Freitag, 29. Juni 2012

Über die Wilderei

Wilderer ca.1910

 
Von einem Vorderstoderer Wildschütz wird folgende Geschichte erzählt:

Anfang des 20.Jahrhunderts ist im Stodertal sehr viel gewildert worden. Zum Glück ist es nie zu einem ernsten Zwischenfall gekommen, aber natürlich haben sich Jagdherrn und Jäger immer wieder bitter bei der Gendarmerie beschwert. Die Gendarmen haben auch ihr Bestes gegeben, trotzdem konnten sie nur selten einen Wilderer auf frischer Tat ertappen, so sehr sie sich auch bemühten.

Doch einmal hatte ein Gendarm am Tamberg Glück: „Hab`ich dich endlich erwischt“, jubelte er und packte den Wilderer, der zerrissene Kleidung trug und im Gesicht kohlrabenschwarz und unkenntlich mit Ruß geschwärzt war. „So, im ersten Bauernhof gehst du dich waschen und dann führe ich dich auf den Posten“. „Nein“, sagte der Wilderer, „ist mir das peinlich, ich schäme mich so, darf ich mich erst am Posten unten im Ort waschen?“ Der Gendarm war ein guter Mensch und wollte den Wilderer nicht kompromittieren und so blieb das Gesicht des Wilderers schwarz und unkenntlich.

Gendarm und Wilderer gingen weiter, kamen beim Hinterramsebner und Vorderramsebner vorbei, auf dem damals noch schmalen und steinigen Weg. An der Stelle, wo rechter Hand der steile Wiesenhang abfällt, verspürte der Gendarm plötzlich einen kräftigen Stoß und kollerte die Wiese hinunter. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, war der Wilderer verschwunden.

Lange Zeit hat niemand gewusst, oder zumindest so getan, wer dieser Wilderer war. Natürlich hat man Vermutungen und Nachforschungen angestellt, doch alle Erhebungen der Gendarmerie verliefen im Sand.

Viele, viele Jahre später, nach der Beerdigung des ehemaligen Wildschützen, kannte plötzlich jeder in Vorderstoder seine Geschichte. „Jetzt können wir ja sagen, wer den Gendarmen die Leiten hinunter geschoben hat, jetzt kann ihm nichts mehr passieren“.



„Wilddiebstahl gilt nicht als Schande, sondern als Ausdruck der Ausdauer, Kraft, Schläue und Schneid“, berichtet die Chronik aus dieser Zeit.



Jäger sucht Wilderer - Sennerin versteckt ihn unter dem Bett. - Wilderermuseum St. Pankraz



Alte Almhütte 2010


Kindermund


In der Steyr



Es ist schon einige Zeit her, als ein Förster der Bundesforste, der auch Fischereiaufseher war, in der Steyr Forellen fangen wollte. Bald kamen ein paar Kinder und schauten ihm interessiert zu. Als er endlich nach mehreren Versuchen eine kleine Forelle an Land zog, rief ein ca. 5jähriger Bub stolz: „Mein Vater fängt aber viel größere Fische als du“. Sein Vater fischte zwar, hatte aber dazu keine Genehmigung.
 
Als beim nächsten Stammtisch im Gasthaus der Schwarzfischer und der Fischereiaufseher zusammen trafen, stellte dieser vor allen Stammtischgästen fest: „Du, ich hab gar nicht gewusst, dass du auch Fischer bist und noch dazu so erfolgreich“.
 
Das war aber dann doch sehr peinlich für den ertappten  Schwarzfischer.




Gleinkersee

Stodertaler Kinder

Mittwoch, 27. Juni 2012

Gäste sind uns herzlich willkommen


Hinterstoder ca. 2010


Vom Grüßen in den 1950er Jahren


In den 1950er Jahren, als man zum Tourismus noch Fremdenverkehr sagte, waren die Lehrer in der Volksschule Hinterstoder sehr darauf bedacht, dass die Schüler zu den Gästen höflich waren. Die Urlauber sollten sich im Dorf wohl fühlen. Besonderer Wert wurde auf das Grüßen der Schüler beim Zusammentreffen mit älteren Gästen gelegt.  Die Kinder müssen ältere Menschen laut und deutlich grüßen wurde ihnen immer wieder aufgetragen. Aber bei welchem Alter fängt das Grüßen an? Für Kinder sind alle Erwachsenen älter.

