Freitag, 29. September 2023

Was sich "Seinerzeit" im Stodertal zugetragen hat.

Im Linzer "Volksblatt", in der Linzer "Tages Post" und in der "Weltpresse"  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Linzer Volksblatt 27. Februar 1932
Erschließung Vorderstoders für den Fremdenverkehr. 
Nachdem der bekannte Kur- und Wintersportplatz Hinterstoder schon seit 8. Juli 1924 eine Postkraftwagenverbindung mit dem Bahnhof Dirnbach-Stoder besitzt wird im heurigen Sommer nunmehr auch das romantische Vorderstoder durch ein Postauto mit dem Bahnhof Windischgarsten verbunden werden. Diese neue Linie beginnt beim Postamt Windischgarsten, führt auf der Bundesstraße zum Bahnhof Roßleiten, von dort auf Gemeindestraßen zum Gemeindehaus Pichl, zum Sägewerk und Gasthof Dorrer, Sensenwerk Roßleiten, am Pießlingbach entlang zum Gasthof Bankler und erreicht über das steile Hoheneck den Ort Vorderstoder, von da nimmt die Linie ihren Weg neben dem Loigisbach zum Endziel zum Postamt Hinterstoder. Die notwendigen Brückenausbesserungen und 
Straßenerweiterungen werden im kommenden Frühjahr begonnen.

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(Linzer) Tages-Post 11. Januar 1922 Wien, 
Wohnungsanforderung und Aufenthaltsbewilligung.
Der Kaufmann Bernold Rosenberg aus Budapest hatte in Hinterstoder ein Haus gekauft, in welchem er sich eine Wohnung für den Sommeraufenthalt reservierte. Da er jedoch diese Sommerwohnung weniger als drei Monate benutzte, wurde die Wohnung von der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf angefordert.
In seinem dagegen an die oberösterreichische Landesregierung ergriffenen Rekurs machte er geltend, er wäre gern drei Monate und länger in Hinterstoder geblieben, allein er habe die Aufenthaltsbewilligung nicht erhalten, weshalb er den Ort verlassen musste und in seinem eigenen Haus nicht wohnen könne.

Eine Wohnung, die nur deshalb unbenützt sei, weil der Wohnungsinhaber als Fremder keine Aufenthaltsbewilligung erhielt, könne nicht angefordert werden.
Die oberösterreichische Landesregierung wies den Rekurs ab, weil nur die Tatsache, dass die Wohnung weniger als drei Monate benützt wurde, nicht aber, warum sie nicht benützt wurde, für die Anforderung maßgebend sei.
Gegen diese Entscheidung ergriff Rosenberg die Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof, vor welchem heute der Beschwerdevertreter darauf hinwies, dass die Unmöglichkeit eine Wohnung zu bewohnen berücksichtigt werden müsse.
Der Verwaltungsgerichtshof wies die Beschwerde als unbegründet ab, weil es für die Wohnungsanforderung gleichgültig sei, aus welchem Grund die Wohnung weniger als drei Monate benutzt wurde.

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Die Weltpresse 27. März 1948
Zwölfmal über den Atlantik.
In Hinterstoder lebt ein Gutsverwalter, dessen Name über Österreich hinaus guten Klang hat. Es ist Albert Messany, der als Großwildjäger viele ferne Länder, vor allem aber Kanada gründlich kennenlernte. Nicht weniger als zwölfmal überquerte er auf seinen Fahrten den Atlantik. Von dem, was er in Kanada sah, berichtete Albert Messany vor kurzem in einem Vortrag, bei dem er auch Farbfilme zeigte. Er schilderte das Familienleben des Bibers und seine kunstvollen Bauten, die Elche und Schneeantilopen, Wapitihirsche und Bären.
In launiger Form erzählte Messany von Jagdabenteuern, während auf der Leinwand herrliche Landschaftsbilder sichtbar wurden. An einsamen Gebirgsseen, umrahmt von namenlosen Gipfeln, grasen friedlich in der großen Einsamkeit der Natur gewaltige Hirsche und unter schattigen Bäumen lagert der schon fast ausgerottete Bison. Diese Tiere beginnen sich dank vollständiger Schonung langsam zu erholen und ihre Zahl ist ständig im Wachsen. Die Romantik des Lagerlebens wird in all ihren heiteren und ernsten Phasen gezeigt.
Am Schluss führt Albert Messany die Zuhörer mit einem Farbfilm nach New York, wo das nächtliche Leben in seiner bunten Pracht die Gegensätze zweier Welten veranschaulicht.

