Freitag, 17. Mai 2024

In der "guten alten Zeit" war es auch nicht immer gut.

Im Wiener Journal, im Linzer Volksblatt und im Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Neues Wiener Journal 17. März 1917
Gesperrte Sommerfrische.
Die Sommerfrischen Windischgarsten, Spital am Pyhrn, Hinterstoder und Klaus geben hiermit bekannt, dass sie infolge der Knappheit sämtlicher Lebensmittel nicht in der Lage sind, in der heurigen Saison Fremde zu verpflegen.
Die Sommerfrischen Neumarkt bei Salzburg und Losenstein haben den Beschluss gefasst, keine Sommerwohnungen an Sommergäste zu vermieten. 
Der Landesverband für Fremdenverkehr in Oberösterreich teilt mit:
Die Verpflegungsmöglichkeiten für Fremde in den oberösterreichischen Kurorten und Sommerfrischen, insbesondere außerhalb der eigentlichen Kuranstalten und Hotels, sind vorläufig noch sehr unsicher. Es empfiehlt sich, jedenfalls dringendst, vor der Einmietung in einer Sommerfrische sich bei dem betreffenden Gemeindeamt über die Verpflegsverhältnisse zu vergewissern sowie den Tag einer Übersiedlung schon einige Wochen vorher dem Gemeindeamt anzumelden.

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Linzer Volksblatt 24. Juli 1906 
Schutzhausenweihung 
Aus Hinterstoder, 22. Juli 1906, wird uns geschrieben: 
Heute Sonntag Mittags fand die feierliche Einweihung des von der Sektion Linz des österreichischen Touristenklubs neu vergrößert erbauten Priel-Schutzhauses statt.
Leider war das Wetter schon an den Vortagen ein höchst ungünstiges, indem tagsüber heftige Regengüsse Straßen und Wege teilweise unpassierbar machten. Auch am heutigen Festtag regnete es mit Ausnahme von wenigen Pausen. Trotz des schlechten Wetters fanden sich eine große Anzahl wetterfester Touristen und Touristinnen im Schutzhause ein und wohnten der schönen Feier bei. Vom Zentralausschuß des österr. Touristenklubs war der Präsident Herr J. Szombathy anwesend, außerdem waren Vertreter von den verschiedenen Vereinen erschienen, wie vom deutschösterreichischen Alpenverein, alpinen Gesellschaft „Krummholz",niederösterr. Gebirgsverein etc., sowie Vertreter der Gemeinde Hinterstoder und der hohen Jagdleitungen. 
Der Weihe, welche vom Hochwürdigen Herrn Pfarrer Anton Lehner von Jnnerstoder vorgenommen wurde, folgte vom Baumeister Narbeshuber die Übergabe des Hauses an die Sektion. Nach den üblichen Ansprachen konzertierte sogar eine stramme Musikkapelle. Zur Mittagszeit, während der eigentlichen Feier, erfreute wenige Augenblicke die Sonne die Schar der bunten Hüttengäste.

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Linzer Volksblatt 12. August 1902 
Gewitter und Blitzschläge aus Hinterstoder. 
Am 7. August 1902 wird uns in Ergänzung der früheren Nachrichten geschrieben: Um zirka 4 Uhr nachmittags kam über das „Tote Gebirge“ ein Gewitter gezogen, welches sich vom kleinen Priel aus über das ganze Tal verbreitete und von einem wolkenbruchartigen Regen und Hagelschlag begleitet war. Die Steyr schwoll nicht besonders an, dagegen wüteten die Zuflüsse derselben desto mehr. So war einer davon der aus dem Klausgraben kommende Göritzbach.
Da er viel Schutt, Geröll und entwurzelte Bäume und Sträucher mit sich führte, staute sich die wilde Wassermenge und ergoss sich über den Wiesen- und Feldbesitz des Herzoglich Württembergschen Jägers und bedrohte seine Behausung, Bretter, Läden, Fässer riss der Grießbach (jetzt Stögerbach) mit sich, schwemmte das Holz aus der Holzhütte fort und untergrub dieselbe, dass sie beinahe zu Falle gebracht wurde. Arg mitgenommen wurde auch der Garten- und Wiesengrund des Besitztums eines anderen Jägers, der etwa 100 Schritte abwärts lag (Grabenhütte).
Alles war verschottert. Mit knapper Not entging die neu gebaute Stallung dem wütenden Anprall der entfesselten Fluten. Ebenso war auch das bei der Jagdhausbrücke liegende Jagdhäuschen (jetzt Hametner) sehr gefährdet, da der wilde Sturzbach sogar seinen Weg über die Brücke nahm. Auf ähnliche Weise haben auch die anderen Bäche gewütet, von denen einige im Sommer meist trocken liegen. 
Gar großen Schaden richtete die von Vorderstoder kommende Loigis an. An einigen Stellen des Tales kamen auch kleinere Erdabrutschungen vor.