Der kleine Raimund mit seinen 6 oder 7 Jahren, der noch nie weiter als nach Vorderstoder gekommen war, wurde eines Tages von Verwandten zu einem Ausflug nach Linz mitgenommen. Als er wieder in der Schule zurück war, fragten ihn seine Freunde, was er alles in der großen Stadt gesehen und erlebt habe. Ganz begeistert erzählte er von den vielen Autos, den großen Häusern und Schaufenstern, schränkte aber dann doch ein: „Auf der Straße sind so viele Leute, man muss ununterbrochen grüßen“.


Beim Fronleichnamsumzug

Sonntag, 24. Juni 2012

Der Waldkauz im Kachelofen.


Der Friedlbauer, Rudolf Lang, hat ein neues Haus gebaut. Das alte aus dem 14. Jahrhundert stammende Gebäude war nicht mehr zeitgemäß zu bewirtschaften. Weil der Friedlbauer einfach alles selbst machen kann, schuf er zuletzt einen wunderschönen Kachelofen für das Wohnzimmer.

Als er kürzlich in der Früh ein paar Kleinigkeiten daran fertig stellen wollte, staunte er nicht schlecht. Ein ausgewachsener Waldkauz blinzelte ihm aus dem Ofentürl entgegen. Vermutlich war der Kauz, der zur Familie der Eulen gehört, auf der Suche nach einem Nistplatz in der Nacht in den Kamin geraten und suchte nun am Ofentürl den Ausgang aus seiner misslichen Lage.

Käuze nisten am liebsten in hohlen Baumstämmen. Vielleicht hat er den Kamin dafür gehalten. Es wäre aber auch durchaus möglich, dass der Kauz auf der Jagd nach einer Fledermaus irrtümlich in den Kamin gekommen ist. Herr Lang nahm jedenfalls den seltenen Besuch behutsam ein Empfang und untersuchte ihn nach eventuellen Verletzungen. Nachdem er die Reise durch den Kamin, der zum Glück noch nie beheizt worden war, völlig unbeschadet überstanden hatte, wurde er nach einem Erinnerungsfoto in die Freiheit entlassen.


Feste verbinden Einheimische und Gäste

Sonnwendfeier im "Kunstschaustall" im Prielergut

Weihe des neuen Bergrettungsdienstautos und Almfest im Steyrsbergerreith




Donnerstag, 21. Juni 2012

Missverständnisse und neue Einsichten


Vorderstoder

 Anfang 1970 übersetzte Wolfgang Teuschl Teile des Neuen Testamentes in die Wiener Mundart. Daraus entstand die Schallplatte „Jesus und seine Haberer“ (Jesus und seine Freunde), besprochen von dem bekannten Wiener Volksschauspieler Kurt Sowinetz.
Bald darauf überbrachte ein Vorderstöderer Stammgast aus Wien nach der Sonntagsmesse diese Schallplatte dem Herrn Pfarrer als Geschenk. Im Pfarrhof angekommen packte Hochwürden die Platte aus, las „Jesus und seine Haberer“ und wurde sehr nachdenklich. Er wusste von den Judäern, Phöniziern, Samaritern, Edomitern, Nabatäern, Makkabäern und
weiteren Stämmen. Aber von den Haberern hatte er noch nie gehört. Sogleich suchte er sämtliche Bücher aus seiner Bibliothek, die über die alten Völker im Heiligen Land berichteten, um sich zu informieren. Wenn dieses rätselhafte Volk der „Haberer“ schon in der Überschrift als „seine Haberer“ bezeichnet wird, müsste er es doch unbedingt kennen. Als er die Schallplatte abspielte, verstand er zunächst gar nichts. Er fragte sich schon, warum ihm der Gast eine Schallplatte mit einer ihm völlig fremden Sprache zum Geschenk gemacht hatte.
Erst nach nochmaligem Abspielen glaubte er einige Wort zu verstehen.
Zum Glück traf er bald darauf den Wiener Gast wieder und der lüftete dann endgültig das Geheimnis: „Haberer“ sei echtes Wienerisch und meine „Freunde“, leite sich vermutlich vom Jiddischen Chaverim ab. “. 

