Freitag, 26. Januar 2024

Vor rund 100 Jahren verdrängte die Jagd die Bauern.

In der Salzkammergut-Zeitung und in der Chronik der "Sonnwend-Villa" von Jörg Strohmann und in der Presse kann man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Salzkammergut-Zeitung 11. September 1910
Die Stoderthaler wandern aus!

In dem schönen Stodertal befindet sich das ansehnliche, gutbestellte Gehöft, 
„das Stögergut" in Hinterstoder Nr.37, der Familie Hotz gehörig, das infolge seiner schönen Lage und der guten Bewirtschaftung für die Bewohner desselben ein behagliches Heim zu sein scheint. Das würde ein Uneingeweihter sich vorstellen.
Der Besitzer desselben hat fünf erwachsene Kinder und man höre und staune.

Im Oktober 1909 kaufte der Sohn Franz Hotz mit seiner Braut Leopoldine Hinteregger, Wirtstochter vom Schmalzerhof in Hinterstoder Nr. 82, das Schredlgut in Möderndorf Nr.46, Gemeinde Pfarrkirchen bei Bad Hall. 
Weiter heiratete im Jänner heurigen Jahres die Schwester des Ersteren auf das Großortnergut in Feyregg Nr. 36/37 und nun heiratet wieder ein Bruder derselben Alois Hotz auf das Brunnlehnergut in Mühlgrub Nr.20, beide ebenfalls in der selben Gemeinde. Also in der kurzen Zeit von noch nicht einem Jahr haben vier Personen die Scholle, wo ihre Wiege stand, verlassen. Auch das Stammgut, den Stögerhof, hatten sie verkauft.
Und was war der Grund des Verlassens ihres Besitztums? Der letztere dieser Ausgewanderten, Alois Hotz, erklärte über Befragen, dass sie infolge der derzeitigen desolaten Zustände im Gebirge nicht mehr existieren können. Die Weiden, die sie zur Bewirtschaftung eines ordentlichen Viehstandes unbedingt benötigen, gehen Stück für Stück in den Besitz eines Barons, Grafen oder Fürsten zu Jagdzwecken über. Der Besitzer einer solchen Nachbarschaft sei dann allen möglichen Schikanen ausgesetzt. So z.B. seien von ihrem Gut zwei Rinder durch die Verzäunung durchgebrochen, auf die Wiese des adeligen Nachbarn. Sie seien deswegen zu Gericht zitiert worden und mussten 5O Kronen Strafe zahlen. Der Vertreter der Herrschaft habe einen Advokaten bei sich gehabt, sie haben nichts machen können als gutwillig zahlen.
Das ist nur ein bekannter Fall vom Verlassen der heimatlichen Scholle und solche Fälle ereignen sich heute in den Gebirgsgegenden Ober- und Niederösterreichs, Steiermarks, Kärntens usw. Die Alpenwirtschaft geht so stückweise verloren und mit dieser auch der Viehstand wodurch hunderte von Rindern jährlich für die Volksernährung verloren gehen und dies bildet auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss zur heutigen Fleischteuerung.

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Das  Hotel und Restaurant, die Jugendstil-Villa „Sonnwend“ im Mayrwinkel von Windischgarsten ist eine Sehenswürdigkeit für jeden Besucher des Garstnertales. Jörg Strohmann hat die Geschichte dieser Villa aufgezeichnet und davon berichtet auszugsweise dieser Beitrag.

