Freitag, 29. Juli 2016

In den 1930er Jahren war mein Vater ein Holzknecht.

Aus der Erinnerung eines Schulmädchens:
Dieser Aufsatz aus der Erinnerung eines Mädchens von den 1930er Jahren, über die Arbeit ihres Vaters, ist erhalten geblieben.
" Wenn Vater zur Arbeit ging hatte er seine lange Zugsäge, seine Hacke und seinen "Schöpser", das war ein Eisenblatt mit langem Stiel zum Entrinden der Stämme umgehängt. Der Lodenmantel war lose über die Schulter geworfen und die Tabakpfeife hatte er im Mund. Der Tabak war in einer getrockneten "Saubladern" (Schweineblase) aufbewahrt. Seine Kleider rochen nach  Harz und Rauch, denn er und seine Kameraden lebten die ganze Woche über in einer Rindenhütte. Die Hosen trugen die Spuren seiner Arbeit. Sie waren mit Pech präpariert und damit unzerreißbar.
Sein Küchengeschirr bestand aus einer "Muaspfanne" mit einem Löffel. Die Schüssel wurde nie ausgewaschen sondern immer nur ausgekratzt. Zur Holzknechtausrüstung gehörte noch die Nockenpfanne, eine "Toagschüssel" (Teigschüssel) und ein Heferl für Kaffee oder Tee. Die "Nockenpfann" war aus Messing oder Kupfer. Der "Muasa"  war ein Eisenschaber zum Zerstoßen und Umrühren von Sterz, Muas und zum Teig anrühren. Ein "Tratenbachveitel" (Taschenveitel-Messer) steckte in seiner Hose mit Messersack. An einem Seil hing der Dreifuß, das Stemmeisen, das Reifmesser, der Sappl und der Pickl.
In seinem Rucksack hatte er Mehl, Salz, Schmalz, Feigenkaffee, Sacharin, Zichorie, Speck, Brot, Zwetschkenschnaps, Feuerzeug, Feuerstein, Tabak, Benzin, Verbands- und Nähzeug, Feile, Wetzstein, Schichtseife, Handtuch und Spielkarten. Rasiert hat er sich immer erst am Samstag zuhause. 
Wenn sich Holzknechte verletzten wurden Wunden, Blutergüsse und Prellungen  mit einem Umschlag aus  einem in Schnaps getränkten Fetzen  behandelt. Zum Doktor ging man - aus Sparsamkeit - nur wenn es gar nicht mehr anders ging. Auf kleinere Verletzungen wurde Speichel mit Kautabak gespuckt oder Pech gekaut und darauf geklebt.
Die Arbeitsstätte meines Vaters war so weit entfernt, daß er nur zum Wochenende, am Samstag heim kam. Das war für mich jedes Mal ein Freudentag. Ich kann mich erinnern, daß ich immer auf einer Anhöhe stand und wartete, denn dort konnte ich ihn schon von weitem kommen sehen. Ich wußte, in seiner Rocktasche war immer etwas für mich drinnen. Je nach Jahreszeit einmal eine Semmel, ein Lebkuchen oder die selbstgemachten übrig gebliebenen Holzknechtspatzen."







Freitag, 22. Juli 2016

Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner, ein Freund des Stodertals


Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner (geb. 1893, gest. 1984) wird  gemeinhin als der Wegbereiter des modernen Oberösterreich bezeichnet. Besondere Verdienste hat er sich auch in Hinterstoder erworben.
Oberösterreichischer Landeshauptmann war Dr. Gleißner gleich zwei Mal. Von 1934 bis zu seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten 1938 und seine Einlieferung in die Konzentrationslager von Dachau und Buchenwald.
Nach der Wiederherstellung der Republik Österreich wurde Dr. Gleißner von 1945 bis 1971 abermals Oberösterreichischer Landeshauptmann.
1951 war er der Kandidat der ÖVP bei der Wahl des Bundespräsidenten. Er verlor diese Wahl aber überraschend, ganz knapp gegen Theodor Körner (SPÖ).  Maßgeblich trug er zum wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Wiederaufbau Oberösterreichs nach dem Zweiten Weltkrieg und der Besatzungszeit bei. Er förderte den Wandel des Landes von einem Agrar- in einen Industriestandort . Am 2. Mai 1971 trat er von seinem Amt als Landeshauptmann zurück.

