Dienstag, 31. März 2015

Alte Osterbräuche im Stodertal


In der Karwoche schrieb man den Eiern wunderbare Kräfte zu. Diese so genannten "Antlasseier", wie man sie von alters her nannte, wurden aufgehoben und ihrer wundersamen Wirkung nach verwendet.

Gründonnerstagseier werden in der Scheune unter dem First, als Schutz gegen den Blitzschlag verwendet.
Karfreitagseier kommen in den Stall, zum Schutz der Tiere.
Ein Karfreitagsei bekommen die Männer am Ostermorgen zu essen, als Schutz gegen Unfälle bei der Holzarbeit.
Nur die Karfreitagseier werden für den Ostersonntag gefärbt und an die Familienmitglieder verteilt.
Die Karsamstagseier bekommen die Frauen am Ostermorgen, als Schutz gegen "Weh tun"(Unfälle).

Bei der Osterjause ist es üblich den Tischnachbarn zum "Eierpecken" herauszufordern. Derjenige, dessen Ei (beginnend mit "Spitz auf Spitz") auf beiden Seiten als erstes kaputt ist, muß es an den Gewinner abgeben. "Eierpecken" kann man bis zum "Weissen Sonntag" (Sonntag nach Ostern).

Aus "Altes und neues Brauchtum im Stodertal" von Erika Neulinger.


Palmweihe





Samstag, 28. März 2015

Das schwarze Schaf an der Krippe

Hasen und Schafe begleiten uns durch die Osterzeit. Die meisten Schafe sind weiß. Aber manchmal kommen auch schwarze Schafe zur Welt und gerade diesen Schafen haben die Menschen, völlig ungerechtfertigt, ein negatives Image angedichtet. Diese Geschichte zeigt das deutlich.
Schwarze Schafe sieht man nachts schlecht – und in einem dunklen Stall schon gar nicht. Doch das kann manchmal richtig nützlich sein.

Die Hirten auf dem weiten Feld vor Bethlehem mochten  das schwarze Schaf nicht gern. Obwohl es das Einzige und somit eigentlich etwas Besonderes war. Schwarze Wolle brachte keinen guten Preis, weil man sie schlecht färben konnte. Die weißen Schafe hingegen wurden von den Hirten gehegt und gepflegt. Deren Wolle konnte man nach Belieben einfärben. Rot, gelb, blau, wie es eben gerade Mode war. Das kam gut an bei den Leuten und brachte den Hirten Geld ein. Schwarze Wolle blieb schwarz. Da war nicht viel zu machen. Und so musste sich das schwarze Schaf einiges gefallen lassen. Nicht nur die Hirten ließen es meistens links liegen oder reagierten ihre schlechte Laune an ihm ab. Auch die weißen Schafe waren nicht besonders nett zu ihm. Sie blökten schlecht über das “Schwarze”, traten es unauffällig gegen seine dünnen Beine, schubsten es vom Futtertrog oder von den Stellen mit dem fetten Gras weg und erzählten ihren Jungen, dass es die Bosheit wäre, die ein Schaf schwarz werden lässt, oder die Dummheit. So blieb es ein Einzelgänger und dazu noch ziemlich dünn.
An jenem Abend, als ihnen der Engel erschien, schliefen bereits fast alle. Was dann geschah, ist den meisten Menschen bekannt. Was nicht allen bekannt ist, das “Schwarze” war auch dabei, als die Hirten das Kind im Stall und seine Eltern besuchten und Geschenke brachten – auch weiße, weiche Wolle. Das “Schwarze” war neugierig, hatte aber Angst, die Hirten und die anderen Schafe würden es nicht nach vorne lassen. So drückte es sich zwischen Josef, dem Ochsen und dem Esel vorbei in eine Ecke des Stalls. Von dort konnte es alles genau beobachten. Vor allem das Christuskind. Und einmal blinzelte es ihm sogar zu! Das Schaf war selig!
Irgendwann wurde Maria das Getümmel der Schafe und Hirten zu bunt. Das Kind brauchte dringend Schlaf – und sie selbst vielleicht noch mehr, nach all den Strapazen. Außerdem wollten die Weisen aus dem Morgenland ja auch noch kommen. Also bat Maria kurzerhand alle Gäste, Menschen wie Schafe, nach Hause zu gehen. Sie schloss die Tür, stillte das Baby, legte es in die Krippe, kuschelte sich an Josef, löschte die Laterne aus und schlief ein. Aber das “Schwarze” hatte Maria einfach übersehen. Im Stall war es trotz Laterne ziemlich duster – in der Ecke, in der das “Schwarze” kauerte, erst recht …
Als auch Ochs und Esel leise schnarchten, pirschte sich das schwarze Schaf vorsichtig bis an die Futterkrippe heran, in der das Christuskind lag. Sachte stubste es das Baby mit seiner warmen, feuchten Nase an. Es war noch wach und schmiegte sich an seinen flauschigen Kopf. Die kleinen Hände griffen in das weiche Fell – das Schaf wagte kaum, sich zu bewegen. So hielt es das Kind mit seinem Atem und mit seiner warmen Wolle kuschelig warm bis zum Morgen.
Und weil der kleine Jesus sich auf Anhieb mit dem schwarzen Schaf so gut verstand, schlossen es auch Maria und Josef schnell ins Herz. Es durfte bleiben. Ab jetzt stand es neben Ochs und Esel im Stall.
Von da an hatte Jesus ein Herz für schwarze Schafe.
Autor unbekannt