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Tagblatt 26. November 1926
Weitere Sturmschäden. 
Aus Hinterstoder wird gemeldet, dass der Sonntag über verschiedenen Gegenden
Oberösterreichs wütende Orkan sich auch in den Ortschaften Mitterstoder, Hinterberg und Hintertambergau im Gemeindegebiet Hinterstoder übel bemerkbar machte. 
Im Dietlwald, der dem Gutsbesitzer Johann Feßl gehört, wurden etwa 500 Festmeter Waldstämme umgelegt oder entwurzelt. Aber auch in den zu erwähnten Ortschaften gehörigen Privatwaldungen wurden erhebliche Schäden angerichtet. Desgleichen wurden mehrere Obstbäume entwurzelt und viele beschädigt. Auch an verschiedenen Ziegel- und Strohdächern wurde Schaden angerichtet.

Samstag, 11. Mai 2024

Über die Paarung der Äskulapnattern.

Wenn man Glück hat, kann man im Mai/Juni das Liebesspiel der Äskulapnattern beobachten. Die Äskulapnatter ist die längste aller heimischen Schlangen und kann bis zu 2 Meter lang werden. Sie ist nicht giftig und sehr friedlich. Nur wenn sie gereizt und in die Enge getrieben wird kann sie zubeissen.
Früher haben in Hinterstoder Bauern Äskulapnattern als Haustiere gehalten und sie gefüttert. Die Nattern fressen vorwiegend Mäuse und Ratten und haben die Bauernhäuser 
davor geschützt.  






 

                                                   Fotos: Traude Schachner


Freitag, 10. Mai 2024

Das Leben schreibt manchmal seltsame Geschichten.

In der "Oberdonau Zeitung", im "Linzer Volksblatt" und in der "Leitmeritzer Zeitung" konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Andreas Hofer (geb.1767, gest.1810)

Oberdonau-Zeitung 21. Februar 1943
Ein Leondinger Bauernhof im Besitz der Familie Andreas Hofers.

