder ausgiebige Regenfälle. Vor dem Sägewerk wurde eine Wehr errichtet und das Holz angestaut. Das Öffnen der Sperren bot für uns immer ein großes Schauspiel. Es rumpelte und tobte und oft sind die Holzstämme, wenn sie sich verspießten, kerzengerade übereinander gestanden. Dann sind sie mit einem lauten Krachen in das Wasser gefallen. Mit langen Stangen versuchten  die Männer zu verhindern, dass sich die Bloche verkeilten. Da diese Arbeit hauptsächlich bei Hochwasser durchgeführt wurde, standen die Männer oft bis zum Bauch im Wasser. Bei der starken Strömung musste man sehr schnell sein. Trotz der schweren Steigeisen konnten sie sich kaum auf den Stämmen halten. Jeder hatte mit sich selbst zu tun und konnte nicht auf andere achten. Deshalb fiel es nicht auf wenn ein Kamerad fehlte. Erst wenn sie in dem aufgewühlten, schmutzigen Wasser suchten fanden sie ihren ertrunkenen Kameraden.
Die Bloche wurden mit Eisenklampfen zu einem Floss zusammengebunden, damit kein Stamm verloren gehen konnte. Auf der Schnittseite der Bloche waren schwere Eisenketten mit Spitzen an den Gliedern zur Befestigung eingeschlagen.
Damals wurden mit voller Absicht nur Nichtschwimmer als Flößer eingestellt. Man wollte erreichen, dass die Männer auf Leben und Tod mit dem Floss verbunden waren und in gefährlichen Augenblicken nicht absprangen und das Holz im Stich ließen. Wenn ein Flößer besonders mutig war sagte man - "das ist ein Hund". Wenn man von jemanden behauptete er sei ein "Hundling" gewesen, war das eine Anerkennung.
Der Fluss war früher die einzige erschwingliche Möglichkeit  Holz zu befördern. Es gab kaum geeignete Straßen und nur wenige "LKWs" für den Transport.

Die Stämme werden zum Flößen an der Steyr gesammelt






Die im Wasser treibenden Stämme wurden von einem Rechen aufgefangen



Originaltext : Marterl in der Strumm (Stromboding)
für verunglückten Flößer (gibt es jetzt nicht mehr)
Aufnahme G.J. Schachinger, Hinterstoder ca.1900

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