Für diesen Beitrag hat DI. Erik Holter 5 Bilder zur Verfügung gestellt.











Dienstag, 24. März 2015

Der Binder Sepp - war ein Stodertaler Lebenskünstler


Der Binder Sepp, er ist leider schon vor längerer Zeit bei einem Verkehrsunfall verstorben, war eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Er war, man kann es ruhig sagen, ein Landstreicher und Lebenskünstler.
Es können sich bestimmt noch viele Stodertaler in gesetzterem Alter an ihn erinnern. Er war vom Schicksal hart behandelt worden. Trotzdem er von Geburt an durch eine Behinderung beim Gehen eingeschränkt war, war er zu seinen Mitmenschen stets freundlich. Die Härte seines Schicksals konnte sein sonniges Gemüt nicht trüben. Er fehlte in weitestem Umkreis bei keinem Fest und keiner geselligen Veranstaltung. Überall kannte man ihn und überall verstand er es Essen, Trinken und vielleicht ein paar Schillinge zu ergattern. 
Zu seinen bemerkenswertesten Fähigkeiten gehörte unkonventionelle List und ein unglaubliches Zahlengedächtnis. Der Arbeit ging er tunlichst aus dem Weg. Nur wenn es ihm ganz schlecht ging bot er seine Dienste bei Bauern an. Wenn er beispielsweise Holz hacken sollte, dann hackte er einige Scheite, drapierte sie geschickt vor dem unbearbeiteten Holz, so dass es wie ein großer gehackter Haufen aussah und holte sich seinen Lohn ab. Die meisten Bauern tolerierten seine listige Arbeitsweise, weil sie ihn kannten und wußten, daß er ein armer Kerl war.
Durch sein unglaubliches Zahlengedächtnis wußte er alle Ereignisse, Jubiläen, Feste und Geburtstage, speziell von großzügigen Stodertalern, auswendig. Manchmal kam er freundlich grüßend in unser Haus, in dem meine Mutter stets einen großen Blumenstrauß in einer Vase auf dem Tisch im Vorzimmer stehen hatte. Plötzlich packte er den Strauß und war auch schon wieder draußen. Zur Erklärung rief er noch zurück:" Der Doktor hat Geburtstag". Er wußte und baute darauf, daß das Gratulieren immer Trinkgeld einbrachte. Wenn es nicht anders ging pflückte er die Blumen zum Gratulieren in fremden Gärten.
Einmal bekam der Sepp von einem Gönner Bergschuhe spendiert, weil bei den alten auf Grund der Risse und Löcher der Dreck ungehindert ein- und ausrinnen konnte. Durch seine Gehweise latschte er verhältnismäßig bald seine Schuhe kaputt. Mit einem prüfenden Blick auf die kaputten, ausgelatschten Schuhe an Sepps Füßen meinte der großzügige Spender: "Sepp, du mußt aber damit rechnen, daß dich die neuen Schuhe in den ersten Tagen ein bißchen drücken und zwicken werden". "Das macht überhaupt nichts", strahlt der Sepp über das ganze, unrasierte Stoppelgesicht und meinte beschwichtigend: " Nein, macht wirklich gar nichts - ich ziehe die Schuhe sowieso erst zu meinem Geburtstag übernächste Woche an"! 

Der Sepp im Sonntagsgewand



Samstag, 21. März 2015

Waldarbeit in den 1950er Jahren und heute.