Mit dem Kaufvertrag vom 26. September 1907 kaufte Franz Freiherr von Frankenstein das verschuldete Gut „Mayr im Hof“ um den Preis von
34.250 Kronen. Die Adelsfamilie Frankenstein ist ein uraltes, aus Franken stammendes Adelsgeschlecht. Die Stammburg „Frankenstein“ wurde 1252 erstmals urkundlich erwähnt und besteht heute noch im Mühltal südlich von Darmstadt.
Franz Freiherr von Frankenstein ließ von 1907 bis 1908 die Villa „Sonnwend“ genau an jener Stelle erbauen, an der die Sonne im Garstnertal zur Wintersonnenwende (Weihnachten) am längsten scheint. Der Plan zu diesem „Jugendstil-Gebäude“ stammt wahrscheinlich von einem Wiener Architekt, Bauleiter war Ferdinand Karigl. Ursprünglich gab es in der „Sonnwendvilla“ noch keinen elektrischen Strom, denn bis etwa 1955 waren die Gebäude im Mayrwinkl noch nicht an das seit 1906 bestehende Stromnetz von Windischgarsten angeschlossen. Die schöne Kastanien-Allee die zur Villa führt stammt aus der Erbauungszeit.
Dem Ehepaar Frankenstein wurden in der „Sonnwend-Villa“ ein Sohn und eine Tochter geboren:
Am 21. Juli 1912 der Sohn Franz Maria, Freiherr von und zu Frankenstein. Er wurde am 23. Juli 1912 in der Pfarrkirche Windischgarsten getauft (Taufpate war sein Onkel Conrad von Frankenstein, Besitzer auf Traunegg). Gestorben ist er am 30. April 1950.
Am 14. Juli 1914 wurde die Tochter Olga, Maria, Freifrau von und zu Frankenstein geboren. Sie wurde in der Pfarrkirche Windischgarsten am 17. Juli 1914 getauft, Taufpatin war Olga Gräfin Kolowrat Liebsteinsky, geborene Gräfin Khevenhüller Metsch von Cerikovic in Böhmen. Ihr Schicksal während des Zweiten Weltkrieges ist unbekannt, sie kam am 9. Dezember 1950 aus Afrika zurück und übersiedelte 1952 mit ihrer Mutter nach Salzburg. In Salzburg heiratete sie am 27. Oktober 1958 den ebenfalls aus einer Adelsfamilie stammenden Hugo von Eckhel. Sie starb mit 99 Jahren am 30. März 2013. 
Mündlich ist überliefert, dass die Kinder sehr verwöhnt waren, „sie konnten si selb’n net amal d‘ Schuach zuareamin“....erzählte man.

Mit der Ausrufung der Republik Österreich am 12. November 1918 endete das Habsburgerreich und alle Adelstitel wurden abgeschafft. Franz Frankenstein wählte die Villa zu seinem ständigen Wohnsitz. Die Familie war nun nur mehr auf die Erträge aus der Landwirtschaft vom Mair im Hof-Gut und der Mairalm angewiesen. Mündlich ist überliefert, dass Franz Frankenstein zusammen mit anderen Bauern im Garstnertal einen Noriker-Zuchtverband aufgebaut hat.
Franz Frankenstein engagierte sich in der Gemeindepolitik von „Pichl“, so hieß die heutige Gemeinde Roßleithen bis 1. November 1951.
Er wurde zum Bürgermeister von Roßleithen ernannt. Dazu findet sich in der Gemeindechronik von Roßleithen folgende Eintragung: „Der Gemeindeausschuss hat heute den Bürgermeister Baron Franz von Frankenstein aus Anlass seiner 
10-jährigen Amtstätigkeit einstimmig zum Ehrenbürger ernannt. Bürgermeister Frankenstein hat diese höchste Ehrung vielfach verdient.“
Mit Kaufvertrag vom 7. Mai 1935 wurde das Ehepaar Adolf und Maria Wiesinger, Kaufleute aus Großreifling um den Preis von ATS 120.000 Besitzer der Liegenschaft Sonnwend. Mündlich ist überliefert, dass die Familie Wiesinger durch einen Gewinn in der Österreichischen Klassenlotterie in den Besitz eines größeren Kapitals gekommen war. Die Familie Franckenstein durfte noch bis zum 21. April 1936 im Gärtnerhaus Mayrwinkl Nr. 3 (heute Mayrwinkl 82) wohnen und übersiedelte dann in das Haus Pichl 45. Franz Frankenstein hatte das Haus in Pichl neu erbauen lassen, er starb dort am 28. Februar 1943.
Die Familie Wiesinger verpachteten die Landwirtschaft des Mayr im Hof Gutes (Sonnwend) von 30. Jänner 1936 bis Mai 1941 an die Familie Schwienbacher aus Südtirol, Fam. Wiesinger bezog die Sonnwendvilla 1938. Sie hatten in der Villa immer eine Hausgehilfin und beschäftigten einen eigenen Gärtner und für die Eigenjagd einen Jäger.
Von 1941 bis 1951 war Emmerich Gschaider als Wirtschafter der Landwirtschaft angestellt. Während des Zweiten Weltkrieges wohnten mehrere Familien in der Villa Sonnwend, in der Landwirtschaft waren Kriegsdiensthelfer aus Polen, Russland und der Ukraine beschäftigt. Adolf Wiesinger starb 1942, die Liegenschaft übernahm seine Frau Marie.
Mit dem Pachtvertrag vom 26. November 1949 pachtete Herr Engelbert Auer die gesamte Liegenschaft für die O.Ö. Landwirtschaftskammer und diese verwendete das Gut als Melkerschule.
Mit Kaufvertrag vom 28. November 1955 wurde die gesamte Liegenschaft unter Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner vom Land Oberösterreich erworben. Der Pachtvertrag mit der O.Ö. Landwirtschaftskammer blieb jedoch weiterhin bis zur Auflassung der Melkerschule aufrecht. Infolge des technischen Fortschrittes in der Landwirtschaft war der Schultyp „Melkerschule“ ab dem Jahr 1969 nicht mehr gefragt, die Schule wurde in der Folge aufgelassen. Der Landwirtschaftliche Betrieb des „Mayr im Hof-Gutes“ wurde dann vom Land Oberösterreich verpachtet.
Der Bereich der Villa Sonnwend samt dem Park und den zwei Nebengebäuden und einer kleinen Gartenfläche vermietete das Land Oberösterreich an den „Verein zur Förderung der österreichischen Jugend“ für Ferien und Erholungszwecke. Diese Liegenschaft wurde dann ab 1. November 1984 an den Verein „Lebenshilfe Oberösterreich“ zur Führung eines Ferien- und Erholungsheimes für geistig und mehrfach behinderte Menschen und für Seminarzwecke vermietet. Zu diesem Zweck hat der Verein das Innere des Hauses behindertengerecht umgestaltet. Mit Mai 1985 wurde der Probebetrieb aufgenommen. Das Haus stand aber auch für Wochenendseminare von anderen Vereinen zur Verfügung.
Am 10. Jänner 1997 unterzeichneten Umweltminister Dr. Martin Partenstein und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer in Großramig einen Vertrag zur Gründung des „Nationalpark Kalkalpen“. In der Folge wurde die Sonnwendvilla dem Nationalpark als Eigentum übergeben und für Seminare verwendet.
Für einen rentablen Hotel- und Seminarbetrieb war jedoch die Sonnwendvilla zu klein geworden und ein Anbau unbedingt erforderlich. Im April 2009 wurde mit dem Anbau eines modernen Küchen- und Zimmertraktes begonnen. Bis zum Wintereinbruch 2009 konnte das Erdgeschoss im Rohbau fertig gestellt werden, im Frühjahr 2010 erfolgte dann die Fertigstellung des Anbaues, sodass ab August 2010 der Vollbetrieb als Hotel und Restaurant aufgenommen werden konnte.

