"Je älter ich werde, desto häufiger denke ich zurück an
meine Mutter. Ich sehe sie vor mir mit ihrem schwarzen, bläulich schimmernden
Haar, das im Laufe der Jahre ganz weiß geworden ist. Mit geschlossenen Augen
sehe ich das sanfte, wohlgeformte Gesicht mit den gütigen Augen und dem weichen
Glanz, aus denen nur Liebe zu erkennen war. Ihr Blick erwärmte unsere
Kinderherzen jeden Morgen und jeden Abend. Ihre Freuden waren unsere Freuden,
ihr Schmerz war unser Schmerz. Ihre Sprache war unsere Sprache. Es gibt keine
Stimme auf Erden, die ich lieber gehört hätte als die Stimme meiner Mutter mit
ihrem Wohlklang und ihrem Dialekt.
Die Mutter war für mich, meine Schwester und für meine beiden
Brüder immer da wenn wir sie brauchten. Sie stand am Morgen
als Erste auf und ging abends als
Letzte zu Bett. Hundertmal am Tag hieß es, Mutter komm, Mutter gib, Mutter
hilf. Hundertmal half sie, gab sie und tröstete sie. Sie war immer bereit,
immer geduldig und auf das eigene Wohl vergessend. Von meiner Mutter habe ich
alles gelernt, was im Leben am Wichtigsten ist. Stets helfen, verzeihen,
geduldig warten und zufrieden sein. Alles Gute in meinem Wesen
verdanke ich ihr. Sobald wir sprechen konnten lernte sie uns das erste Gebet
und die Hände zu falten.
Aus all ihren Worten und Gesten strömte die Sorge um das
seelische und körperliche Wohl ihrer Kinder. Sie besaß keine wertvollen Dinge.
Alles was sie hatte konnte sie leicht auf ihrem Rücken tragen. Es war ihr auch nicht
wichtig etwas zu besitzen. Meine Mutter hat mich nie um etwas gebeten auch wenn
sie das eine oder andere notwendig gebraucht hätte. Und immer hatte sie zu
geben und zu schenken. Sie wusste alle Liebe und Fürsorge auf uns Kinder gleichmäßig zu verteilen und doch hatte ich immer das Gefühl, als
wäre sie für mich alleine da. Ihre Liebe war die Sonne meiner Kindheit".
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