Dr.Heinrich Gleißner war mit Leib und Seele Landeshauptmann von Oberösterreich. Er glaubte an dieses Land und suchte den direkten Kontakt zu seinen Menschen wann immer es ging. So war es nur logisch, dass er wesentlich dazu beigetragen hat, dass Oberösterreich eine Landeshymne erhält: 1952 wurde das „Hoamatland“ nach den Worten von Franz Stelzhamer und der Musik von Hans Schnopfhagen zur OÖ. Landeshymne erklärt. Als begeisterter Oberösterreicher war Gleißner auch ein konsequenter Kämpfer für den österreichischen Föderalismus. Österreich war für ihn nur als Bundesstaat denkbar, in dem Bund und Länder ihre Aufgaben partnerschaftlich wahrnehmen. Sichtbarer Ausdruck der engen Verbindung Oberösterreichs zur Bundeshauptstadt war die "Pummerin“, die größte Glocke Österreichs, gegossen in der Glockenschmiede St. Florian, gespendet von Oberösterreich für den Wiederaufbau des Stephansdoms in Wien.
Dr. Gleißner trug viel zur Entwicklung des Tourismus im Stodertal bei. So entstanden  durch seine Unterstützung das Landesjugendheim Edtbauernalm, das er 1954 eröffnete und die Seilbahn auf die Huttererböden, die er 1960 eröffnete.
1960 wurde Dr.Heinrich Gleißner Ehrenbürger von Hinterstoder.
Dr.Heinrich Gleißner starb 1984 und wurde in Linz beerdigt.
                                                                      Aus "Österreich Illustrierte" April 1951 und Wikipedia

Hr. und Fr. Gleißner mit 2 von ihren 4 Kindern.
 Links Liesl und rechts Dr. Fritz Gleißner





Eröffnung der Edtbauernalm durch LH.Dr. Gleißner im Winter 1954
4 Fotos Heinrich Schmid

LH..Dr. Heinrich Gleißner auf der Höß

Grundsteinlegung zum Bau des Sessellifts am 5.10.1958

Eröffnung des Doppelsesselliftes am 27.2.1960

Freitag, 15. Juli 2016

Ein Bauernmädchen erzählt vom Preis für die Neugier.

Lange bevor es eine Ortswasserleitung gab gehörte zu jedem Haus ein eigener Brunnen. Der Schacht, den man graben mußte um auf Grundwasser zu stoßen, konnte oft 4 - 6 Meter tief sein. Zunächst aber mußte eine Wasserstelle gefunden werden. Ein Wünschelrutengeher zeigte diese Stelle an, wo unter der Erde Wasser sein könnte. Man grub dort ein tiefes Loch und wenn man kein Grundwasser fand mußte das Loch wieder zugeschüttet werden.
Ein Bauernmädchen, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt erzählt wie es dabei zuging:
Beim Nachbarn fanden sie Wasser und dort sollte ein Brunnen gebaut werden. Meine Freundin und ich sahen zu. Einmal sagte ich zum Brunnengraber als er gerade seine Jause verzehrte: "Ich würde ja so gerne einmal von da unten hinaufschauen wie die Welt da aussieht". Nun sagte er: "Komm doch mit, fahr mit hinunter". Da war ich gleich dabei und setzte mich in den Kübel, der an einem Seil hängend hinuntergelassen wurde. Hätte er mir aber vorher gesagt, daß er auch einen Lohn dafür wollte, hätte ich mir das sicher anders überlegt.
Eine Weile sah ich mit Staunen zu, wie der große Eimer mit Schutt über eine Rolle hinaufgezogen wurde und leer wieder herunter kam. Als ich genug gesehen  hatte wollte ich wieder nach oben fahren. Der Brunnenmacher aber sagte: "So schnell kommst du mir nicht wieder hinauf. Erst will ich meinen Lohn dafür haben. Gib mir erst ein Busserl, dann laß ich dich fahren". Da stand ich nun, aber ich wollte seinen Preis nicht bezahlen. Noch nie gab ich jemanden einen Kuß und schon gar nicht einem Bärtigen. Der Brunnenmacher trank Schnaps und Wermut und hatte einen fürchterlichen Mundgeruch. Der Rotz seiner Nase vermischte sich im Bart mit dem Saft seiner Pfeife. Mich ekelte schon wenn ich ihn nur anschaute. Und genau dem sollte ich nun ein Busserl geben. In unserem Plumpsklo hat vor langer Zeit jemand über das Busserl geben auf die Bretter geritzt: "Das ist ein spassig Ding, es regelt`s ganze Blut, man ißt es nicht, man trinkt es nicht und dennoch schmeckt`s so gut"! Ich hatte mir doch etwas Verlockenderes darunter vorgestellt. Hin und her überlegte ich, wie ich dem entkommen könnte. Es gab keinen Ausweg. Das wusste der Mann und ließ mich nicht nach oben. Ich dachte mir, dass auch Großvater einen Bart hatte der über den Mund herunter hing. Freilich dem brauchte ich kein Busserl zu geben. Ich wasche mich halt nachher und gehe dann nie mehr in seine Nähe. Und so konnte ich wieder hinauf. Ich hatte genug bezahlt für meine Neugier.