Übrigens, mit Frankensteins Monster, einem der bekanntesten künstlich erzeugten Menschen der Filmgeschichte, aus dem 1818 erschienenen Roman von Mary Shelley, ist zufällig nur der Name gleich.  


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Die Presse 6. Oktober 1868
Auszugsweise aus den Erfahrungen eines Pflanzensammlers im Toten Gebirge 1868.
Ein Botaniker in Vorder- und Hinterstoder beschrieb mir die Reize des hohen Priels, den er zu verschiedenen Malen besuchte gar lockend und anregend. 
Gut, gehen wir morgen hinauf, schlug ich ihm vor, denn der Mann und sein hoher Priel, beides gefielen mir wohl. Morgen? antwortete er, was ist morgen.?— Samstag?— Nein, da gehe ich nicht auf die Almen. 
Warum nicht? Man soll sich auf Alpenpartien immer darauf gefasst machen, besonders wenn man botanisiert, dass man in den Sennhütten übernachten muss, denn es ist unmöglich, sich die Rückkehr ins Tal genau auszurechnen. 
Nun? Am Samstag sind alle Almhütten besetzt. Da schlafen die Sennerinnen mit ihren Buben und wer da gewaltsam eindringen wollte, der könnte die „schönsten“ Prügel bekommen. Gutwillig aber machen sie am Samstag nicht auf, auch wenn man ihnen weiß Gott was böte.

Freitag, 19. Januar 2024

Kuriositäten

Im Grazer Tagblatt, im Ischler Wochenblatt, im Prager Tagblatt und im Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Grazer Tagblatt 10. Februar 1895
Wenig aber gut.
 