Speckbacher, der „Mann von Rinn“, als „Moar“.
Das kleine Dörfchen Leonding unweit der Oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz, ist dadurch bekannt geworden, dass in seinem Friedhof die Eltern Hitlers begraben liegen und was wenige wissen werden, auch mit der Familie des großen Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer. 
Im Gemeindegebiet von Leonding ist der alte Bauernhof, das „Unterreisetbauerngut“, das vor noch nicht allzu langer Zeit gemeiniglich als ,.Tirolerhof“ bezeichnet wurde. Wie es zu diesem Namen kam?
— Der Krieg gegen Napoleon im Jahre 1809 war zu Ende und im Frieden von Wien wurde beschlossen, dass die so herrisch von seinen Bewohnern verteidigten Länder Tirol und Vorarlberg rechtskräftig den mit dem Korsen verbündeten Bayern zufielen. Der ganze heldenhafte Widerstand der Gebirgler unter dem Sandwirt von Passeier hatte nichts vermocht gegen das Stück Papier, das nun sein Geschick entschied.
Schon hatten die Söhne Tirols die siegreichen Waffen niedergelegt, durch falsche Nachrichten getäuscht, sich aber noch einmal erhoben. Ganz auf sich selbst gestellt, mussten sie nun der feindlichen Übermacht erliegen. Andreas Hofer und andere Führer flohen in versteckte, hochliegende Hütten, manch einer von ihnen auch außer Landes. Dass dies der Sandwirt nicht tat, sollte ihm zum Verhängnis werden. Sein Versteck ward verraten, er selbst von den Häschern ergriffen und nach der italienischen Festung Mantua gebracht, wo er einen Monat 
später  standrechtlich erschossen wurde...
Für die Familie Andreas Hofers, die um ihr gesamtes Hab und Gut gekommen, war von der Wiener Hofkammer ein Betrag von 40.000 Gulden ausgeworfen worden und man beschloss, dieses Geld in einem Bauerngut anzulegen. Die Wahl fiel auf ein Bauernhaus im Ort Leonding das aus dem Besitz des Grafen Thöndorf um 
27 600 Gulden erworben wurde. Den Rest des Geldes 12 400 Gulden sollte die Familie Hofer erhalten, wenn sie nach Leonding zieht. Falls sie aber in Tirol blieb sollte es Andreas Hofers älterster Sohn Hans erhalten.
1811 wurde die Verwaltung des Hofes dem Mitkämpfer des Sandwirts Josef Speckbacher, dem „Mann von Rinn“ übertragen, der nachdem er sich lange in der Heimat versteckt gehalten hatte, letzten Endes auf Schleichwegen doch nach Wien geflüchtet war und wie viele an die Berge gewöhnten Männer es ablehnten in die ihm als Asyl zugedachte Kolonie „Königsgmad“ im Banat auszuwandern. Gleichzeitig wurden ihm als Vorschuss auf Rechnung der Hoferschen Familie, 1000 Gulden gewissermaßen als Betriebskapital, ausgehändigt. Ende 1811 kam auch der junge Hofer, der bis dahin im Kloster Admont untergebracht war, in eine Wirtschaft wo er sich unter Speckbachers Anleitung die nötigen bäuerlichen Kenntnisse aneignen sollte. Speckbacher scheint aber ein besserer Soldat als Wirtschafter gewesen zu sein und die Chronik schweigt auch darüber wie Hans Hofer sich als Bauer in Leonding angelassen. Sie berichtet nur davon, dass der junge Hofer in Leonding schlechten Umgang pflegte und dass er deshalb auf Geheiss des Kaisers und auch auf dessen Kosten in das Stift Heiligenkreuz kam und bis 1818 in der Stiftskanzlei verwendet wurde.
Speckbacher hatte aber nicht nur wenig Lust zum Hof, es war ihm auch das Glück nicht hold, denn das Jahr 1812 war ein ausgesprochenes bäuerliches Mißjahr und so übergab er insgeheim im Jahre 1813 die Verwaltung des Hoferschen Besitzes seinem Landsmann und Mitkämpfer in den Freiheitskriegen Paul Hilber und verschwand, ohne dies anzuzeigen, aus Leonding. Ende 1814 zog sich aber auch Hilber zurück. Er heiratete in Ebelsberg eine Krämerstochter und betrieb nach dem Tod Ihres Vaters dessen Fragnerei (kleines Geschäft) im alten Mauthaus an
der Ebelsberger Brücke. Später wurde er Gastwirt, dann Bauer, um schließlich wiederum zum Gastwirtberuf zurückzukehren.
Bei seinem 1857 im Alter von 71 Jahren erfolgten Tod hatte er den nachmaligen Walchshoferschen Gasthof inne gehabt. Nachdem nun die Grundherrschaft— über einen Bauernhof durfte ja nach den damaligen Rechtsgrundsätzen nur mit deren Einwilligung verfügt werden— die Witwe Hofers umsonst aufgefordert hatte, den Besitz entweder zu verkaufen oder ihn selbst anzutreten, wurde der Hof am 
24. Mai 1815 versteigert. (Ob Hofers Witwe aus ihrer schönen Alpenheimat nicht weg wollte oder ob ihr die Grundherrschaft nicht behagte— Tirols Bauern waren ja
zum Großteil auch vor 1848 freie Bauern—entzieht sich unserer Kenntnis.) Das Gut war aber so heruntergekommen und verwahrlost, dass aus der Versteigerung nur ein Aktivrest von 2170 Gulden und 35 Kreuzern verblieb. Speckbacher und der junge Hofer hatten nicht nur Mißgeschick gehabt und schlecht gewirtschaftet,
sie waren auch— und dies ist wiederum menschlich begreiflich— allzu freigiebig gegen die häufig hinkommenden Tiroler Landsleute gewesen. 
Nach der Abreise Speckbachers aber war es mit Riesenschritten  abwärtsgegangen. Der karge, von den 27.000 Gulden, die der Kaufpreis betragen hatte, verbliebene Rest wurde 1826 nebst den inzwischen aufgelaufenen Zinsen an das Kollegialgericht zu Bozen als adelige Pupillarsubstanz (Vermögen plus Zuwachs) der Hoferschen Kinder— Andreas Hofer war schon 1809 von Kaiser Franz mit dem Prädikat „von Passeyer“ in den Adelsstand erhoben worden— überwiesen und dort hinterlegt...
Damit waren die Beziehungen zwischen der Familie des Sandwirtes und dem kleinen Oberösterreichischen Dorf Leonding zu Ende, die Fäden waren abgerissen und wurden nie mehr geknüpft. Auch sonst dürften direkte Nachkommen des Tiroler Freiheitskämpfers heute kaum mehr am Leben sein. 
Der Name Andreas Hofer allerdings wird genannt werden, so lange irgendwo in der Welt noch über den Tiroler Freiheitskrieg gesprochen wird.

