Eine Stodertalerin erinnert sich an ihre Jugend vor rund 70 Jahren.
"Ich war schon 7 Jahre alt als ich endlich in die Schule gehen durfte. Zum normalen Schulbeginn mit sechs Jahren durfte ich noch nicht in die Schule. Ich hatte ein Fliegengewicht, dünn, sehr zart und wog nur fünfzehneinhalb Kilo, obwohl wir auf unserem Bauernhof genug Essen hatten. Das war für ein Mädchen wenig. Deshalb wurde ich um ein Jahr zurückgestellt. Mein älterer Bruder, wir waren zwei Mädchen und zwei Buben, ging schon zur Schule. Er hatte eine Schachtel mit einzelnen Buchstaben zum Zusammensetzen von Wörtern und eine Rechenmaschine mit Holzkugeln. Ich konnte mich stundenlang mit den Buchstaben und der Rechenmaschine beschäftigen. Dadurch lernte ich bereits mit vier Jahren lesen.
"Ich war schon 7 Jahre alt als ich endlich in die Schule gehen durfte. Zum normalen Schulbeginn mit sechs Jahren durfte ich noch nicht in die Schule. Ich hatte ein Fliegengewicht, dünn, sehr zart und wog nur fünfzehneinhalb Kilo, obwohl wir auf unserem Bauernhof genug Essen hatten. Das war für ein Mädchen wenig. Deshalb wurde ich um ein Jahr zurückgestellt. Mein älterer Bruder, wir waren zwei Mädchen und zwei Buben, ging schon zur Schule. Er hatte eine Schachtel mit einzelnen Buchstaben zum Zusammensetzen von Wörtern und eine Rechenmaschine mit Holzkugeln. Ich konnte mich stundenlang mit den Buchstaben und der Rechenmaschine beschäftigen. Dadurch lernte ich bereits mit vier Jahren lesen.
Das Klassenzimmer war ein heller freundlicher Raum mit einem
Podium auf dem ein Katheder (Schreibtisch) für den Lehrer stand. Wir hatten Bänke mit einem
grün gestrichenen Pult. An der Stirnseite war ein Kreuz und ein Bild von Kaiser
Franz Josef der in erhabener Ruhe und unnahbar auf uns herunterblickte. Auf
der Fensterseite war eine Tafel auf der eine Unzahl von Vögeln abgebildet waren.
Als ich zur Schule kam musste ich das Lesebuch von rückwärts
nach vorne beginnen, weil die Lehrerin glaubte, ich hätte alles auswendig
gelernt. Im Lesebuch stand:
"a,a,a, der Winter der ist da,
e,e,e, nun gibt es Eis und Schnee,
o,o,o, wie sind wir Kinder froh".
Von 53 Schülerinnen war ich die Leichteste in der ganzen
Schule. Ich war unglaublich beweglich und meine Mutter hatte große Bedenken wie
ich es mit dem Stillsitzen in der Schule aushalten würde.
Ich hatte eine schwarze Schiefertafel, die mit einem
Holzrahmen eingefasst war. Im Rahmen war ein Loch, durch das eine Schnur eingezogen war, an der ein Fetzen und ein
Schwamm hing. Mit dem Griffel geschriebene Buchstaben oder Zeichnungen konnte
man mit dem feuchten Schwamm und dem Fetzen wieder weglöschen. Eine Seite der
Tafel war rot liniert. Zwischen 2 Linien übte ich als erstes schiefe Striche. Einen neben dem anderen. Mit
viel Mühe machte ich Strich um Strich bis der Griffel abbrach. Schönschreiben war ein Unterrichtsfach. Schreiben lernten wir damals in Kurrentschrift.
Die Bücher für den Unterricht bekamen wir von der Schule. Sie
waren alle alt und abgegriffen, weil sie schon Jahre davor, immer wieder, Schüler im
Unterricht benützt haben. Neue Bücher bekam man nur ganz schwer. Da mussten
schon vom alten Buch Seiten fehlen oder es musste so zerrissen sein, dass es
nicht mehr verwendet werden konnte. Wenn man die Bücher in der Schule bekam mussten
sie zuerst einmal in Packpapier eingebunden werden. damit sie möglichst geschont wurden. Darauf wurde sehr geachtet,
sonst bekam man eine Strafarbeit. Die Schachtel für die Griffel und die Griffel
mussten die Eltern kaufen. Ich bekam ein hölzernes Penal das ich heute nach 70
Jahren immer noch besitze.
Der Zustand der Bücher wurde vom Lehrer immer wieder
kontrolliert und der Rahmen der Schiefertafel musste immer sauber gewaschen
sein. Sonst gab es Strafen. In der Eile, weil es bequem war, verwendeten wir
zum Löschen oft Spucke (Speichel) und zum Abtrocknen die Schürze oder den
Ärmel.Wenn wir gelaufen sind haben die Tafel und die
Griffelschachtel in der Schultasche ziemlich laut geklappert."
Unsere alte Schule gegenüber der Kirche |
Kinder vor der Schule |
Dir. Angerhofer links mit Schülern, die ein Theaterstück von ihm aufführten |
Altes Klassenzimmer im Museum Windischgarsten |