Vom Kardinal Tosti erzählt der römische „Messaggero" eine hübsche Anekdote.
Die genannte Eminenz kannte kein größeres Vergnügen, als Leute mit ungewöhnlichem Appetit essen zu sehen und verschaffte es sich häufig, indem er Esser von Ruf zu sich einlud und ihnen nicht nur sehr gewählte, sondern auch vor allem sehr opulente Mahlzeiten vorsetzen ließ.
Eines Tages, als Kardinal Tosti bei besonders guter Laune war, sagte er seinem Koch: „Heute wirst du drei Menschen von ungewöhnlicher Leistungsfähigkeit zum Essen bitten und ein Mahl vorbereiten, mit dem achtzehn Personen gesättigt werden können." Der Koch begab sich nach Ripagrande, suchte sich aus den dort herumstehenden Lastenträgern die Robustesten und anscheinend Verhungertsten aus, ließ sie ordentlich ankleiden und führte sie nach dem Palast des Kardinals. Auf der Tafel stand was gut und teuer war und alles in riesigen Mengen. Die Lastträger ließen sich natürlich nicht lange nötigen, sondern stürzten sich mit der Wut ausgehungerter Wölfe auf alle die ausgezeichneten Gottesgaben. 
Der Kardinal schaute hinter einer Gardine ebenso diskret wie belustigt der Arbeit seiner Gäste zu und war höchst erfreut, als er in relativ kurzer Zeit die schönen Sachen, die auf der Tafel geprangt hatten bis auf den letzten Rest verschwunden sah. 
Als echte Römer vergaßen die drei Esser aber auch bei den Freuden des Mahles die Pflichten der Höflichkeit nicht und einer von ihnen wird mit der Aufgabe betraut, dem Kardinal für die freundliche Einladung den tiefgefühlten Dank auszusprechen. Ein Diener führt die Vollgeladenen vor den Kardinal. „Nun“ fragte der alte Herr freundlich lächelnd, „hat euch das Mahl gemundet?“—
„Außerordentlich, Eminenz!“ erwiderte der Sprecher, „es war wenig, aber gut!“

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Ischler Wochenblatt 13. Oktober 1895
Wilderer auf der Lokomotive.
Eine Novität auf dem Gebiet des Wildererunwesens meldet der in Bayern erscheinende „Staffelsee-Bote": Am 3. März d. J. fuhren der Lokomotivführer Abt und die Heizer Ostler und Gnadl auf der Lokalbahn Murnau-Garmisch morgens nach 7 Uhr mit einem Güterzug, als sie an einer Stelle, wo eine Steigung ist, neben dem Bahnkörper ein Reh gewahrten, das nun der Heizer Ostler, der auf seinen Dienstfahrten stets einen Kugelstutzen im Tender versteckt mitführte, während der Fahrt niederschoß. 
In Murnau augekommen, koppelten die drei die Maschine ab und fuhren, wie sie sagten, nach der früheren Station zurück, angeblich um am dortigen Krahn Wasser zu fassen. An der Stelle, wo das Reh lag, hielten sie die Lokomotive an, legten das Reh auf die Schiene und überfuhren den Wildkörper aus leicht begreiflichen Gründen (vorgetäuschter Unfall). Das Wildpret wurde dann unter die Tenderkohlen versteckt und in der Murnauer Maschinenhalle geteilt.

Nach längerer Zeit erzählte Gnadl die famose Geschichte im Rausch  einem anderen Heizer und der denunzierte ihn bei der Gendarmerie. Wilderer auf der Lokomotive, das ist in der Tat etwas Neues!

