Wilderer ca.1910 |
Von einem Vorderstoderer Wildschütz wird folgende Geschichte
erzählt:
Anfang des 20.Jahrhunderts ist im Stodertal sehr viel
gewildert worden. Zum Glück ist es nie zu einem ernsten Zwischenfall gekommen,
aber natürlich haben sich Jagdherrn und Jäger immer wieder bitter bei der
Gendarmerie beschwert. Die Gendarmen haben auch ihr Bestes gegeben, trotzdem
konnten sie nur selten einen Wilderer auf frischer Tat ertappen, so sehr sie
sich auch bemühten.
Doch einmal hatte ein Gendarm am Tamberg Glück: „Hab`ich
dich endlich erwischt“, jubelte er und packte den Wilderer, der zerrissene
Kleidung trug und im Gesicht kohlrabenschwarz und unkenntlich mit Ruß
geschwärzt war. „So, im ersten Bauernhof gehst du dich waschen und dann führe
ich dich auf den Posten“. „Nein“, sagte der Wilderer, „ist mir das peinlich,
ich schäme mich so, darf ich mich erst am Posten unten im Ort waschen?“ Der
Gendarm war ein guter Mensch und wollte den Wilderer nicht kompromittieren und
so blieb das Gesicht des Wilderers schwarz und unkenntlich.
Gendarm und Wilderer gingen weiter, kamen beim
Hinterramsebner und Vorderramsebner vorbei, auf dem damals noch schmalen und
steinigen Weg. An der Stelle, wo rechter Hand der steile Wiesenhang abfällt,
verspürte der Gendarm plötzlich einen kräftigen Stoß und kollerte die Wiese
hinunter. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, war der Wilderer verschwunden.
Lange Zeit hat niemand gewusst, oder zumindest so getan, wer
dieser Wilderer war. Natürlich hat man Vermutungen und Nachforschungen angestellt,
doch alle Erhebungen der Gendarmerie verliefen im Sand.
Viele, viele Jahre später, nach der Beerdigung des
ehemaligen Wildschützen, kannte plötzlich jeder in Vorderstoder seine
Geschichte. „Jetzt können wir ja sagen, wer den Gendarmen die Leiten hinunter
geschoben hat, jetzt kann ihm nichts mehr passieren“.
„Wilddiebstahl gilt nicht als Schande, sondern als Ausdruck
der Ausdauer, Kraft, Schläue und Schneid“, berichtet die Chronik aus dieser
Zeit.
Jäger sucht Wilderer - Sennerin versteckt ihn unter dem Bett. - Wilderermuseum St. Pankraz |
Alte Almhütte 2010 |