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Linzer Volksblatt 7. Juni 1899
In der Krautbottich erstickt.

Aus Hinterstoder wird gemeldet: Auf eine höchst eigentümliche Art ist die im Hofbauerngut zu Hintertambergau, Gemeinde Hinterstoder bedienstete Josefa Edtbauer um das Leben gekommen. Am Donnerstag den 25.Mai nachmittags wollte dieselbe das in dem Krautbottich angesammelte Wasser abschöpfen und da die über 1 Meter hohe nur mehr etwa 35 Zentimeter mit Kraut gefüllt war, so stellte sich die Edtbauer auf einen Sessel, um leichter diese Arbeit verrichten zu können. Die Magd dürfte bei der Manipulation jedenfalls den Presshebel, der ein über das Kraut gelegtes Brett niederschwerte, in Bewegung gesetzt haben, welcher dann auf ihr Genick einen so starken Druck ausübte, dass sie mit der Halsgegend auf die Kante des Bottichrandes gepresst wurde und so hilflos ersticken musste. Der Besitzer des Gutes, Michael Pernkopf, war zur Zeit als das traurige Geschehnis sich vollzug, im Heuboden beschäftigt. Er fand die Edtbauer bereits tot und machte hievon die gerichtliche Anzeige. Die Verunglückte ist nach Klaus zuständig.

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Georg V (geb.1865, gest.1936)

Leitmeritzer Zeitung 15. Oktober 1913 
Ein königlicher Hausdiener. 
Eine kleine Anekdote aus dem Leben des kürzlich dahingegangenen berühmten Orientalisten Prof. Vambery erzählt ein englisches Blatt. 
Der Gelehrte kam zu Besuch der englischen Königin nach Sandringham und erhielt sofort Nachricht, dass Königin Alexandra ihn empfangen wolle. Vambery wollte sich erst noch die Hände waschen, ging in sein Zimmer und klingelte, aber niemand kam. Er klingelte zweimal, dreimal, viermal, endlich klopft es an die Tür und herein kommt ein halbwüchsiger Junge. „Wünschen Sie etwas, Herr Professor?" „Ja, ich klingelte nach heißem Wasser." „Einen Augenblick, ich bringe es sofort." Und ein paar Minuten später bringt der Junge einen großen Krug mit heißem Wasser und stellt ihn auf den Waschtisch. Der Gelehrte bedankt sich und alles ist in Ordnung. Nachdem Vambery sich die Hände gewaschen hat, geht er hinunter, um der Königin seine Aufwartung zu machen. Während der Unterhaltung sieht er den Jungen, der den Wasserkrug gebracht hatte, herankommen. „Ja, Herr Professor," stellt die Königin ihn vor, „das ist mein Sohn." 
— Vambery taufte ihn humorvoll den „königlichen Krugträger".
Heute heißt er Georg V. König von Großbritannien, Kaiser von Indien ....

