Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Als sie starben.In Paris erzählt man sich, dass Tristan Bernard (Rechtsanwalt, Schriftsteller) vor einiger Zeit mit missmutiger Miene wochenlang durch die Straßen lief. „Warum?" fragte man ihn. „Ich denke daran,"grübelte Tristan Bernard finster weiter, „dass doch auch ich einmal sterben muss, und mir fällt und fällt nichts ein, was ich als letzte Worte sagen soll." Diese Anekdote erinnert uns an das Sterben großer Männer und an ihre letzten Worte.
Eigenartigerweise sind fast nur Goethes Worte „Ach, mehr Licht!" und Caesars „Auch du, mein Brutus?" im Volksbewusstsein erhalten geblieben, während Napoleons „Töte de l'armee!" (Töte die Armee).
Haydns „Gott erhalte den Kaiser!" und Byrons (Dichter) „Lasst uns schlafen!" längst der Vergessenheit angehören.
Das Sterbewort Voltaires (Philosoph, Schriftsteller) „Lasst uns jetzt ernst werden" ist nicht verbürgt, hingegen der letzte Wunsch des Seehelden Admiral Nelson , der im letzten Bewusstsein „Einen Kuss!" hervorstieß.
Königin Elisabeth von England flehte unköniglich: „Alle meine Schätze für eine einzige Minute", während Frau von Stael (Schriftstellerin) königlicher von ihrer Schönheit Abschied nahm: „Jetzt sind sie kalt. meine geliebten Hände, jetzt sind sie schon ganz prosaisch.
"Ihr gleich tat es Anna Boleyn, (Gattin von Heinrich VIII wurde enthauptet) die sich noch einmal über ihren feinen Hals strich, ehe ihn der tödliche Stahl durchschnitt. „Er war so schön." streichelte sie ihn, „ist noch schön."
Als dritte von den Frauen, die königlich starben, wie sie lebten, sagte Sarah Bernhard, (Schauspielerin) die große Tragödin: „Ich wollte wohl, diese letzte tragische Szene wäre schon zu Ende gespielt. Doch hoffe ich sie mit geziemendem Anstand durchzuführen." Nach diesen Worten verschied sie.
Ludwig Börne (Literatur und Theaterkritiker) verließ auch in seiner letzten Stunde nicht der Humor. Als am Morgen seines Todestages der Arzt zu ihm trat, befiel den Sterbenden ein bösartiger Hustenanfall. „Sie husten immer schwerer," half ihm der Arzt. „So?", lächelte Börne unter Schmerzen, „das ist doch seltsam, wo ich doch die ganze Nacht über das Husten geübt habe."
Der bekannte Arithmetiker Lagny gab, als er im Sterben lag, während der letzten sechsunddreißig Stunden auf alle Fragen keine Antwort. Vergebens bemühten sich die Umstehenden ihn zum Sprechen zu bringen. Da trat Maupertius (Mathematiker) zu seinem Bett: „Herr von Lagny, wissen Sie noch die Ouadratzahl von zwölf?" hundertvierundvierzig", lächelte Lagny müde und verschied.
Mirabeau (Politiker, Schriftsteller) gab kurz vor seinem Tod dem Arzt seine goldene Uhr. „Nehmen Sie, lieber Freund," sagte er, „die Uhr zeigt die Zeit an, ich aber gehe in eine zeitlose Ewigkeit."
Nicht so günstig war Fürst Talleyrand (Politiker, Diplomat) auf seine Ärzte zu sprechen. Als er im Sterben lag umstanden eine große Anzahl Ärzte sein Krankenlager. „Versuchen Sie ob sie noch husten können" bat ein Arzt und Talleyrand versuchte es. Es misslang. „Und pfeifen?" „Erlassen Sie mir den Versuch" meinte da der Fürst ärgerlich, „es könnte sein, dass es gelänge, und ich möchte nicht, dass man sagt, ich hätte sie, meine hochgelehrten Herren, am Schluss der Komödie ausgepfiffen, obgleich Sie es reichlich verdient haben."
Der große Arzt des Mittelalters Haller fühlte sich selbst den Puls bis zu seinem letzten Schlag. „Noch schlägt er," zählte er, „noch— noch— aber schwächer— jetzt stockt er." Und damit verschied er.
Wilhelm Busch, der Philosoph des Humors, tröstete am Sterbebett seine Freunde und nächsten Verwandten mit den Worten: „Meine Lieben, Ihr werdet über mich nie so viel weinen, wie ihr schon über mich gelacht habt."
Friedrich V. von Dänemark verschied mit den schönsten Sterbeworten, die wohl jemals ein Fürst aussprechen konnte: „Auch nicht ein Tropfen Blut klebt an meinen Händen."
Zum Schluss noch eine heitere Anekdote, die sich in England ereignete. Nach der Hinrichtung des Pastors Dodd erschien eine Broschüre: „Letzte Worte des Pastors Dodd." Das Buch fand großes Interesse und die Auflagen stiegen bald ins Grenzenlose. Der Erfolg ließ nun den Verleger nicht ruhen und er brachte nach wenigen Wochen einen zweiten Band heraus, unter dem Titel: „Weitere letzte Worte des Pastors Dodd“.