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(Linzer) Tages-Post 31. Dezember 1932
Verloren und wiedergefunden.
Der Gastwirt Fuxjäger aus Steyerbruck war am 29. Dezember in Linz, um für geliefertes Brennholz einen Betrag von über 600 Schilling einzukassieren. Mit der gefüllten Brieftasche benützte er den Schnellzug, der um 14.10 Uhr in Hinterstoder eintrifft, zur Heimfahrt.
Zu Hause angelangt, vermisste er die Brieftasche. Fuxjäger begab sich sofort auf die Suche und da diese erfolglos blieb zum Gendarmerieposten, um die Verlustanzeige zu erstatten. Die Gendarmerie leitete die erforderlichen Schritte ein. Als Fuxjäger abends abgehetzt heimkam, ließ es ihm dennoch keine Ruhe und er begab sich abermals auf die Suche. Nachts um zirka 0.30 Uhr fand er die Brieftasche samt Inhalt auf der Bundesstraße, die er am Heimweg vom Bahnhof, noch bei Tageslicht, mit dem Rad befahren hatte. So war also die Brieftasche mit Inhalt fast zehn Stunden auf der Straße gelegen, ohne dass sie, trotz des immerhin regen Verkehrs, ein anderer als ihr rechtmäßiger Besitzer gefunden hätte.

Freitag, 22. September 2023

Neuigkeiten die unsere Groß- oder Urgroßeltern aus der Zeitung erfuhren

Im Tagblatt, in der Alpenländischen Morgenzeitung und in der Österreichischen Zeitung  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 


Tagblatt 17. Mai 1919
Unzulänglichkeiten in der Tabakversorgung.
Aus Vorderstoder schreibt man uns:
Der Amtsschimmel hat sich glücklich an das Hungern gewöhnt und es ist
aussichtslos, dass es noch gut wird und somit aus der Welt verschwindet. 

Die Tabakzuweisung wird nach dem im Frieden gehabten Monatsumsatz des einzelnen Trafikanten in Geld perzentuell berechnet. Nun kommen für unsere Leute vielfach die Trafiken in Hinterstoder und Roßleiten in Betracht. Heute sind aber diese Leute zum größten Teil in Vorderstoder eingeschrieben. Es kommt sehr oft vor, dass man teure Zigaretten sendet. Der Betrag ist freilich gleich geblieben, aber das Quantum wird kleiner. Während nun Hinterstoder Tabak genug für Stammkunden hat, können in Vorderstoder oft 30 Personen trotz der Karte nichts mehr erhalten. Jetzt sollen die Industrieorte doppelt so viel bekommen.
Glauben die Behörden, dass man in den anderen Orten keine Not an allem leidet? Wozu haben wir eine Tabakkarte, die den Tabakbezug regeln soll?
O. Heiliger Amtsschimmel!