Freitag, 3. Mai 2024

Alte Zeitungsberichte aus dem Stodertal

In der "Kleinen Volks-Zeitung", in der "Salzburger Wacht", im "Kleinen Volksblatt", im "Linzer Volksblatt" und im "Elisabeth Blatt" konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Das Stodertal

Links die Spitzmauer

Kleine Volks-Zeitung 2. Juni 1932
Der 25jährige Hilfsarbeiter Josef Günther hat am 29. Mai 1932, wie aus Linz telegraphiert wird, mit zwei Freunden eine Klettertour auf die Nordwand der Spitzmauer in Hinterstoder unternommen.
Er trennte sich von seinen Gefährten und verstieg sich an einer schwer zugänglichen Stelle. Inzwischen hatte ein furchtbarer Schneesturm eingesetzt und die Zugänge zur Nordwand der Spitzmauer waren so stark vereist, dass jeder Rettungsversuch unmöglich war und die aus Hinterstoder herbeigeeilten Rettungsmannschaften ihre Arbeiten einstellen mussten. Günther war bis am 30. Mai nachmittags noch bei Besinnung und seine Rufe waren bis dahin noch vernehmlich. Seit dieser Zeit hat er kein Lebenszeichen mehr gegeben und man vermutet, dass er durch Steinschlag ums Leben gekommen ist. Mit der Bergung ist erst nach dem Eintritt günstiger Witterung zu rechnen.

Auf eigenen Wunsch zurückgelassen.
Mit einigen Abweichungen von dieser Nachricht ist die Schilderung versehen, die in einem andern uns aus Linz zugekommenen Telegramm enthalten ist. Es heißt da: Sonntag Vormittag stiegen drei oberösterreichische Kletterer, Eitzenberger aus Steyr, Ferdinand Kaschka aus Linz und Sepp Günther ans Steyr, zu einer Begehung der Spitzmauernordwand ein. Die von ihnen gewählte Route war erst einmal, im Jahre 1930, begangen worden und stellt eine außerordentlich schwierige Tour dar. Nach etwa zweistündiger Kletterarbeit, bei der Eitzenberger führte, weigerte sich Günther, angesichts der Schwierigkeiten weiterzugehen. Die Bemühungen seines Vordermannes Kaschka, ihn von seinem Entschluss abzubringen, waren erfolglos. Kaschka blieb nichts andres übrig, als ihn mit doppelter Seilschlinge zu sichern, nachdem Günther erklärt hatte, er werde warten, bis die beiden Gefährten herausgestiegen seien und ihn von unten holen würden. Die beiden kletterten bei der Aussichtslosigkeit eines Rückweges weiter. Ihr Weiterkommen scheiterte dann an dem plötzlichen Schlechtwettereinbruch, der einen orkanartigen Schneesturm brachte. Unter Einsatz ihrer letzten Kräfte stiegen sie zu Tal. Sie ermunterten den zurückgebliebenen Kameraden durch Zurufe und versprachen, ihn am frühen Morgen aus der Wand zu holen. Am nächsten Morgen stiegen zwei Rettungsexpeditionen, eine aus Hinterstoder und eine aus Linz zur Nordwand auf, konnten aber infolge des anhaltenden Schneesturms nur bis zur Rinne Vordringen. Günther blieb also viele Stunden am Seil hängen und brach dann völlig erschöpft zusammen. Als sich die Wolken lichteten sah man,dass Günther ohne Stand am Seil pendelte, bis zur Brust mit Schnee angeweht. Es war mit Sicherheit anzunehmen, dass er bereits tot sei.


Salzburger Wacht 9. Juni 1932
Ein Gerichtsverfahren gegen Touristen, die ihren Gefährten nicht retteten. Aus
Linz wird berichtet: Der 26jährige Hilfsarbeiter Josef Günter unternahm mit 
Josef Eitzenberger aus Steyr und Ferdinand Kaschka aus Linz am 29, Mai eine
Klettertour auf die Nordwand der Spitzmauer. Dort trennte er sich von seinen Gefährten und blieb auf einer schwer zugänglichen Stelle zurück, von wo er trotz den größten Bemühungen der Rettungsmannschaften von Hinterstoder und Linz nicht mehr gerettet werden konnte. Er ist nunmehr tot geborgen worden. Als Todesursache wurde Erfrieren infolge Erschöpfung festgestellt. Gegen die beiden Gefährten wurde von der Staatsanwaltschaft Steyr Anklage erhoben, zumal sie Mitglieder des Alpenvereines sind und mit Mauerhaken und dem 30 Meter langen Seil Günter noch zeitgerecht hätten bis zu einer Stelle abseilen können, von wo er selbst hätte weiterkommen können.

