Freitag, 30. September 2022

Was es nicht alles gibt

Im Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt vom 22.3.1945, im Grazer Tagblatt vom
17. Februar 1910 und im Prager Tagblatt vom 8. Juni 1928 konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
 
Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt 22. März 1945

Ein wertvolles Gemälde?
 
Rembrandt van Rijn (geb.1606, gest.1669)
Selbstbildnis

Eines Vormittags im März des Jahres 1636 ging der große Maler Rembrandt durch Amsterdam und sah einen Haufen Menschen stehen, die einer Versteigerung alter Möbel beiwohnten. Daneben saß eine Frau mit ihrem Kind und weinte. Das alles trug ein so eigentümliches Gepräge, dass der Maler sich mit einer Frage um die Bedeutung des Auftrittes an die Frau wandte und von ihr erfuhr, dass die Möbel ihr gehörten, dass ihr Mann vor kurzem gestorben sei, dass sie hart gespart, aber der Hauseigentümer ihre Möbel mit Beschlag belegt habe, weil sie ihm die Miete nicht bezahlen konnte.
Der Künstler fragte nach ihrem Gläubiger. Als die Frau auf einen Mann deutete, welcher der Versteigerung aufmerksam zusah, erkannte er in ihm einen Menschen dessen ansehnliches Vermögen, das die öffentliche Meinung als durch allerhand Wuchergeschäfte erworben bezeichnete, so dass es nutzlos schien, dessen Mitleid für die Witwe in Anspruch zu nehmen.
Eben überlegte Rembrandt, auf welche Weise der armen Frau geholfen werden könne, als der Auktionator ein Gemälde zum Verkauf anbot, das kaum des Ansehens wert war und dessen sich die Frau im Sommer bedient hatte um das Loch für die Ofenröhre in der Wand zu verbergen .
Es wurde zu einem Gulden angeboten. Der Künstler drückte sich durch die Menge prüfte das Bild und rief dann mit lauter Stimme: “ Einhundert Gulden,“
Der Hausbesitzer machte große Augen und bot 200 Gulden. „Fünfhundert“ rief der Maler und der Kampf zwischen den zwei Bewerbern wurde so lebhaft, dass der Schatz endlich dem Gläubiger der Witwe um 2200 Gulden zugeschlagen wurde.
Jetzt wandte sich der Käufer an Rembrandt: „Da ich sie so eifrig auf das Gemälde bieten sah, so konnte ich mir denken, dass hier ein altes ungewürdigtes Meisterstück vorliegen müsse. Sagen sie mir jetzt aufrichtig wie hoch ist der Wert.“
„Etwa 2 Gulden“, sagte der Maler „aber ich möchte nicht einmal das dafür geben“.
„Sie scherzen wohl“, der Hauseigentümer wurde blass. Sie boten ja selbst 2000 Gulden dafür.“
„So ist es“, erwiderte der Künstler, „und ich will sagen warum ich es tat. Sie besitzen ein jährliches Einkommen von 30 000 Gulden und haben wegen einer Schuld von 100 Gulden die Möbel einer armen Frau in Beschlag genommen. Ich wünschte ihnen eine Lehre zu erteilen und sie sind in die Falle gegangen. Die arme Frau ist jetzt nicht mehr ihre Schuldnerin sondern ihre Gläubigerin und ich denke dass sie es nicht nötig haben wird, wegen dieser Schuld, ihre Möbel mit Beschlag zu belegen.“
Lächelnd ging Rembrandt seines Weges.


        
König Ludwig I von Bayern, (geb.1786. gest.1868) 
 Lola Montez (geb.1821, gest.1861) 

Grazer Tagblatt 17. Februar 1910

Im Sommer 1859 lebte König Ludwig I von Bayern, der bekanntlich wegen der Lola Montez-Affäre (Lola Montez, eine Tänzerin, war die Geliebte des Königs) die Regierung niederlegte, in Schloß Leopoldskron in nächster Nähe Salzburgs.
Der König, ein hoch aufgeschossener Herr, der im grauen Sommeranzug, den Kopf mit einem großen, etwas ramponierten Strohhut bedeckt und mit einem starken Krückstock in der Hand, liebte es in der Umgebung Salzburgs allein Spaziergänge zu machen. Eines Tages machte er wieder einen solchen und sieht wie ein Bub sich abquälte Äpfel von einem Baum herunter zu werfen.
Der König tritt zu dem Knaben und sagt: "Schau, das musst Du so machen!" und schleudert seinen Krückstock mit bestem Erfolg in die Äste des Baumes. Das hat aber, aus dem in der Nähe liegenden Haus die Bäuerin beobachtet, die jetzt hochrot vor Zorn, aus der Türe trat und dem König, den sie nicht erkannte zurief: „Du alter Lackl, schämst du dich nicht dem Buben beim Äpfel stehlen zu helfen!“ Der König nahm seinen Krückstock und trollte sich von Dannen.
Am nächsten Morgen erschien bei der Bäuerin ein Diener und brachte einen Gulden mit der Bemerkung, das sei für die Äpfel die gestern der Herr vom Baum geschlagen hat. Auf die Frage der Bäuerin wer denn der Herr gewesen sei, erfolgte die höchst überraschende Antwort: "Der König Ludwig."