Kirche Vorderstoder
 

Montag, 18. Juni 2012

Wandern auf der Höß



Vom Altern im Stodertal

Zwei 90-jährige feiern Geburtstag im Steyrsbergerreith

Eines Tages erfuhr, so die Geschichte, ein Zeitungsreporter, dass im Stodertal die Menschen besonders häufig ein besonders hohes Lebensalter erreichten. Er wollte der Sache auf den Grund gehen, setzte sich in sein Auto und fuhr nach Hinterstoder. Kurz vor dem Jaidhaus sah er einen rüstigen alten Mann mit einem Mostkrug in der Hand und begann mit seinen Nachforschungen. „Guter Mann, ich bin Reporter und möchte über die alten Menschen in Hinterstoder berichten. Wie alt seid Ihr denn?“, fragte er höflich. „Ach so“, sagte der Alte verschmitzt und berichtete bereitwillig, „ich bin jetzt im 87igsten“. „Was, und da schleppt ihr noch einen so schweren Mostkrug?“ „Ja, ja“, sagte der Alte, „aber ich muss jetzt weitergehen und meinem Vater aufs Feld den Most nachbringen, sonst schimpft er wieder“. „Was, einen Vater haben Sie auch noch, wie alt ist denn der?“ „Ja, mein Gott, so genau weiß ich das auch nicht, aber fragen Sie doch den Oberlehrer in der Schule, bei dem hat er gelernt oder, wenn es der nicht weiß, den Pfarrer, weil der hat ihn getauft“. Der Reporter brachte den Mund vor Staunen nicht mehr zu und der Alte ging weiter und murmelte: „… was fragt er mich auch so blöd“.


Samstag, 16. Juni 2012

Ehrlicher Schnaps



Das Schnapsbrennen hat im Stodertal eine uralte Tradition. Matthias Schoiswohl vom „Salmergut“ hat das Schnapsbrennen von seinem Vater gelernt. Es liegt ihm sehr daran, einen „ehrlichen Schnaps“, das heißt, nur von seinem eigenen Obst und nach der alten überlieferten Tradition zu brennen. Seine Sorten sind der Zwetschken-, Birnen-, Nuss- und Obstschnaps.

Wenn nach der Ernte im Herbst das Obst zur Maische gemahlen wird, in Fässer mit Gärspund abgefüllt und gelagert wird, dauert es noch bis in den tiefen Winter, um mit dem Schnapsbrennen beginnen zu können. Zunächst muss man das Brennen beim zuständigen Finanzamt melden, nach einem genau festgelegten Schlüssel die zu entrichtende Steuer ausrechnen und bezahlen. Erst dann bekommt man das Datum und die Zeitdauer für das Brennen zugeteilt.

1968, als beim Salmer die alte Brennerei durch eine neue modernere ersetzt wurde, zerstörte ein Finanzbeamter den alten Kupferkessel, indem er ihn mit einer Hacke entzwei schlug, um ihn unbrauchbar zu machen. Damit wollte man ein mögliches „Schwarzbrennen“ unterbinden.

Das Schnapsbrennen zog früher immer wieder alle möglichen Freunde, Nachbarn und Bekannte an, die zum Verkosten kamen. Dabei war es üblich, den frisch gebrannten, noch warmen Schnaps in eine Tasse zu schütten, die dann der Verkoster mit eingebrockten Brotschnitten auslöffelte. Nach relativ kurzer Zeit war ein fürchterlicher Rausch das Resultat. Mit den Betrunkenen wurden mitunter herbe Spiele getrieben. Ein Stockbetrunkener wurde einmal an den Füssen angebunden und mit einem Kälberstrick bis an die Decke empor gezogen. Zum Gaudium der Anwesenden wurde er dann auf den Holzfußboden fallen gelassen. Zum Glück schützte ein hilfreicher Schutzengel vor gröberen Verletzungen.

Der „ehrliche Schnaps“ vom „Salmergut“ ist ein begehrtes Qualitätsprodukt geworden. Es trinken ihn Kenner auch in den USA und sogar auf der Insel Mauritius. 





Donnerstag, 14. Juni 2012

Wenn im Juni die Alpenrosen blühen...