Dienstag, 12. Juli 2016

11. Bläserklangwolke am Schiederweiher in der Polsterlucke

Die Trachtenmusikkapelle Hinterstoder veranstaltet am Samstag 13. August 2016 um 19:30 Uhr die 11. Bläserklangwolke am Schiederweiher in der Polsterlucke.

Diese Veranstaltung ist eine der größten Blasmusikveranstaltungen in Oberösterreich und bietet für Musikliebhaber ein außergewöhnliches Klangerlebnis in einer imposanten Naturarena.
Auf der Seebühne am Schiederweiher bilden die Trachtenmusikkapelle Hinterstoder und der Musikverein Altshausen aus Baden-Württemberg einen gemeinsamen Klangkörper. Im Schloß Altshausen residiert Carl Herzog von Württemberg zu dessen Besitzungen auch der Schiederweiher gehört. Manfred Tragler leitet als Kapellmeister den gemeinsamen Klangkörper aus 100 Musikern/innen. Das Programm reicht von klassischer Blasmusikliteratur wie flotten Polkas und Märschen, bis hin zu  blasmusikalischen Leckerbissen die perfekt zur stimmungsvollen Umgebung des Schiederweihers passen.

Weiters erfreuen das Flügelhornduo Harald & Christoph, der Micheldorfer Jagagsang sowie der Zithersolist Hans Edelsbacher die Besucher mit Ihren Klängen.

Die Zufahrt zu den Parkplätzen in der Polsterlucke ist ausreichend beschildert und der Zu- und Abgang (ca. 15 Minuten) ins Veranstaltungsgelände rund um den Schiederweiher beleuchtet. Für ältere und gehbehinderte Besucher ist ein Shuttledienst vom Parkplatz zum Schiederweiher eingerichtet. Rund um den Schiederweiher kann man sich den optimalen Platz frei im Gelände wählen und erfahrene Klangwolkenbesucher bringen dafür eine Decke oder Sitzunterlage mit.

Um das Naturjuwel Schiederweiher in der Polsterlucke auch weiter als solches genießen zu können, ersucht der Veranstalter unbedingt die mitgebrachten oder vor Ort gekauften Getränkeflaschen und eventuellen Abfall wieder mitzunehmen oder in den dafür vorgesehenen Behältern zu entsorgen!

Die Veranstaltung findet nur bei Schönwetter statt!
Der Eintritt beträgt zehn Euro, Kinder bis 15 Jahre frei!

Infos unter www.tmk-hinterstoder.at








Diese Bilder zeigen die letzte Klangwolke aus dem Jahr 2013
Diese Informationen hat Julia Körber von der Gemeinde Hinterstoder zur Verfügung gestellt.

Freitag, 8. Juli 2016

Einblicke in eine alte Stodertaler "Rauchkuchl".

Viele alte Stodertaler Bauernhäuser sind vom Beginn des 20. Jhdt an bis heute renoviert und modernisiert worden. Man kann sich kaum mehr vorstellen wie vor mehr als 100 Jahren in so einem Haus gewohnt, gelebt und gewirtschaftet worden ist. Diese Schilderung von  einer "Rauchkuchl" ist erhalten geblieben.