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In Zeiten politischer Umwälzungen wurde in Zeitungen auch zwischen den Zeilen gelesen.
Alpenländische Morgen Zeitung 9. Februar 1934
„Wir werden Österreich von diesen Elementen säubern!"
Einen bezeichnenden, schlaglichtartig gewisse Verhältnisse beleuchtenden Vorfall melden uns Freunde unseres Blattes aus Hinterstoder
Kam da Samstag den 4. Februar 1934 abends mit dem letzten Postkraftwagen ein Mann, dessen Aussehen und Gehabe so typisch war, dass man aus seinem Namen „Dinstag" gar keine Schlüsse mehr zu ziehen brauchte. Er stieg dort in einem Gasthof ab, trug sich in den Meldezettel bescheiden als Dr. Dinstag, Journalist und Schriftsteller ein, geboren 1885. Die Rubrik Ort der Geburt wurde aus uns unerklärlichen Gründen leider von besagtem Dinstag nicht ausgefüllt. Zuständig heute natürlich Wien! (Ob und wo früher entzieht sich ebenfalls unserer Kenntnis.)
Stolz erklärte er dem Gastwirt, er sei von einer großen neuen freien Wiener Presse und beabsichtige (wie üblich!) einen fremdenverkehrspropagandistischen Bericht über die Schönheiten des Stodertales zu schreiben!
Als er sich, wie uns mehrere Augenzeugen mitteilen, an ein einheimisches Mädchen heranzumachen und mit ihr zu „schäckern" versuchte, hielten sich sämtliche in der Wirtsstube anwesenden Gäste gegen dieses zudringliche Benehmen auf, wobei er allerdings auch einige empörte Bemerkungen der sonst so geduldigen Ortsbewohner zu hören bekam. Nachdem er noch gebeten hatte, sein Zimmer ja sehr warm zu heizen und nachdem er es als eifriger Förderer des Fremdenverkehrs auch nicht verabsäumt hatte, den mit Bedienung, Beheizung und Beleuchtung ohnedies nur auf zwei Schilling erstellten Zimmerpreis noch um etliches herab zuhandeln, zog er sich zurück.
Als nach 11 Uhr mehrere Gäste vor die Haustür traten, sahen sie besagten Herrn vor dem Hause ängstlich herumschleichen. Sie stellten ihn zur Rede, worauf er erklärte, sie würden schon am nächsten Morgen von der Behörde alles erfahren. Trotzdem der Herr Fremdenverkrehrspropagandist sich erst um 10 Uhr am nächsten Tag wollte wecken lassen, war er um 5 Uhr früh mit dem ersten Postkraftwagen bereits abgefahren (wie traurig und bedauerlich)! Sein Bett trug keine Spuren, dass er darin gelegen wäre, er kann höchstens in angekleidetem Zustand zusammengekauert am Rande seines Bettes gesessen sein. Vor seiner „Abreise", um nicht Flucht zu sagen, aus diesem, wie ungastlichen Ort, es wird hoffentlich nicht viele solche Orte geben, scheint er aber noch einen Klageruf oder ein geplantes Telephonat zu Papier gebracht und dann vergessen zu haben, denn im leeren Fremdenzimmer fand sich folgender Zettel:
„Sofortigen Bericht an die Landesregierung in Linz und Strafuntersuchung bei Gericht in Wien wegen gefährlicher Drohung und Schmähung. Hoffe, dass es einer Autorität und Gelehrten von Namen (vermutlich Einstein, Anm. der „M.-Z ") gelingen wird, die Horde von niederträchtigen Halunken zur Rechenschaft zu ziehen. Auch sofortigen Bericht an die Fremdenverkehrskommission. Namen anführen ist überflüssig, da ja der ganze Ort hier versammelt war. Alle diese Verbrecher werden diesmal der Strafe nicht entgehen. Eine Kulturschande, wie sie bei den Feuerfressern in Australien nicht möglich wäre.
Wir werden Österreich von diesen Elementen säubern! Diesem Dokument und den Aussagen unserer mehrfachen Gewährsmänner braucht nichts hinzugefügt zu werden. Es spricht Bände. Das Dokument ist in Wirklichkeit noch um etliches krasser und wir haben nur aus Gründen des Anstandes und des guten Tones die stärksten Stellen weggelassen. Da sich die zahlreichen, am fraglichen Abend in der Gaststube Anwesenden diese unmittelbar auch auf sie bezughabenden Beleidigungen selbstverständlich nicht gefallen lassen, wurden bereits von ihnen die nötigen Schritte eingeleitet, denn vorderhand sind „wir" doch noch in unserem deutschen Vaterland Österreich!