 
 

Lucky der Wanderkater

Lucky


Es ist jetzt einige Zeit her, als ein kleiner weiß-grau gefleckter Kater in einem blumenumrankten Haus unmittelbar am Stögerbach seine neue Heimat bezog. Sein Frauerl taufte ihn Lucky und verwöhnte ihn sehr. Aber von allem Anfang an hatte Lucky den unbändigen Drang, die Welt kennen zu lernen. Er lief den Spaziergängern nach, die ihm gefielen und die an seinem Heimathaus vorbeikamen. So lernte er seine nähere und weitere Umgebung kennen. Einmal wurde er am Schiederweiher gesehen, das nächste Mal in der Tambergau und dann wieder im Dietlgut. Er kam nach seinen Ausflügen immer wieder nach Hause zurück. Zunächst war sein Frauerl voll Sorge, wenn er wieder einmal weg war. Aber sie gewöhnte sich daran, weil sie ihn nicht einsperren wollte. Lucky hatte bald unter den Leuten im Ort Bekannte und Freunde die ihn fütterten, wo er sich ausruhen konnte und die ihn auch manchmal wieder nach Hause führten,
Einmal ging er mit Bergsteigern bis hinauf zum Gipfelkreuz des kleinen Priel (2134 m). Erst am Retourweg in der Oberklamm, wo er natürlich auch bekannt war, gönnte er sich eine Rast. Müde und erschöpft hüpfte er auf einen Tisch und schlief sofort ein.
Mit der Zeit ist Lucky sesshafter geworden. Er durchstreifte aufmerksam seinen Garten und auch gleich die der Nachbarn. Seither gab es fast keine Mäuse in seinem Revier und sein Frauerl und die Nachbarn dankten es ihm mit reichlich Streicheleinheiten.
Von Zeit zu Zeit zog es ihn aber wieder zu neuen Entdeckungsreisen und wer weiß schon, wo er überall gewesen ist.
Trauriger Nachsatz:
Als Lucky einem Vogel nachstellte, wurde er von einem Jäger erschossen.

Der alte Pfarrer Hausjell und seine Ewigkeit


Pfarrer Anton Hausjell

Wie lange dauert die Ewigkeit?

In den 1950er Jahren unterrichtete Pfarrer Hausjell die Volksschüler von Hinterstoder im Religionsunterricht. Fast alle Kinder konnten sich unter dem Begriff „Ewigkeit“ nichts vorstellen und fragten immer wieder den Pfarrer: „Wie lange dauert eigentlich die Ewigkeit?“
Hochwürden erzählte dann geduldig in seiner gutmütigen Art stets wieder die gleiche Geschichte.
Kinder, ihr müsst euch die Ewigkeit so vorstellen: Alle 100 Jahre kommt vom Himmel her ein kleiner Vogel geflogen und setzt sich auf den Gipfel der Spitzmauer. Dort wetzt er seinen Schnabel am Felsen. Dabei rieseln ganz kleine Staubkörnchen den Felsen hinunter. Ein paar Minuten wetzt er seinen Schnabel und fliegt dann wieder in den Himmel. Nach 100 Jahren kommt er wieder. Wenn er die ganze Spitzmauer mit seinem Schnabel weggewetzt hat, ist eine Sekunde von der Ewigkeit vergangen“. Nach dieser Geschichte wussten alle Kinder, die Ewigkeit dauert sehr, sehr lange.

Montag, 11. Juni 2012

Die Perle Hinterstoder



Winzlinge


Ein Schluck an der Nektar-Bar


Almauftrieb mit Rindertaxi





Nach der langen kargen Winterzeit werden die Rinder der Stodertaler Bauern auf die Almen getrieben, wo sie dann den ganzen Sommer verbringen.
Der Almauftrieb und der Almabtrieb ist natürlich für die Landwirte ein besonderes Ereignis. Große Rinderherden wie die der Familie Jansenberger vom Bärnreith, werden schon im Morgengrauen von einem super modernen Tiertransporter abgeholt und auf die Huttererböden geführt. Auf dem LKW mit Anhänger haben je 15 Rinder in jeweils zwei Etagen Platz. Mit einer einzigen Fuhre können deshalb gleich 60 Rinder auf die Alm transportiert werden. Die Familie Jansenberger, die besonders bemüht ist, alte, vom Aussterben bedrohte Rinderrassen zu erhalten und weiter zu züchten, möchte damit den Tieren eine möglichst rasche und stressarme Übersiedlung auf die Alm ermöglichen.