Das Wohngebäude bestand aus einer großen Wohnstube, einem Vorhaus, einer schwarzen Küche, Speisekammer, Stübchen und über eine Holzstiege gelangte man in 2 Kammern.
Manche werden sich fragen, was ist denn eine "schwarze Küche". War sie schwarz ausgemalt? Die Wände der "schwarzen Küche" waren mit Löschkalk weiß ausgemalt. Jedes Haus hatte eine eigene Kalkgrube zum Ausmalen in der Nähe. Die "schwarze Küche" hieß deshalb so, weil mit einem offenen Herd geheizt wurde und der Rauch den Plafond entlang zum Kamin hin abzog. Die ganze Küche war von Rauch und Harzablagerungen glänzend schwarz. Am offenen Herd, der rund um die Uhr beheizt wurde,  stand ein Dreifuß aus Gußeisen. Oberhalb des Feuers war ein großer Kupferkessel mit Wasser aufgehängt.
In der Küche konnte man sich oft wegen des beissenden Rauches (witterungsabhängig) nicht aufhalten, Bei Kälte stand man beim Herd um sich die Finger aufzuwärmen. Durch den Rauch in der Küche konnten die Augen ganz schön brennen. In der Küche war nur ein Tisch und ein "Wasserbankerl", auf dem ein Schaff zum Geschirrabwaschen stand. Unter dem Herd wurde das Brennholz aufgeschlichtet.
Das Kochgeschirr war in der Speisekammer. Die Teller und Schüsseln waren im Vorraum in einem Ständer aufgestellt. Im Vorraum stand noch ein Vorratskasten für Mehl, Eier und diversen Lebensmitteln.  Auch Speisereste wurden dort aufbewahrt.
In der "schwarzen Küche" gab es auch noch andere Mitbewohner. Im Laufe der Jahre siedelten sich Schaben, Rußkäfer und Mücken an, die ihre Eier in Mehl, Nüssen und anderen Lebensmitteln ablegten. Ständig mußte man gegen das Ungeziefer ankämpfen. Unter Tags sah man wenig von dem Ungeziefer. Wenn man jedoch in der Nacht mit einer Kerze oder später Taschenlampe noch einmal die Küche betrat waren alle Wände, der Tisch und der Fußboden voll davon. Das Licht vertrieb Rußkäfer, Fliegen und Motten und sie verschwanden in allen Ritzen und Spalten der Küche. Stand ein Schaff mit Wasser in der Küche, war es am Morgen voll mit Käfern. Eigentümlicher Weise war im Vorratsschrank und in der Speisekammer kaum Ungeziefer zu finden.
In der "Rauchkuchl" befand sich auch die Selchkammer, in der Fleisch zum Selchen aufgehängt wurde. Mit Sägespänen und Rinde wurde Feuer gemacht so daß es wochenlang qualmte und rauchte.




Donnerstag, 7. Juli 2016

Veranstaltungsprogramm Sommer 2016

Heuer im Sommer sind für Einheimische und Gäste wieder eine Reihe von Veranstaltungen geplant.     Das Programm hat Julia Körber von der Gemeinde Hinterstoder übermittelt.

















Freitag, 1. Juli 2016

Ein Hornvieh-Markt vor ca. 90 Jahren


Dieser Viehmarkt aus den 1930er Jahren ist zwar in Linz/Urfahr abgehalten worden, könnte aber gerade so im Stodertal gewesen sein. Viehmärkte waren in Innerstoder alte Tradition. Bereits am 6.11.1817 erteilte Kaiser Franz I. den Stodertalern das Recht zur Abhaltung eines Hornviehmarktes. Wahrscheinlich wäre der Markt in damals "Innerstoder" etwas kleiner gewesen als in Urfahr obwohl im Stodertal und Umgebung viele große "Hörndlbauern" Viehzucht betrieben.

Früh schon hörte man das Brüllen der Tiere die auf den Marktplatz getrieben wurden. Die Treiber schrieen laut und auf das Fell der Tiere wurden zur Kennzeichnung Stempel mit Nummern aufgedrückt. Der Tierarzt sah in die Mäuler der widerstrebenden Tiere und manchmal spürte man auch die Angst von Arzt und Tier, wenn ein mächtiger Stier untersucht wurde. Die Rinder, die in einem hohen Kastenwagen herangefahren wurden und sehr verschreckt waren, konnten nur mühevoll von den Ladeflächen der Lastwägen gezerrt werden. Drei, vier Männer mußten oft zupacken, am Schwanz zerren oder sich an die Hörner hängen bis sie die Tiere endlich ausgeladen hatten.
Die Rinder wurden gemustert und geschätzt bis um 11 Uhr ein Glockenschlag ertönte und der Handel beginnen konnte. Angebote wurden gemacht und verworfen bis man dann doch den Kauf mit einem kräftigen Handschlag abschloß. Der Käufer zog eine Kreide aus seiner Tasche und malte seinen Namen auf das Fell des gerade erworbenen Tieres. Erst dann durfte das Tier abtransportiert werden.
                                                                 Aus "Heimatland" Illustrierte Wochenschrift Nr.20 von 1931