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Österreichische Zeitung 3. Oktober 1947
Auszug aus einem Artikel für „Werbeplanung und Werbegestaltung“
Die weitverbreitete Meinung, dass ein Werbefachmann ausschließlich wirkungsvolle Reklamemittel zu erfinden hat, ist insofern unrichtig, als der Werbeplaner auch ein erfahrener Kaufmann sein muss. Darum ist auch „Marktforschung" ein besonders wichtiger Faktor des Lehrplanes. Bei der Werbung muss vor allem von den Bedürfnissen und der Aufnahmefähigkeit des Marktes ausgegangen werden. Auch die beste und einfallsreichste Reklame für Reinseidenstrümpfe wird in Hinterstoder keinen Erfolg zeitigen, weil der Artikel dort überhaupt nicht gefragt und verkäuflich ist. (In dem kleinen, entlegenen Bergdorf).
So ist es auch mit der „Werbepsychologie", deren Aufgabe es ist, die Reaktion des Publikums auf eine bestimmte Art von Werbung zu erkunden, ehe ein Fehlschlag zeigt, dass man auf dem Holzweg ist. Außer den theoretischen Fächern, wie Werberecht, Werbemittelkunde, Staatsbürgerkunde, werbliche Wirtschaftslehre usw., sind die praktischen Übungen von großer Bedeutung.

Freitag, 15. September 2023

Zeitungsberichte über Monarchie und Bergführer 1919

Im "Tagblatt" und in der Linzer "Tages Post"  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

  
Kaiser Franz Joseph I

Pfarrer Anton Lehner war von 1898 bis 1919 in Hinterstoder.

Tagblatt, 31. August 1919 
„Zarte Sehnsucht, süßes Hoffen.“
Der unseren Lesern als ein Freund der Sommergäste wohlbekannte Pfarrer Lehner wurde von Hinterstoder nach Helfenberg versetzt und hier bemüht sich der „hochwürdige" Herr, für die Rückkehr der Habsburger eifrigst Stimmung zu machen. Die Wiederkehr des einstens mit soviel Tam-tam gefeierten 18. August (Kaiser Franz Joseph Geburtstag) konnte der Helfenberger Pfarrer nicht vorübergehen lassen, ohne seiner Sehnsucht nach dem alten Regime Ausdruck zu geben.
Und so hielt er am Vortag, am Sonntag den 17. August, vor dem Hochamt eine Predigt, in welcher er mit rührenden Worten an den gewesenen Kaiser und seine „arme" Familie erinnerte. Am Schluss ermahnte der „Verkünder des Wortes Gottes" die überraschten Kirchenbesucher, sie mögen der „von bösen Geistern gestürzten armen Mitglieder des Kaiserhauses" im Gebet gedenken. Wir begreifen ja die Sehnsucht des Helfenberger Pfarrers nach den früheren Zuständen, möchten ihm aber doch empfehlen, seinen Gefühlen etwas mehr Zwang aufzuerlegen und die monarchistische Propaganda auf der Kanzel zu unterlassen, wenn er sich Unannehmlichkeiten ersparen will.

Kaiser Franz Joseph I

Tagblatt 14. September 1919
Der kaisertreue Pfarrer von Helfenberg.
Wir erhalten folgendes Schreiben: „Löbliche Redaktion! Auf Grund des § 19 des
Pressegesetzes verlange ich in Bezug auf die in Ihrem Blatt vom 31. August enthaltene, mich betreffende Notiz „Zarte Sehnsucht, süßes Hoffen" die Aufnahme folgender Zeilen in einer Ihrer nächsten Auflagen:
"Es ist unwahr, dass ich von Hinterstoder nach Helfenberg versetzt wurde. Wahr ist, dass ich freiwillig um Helfenberg mich beworben habe. Es ist unwahr, dass ich mich hier eifrigst bemühe, für die Rückkehr der Habsburger Stimmung zu machen. Wahr ist, dass ich am Geburtsfest unseres letzten Kaisers in der Predigt darauf hingewiesen habe, dass der gewesene Kaiser für uns die von Gott gesetzte Obrigkeit darstellt und dass wir unserer daraus resultierenden Pflicht auf die einzig gegenwärtig noch mögliche Art Genüge tun sollen dadurch, dass wir für den unglücklichen Kaiser beten. Wahr ist auch, dass ich im Herzen monarchistisch gesinnt bin.
Hochachtungsvollst Anton Lehner, Pfarrer."
-- Eine Bemerkung zu dieser Berichtigung ist wohl überflüssig.

