Montag, 29. April 2019
Freitag, 26. April 2019
Spiel der Natur
Samstag, 20. April 2019
Freitag, 19. April 2019
Von einem Besuch des Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger vor 121 Jahren.
Von
einem Besuch Dr. Karl Lueger´s
im Stoder- und Steyrtal berichtet die Zeitung „Reichspost" am 28. August 1898.
(Dr. Karl Lueger geb. 1844 in Wien, gest. 1910 in Wien, war von
1897 bis zu seinem Tod 1910 ein beliebter und populärer Bürgermeister in Wien.)
Der
Bürgermeister und seine Reisegesellschaft war zwar von unserer
schönen Bergwelt begeistert, doch wurde er auch
hier
von politischen Spannungen nicht verschont.
Einem
Redakteur der „Reichspost" gab der Bürgermeister ein Interview.
Dr. Lueger erzählte folgendes:
Er
sei von Hinterstoder gegen Abend nach Klaus-Steyrling gefahren in
Begleitung des Herrn Dr. Brzobohaty, dessen Gattin, einer Baronesse
und seines Dieners Pummerer. Dr. Lueger wollte mit seiner
Gesellschaft in Klaus-Steyrling übernachten,
damit man am nächsten Tag Kremsmünster besuchen und noch am Abend
in Wien eintreffen könne. Wir kamen, sagte Dr. Lueger, um 8 Uhr
Abends in der Bahnhofsrestauration an, die wir über Empfehlung des Dr.
Brzobohaty aufsuchten,
der vor 4 Jahren dort gewesen war. Wir begaben uns zuerst in die uns
zugewiesenen Zimmer und nahmen dann in der Restauration an dem von
dem Wirt zugewiesenen Tisch Platz
. Es
war dies ein Ecktisch. Neben uns, der Wand entlang, waren einige
Tische aneinandergereiht, an denen mehrere Personen saßen, die bei
unserem Eintritt in lebhafter Unterhaltung begriffen waren. Ich
setzte mich so, dass ich der Gesellschaft den Rücken kehrte, denn
ich will nicht angestaunt werden. An dem Tisch
mir zunächst hatten einige junge Frauenspersonen und Herren Platz
genommen. Ihnen zunächst saß ein älterer Herr, den ich nicht kenne
und in unmittelbarer Nähe ein mir gleichfalls unbekannter
geistlicher Herr. Der erwähnte alte Herr richtete etwas an der
Lampe, die zwischen den beiden Tischen hing, offenbar in der Absicht
zu sehen, ob ich wirklich der Dr. Lueger bin. Nach dessen Rückkehr
zum Tisch ging die Hetze an. Die Gesellschaft machte einen geradezu
unerträglichen Lärm in
der Bahnhofsrestauration. Dabei zeichneten sich besonders die in
unserer Nähe sitzenden Personen aus. Selbstverständlich fielen an
unserem Tisch einige Bemerkungen über das unqualifizierbare Benehmen
der Gesellschaft. Über den Charakter und die Absicht des Lärmens
konnte kein Zweifel sein. Es galt, sich mir so unangenehm als möglich
zu machen. Richtig ist, dass ich mich beim Wirt beschwerte und
ersuchte, den Lärm abzustellen, damit
wir in Ruhe unser Nachtmahl essen könnten. Ich wählte dabei eine
mehr scherzhafte Form. Der Wirt getraute sich nicht, meinem Wunsch
nachzukommen, oder wollte nicht. Das Letztere schließe ich daraus,
weil er an seiner Uhrkette ein Medaillon mit dem Bildnis
Wolff´s
trug.
Im
Gegenteil wurde der Lärm immer wüster. Als der selbe gar zu arg
wurde, begab sich der Pfarrer von seinem Platz weg und nahm an der
oberen Tischreihe Platz, wo unter den dort sitzenden Leuten ein
anständiger Ton herrschte. Dann
setzte sich jemand zum Klavier
und
begleitete den Gesang eines Herrn, der mit stürmischen Heilrufen
begrüßt wurde. Sehr charakteristisch für die Gesellschaft aber
ist es , dass in dem vorgetragenen Lied, der Sänger an seine
Geliebte die Aufforderung richtete, sich zu ihm zu legen und mit ihm
zu kosen. Es wurde ebenso elend gespielt als gesungen. Da wir davon
nicht gerade entzückt waren, was
die Gesellschaft merkte, so stand schließlich ein junger Mensch auf
und hielt eine Rede, um den Anstand (!) der Gesellschaft zu
verteidigen. Sie meinten, sie seien "entre nous" (zwischen uns )
und könnten sich benehmen wie sie wollten. Wenn dies anderen nicht
passe, so mögen sie fortgehen. So sprach der (alldeutsche) Bruder in
einer Bahnhofs-Restauration und er schloss selbstverständlich seine
Rede mit einem "Heil !", das von den Anwesenden nachgeheult
wurde.
