Ganz
in der Nähe vom Stodertal, auf der Straße nach Steyr, liegt die Ortschaft Molln.
Hier werden seit dem 15. Jahrhundert Maultrommeln oder wie sie noch genannt
werden "Brummeisen" erzeugt. Diese besonderen Musikinstrumente werden
in ähnlicher Form auch in Ostasien bespielt.
Das Maultrommelspiel ist schon vor zwei Jahren ins
immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden. Nun wurde diese
Auszeichnung auch der Maultrommelerzeugung in Molln zuteil. 200.000
Maultrommeln werden jährlich in Molln erzeugt und in alle Welt exportiert.
Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte der Maultrommeln.
Im 16. und 17. Jahrhundert, als es noch die Todesstrafe gab, sollte eine Frau
namens Barbara am Scheiterhaufen als Hexe verbrannt werden. Damals begnadigte das Gericht alle, die etwas erfanden, dass es bis dahin noch
nicht gab. So bastelte in Aufregung und Todesangst diese Barbara ein summendes
Gebilde aus Bambus und Hölzchen, dem sie Töne entlocken konnte und weckte durch
den außergewöhnlichen Klang die Milde des Richters, der sie darauf hin
begnadigte. Geschickte Handwerker griffen diese Idee auf und begannen die
Maultrommel aus Eisen und Stahl zu produzieren.
Belegbar wird die Maultrommelerzeugung erst im Jahr 1679 mit dem Erlass der
Handwerksordnung für Maultrommelmacher durch die Herrschaft Steyr. Damit
beginnt die Geschichte der Maultrommel in Oberösterreich.
In den folgenden Jahrhunderten erzeugten bis zu
40 Meister in ihren Familienbetrieben mit 200 Bediensteten mehrere Millionen
Stück Maultrommeln jährlich. Die Maultrommeln wurden in den Wohnstuben der
"Brummeisenerzeuger" hergestellt.
Es war üblich, dass die ganze Familie, auch die Kinder, mithalfen und die Stube
wurde so zur Arbeits- und Wohnstätte zugleich. Bis zu 36 Handgriffe waren
notwendig um eine Maultrommel zu fertigen, die ausschließlich händisch
hergestellt wurde. Maschinen gab es zu dieser Zeit noch nicht.
Es wird erzählt, daß damals alle Burschen nicht
nur einen Taschenfeitl (Messer) in der Hosentasche, sondern auch eine
Maultrommel eingesteckt hatten. Sie spielten sie bei ihrer Angebeteten am
Fenster. Die Mädchen konnten dem erotisierenden Klang der Maultrommel nicht
widerstehen und öffneten die Fenster. Zu dieser Zeit wurden viele ledige Kinder
geboren. Die katholische Kirche, die große Macht hatte, verbot aus diesem Grund
im Jahr 1856 das Spiel mit der Maultrommel beim Fensterln gehen unter Androhung
strenger Strafen. Dieses Verbot hielt allerdings nur 2 Jahre lang.
Am Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung
der Maultrommel etwas ab und heute beschäftigen sich nur noch drei Familien in
Molln mit der Herstellung von Maultrommeln.
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Maultrommeln |
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Konzert von Musikhaus Schwarz, Molln, in Neupernstein |
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Asiatische Maultrommelspieler |