Freitag, 20. September 2024

Anekdoten von Prominenten aus der Vergangenheit

Im  Prager Tagblatt konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Prager Tagblatt 20. Mai 1930
Das gute Brot.
Der verstorbene Münchener Bauernschriftsteller Queri pflegte jeden Samstag in ein Dorf, fast schon bei Freising, zu radeln, wo, wie er behauptete, das beste Landbrot von ganz Bayern gebacken werde. Spät abends erst kehrte er dann, drei, vier Brote, den Vorrat für die ganze Woche im Rucksack, todmüde aber fröhlich heim. Jedermann kannte diese Eigenart und respektierte sie. Um so erstaunter jedoch war man, als man ihn eines schönen Samstag nachmittags im Hofgarten missmutig an einer Virginia saugend vor einem schwarzen Kaffee sitzen sah.
„Bist du denn heute nicht zum Brot holen unterwegs?" fragte man ihn. „Ach nein", antwortete er ein wenig verlegen, „als ich das letzte mal draußen war, wisst ihr da sagte man mir, heute gebe es kein Brot und als ich fragte warum, was glaubt ihr hat man mir geantwortet? Das Auto von München, das immer das Brot bringt, sei heute ausgeblieben."

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Paul Morgan (geb.1886, gest.1938) Schauspieler, Komiker
Liane Haid (geb.1895, gest.2000) Schauspielerin, Sängerin

Der Schauspieler Paul Morgan begeisterte sich einmal sehr für seine Kollegin Liane Haid. Er sucht sie in der Garderobe auf und machte ihr Komplimente. Der Schauspieler Oskar Karlweis traf ihn vor dem Garderobengang und fragte ihn: „Hast du dich in die Haid verliebt?"— Mit rotem Kopf antwortete Morgan: „Nein — es ist nur eine rein künstlerische Begeisterung." „Erzähl mir" sagte Karlweis, wie sind deine Chancen?"—

Und Morgan erwiderte seufzend: „Schwach“! Sie hat zu mir gesagt: „Das geht nicht so von Haid auf Morgan“ ..

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Aristide Briand (geb.1862, Gest.1932)
Französischer Ministerpräsident
1926 Friedensnobelpreis 

Prager Tagblatt 30. September 1931 

Als Briand den Bahnhof verließ, wurde ihm, ehe er seinen Wagen bestieg, von zwei reizenden jungen Mädchen das Geleit gegeben, die ihn um seine Unterschrift für ihr Autogrammalbum baten. Nachdem Briand diese Bitte erfüllt hatte ergriff eines der Mädchen seine Hand um sie zu küssen.
“Oh," wehrte Briand ab, „noch bin ich nicht Kardinal."

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Prof. Adolf Lorenz (geb.1854, gest.1946)
Ehrentitel
"Vater der deutschen orthopädischen Chirurgie"
und Vater von Verhaltensforscher und
 Nobelpreisträger Konrad Lorenz

Prager Tagblatt 4. September 1929
Als Professor Lorenz, der berühmte Orthopäde, nach Amerika fuhr, um dort über
 seine Methode Vorträge zu halten, wurde er von vielen Seiten ersucht, auch einige praktische Behandlungen durchzuführen. Nun schreibt das Gesetz vor, dass sich in Amerika kein ausländischer Arzt betätigen darf, der nicht vorher dort approbiert (anerkannt) worden ist. Und so peinlich es auch war, man konnte bei Professor Lorenz ebenfalls keine Ausnahme machen. Also trat eines Tages eine Kommission zusammen. Professor Lorenz erschien als Prüfling und der Vorsitzende stellte an ihn die Frage: „Was können Sie uns über die Professor Lorenz-Methode erzählen?"

Freitag, 13. September 2024

Aus vergangenen Zeiten.

Auch der Kaiser muss müssen.

