Freitag, 31. Dezember 2021
Die Fahrt ins Neue Jahr.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Die Ballade vom Kind.
In meiner Heimat hat sich in den Jahren, als noch die Eisenhämmer an der Enns und Steyr munter auf und nieder gingen und die Hammerherren reiche und mächtige Leute waren, eine Geschichte zugetragen, die ich einmal aus dem Munde eines Bauern gehört habe. Ich habe manches aus ihr vergessen und muss sie deshalb nacherzählen. Auch bin ich kein so trefflicher Erzähler, wie der Bauer einer gewesen ist; er konnte einen stundenlang mit solchen Geschichten unterhalten, man wurde nicht müde, ihm zu lauschen.
Freitag, 17. Dezember 2021
Der Reisepass in der Kehle
Als die berühmte Sängerin Jenny Lind auf ihrer letzten Reise nach Wien sich einen Tag in Salzburg aufhielt, um am anderen Morgen von dort die Reise fortzusetzen, hatte sich das Gerücht von ihrer Ankunft sehr schnell in der Stadt verbreitet. Einige Gesangsliebhaber wollten sich um jeden Preis den Genuss verschaffen, die berühmte Sängerin zu hören und beschlossen, da die Künstlerin in Salzburg nicht öffentlich auftrat, zu einer etwas merkwürdigen List.
Freitag, 10. Dezember 2021
Das sonderbare Duell
Noch als Bismarck schon der große deutsche Staatsmann war, standen sich er und der berühmte Professor Virchow in politischen Dingen recht feindlich gegenüber. Da sie beide sehr temperamentvolle Naturen waren, kam einmal die Auseinandersetzung zu solcher Schärfe, dass sich der Kanzler beleidigt fühlte und Virchow eine Herausforderung zum Duell überbringen ließ. Virchow war gerade in seinem Laboratorium mit Arbeiten zur Trichinenforschung beschäftigt, als Bismarcks Kartellträger (Sekundanten) erschienen. Er empfing sie sehr freundlich und hörte sie an. Dann sagte er: „Gut. Die Wahl der Waffen steht mir zu. Ich werde Ihnen gleich sagen, wie ich mich zu schlagen gedenke. Sehen Sie hier die beiden Mettwürste. Die eine von ihnen ist mit Trichinen gefüllt, die andere Trichinen frei. Herr von Bismarck wird mir die Ehre antun und eine von den beiden Würsten wählen und essen, worauf ich dann selbstverständlich ohne weiteres die andere verzehren werde. Wer die Trichinen bekommt — das ist das Gottesurteil."
Otto von Bismark |
Berliner Kongress, Gemälde von Anton von Werner; vorne mittig: Otto von Bismarck |
Napoleon III. und Otto von Bismarck nach der Schlacht von Sedan |
Rudolf Virchow |
Virchow Denkmal in Berlin |
Montag, 6. Dezember 2021
Freitag, 3. Dezember 2021
Kindheitserlebnisse zu Ende des 2. Weltkrieges 1943 bis 1947 - Teil 13
Herr Konsulent OSR Peter Grassnigg verbrachte seine frühe Kindheit in Vorderstoder, da sein Vater im 2. Weltkrieg dort Oberlehrer war.
Herr Grassnigg hat seine Erlebnisse und Jugenderinnerungen aus dem Blickwinkel seiner Kinderaugen in Vorderstoder und Steyr aufgeschrieben. Diese Erzählungen lassen uns die damalige entbehrungsreiche und unsichere Zeit sehr eindrucksvoll nachfühlen.
Er hieß mit Vornamen Herbert und war der Freund von Tante Herta, der Schwester meines Vaters.
Als Zuckergroßhändler bediente er von Steyr aus die Kaufmannschaft des Enns- und Steyrtales mit dem in der Nachkriegszeit begehrten Produkt. Meine Mutter hielt viel von ihm, weil er ihr in der Phase der Umrechnung von Mark wieder auf Schilling anbot, ihre Ersparnisse in seine Firma aufzunehmen, wodurch sich ein Umrechnungskurs von 1:1 ergab und die Mutter nicht die Hälfte ihres Geldes verlor.