Wenn man heute Forstarbeiter im Wald beim Bäume fällen oder Abtransport der Stämme zusieht, merkt man erst welchen Fortschritt die Technik in den letzten 50/60 Jahren gemacht hat. In den 1950er Jahren gab es bestenfalls einen Traktor mit Schneeketten im Winter und Zugmaschinen im Sommer zum Transport der Stämme. 











                                                                                                               Fotos: Heinrich Schmid            
           
Heute werden zur Holzernte Harvester, Timberjack und Kräne verwendet, die Bäume fällen, die Äste wegschneiden, in die gewünschte Länge sägen und die Bloche fix fertig zum Abtransport schlichten und vorbereiten.




Dienstag, 17. März 2015

Bilder vom Stodertal in alten Zeitschriften.


Vor rund 80 Jahren berichteten die Zeitungen vom wunderschönen Stodertal. Die unverfälschte Landschaft und die herrliche Natur begeisterte die Gäste im Sommer und im Winter.
Der Oberlehrer und Mundartdichter aus Hinterstoder Karl Seuffert schrieb gerne in Anlehnung an den geweihten Winkel mit Kreuz und Palmbuschen, den es in jedem alten Bauernhaus gab, "...das Stodertal ist der Herrgottswinkel von Oberösterreich".















Samstag, 14. März 2015

Auf Brautschau im Stodertal unserer Vorfahren


Wenn die Burschen und Mädchen heiratsfähig wurden, so war auch das Brautwerben festen Regeln unterworfen. Meist lernten sich Burschen und Mädchen bei Festen oder Kirtagen kennen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen hatten die Eltern ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Brautleute mußten nicht nur zusammenpassen, sie mußten auch zum Hof passen.Um die Vorgespräche mit der zukünftigen Braut und ihren Eltern einzuleiten, schickten der heiratswillige Bursch und seine Eltern einen "Bidlmann" (Bittelmann, Werber), gewissermaßen als Kundschafter. Im Stodertal war er meist mit einer blauen Hose bekleidet und hatte jemand eine blaue Hose an, wurde er immer wieder gefragt: "Du gehst leicht bideln?" Der Bidelmann besuchte die Eltern der Auserwählten und versuchte auszukundschaften, wie sie zu einer Hochzeit ihrer Tochter mit seinem Auftraggeber stünden. Brachte der Bidlmann gute Nachricht besuchte der zukünftige Bräutigam mit seinem Vater oder seinem Paten die Auserwählte. Dabei wurde die Hochzeit ausgemacht.Der Bräutigam schenkte seiner Braut und der Zubraut (Hochzeitshelferin der Braut) Schuhe. Dafür erhielt der Bräutigam und der Zubräutigam (Helfer des Bräutigams) ein Hemd, davon mußte eines die Braut angefertigt haben. Der Bidlmann wurde mit einem Geldgeschenk oder Kleidungsstücken belohnt.

Die zukünftige Braut

Der Bidlmann

Kirtag vor der Kirche in Hinterstoder
am 6. Oktober 1914. Zu Beginn des 1. Weltkriegs.
Die Burschen mit dem Blumenkranz am Hut hatten die
Einberufung zum Militärdienst schon in der Tasche.



Montag, 9. März 2015

Schuster, Schneider, Leinenweber


So hieß die heurige Ausstellung  alter Handwerksgeräte, die der leidenschaftliche Sammler Schmiedemeister Otto Ferstl aus St.Pankraz im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat.
Es ist ein großes Glück, daß die Tochter und ihr Gatte diese wunderbare Sammlung pflegen, restaurieren und jedes Jahr einen Teil davon Freunden und ehemaligen Kunden in einer Ausstellung präsentieren.
Dieses Jahr konnte man tiefe Einblicke in das Schuster-, Schneider- und Leinenweber-Handwerk aus längst vergangenen Zeiten gewinnen. Kompetent gezeigt und erklärt wurden diese alten Berufe von Herrn Ing. Friedrich Pölz. Eine alte Schusterwerkstatt wurde von Herrn DI Martin Polli so lebensecht präsentiert, daß die Gäste meinten hundert Jahre zurückversetzt zu sein.

Die Ausstellung zeigte wie mühsam und hart viele unserer Vorfahren ihren Lebensunterhalt verdienen mußten. Man sah aber auch sehr deutlich, daß manche handwerklich gefertigten Produkte wie z.B. Schuhe oder Taschen wesentlich länger funktionstüchtig blieben als unsere heute industriell gefertigten Erzeugnisse.