Kaiser Franz Joseph I (geb.1830. gest.1916)

Aus Bad Ischl wird berichtet:
Einst ging in Bad Ischl eine Anekdote von Mund zu Mund die sich bei einer Audienz beim Kaiser abgespielt haben soll.
Die Oberin der Krankenschwestern am Kaiserin Elisabeth-Spital, Schwester Sylvia Mrazek, wurde vom Kaiser in Audienz empfangen, um sich für das ihr verliehene Verdienstkreuz zu bedanken.
Die Audienz wurde für Ischl bewilligt, da die Schwester infolge ihres Berufes keine Zeit hatte, nach Wien zu reisen. In der Audienz nun fragte, wie man erzählt, die Schwester, nachdem sie ihren Dank abgestattet hatte: „Wie lange werden Eure Majestät noch in Ischl bleiben? Hoffentlich recht lange bei dem schönen Wetter," worauf der Kaiser erwiderte: „Nein, nein, im September muss ich wieder nach Wien." Da fragte die Schwester: „Majestät, der Kaiser sollte auch müssen?" Nun lachte der Kaiser herzlich: „Ja, auch der Kaiser muss öfters müssen. Wie oft muss ich, wenn ich auch gerne anders möchte."

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Über die Ehescheidung:
Zu einem Pfarrer kam einst eine Bäuerin mit der dringenden Bitte sie von ihrem
Mann zu scheiden, weil er so grob und roh mit ihr sei und häufig über ihre Wirtschaft schimpfe.
Der Pfarrer sagte, eine Scheidung sei unmöglich, aber die Bäuerin antwortete, es sei unmöglich, dieses Leben weiter zu ertragen und es werde ein Unglück geben, wenn die Scheidung nicht komme.
Darauf versprach ihr der Pfarrer, er werde also die Scheidung durchführen, aber nur unter der Bedingung, dass ihm die Bäuerin eine Schüssel Salz bringe, in welche jede Frau im Dorf einen Löffel voll Salz beigesteuert habe. Die Bäuerin, tat wie ihr geheißen und forderte von jeder Nachbarin ein bisschen Salz in ihre Schüssel.
Natürlich wurde sie gefragt, wozu sie das Salz brauche und gab die Geschichte ihrer Ehe zum besten. Darauf lachten alle Nachbarinnen und jede erzählte ihr, wie schlimm es in ihrer eigenen Ehe aussehe und was sie alles geduldig von ihrem Mann ertragen müssen. Als nun die Bäuerin mit der vollen Schüssel zu dem Pfarrer zurückkehrte, fragte sie dieser lächelnd, ob sie sich noch immer scheiden lassen wolle. Die Bäuerin verneinte, denn sie hatte durch Zuhören gelernt, dass keine Ehe ein Bienenstock mit lauter Honig sei.


Lessings Magd.

Gotthold Ephraim Lessing (geb.1729, gest.1781) war ein bedeutender Dichter der Aufklärung.
In einem verschollenen Aufsatz hat Max Ring eine Lessing-Anekdote erzählt, die er der Mitteilung eines Freundes in Wolfenbüttel verdankte. Dort lebte noch ums Jahr 1840 eine uralte Putzfrau, die bei Lessing gedient hatte.
Einige Verehrer des Dichters suchten die alte Frau auf, um von ihr etwas über das Leben Lessings zu erfahren. Dabei fragten sie sie auch danach, ob der Dichter geraucht habe. Die Magd, die auf ihren früheren Herrn überhaupt nicht allzu gut zu sprechen war antwortete unwirsch in ihrem plattdeutschen Dialekt:
„Hei harre nix. hei kunne nix, un' dachte ok nix, aber schmöken dau hei 'e ganzen Dag." (Er hatte nichts, er konnte nichts und taugte auch nichts, aber rauchen tat er den ganzen Tag.)

Freitag, 6. September 2024

Alte Zeitungen erzählen Geschichten aus der Vergangenheit

In der Linzer Tages-Post, im Linzer Volksblatt und in den Oberösterreichischen Nachrichten  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 