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Gaskammer

Prager Tagblatt 16. Februar 1924
Die drei Hähne.
Von Arnold Höllriegel
Bevor Sokrates hingerichtet wurde, opferte er dem Äskulap einen Hahn.
Nicht von solchen Hähnen ist hier die Rede, sondern von einer Hinrichtung. Eine Hinrichtung ist etwas moralisch Erhabenes, aber keiner mag gern damit zu tun haben. Der Henker mit der Schlinge oder mit dem Beil ist ein staatlich aprobierter Ehrenmann, aber es graut jedem vor ihm. In Amerika hat man ihn längst durch den Techniker ersetzt, der einen elektrischen Kontakt einschaltet. Dennoch……... Die Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl sollen schmerzlos sein. Es hat es aber noch keine Gerichtsperson probiert. Ein letzter Zweifel blieb und so sah man sich, man wird immer humaner, nach einer noch milderen Todesart um.
Unlängst, im Krieg, war es süß und ehrenvoll durch Giftgase zu sterben. Man beschloss, nicht wegen der Ehre, sondern wegen der Süße, verurteilte Verbrecher durch Giftgase hinzurichten. 
Der erste Versuch wurde neulich zu Carson City gemacht, im Staate Nevada. Ein Chinese Namens Li-Yang hatte jemand ermordet. Er musste dafür sterben, weil die Menschen so gerecht sind. Weil sie aber so gut sind, sollte er sanft sterben, einen lieben Tod, nach bitteren Mandeln duftend. Kurz, man beschloss, ihn in Blausäuregas zu ersticken und ein distinguiertes Publikum dazu einzuladen. Es wurde so gemacht. Man bereitete eine humane und komfortable Armensünderzelle vor mit einem Gasrohr. Das distinguierte Publikum, Ärzte, Reporter und Honoratioren, blieb wohlweislich draußen und sah durch ein gut geschlossenes Fenster in die Zelle. In diese Zelle nun brachten drei Gefangenenwärter den Chinesen Li-Yang. Er war sehr ruhig. Die drei Wärter waren sehr aufgeregt. Da seine Konvulsionen dem Publikum nicht gefallen hätten, fesselten sie ihn fest an eine metallene Bank. Das war kein Henkersdienst, nicht? Gefangene zu fesseln fällt in die Kompetenz von Gefangenenwärtern. Dann gingen sie hinaus, machten eine hermetisch schließende Türe zu. In der Zelle lag Li-Yang und wartete. Das weiße und distinguierte Publikum drängte sich draußen und drückte seine Nasen an den Fenstern platt. Die Gefangenenwärter aber führte man feierlich zu einer Stelle wo drei Hähne waren. Nicht drei Kikerikihähne sondern drei Gashähne. Warum drei? Genügte nicht ein Gashahn wenn man Cyanwasserstoff durch eine Röhre gehen lassen wollte? Ja, aber dann wäre der Gefangenwärter der diesen Hahn gedreht hätte der Henker gewesen. Es hätte ihn später jemand nach seinem Bruder Abel fragen können. -- Es ist zu gräßlich, einem Menschen zuzumuten, dass er einen anderen Menschen durch Gas vergiftet, außer natürlich im Krieg, wo es heroisch ist das zu tun. 
Man hatte drei Gasrohre eingerichtet, aber nur einer öffnete wirklich das Gasrohr. Nur der Monteur der die Hähne angebracht hatte wusste, welcher der richtige war. Von den drei Gefangenenwärtern konnte jeder hoffen kein Henker zu sein und deshalb konnte jeder in der Nacht schlafen ohne böse Träume zu haben.
So gescheit und so human sind die Leute in Amerika! Lessings Parabel von den drei Ringen, von denen einer die Wahrheit ist, was ist sie neben dieser Parabel von den drei Hähnen, von denen einer die Gerechtigkeit ist! Eine Justiz, die außer mit dem armen Sünder auch mit dem Henker Mitleid hat, wer könnte sie preisen!Übrigens nebenbei, Li-Yang war gleich mausetot. Die Ärzte waren mit dem Befund recht zufrieden, aber man muss es noch ein paar dutzendmal probieren, ehe sie endgültig sagen können, ob das wirklich die Art von Exekution ist, die menschliche Bruderliebe erfinden kann.

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Johann Nepomuk Nestroy (geb.1801, gest. 1862) 

Tagblatt 12. Februar 1927
Nestroys Semmelkrieg.
Als die Alt-Wiener Bäckermeister beschossen hatten, die Semmeln kleiner zu machen, erschien der berühmte Komiker Nestroy in einem Frack auf der Bühne, dessen Knöpfe durch Miniatursemmeln ersetzt waren. Darauf war große Aufregung in der Bäckergenossenschaft, die den Komiker gerichtlich belangte. Nestroy wurde tatsächlich zu 48 Stunden Arrest wegen Beleidigung eines ehrsamen Standes verurteilt.
Als er nach Abbüßung seiner Strafe zum ersten mal wieder im Theater auftrat, ließ er sich von einem Gegenspieler fragen, wie es ihm denn im Gefängnis ergangen sei und ob er dort nicht Hunger erlitten hätte. 
„O nein," antwortete Nestroy, „die Tochter des Gefängniswärters, die in mich verliebt ist, schob mir immer Semmeln durch das Schlüsselloch zu." 
Die Bäckergenossenschaft betrachtete sich als hinlänglich blamiert und unterließ es daher, noch weitere Debatten mit dem Komiker heraufzubeschwören.

Freitag, 12. Januar 2024

Geschichten aus dem Leben

In der Welser Zeitung und in der Prager Zeitung konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Welser Zeitung 14. Oktober 1903
Hinterstoder, 10. Oktober 1903 (Gemsjagd)
Die diesmaligen Gemsjagden des Herzogs von Württemberg in seinem Stoderer Revier, haben einen besonders guten Erfolg gebracht.
Es fielen jetzt bei den Herbstjagden über 100 Gemsen, 42 bei der ersten Jagd allein.
Bei den Sommerjagden fielen zirka 50 Gemsen. Die Jagden bringen Leben. Es werden sehr viele Treiber benötigt und die werden sehr gut gezahlt.