Nachdem
wir gespeist hatten, wollten wir fortgehen. Dies war das Signal für
die Gesellschaft, mich und meine Reisebegleiter in unglaublichster
Weise mit Hohnrufen zu überschütten. Ich kehrte mich um und hielt
nun an diese merkwürdige Versammlung eine Ansprache in der ich
ungefähr folgendes sagte: „Ich muss die Gesellschaft um
Entschuldigung bitten, dass ich überhaupt hier hereingekommen bin,
da offenbar ein Irrtum auf meiner Seite vorliegt. Ich glaubte in eine
Bahnhofsrestauration zu kommen, in welcher ich in Ruhe mein Nachtmahl
verzehren könne. Wenn ich gewusst hätte, dass eine geschlossene
Gesellschaft hier sei, welche "entre nous" sein will, so wäre
ich nicht hereingegangen, da ich mich mit - Schönerianern und
Wolffianern - nicht abzugeben pflege. Ich empfehle mich ihnen und
wünsche eine gute Nacht.“ Die
Ansprache wirkte so verblüffend, dass es plötzlich still wurde.
- Aus Wikipedia zum besseren Verständnis: Georg Heinrich Ritter von Schönerer (geb. 1842 in Wien, gest. 1921
im Schloss Rosenau, Niederösterreich) war ein österreichischer
Gutsherr und Politiker. Schönerer hatte von 1879 bis zur
Jahrhundertwende Bedeutung als Führer der Deutschnationalen und
später der Alldeutschen Vereinigung. Er
war ein heftiger Gegner des politischen Katholizismus, ein radikaler
Antisemit und übte starken Einfluss auf den jungen Adolf Hitler aus,
der ihn als eines seiner Vorbilder ansah.
Dr.
Lueger berichtet weiter: - Als ich auf meinem Zimmer war und mit
meinen Reisegefährten das Erlebnis besprach erschienen zu meiner
Überraschung zwei Herren der sonderbaren Gesellschaft, die sich
unten befunden hatte in
meinem Zimmer. Der eine war der geistliche Herr, über den anderen
will ich schweigen. Der geistliche Herr stellte sich mir als der
Pfarrer von Klaus–Steyrling vor und suchte das Vorgehen der
Gesellschaft zu entschuldigen. Dabei verwickelte er sich auch in eine
lebhafte Debatte mit meiner Reisegesellschaft, über die ich aus
Rücksicht auf den geistlichen Herrn, der den Getränken übermäßig
zugesprochen zu haben schien, hinweggehen will. Es ist richtig, dass
der Pfarrer mir ein Nachtquatier angeboten hat, was ich
selbstverständlich abschlug, indem ich die Bemerkung beifügte ,
dass ich mich vor "Wolffianern und Schönerianern" nicht fürchte,
auch wenn noch mehr kommen sollten. Der zweite Herr, der offenbar wie
Pontius ins Credo gekommen war, bat mich flehentlichst seine
Anwesenheit bei diesem Auftritt zu verschweigen. Man
kann aus dem allein schon schließen, wie wenig dem Anstand
entsprechend das Benehmen dieser Gesellschaft war. Selbstverständlich
entschuldigte auch er sich und erklärte , wenn er gewusst hätte,
dass ich hier bin, würde er alle diese Vorkommnisse verhütet haben.
Dr.
Lueger erklärte weiteres über den Pfarrer nicht mitteilen zu
wollen, weil er die geistliche Würde in ihm schonen wolle. In der
Früh war, fuhr
Dr. Lueger fort,
mit dem Wirt eine große Veränderung vor sich gegangen. Der große
Wolf war von der Uhrkette verschwunden. Er entschuldigte sich
höflichst und bat mich, von der Sache keinen Gebrauch zu machen, was
ich denn auch bis jetzt getan habe.
Die
Bemerkung, dass er auch in Stoder einen schlechten Empfang gehabt
habe, bezeichnete Dr. Lueger nicht als zutreffend. Auf der Fahrt von
Vorderstoder nach Hinterstoder sei er von einem
Sommerfrischler erkannt worden, worauf der Pfarrer von Vorderstoder
und viele anwesende Sommerparteien (Gäste) aus Wien ihn in
Hinterstoder besuchten.
Der Artikel wurde etwas gekürzt.
Bürgermeister Dr. Karl Lueger |
Kaiser Franz Joseph und Bürgermeister Dr. Lueger |
2 Schillingmünze 1935 |
Luegerdenkmal in Wien |
Sonntag, 14. April 2019
Freitag, 12. April 2019
Erinnerung an Sonntagsspaziergänge mit unserem Vater in den 1930er Jahren.
Am Sonntag ging Vater, den wir "Taten" nannte, oft
mit meinen zwei Brüdern, meiner Schwester und mir spazieren. So ein Spaziergang
dauerte meistens mehrere Stunden.
