Freitag, 12. Mai 2017

Zum Muttertag - Erinnerung an meine Mutter

Eine Pensionistin, sie ist schon vor einigen Jahren verstorben, die im elterlichen Bauernhaus im Stodertal aufgewachsen ist, dann in Deutschland gelebt hat, bekämpfte ihr Heimweh in dem sie ihre Kindheits - und Jugenderinnerungen aus den 1930er Jahren aufgeschrieben hat. In diesen berührenden Aufzeichnungen dachte sie  auch an ihre Mutter.

"Je älter ich werde, desto häufiger denke ich zurück an meine Mutter. Ich sehe sie vor mir mit ihrem schwarzen, bläulich schimmernden Haar, das im Laufe der Jahre ganz weiß geworden ist. Mit geschlossenen Augen sehe ich das sanfte, wohlgeformte Gesicht mit den gütigen Augen und dem weichen Glanz, aus denen nur Liebe zu erkennen war. Ihr Blick erwärmte unsere Kinderherzen jeden Morgen und jeden Abend. Ihre Freuden waren unsere Freuden, ihr Schmerz war unser Schmerz. Ihre Sprache war unsere Sprache. Es gibt keine Stimme auf Erden, die ich lieber gehört hätte als die Stimme meiner Mutter mit ihrem Wohlklang und ihrem Dialekt.
Die Mutter war für mich, meine Schwester und für meine beiden Brüder immer da wenn wir sie brauchten. Sie stand  am Morgen  als Erste auf  und ging abends als Letzte zu Bett. Hundertmal am Tag hieß es, Mutter komm, Mutter gib, Mutter hilf. Hundertmal half sie, gab sie und tröstete sie. Sie war immer bereit, immer geduldig und auf das eigene Wohl vergessend. Von meiner Mutter habe ich alles gelernt, was im Leben am Wichtigsten ist. Stets helfen, verzeihen, geduldig warten und zufrieden sein. Alles Gute in meinem Wesen verdanke ich ihr. Sobald wir sprechen konnten lernte sie uns das erste Gebet und die Hände zu falten.
Aus all ihren Worten und Gesten strömte die Sorge um das seelische und körperliche Wohl ihrer Kinder. Sie besaß keine wertvollen Dinge. Alles was sie hatte konnte sie leicht auf ihrem Rücken tragen. Es war ihr auch nicht wichtig etwas zu besitzen. Meine Mutter hat mich nie um etwas gebeten auch wenn sie das eine oder andere notwendig gebraucht hätte. Und immer hatte sie zu geben und zu schenken. Sie wusste alle Liebe und Fürsorge auf uns Kinder gleichmäßig zu verteilen und doch hatte ich immer das Gefühl, als wäre sie für mich alleine da. Ihre Liebe war die Sonne meiner Kindheit". 





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