(Linzer) Tages-Post 3. Juni 1893
Aufgefundene Leiche. Am 20. Mai 1893 fand, wie der „Steyrer Alpenbote" meldet, zu Hinterstoder Michael Löger, welcher ausgeschickt war, um Gemskrückel zu suchen, auf dem Berg „Langriegl" auf einem abgelegenen Platz, zu welchen von keiner Seite ein Weg führt, einen männlichen Leichnam, wovon er bei der Gemeindevorstehung in Hinterstoder die Anzeige erstattete. Eine in Klaus zufällig anwesende Gendarmerie-Patrouille, welche dies in Erfahrung brachte, begab sich im Verein mit dem Finder auf den Fundort, woselbst sie den Leichnam unter einem Baum auf der Erde liegend fanden. Derselbe war schon ganz verwest. Bei der Durchsuchung der Kleider fand man in der inneren Brusttasche ein Arbeitsbuch, welches auf dm Namen Thomas Korcensky lautete und nach welchem der Tote in Macicich im Jahre 1875 geboren und dahin zuständig, ledig, katholisch und Schneidergehilfe war und zuletzt vom 1. August bis 19. September 1892 beim Schneidermeister Winkelbauer in Niklasdorf gearbeitet hat. Der aufgefundene Leichnam wurde nach Hinterstoder gebracht, woselbst die gerichtsärztliche Obduktion vorgenommen wurde. Durch diese wurde konstatiert, dass der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist, und zwar dürfte zufolge totaler Erschöpfung ein Herzschlag eingetreten und der Tote mindestens acht Monate dort gelegen sein. Der zu Mitterstoder Nr. 7 wohnhafte Josef Hackl erzählte, als er von diesem Leichenfund hörte, dass am 9. Oktober 1892, gegen
4 Uhr nachmittags, zwei Handwerksburschen, ein Schmied und ein Tischler, ganz erschöpft zu ihm kamen und um Nachtherberge ersuchten und auch erhielten. Diese berichteten damals, dass sie noch mit einem dritten Reisegefährten, einem Schneidergehilfen, glaublich von Mitterndorf in der Steiermark weggereist seien, beim Passieren des „Salzsteigs“ sich vergangen hätten und der Schneidergehilfe ganz erschöpft im Gebirge zurückgeblieben sei.

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Linzer Volksblatt 8. Juni 1911 
Eine Fuchsgeschichte.
Es ist schon längere Zeit her, so wird erzählt, dass zwei Jäger einen Fuchsbau auffanden. Der alte Fuchs entkam, die Jungen wurden ausgetrieben. Einer davon wurde erwischt, in den Rucksack gesteckt und dieser auf einen Ast gehängt. Die Jäger eilten sodann den zwei anderen Jungen nach. Doch waren diese schon in Sicherheit. Als man zurückkam, frohen Herzens darüber, wenigstens noch einen Fuchs erwischt zu haben, sah man, dass der aufgehängte Rucksack am Boden lag. Der kleine Gefangene hat es durch seine Bewegungen soweit gebracht, dass der Rucksack auf die Erde fiel. Hier war es ihm nun ein Leichtes zu entkommen.

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Gioachino Rossini (geb.1792, gest.1868)
Italienischer Komponist

Oberösterreichische Nachrichten 1. Juni 1949
Während eines längeren Aufenthaltes m Wien (1821—1823) war der Komponist Rossini des öfteren auch bei Fürst Metternich zu Gast geladen.
Eines Tages fragte ihn der charmante Hausherr:„Womit beschäftigen Sie sich jetzt, Meister?" „Ich arbeite an einer Oper, Durchlaucht, die „Semiramis" heißen soll. Jetzt bin ich gerade bei einer Stelle, wo die assyrische Königin ihren toten Gemahl in einer heroisch tragischen Arie zu beweinen hat, aber" „Aber?... Es fehlt Ihnen wohl ein passendes Motiv dazu?" fragte Metternich. „Durchlaucht haben es erraten!" pflichtete Rossini bei. „Es fehlt mir eine Melodie, die den Schmerz, die Klage gehörig und deutlich zum Ausdruck bringt!"- Da glitt über das schön geschnittene Gesicht des Diplomaten ein schelmisches Lächeln. Dann sagte er:„Solche von Schmerz und Klage erfüllte Melodien haben viele deutsche Lieder. Ich werde Ihnen gleich einmal eines davon vorsingen!" Und zum höchsten Erstaunen der Anwesenden sang Metternich die allbekannte Melodie Nägelis: „Freut euch des Lebens". Rossini war entzückt. Er verstand zwar den deutschen Text nicht und lauschte nur der Melodie. Und als der Fürst geendet hatte, rief er aus: „Ich danke. Euer Durchlaucht für den Genuß, den Sie mir bereitet haben. Aus dieser Melodie spricht in der Tat eine süße, ergreifende und dabei gewaltige Melodie, wie ich sie gerade für meine Arie brauche. So wie ich nach Hause komme, werde ich dieses prachtvolle Thema bearbeiten!" Daher kommt es, dass der Opernfreund in Rossinis Oper „Semiramis" zuerst in der Ouvertüre und dann in der erwähnten Arie plötzlich vertraute Töne an sein Ohr klingen hört: das verarbeitete „Freut euch des Lebens"...