Am 16.Mai 2019 wurde
der Oberösterreichische Holzbaupreis zur Förderung von Architekten und Holzbauer bereits zum 8. Mal verliehen.
Das Haus
„Prielkreuz“, dessen Erbauer Georg Julius Schachinger sehr eng
mit den Anfängen und der Förderung des Tourismus in den Jahren
1880/1920 in Hinterstoder verbunden war, hat das Haus, dem Stil der
Zeit entsprechend, sowohl mit modernen Fremdenverkehrs-Einrichtungen
und zeitgemäßen Jugendstilelementen planen lassen. In den Jahren
2014 bis 2018 wurde das Haus sehr aufwändig und stilgerecht von Grund auf renoviert und hat in der Kategorie „Umbauten, Zubauten, Sanierung“
am diesjährigen Holzbaupreis teilgenommen.
Holzbaupreis in der Kategorie Umbauten Zubauten Sanierung
für das Haus "Prielkreuz" in Hinterstoder.
Dem Bauherrn Karl-Heinz Huber war wichtig, dass das Gesamtbild der alten Pension annähernd
originalgetreu erhalten bleibt. Der Baustart im November 2014 war aufgrund der
regionalen Lage fraglich, da bereits mit Schneefall zu rechnen war. Schließlich wurde beschlossen, den Baustart und das Projekt in drei Bauetappen zu
beginnen. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades im Holzbau durch die Firma. Holzbau Eckhart in Klaus, konnten auch die
Baumeisterarbeiten parallel dazu begonnen werden.
Da die Decken im ersten Obergeschoss der Statik für neue Lasten nicht mehr
genügten, wurde eine neue Decke mit 125cm breiten Brettsperrholzelementen
verlegt. Bei den erforderlichen Punkten wurden die Lasten mit Unterzügen aus
Stahlträgern abgeleitet. Die längsten Brettsperrholzelemente hatten eine Länge
von 11,6m. Der Transport war durch die erschwerte Baustellenzufahrt über die
Brücke der Steyr eine spannende Sache. Es hat jedoch perfekt funktioniert.
Zur Teilnahme am OÖ Holzbaupreis inspirierte Holzbaumeister Martin Eibl von der Fa. Holzbau Eckhart in Klaus, der Artikel in der
Zeitschrift "Hinterstoder Pur" über das vorgestellte Projekt. Der
Artikel „So schön, wie´s immer hätte sein sollen…“ motivierte, das Projekt
über das geschichtsträchtige Objekt einzureichen. Eibls Aufgabe war die
Werkplanung und die Leitung der Holzbauarbeiten für die Fa. Holzbau Eckhart. Er hatte einen besonderen Bezug zu diesem Objekt. Dieses historische Refugium wurde mit viel Liebe zum Detail saniert. Es war ihm eine Freude an diesem Projekt teilgenommen zu haben und dass aus diesem alten Gebäude ein Schmuckkästchen geworden ist.
Es begann um die Jahrhundertwende 1890/1900.
Der Linzer Kaufmannssohn Georg Julius Schachinger, ein begeisterter Bergsteiger und Amateurfotograf, kam schon in Jugendjahren mit seinen Eltern in das Stodertal und verbrachte von da an oft seine freien Tage im Gebirge. 1900 erwarb er die Villa "Erika" am Ortseingang nach Hinterstoder und ein Grundstück auf der gegenüberliegenden Talseite. Dort entstand das Erholungsheim "Prielkreuz". Mit seiner Schweizer Ehegattin Clara bewirtschaftete er die beiden Gebäude. Das Haus "Prielkreuz" wurde als Erholungsheim nach Schweizer Vorbild ausgestattet. Neben einer großen Terrasse zum Sonnenbaden gab es Möglichkeiten zur Gartenarbeit, eine Dunkelkammer zur Fotoausarbeitung, eine Tischlerei zum Basteln usw.
Bei seinen Bergtouren, vermutlich in der Schweiz, lernte G.J. Schachinger den englischen Maler Edward Theodore Compton kennen und lud ihn nach Hinterstoder ein. Das Bergsteigen und Dokumentieren der Landschaft, der eine mit der Fotografie, der andere mit der Malerei, verband beide mit einer bis zum Tod anhaltenden Freundschaft. Compton, der sich als Gebirgs- und Landschaftsmaler schon einen festen Platz in den Kunstgalerien geschaffen hatte, wurde durch Schachinger noch weiter gefördert. G.J. Schachinger organisierte Ausstellungen mit Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen von E.T.Compton und oft auch mit eigenen Landschaftsfotos, hauptsächlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Bilder, die im Stodertal entstanden, dienten natürlich auch dazu, Gäste auf unser damals noch weitgehend unbekanntes Erholungsgebiet aufmerksam zu machen.
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Pension "Prielkreuz" Gemälde von E.T. Compton |
1938/39 erwarb Maria Muck die Pension "Prielkreuz", ließ sie renovieren und führte einige bauliche Erweiterungen durch. Schon bald wurde die Pension zu einem bekannten und beliebten Urlaubsdomizil.
Nach dem Krieg verbrachten prominente Schauspieler und Publikumslieblinge wie Peter Alexander oder Maxi Böhm mit ihren Familien den Urlaub in der Pension "Prielkreuz".
Viele Jahre arbeiteten und unterstützten Hans und Hilde Huber Frau Muck beim Aufbau ihres Betriebes. Es war deshalb nahe liegend, das sie in den 1970er Jahren, als Maria Muck, die ohne Nachkommen war und aus Altersgründen einen Nachfolger suchte, den Betrieb an Familie Huber übergab. Bis 2004 führte Hilde Huber den Betrieb weiter. Sie starb 2012 und ihr Sohn Karl-Heinz übernahm das Anwesen.
Noch zu Lebzeiten Hilde Hubers begann ihr Sohn mit der Umgestaltung des Gebäudes. Die direkt am Haus vorbeiführende Straße wurde verlegt und auf der Wiese am Ufer der Steyr entstand ein großzügig angelegtes Biotop mit einem Gartenhäuschen. Große Störe ziehen seither durch das klare , kühle Wasser und werden immer wieder von Passanten bestaunt.
Karl-Heinz Huber verbrachte nach einer Lehrzeit in der Gastronomie in Linz mehr als 40 Jahre im In- und Ausland und kam als erfolgreicher Gastronom zurück zu seinem "Ruhepol" und es begann seine Vision von der Gestaltung des "Prielkreuzes" zu reifen. Er wollte das Anwesen so, wie es seine "Tante" - Frau Muck - und seine Mutter es immer gerne gehabt hätten. Karl-Heinz wollte diesen Traum verwirklichen.
Kein Stein blieb auf dem anderen. Es galt, das Gebäude auf den Standard der Gegenwart zu bringen, ohne den Gesamtcharakter und den Charme der Jahrhundertwende zu verändern. Jeder Raum wurde mit viel Liebe zum Detail restauriert und deshalb ist trotz modernster Technik der Atem der Vergangenheit noch immer spürbar.
Fotos: Karl-Heinz Huber, Holzbau Eckhart
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Der alte Glockenturm war morsch und wurde originalgetreu nachgebaut. |
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Der Bauherr Karl-Heinz Huber "Einst und Jetzt" |