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Linzer Volksblatt 9. Juni 1931
Ein Opferstockmarder. Unser Mesner ertappte am Sonntag, 31. Mai, ein gar unscheinbares Männlein aus dem nahen Vorderstoder, als es eben im Begriffe stand, das Geld aus dem Opferstock in seiner Tasche unterzubringen. Dieser edle Geist wird sein Amt schon längere Jahre ausgeübt haben, denn er wurde fast alle Sonntage zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags in unserer Kirche bemerkt. Im Opferstock waren auffälligerweise öfter nur etliche Groschen enthalten.

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Robert Angerhofer, Hinterstoder

Elisabeth-Blatt: Heft März 1920
Im Elisabeth-Blatt erzählt eine Studentin, aus einer Studentengruppe,
von einem Besuch im Stodertal 1920. Der Artikel ist etwas gekürzt.
Das Tal der Steyr, Stodertal genannt, ist voll seltener Schönheiten. Überall rauschen Wildbäche von den felsigen Hängen, Alpenrosen und Latschen wachsen bis zum Fluss hinab, der schäumend über weiße Felsblöcke tost oder kristallklare Tümpel bildet. Wo eben der Steyrfall „Strumboding" in die Klamm donnert, weitet sich das Tal zum lieblichen Becken von Hinterstoder. Schmucke Häuser, Herrschaftsbesitze, ein Kirchlein unter Obstbäumen, saftiger Wiesengrund und darüber in herrlichem Kranz die Berge; blendend in der Mittagssonne, noch blendender durch die weißen Nebel, die sie noch verhüllen mit heiligen Schleiern. Nur die Spitzmauer, Österreichs Matterhorn und der hohe Kasten zeigen den ganzen stolzen Aufbau ihrer Felsgestalten. 
Nun begann unser mühsames Wandern von Gasthof zu Gasthof. Es gibt deren genug, aber überall ertönte dieselbe liebliche Melodie: „Mir ham gar nixi." Nobler und kühler klang sie in den ersten Häusern, wo feine Leute aus dem Osten die Speiseräume füllten. Dasselbe holde Antwortspiel, als wir nach einem Nachtquartier für die übernächste Nacht fragten. In ganz Hinterstoder für ehrliche Christenmenschen nichts anfzutreiben. Aber das Glück lächelte uns doch noch. In einem Gasthof erhielten wir nach abermaligem Drängen je eine Suppe, die wir im Freien in fröhlichster Stimmung verzehrten und zugleich in unsere dickgeschwollenen Rucksäcke Einkehr hielten. Bekanntlich kommen die guten Gedanken beim Essen, so auch diesmal. Ein Vorschlag ertönte: „Gehen wir in den Pfarrhof um Quartier betteln." Jubelnd stimmten alle bei. So klopften wir eine Viertelstunde später, aber doch ziemlich schüchtern, an das imponierende Pfarrhoftor. Nach einiger Zeit erschien durch den Garten eine hohe, schlanke Priestergestalt, sehr jung, sehr freundlich. Unser Mut wuchs, besonders, da keine gestrenge Pfarrersköchin sich blicken ließ. 
Aber bald hätten wir zu früh gejubelt. Die Auskunft auf unsere Bitte, die heldenhaft unser Herr vortrug, war diese: „Der Pfarrer ist versetzt und mit Sack und Pack abgereist, der Provisor (der vor uns stand) hat zwei Zimmer eingerichtet und ist Hausherr, Köchin, Gärtner, alles in einer Person. „Es haben wohl kürzlich Wiener Touristen bei mir geschlafen", meinte er zögernd, „aber ihr Lager kann ich Ihnen doch nicht gut anbieten — sie lagen in einer leeren Stube auf dem Boden, auf Heu." „Aber warum nicht?" ein Hauptspaß!" „Bitte dürfen wir Samstag abends kommen?“ „Ja, wenn ihnen das genügt. Heu steht nach Belieben zur Verfügung.“