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Bergführer Georg Auer



(Linzer) Tages-Post 11. September 1919
Bergführer Georg Auer.
Aus Hinterstoder wird uns berichtet: Gestern abends starb hier der bekannte, behördlich autorisierte Bergführer Georg Auer vulgo „Graber", auch Zimmermann, Totengräber und Mesner etc. im 59 Lebensjahr (für Stoderer Verhältnisse in noch jungen Jahren!) infolge eines schweren Herzleidens, das er sich durch Überanstrengung auf seinen vielen gemachten Touren zugezogen hatte. Damit ist nun die „Alte Garde" der Stoderer Führer dahingegangen (der alte Harschlager vulgo Kniewasser, Eustachius Prieler, Ignaz Stallinger und Richard Buchegger).

Er hinterlässt außer der kränklichen Witwe zwei Söhne, die beide den Feldzug mitgemacht haben und noch mehrere Töchter. Auer war über 30 Jahre behördlich autorisierter Führer (seit 1887), ging aber auch schon früher mit Touristen. Er war in Bergsteigerkreisen eine sehr bekannte und auch mit Recht beliebte Persönlichkeit. Sein gerader und lauterer Charakter, sein bescheidenes Wesen, sowie die stets bewiesene Umsicht in kritischen Situationen und seine Bergkenntnis auch außerhalb der Prielgruppe und des „Toten Gebirges“ (so zum Beispiel des Dachsteingebietes, des Großglockners etc.) sichern ihm gewiss ein gutes und ehrendes Andenken unter den Natur- und Alpenfreunden.

Bergführer Georg Auer 1912 mit Angabe seiner Bergbesteigungen

Sonntag, 10. September 2023

Jubel - Hochzeitspaare in Hinterstoder





























                                                                Fotos: Traude Schachner

Freitag, 8. September 2023

Wildbachfahrt und Naturgewalt

In der Linzer "Tages-Post"  und in der Zeitung "Vaterland"  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 



(Linzer) Tages-Post 17. Oktober 1931
Wildbachfahrt auf der oberen Steyr in Hinterstoder.
Von ihrer Erstbefahrung durch den Hochschulring Deutscher Kajakfahrer Ring Berlin.
Wir haben schon seinerzeit über die Erstbefahrung der oberen Steyr berichtet, die Fahrt wurde aber in Paddlerkreisen angezweifelt. Jetzt liegt darüber ein Bericht vor, den der „Österreichische Kajaksport" veröffentlicht hat und im folgenden wiedergegeben sei. Wir fuhren über Passau ins Österreichische. Keiner wusste so eigentlich, wo es hinging. Treffpunkt war die Station Dirnbach-Stoder im Steyrtal. Hier sollte uns Walter Frentz erwarten, der eben von seiner erfolgreichen Vortragsreise in Jugoslawien kam und die Parole für die Filmfahrt ausgeben sollte. Langsam dampft das Bähnchen im sonnenüberstrahlten Tal aufwärts.