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Welser Zeitung 30. August 1929
Hinterstoder. 27. August (Der Kampf am Kammerfenster)
Christine Prentner in Hintertambergau 5 Gemeinde Hinterstoder, hat vom Schoiswohl aus Hinterstoder ein außereheliches Kind, wird aber auch vom Karl Schmidleitner aus Edlbach verehrt. Beide trafen sich am 14. August um 10 Uhr nachts beim Kammerfenster derselben und gleich ging die Schlacht an. Beide rauften sich anständig aus und benützten dazu Gabelstiele, Lederpantoffel und Fingernagel, so dass beide körperlich leichte Beschädigungen erlitten.

                             Auch Katzen gehen sehr gerne Fensterln.

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Prager Tagblatt 4. Oktober 1930
Gewisse Pensionisten müssen bei der Behebung der Pension immer eine Bestätigung des Gemeindeamtes vorlegen, dass sie tatsächlich leben. Nun war ein Altpensionist längere Zeit hindurch krank und so sandte er nur die Bestätigung seiner Existenz für den letzten Monat ein. Er erhielt daraufhin die Pension nur für den letzten Monat. Die Überweisung der Pension war mit der Anmerkung versehen: „Die Bestätigung des Gemeindeamtes, dass sie im letzten Monat gelebt haben, haben Sie ordnungsgemäß eingesandt, daher überweisen wir Ihnen den Betrag von ….. dagegen können wir Ihnen die Pension für die vorangegangenen Monate nur auszahlen, wenn Sie amtlich nachweisen können, dass Sie auch in diesen Monaten gelebt haben."

Freitag, 5. Januar 2024

Geschichten aus der Vergangenheit

Anekdoten aus diversen Zeitungen der Vergangenheit. Die  Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 

Arnold Schönberg
 Gemälde von Egon Schiele

Prager Tagblatt 11. Juni 1931
Der weltbekannte Komponist, Maler, Dichter, Arnold Schönberg (geb.1874, gest.1951)  wohnte lange Zeit in Mödling bei Wien. Dr. Karol Rathaus besuchte ihn öfters, ging mit ihm spazieren und bemerkte, dass die Jungen scheu zu Schönberg aufblickten und ihn ehrfürchtig grüßten. Fragend blickte er Schönberg an. Der sagte nur: „Oh, In Mödling bin ich sehr bekannt— mein Sohn ist der Mittelstürmer des Gymnasium-Teams.  

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Joseph Hyrtl  (geb.1810, gest.1894)

Tagblatt 5. Dezember 1930
Der berühmte Anatom Joseph Hyrtl, Begründer der internationalen Anatomischen Nomenklatur, 
war eine tiefmitleidige Natur und ein großer Tierfreund. Besonders verabscheute er die Experimente mit Tieren. Es wird eine reizende Anekdote von ihm erzählt, die so recht Einblicke in sein Wesen gewährt.
Als einmal Ernst Brücke, der große Physiologe, zu Versuchszwecken junge Hasen verhungern lassen wollte, wunderte er sich, dass die Tiere trotz allem Nahrungsmangel weder an Gewicht, noch an Munterkeit verloren. Bald aber klärte sich — man ist versucht zu sagen: leider!— die Sache auf.
Hyrtl, der Zugang zu den Versuchsräumen hatte, kam jede Nacht, um die armen Versuchskaninchen mildherzig zu speisen… Was Brücke allerdings zu all dem gesagt hat — davon schweigt freilich die Geschichte ...

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Ein Berliner Kaufmann kommt spät nachts in ein kleines Städtchen am Niederrhein. Er fragt den Wirt seines Hotels: ..Kann man sich hier noch irgendwo amüsieren?" »Nee." sagt der Wirt.....die schläft schon."

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Mährisches Tagblatt 4. September 1897
Eine drollige Anekdote wird von dem verstorbenen früheren türkischen Botschafter, erzählt.
Als er sich um die Hand einer Tochter des Kriegsministers v. Bonin bewarb, sagte dieser, der mit Töchtern gesegnet war: „Wie viel wollen Sie haben?" „Excellenz, ich bin Christ!" „Schade!" sagte der alte Haudegen.