Das Zuckermonopol war auf Dauer nicht zu halten, da sich die Kaufmannschaft völlig neu organisierte. Sailer musste Konkurs anmelden und die Firma schließen. Zudem ging seine Ehe, aus der zwei Kinder hervorgegangen waren u.a. wegen der Tante in Brüche. Äußerlich merkte man ihm nichts an, er war stets höflich und freundlich, gerade zu mir und meinem Bruder. Auf der Negativbilanz ist zu vermelden, dass er dem Trunke zugetan war. Seinen Stammtisch hatte er in der „Gösser“ in der Steyrer Enge Gasse. Später heirateten er und die Tante.
Auf dem Platz des SK Vorwärts
Gleich nach dem Krieg erfuhr das gegenüber unserer Wohnanlage in der Grillparzerstraße liegende Spielfeld des SK Vorwärts Steyr eine totale Umgestaltung. Der ohnehin geringe Rasenbewuchs war abgetragen worden, sodass der ganze Platz einer Schotterdeponie glich.
Eine Firma kam bei der Wiederherstellung nicht zum Einsatz, nur Männer, alle mit gleicher grauer Adjustierung ausgestattet, besorgten die Arbeiten. Es handelte sich um Häftlinge aus dem Gefangenenhaus Garsten, die jeden Morgen von wenigen Wächtern begleitet, im Marschschritt daher kamen. Auf der Rückseite ihrer Joppen trugen alle ein großes Z und ein großes G (Zuchthaus Garsten).
Am Rande des Platzes legten sie fein säuberlich auf Zwischenräume achtend ihre Habseligkeiten in kleinen Häufchen ab. Die Arbeiten fanden nur bei günstigen Witterungsbedingungen statt. Zu Mittag rasteten einige am Boden sitzend, andere spielten mit einem richtigen Fetzenlaberl Fußball. Als Tore dienten ihnen aufgetürmte Steine. Auch die Wächter saßen beisammen. Obwohl es eine Umzäunung des Platzes mit offenen Türen gab, lief keiner davon. Außenkontakte mit Zurufen und ein Gang zum Zaun, wo öfter Frauen standen, waren nicht erlaubt. Daran hielten sich alle. Nur wir Buben konnten uns innerhalb der Einfriedung frei bewegen.
Sogar der Rufname eines einzigen der Inhaftierten ist in mir hängen geblieben. Er betraf den Kleinsten aus der Truppe, der gleichzeitig der Lustigste von allen war und immer Späße machte. Seine Kameraden riefen ihm mit seinem Spitznamen „Bacherl“.
Bald hatten wir in Erfahrung gebracht, dass es sich bei den Männern um keine Verbrecher im üblichen Sinn handelte, sondern um sogenannte „Politische“, die aufgrund ihrer Mitgliedschaft und Tätigkeiten bei der NSDAP gerichtlich verurteilt mehrmonatige Haftstrafen abzusitzen hatten. Von den am Zaun stehenden Frauen bekamen wir mitunter kleine Päckchen und dazu genaue Anweisungen, unter welche der abgelegten Habseligkeiten wir sie verstecken sollten. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Zigaretten oder Süßigkeiten. Wir warteten immer, bis kein Wärter in der Nähe war oder gerade keiner herschaute. Wenn alles klappte, bekamen wir dafür ein paar Zuckerl oder einen Kaugummi. Alles in allem betrachtet, ging es bei dieser Art des Strafvollzugs äußerst locker zu. Ich glaube mich erinnern zu können, dass nur ein Wächter ein Gewehr trug, dem wohl nur Symbolkraft zukam. Am Abend marschierte die Kolonne in geordneter Formation wieder nach Garsten zurück.
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Die Kindheitserinnerungen von Herrn Konsulent OSR Peter Grassnigg haben die Leser dieses Blogs mit großem Interesse verfolgt. So manche können sich erst jetzt vorstellen, wie es ihren Eltern und Großeltern in dieser Zeit ergangen ist. Wir danken Herrn Grassnigg sehr herzlich für die Einblicke in seine Kindheit.