Bald schäumt unter uns, im Waldtal tief eingeschnitten, die Steyr. Dirnbach!—
Die Stabtaschen und Rucksäcke fliegen auf den Bahnsteig. Schon setzt sich der Zug in Bewegung und unsere Kameraden, die weiter zur Enns fahren, winken uns zu. Kruzi Josef! Was ist denn das? Da ist ja ein Rucksack zu viel! Hatten wir da in unserer Begeisterung einen Bootsrucksack zu viel ausgeladen. Schon geht das Bahntelephon: Ein Herr mit Stabtasche aus der nächsten Station ausgestiegen. Na, jetzt waren wir also sechs Mann, es konnte losgehen Die Weisung unseres Führers lautete: Erstbefahrung der oberen Steyr von Hinterstoder heraus, beinahe von der Quelle weg. Im Nu hatten wir ein Auto mit unserem Gepäck vollgeladen und dann ging es hinein ins reizvolle Tal der oberen Steyr. Die schneebedeckten Berge kommen immer näher und um uns stehen blühende Obstbäume. Die Sonne strahlt heiß vom tiefblauen Himmel. Mit angespannter Aufmerksamkeit beobachten wir den Flusslauf unter uns und was wir sahen war Wildwasser allerschwerster Art. Scharfe Kehren, unzählige Schwalle, (Strömungen) eine Unmenge Felsbrocken, Triftholz (Schwemmholz) am Ufer festgekeilt. Dann plötzlich die Stromboding, ein zehn Meter hoher Wasserfall.
Endlich sind wir in Hinterstoder. Bald stehen die Boote auf einer wunderschönen Uferwiese aufgebaut und als sie in scharfem Schwung aus dem Kehrwasser in den Strom schießen, winken uns die Bauern freudig nach. Das folgende spielt sich blitzschnell ab, es wird ewig der Feder versagt bleiben, das Erleben am Wildfluss zu vermittelt. Schäumend jagt das eiskalte Schmelzwasser zu Tal. Riesige Felsblöcke liegen mitten im Flussbett, andere sind kaum zu erkennen im Gurgeln und Brodeln: Sandbänke verengen den Strom auf Bootsbreite, Schwall auf Schwall jagt eiskalte Brecher über Mann und Boot. Augenblicke müssen für das Kommende entscheiden, wenn die riesigen Triftholzstämme, im Ufer verklemmt und nur knapp überronnen, vor einem auftauchen. Da braust vor uns schon das erste Mühlwehr. Über saftgrüne Uferwiesen und einen schlüpfrigen Steg tragen wir die Boote am linken Ufer ins Wasser. Immer wieder blicken wir zurück auf die zerklüfteten, schneebedeckten Kare des Toten Gebirges. Dauernd schrillt die Pfeife unseres Filmregisseurs Walter Frentz. Ein Pfiff: „Anlegen und warten", zwei Pfiffe: „Durchfahren". Das Wasser wird immer toller, die Stromboding muss bald da sein. Von einer alten Holzbrücke winken Menschen und plötzlich hören wir das Donnern des Falles. Von kräftigen Paddelschlägen getrieben, schwingen die Boote in den Uferstau. Die Weiterfahrt muss rechtzeitig aufgegeben werden, denn knapp oberhalb des Falles ist das Flußbett durch völlig unfahrbare Stellen verriegelt und zudem ist ein Erreichen der Landstraße mit aufgebautem Boot fast unmöglich.