Wenn wir auf dem Weg zu dem Bankerl unter einer riesigen
Fichte mit starken Wurzeln kamen setzten wir uns nieder und "Taten"
rauchte seine Pfeife. Die Pfeife war aus Porzellan und darauf war ein Gamsbock
abgebildet. Vater hatte immer seine Hirschlederhose an und auf seinen
Hosenträgern waren Edelweiß, Almrausch und Enzian gestickt. Selbst auf seinem
Hosentürl waren kunstvolle Ornamente. Im Winter trug er unter der Lederhose
eine weiße "Gattihose" (lange Unterhose), die dann bei den Knien zu sehen war.
Sein größter Stolz war sein Gamsbart auf seinem Hut, mit schönem Reif (weiße Spitzen).
Er hatte immer wieder neue Einfälle und war mit seinen
Zauberkunststücken unschlagbar.
Nichts war ihm zuviel und er machte jeden Spaß mit uns mit.
"Taten" kannte sich in der Natur aus. Er wusste die Namen von Blumen,
Gräsern und Tieren.
Auf seinem Schoss sitzend überkam mich eine Ruhe von unaussprechlichem Frieden und
Geborgenheit. Auch wenn er nur dasaß, nichts sagte und seine
"Vetschina" (Virginia Zigarre) rauchte.
Unterwegs hat er uns mit viel Liebe und Geduld die Namen
unserer Berge genannt. Er wusste über Pflanzen, Bäume und Tiere Bescheid. Er erzählte uns von Gefahren und
Unglücken, Geschichten von guten und bösen Menschen. Er wusste viele Geschichten von
armen Seelen, die in ihren Gräbern keine Ruhe finden und von guten Feen, die
hoch oben in den Gipfeln der hohen Berge wohnen.
Wenn wir müde waren, setzten wir uns zur Jause nieder. Vater
hat dann in seine Tasche gegriffen und ein Stück Brot herausgeholt. Dazu ein Stück
Geselchtes, eingewickelt in Schmalzpapier, das er mit seinem Taschenmesser für
uns teilte.
Wohltuend für uns war natürlich auch Vaters Liebe zur Musik.
Er konnte Maultrommel und Fotzhobel (Mundharmonika) spielen. Wenn er beides nicht
mit hatte, nahm er seinen Kamm, legte Zigarettenpapier darauf und fing darauf
an, die schönsten Lieder zu spielen.
Auf den Lärchenwiesen standen die Haflingerpferde und
vom Tal herauf klang das sonntägliche Läuten der KirchenglockenUnter der kurzen Lederhose eine weiße Unterhose |
Friedlbauer mit Zuschauer beim Vogerl schnitzen |
Freitag, 5. April 2019
Erinnerung an den k.u.k. Hofbaumeister Johann Schieder, dem Schöpfer des Schiederweihers
Am 10. September 1907 wurde zu Ehren Johann Schieders eine Gedenktafel am Weg oberhalb des Weihers angebracht.
Im Österreichischen Fernsehen, in der Sendung "9 Plätze - 9
Schätze", wurde zum Nationalfeiertrag am 26.10. 2018 von den
Fernsehzusehern der Schiederweiher in Hinterstoder zum schönsten Platz Österreichs gewählt.
Johann Schieder
liebte das Stodertal, siedelte sich hier mit seinem Ferienwohnsitz,
dem „Koglhof“, an und erwarb ein großes Grundstück hinter seinem
Haus. Auf dieser sumpfigen Wiese staute er die krumme Steyr und schuf
den Schiederweiher, der 2018 zum schönsten
Platz Österreichs gewählt wurde.
Der Weiher wurde
nach seinem Erbauer, dem k.u.k. Hofbaumeister Johann Schieder (geb.
1832 in Wien, gest.1902 in Hinterstoder) benannt. Beerdigt wurde
Johann Schieder im Friedhof Wien-Kalksburg am 12.9.1902.
Johann Schieder
liebte das Stodertal, siedelte sich hier mit seinem Ferienwohnsitz,
dem „Koglhof“, an und erwarb ein großes Grundstück hinter seinem
Haus. Auf dieser sumpfigen Wiese staute er die krumme Steyr und schuf
den Schiederweiher, der 2018 zum schönsten
Platz Österreichs gewählt wurde.
Ein Spaziergang zum
Schiederweiher und weiter bis in die „Polsterlucke“ ist zu allen
Jahreszeiten zu empfehlen. Besonders schön aber ist es im Frühling,
wenn die Natur zu neuem Leben erwacht und auf den Wiesen eine
Vielzahl unterschiedlichster Alpenblumen erblühen.
Aus dem alten "Melchschuster" wurde der "Koglhof", Schieders Feriendomizil.
"Melchschuster" |
"Koglhof" |
Gemälde: Dr. Helmut Schachner
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