Langsam rollen die Bootswagen in der glühenden Mittagshitze auf der Landstraße durch den Wald. Nach ungefähr 900 Metern führt ein schmaler Pfad hinunter zur Stromboding. Die Kajaks werden geschultert und nach anstrengender Kletterei stehen wir unten am Wasserfall. Die ersten 1000 Meter nach dem Fall sehen wüst aus. Die Steyr macht eine scharfe S-Kurve, das Flussbett ist mit Steinen übersät und am Ufer liegt überall Triftholz, die ganze Strecke ist ein weißkochender Schwall. Schon sitzt der Erste im Boot. Die anderen halten ihn fest, bis er die Spritzdecke dicht hat, dann packt ihn der mörderisch schnelle Strom. Unter Aufbietung aller Fahrkunst kämpft er sich durch und verschwindet hinter der Flussbiegung. Immer weiter geht dann die Fahrt. Bald kommt das zweite Wehr. Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen. Steil und dunkel steigen die waldigen Ufer auf, überragt von den glühenden, in der Abendsonne leuchtenden Berggipfeln. Einer von uns schaut sich besorgt nach dem anderen um, die gerade eine schwere Stelle durchfahren, schaut wieder voraus und sieht plötzlich einen langen Triftholzstamm quer im Ufer verkeilt vor sich auftauchen. Ein Ausweichen ist nicht mehr möglich, also darüber. Der Kajak schießt auf den Stamm, legt sich einen Augenblick quer, wird durch einen mächtigen Paddelschlag geradegerichtet und schießt dann auf der anderen Seite hinunter.
Bei Steyrbruck ist wohl die schwierigste Stelle der Steyr. Die Durchfahrt ganz knapp am rechten Brückenpfeiler. Den wenigsten gelingt dieselbe. Die Boote rumpeln über die Steine, hängen in den merkwürdigsten Stellungen, aber keiner kentert. Ein kalter Wind streicht im Tal auswärts, wir sind schon alle blau vor Kälte, denn die Sonne ist längst untergegangen. Vor uns liegt ein mächtiger Rechen zum Auffangen des Triftholzes. Zähneklappernd umtragen wir die Boote um das Hindernis. Spät am Abend legen die letzten Paddelschläge das Boot in den Stau. Schon sind die Ufer voll Menschen, die uns zujubeln. Sie hatten gegenseitig gewettet, ob wir heil herunterkämen! Die Erstbefahrung ist geglückt. 
Als wir bald darauf in den Zelten liegen, sind wir uns wieder einmal einig darüber: „Im Einer auf dem Wildwasser— nur das ist der königliche Kajaksport." Kein „Binsen-Bummeltrieb", sondern der tolle Kampf mit dem launenhaften, stets anders gearteten Element ist es, der uns das Faltboot allen anderen Wassersportarten vorziehen lässt! Und daher werden wir immer wieder auf Wildwasser getrieben, über das, um mit Hans Weinzinger zu reden, „soviel Unverstandenes schon geschrieben wurde, allerdings von Leuten, denen das Herz bestimmt in die Hose fallen wollte, wenn sie nur einmal aufs richtige Wildwasser kämen".                                       Sergei v. Holbeck, H. D. K.

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(Linzer) Tages-Post 24. Juli 1896
Ertrunken.
Aus Klaus am 22. Juli 1896 wird uns geschrieben:
Gestern um etwa 8 Uhr vormittags ist hier der 31jährige, nach Hinterstoder, Bezirk Kirchdorf, zuständige Flößer Ignaz Hackl beim Holztriften in den Steyrfluss gefallen und ertrunken. Die Mitarbeiter sahen den Unglücklichen, sich an einem Baumstamm klammernd, eine kurze Strecke im Wasser fortschwimmen. In dem Momente, als sich dieselben anschickten, ihn zu retten, verließen ihn die Kräfte und er verschwand spurlos in den Wellen.
Die sofort von Seite der Mitarbeiter und der Gendarmerie im Beisein des Gemeindedieners Josef Huemer angestellten und bis in die Nacht fortgesetzten Auffindungsversuche blieben in Ansehung des gegenwärtig hohen Wasserstandes
der Steyr vollkommen resultatlos. Der Bedauernswerte hinterlässt eine Witwe mit vier unmündigen Kindern.

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Das Vaterland 2. September 1881 
Tod durch Blitzschlag.
Aus Hinterstoder wird geschrieben: Am 21. August, zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittag, entlud sich über unser Tal ein furchtbares Gewitter, dem leider auch ein Menschenleben zum Opfer fallen musste. Der Blitz traf nämlich eine 16jährige Magd des Großweißenbacher Gutes, welche auf dem Feld mit Viehweiden beschäftigt war und fuhr der Armen senkrecht durch den Kopf in den Körper, um durch den linken Fuß in die Erde auszulaufen. Das Vieh, welches um die Verunglückte herum weidete, wurde gleichfalls niedergeschmettert, erholte sich aber bald wieder.