Prager Tagblatt 8. Juni 1928

In München war einmal eine Gerichtsverhandlung gegen den Sergeanten Xaver Kluibenschädel vom Leibinfanterie-Regiment, wegen Bezahlung von Alimenten. Die Vernehmungen waren beinahe abgeschlossen. Der Vorsitzende fragte den Beklagten: „Haben Sie noch etwas einzuwenden?" „Ja", sagte der Sergeant; entfaltet einen Zettel, den er mitgebracht hatte und las ganz korrekt davon ab: „Exceptio plurium" (Behauptung des Vaters eines unehelichen Kindes, dass die Mutter in der Zeit der Empfängnis mit mehreren Männern verkehrt habe.)
„Sie wollen also den Beweis antreten", meinte der Vorsitzende, „dass Ihre Gegnerin zur fraglichen Zeit Umgang gehabt hat mit mehreren Personen des anderen Geschlechts?"
„Sie nicht", antwortete der Sergeant, „aber ich."

Freitag, 23. September 2022

Impfen oder nicht? Eine Frage auch schon vor 116 Jahren

Im Grazer Tagblatt vom 17. August 1906  konnte man folgende Artikel lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Ein entlarvter Trick der Impfgegner.
In Ärztekreisen erregt gegenwärtig eine merkwürdige Geschichte viel Aufsehen. Seit zwei Jahren wurde von den Jmpfgegnern in Druckschriften und öffentlichen Versammlungen auf ein Gutachten der Universität Charkow (Russland, jetzt Ukraine) hingewiesen, welches sich gegen die Impfung entschieden aussprach. Dieses Gutachten, nach der Angabe eines in Böhmen erschienenen impfgegnerischen Flugblattes im vorigen Jahr erstattet, bildete seither in allen Petitionen der „Naturheiler" und Vivisektionsgegner (Operationen zu Forschungszwecken) das beweiskräftigste Argument.

Das Gutachten bereitete der Ärztewelt nicht geringe Verlegenheit, da es sich um eine autoritative (mit Autorität ausgestattet) Kundgebung eines Gelehrtenkörpers von Ruf handelte. Sogar im niederösterreichischen Landtag wurde eine impfgegnerische Interpellation (förmliche, parlamentarische Anfrage) unter Berufung auf das Charkower Universitätsgutachten eingebracht. Die Angelegenheit nahm jedoch vor kurzem eine überraschende Wendung.
Professor Paltauf aus Wien, der die Möglichkeit eines solchen Gutachtens nicht anerkennen wollte, wendete sich vor mehreren Wochen an einen in Charkow wohnenden Freund, einen russischen Professor, mit der direkten Bitte um Aufklärungen bezüglich des Schriftstückes. Die Antwort war eine verblüffende.

Der Professor teilte mit, dass das impffeindliche Universitätsgutachten wohl echt, jedoch bereits vor rund vierzig Jahren erstattet worden sei, zu einer Zeit, wo der Nutzen der Impfung noch nicht feststand. Von den seinerzeitigen Verfassern des Gutachtens sind sämtliche bis auf zwei gestorben. Diese beiden noch lebenden Gelehrten seien jedoch seither Anhänger der Impfung geworden.

Prof. Richard Paltauf (1858 - 1924)
 Pathologe (Lehre von den abnormalen
 und krankhaften  Vorgängen
 und Zuständen im Körper)

Grazer Tagblatt 17. August 1906

Die Geschichte, dass die Chinesen früher ihre Ärzte nur bezahlten, so lange sie gesund waren, haben wir wohl schon alle gehört.

Wenn sie krank werden, muss der Arzt sie gratis behandeln, denn gewissermaßen geben sie ihm die Schuld an ihrer Erkrankung.
Es gibt aber noch eine andere Anekdote über die Stellung des Chinesen zu seinem Arzt.
Ein Chinese, der auf Reisen war und sich in einer fremden Stadt befand, fühlte plötzlich das Bedürfnis, einen Arzt aufsuchen zu müssen und zwar erkrankte er gerade in der Nacht, in der die Seelen aller verstorbenen Patienten sich vor dem Hause ihres Arztes versammelten. So kam es, dass vor den Türen aller Ärzte große Versammlungen von Seelen zu finden waren und der kluge Chinese hütete sich, einen von diesen Stümpern aufzusuchen, die den Tod so vieler Menschen verschuldet hatten. Endlich kam er zu einem Arzt, vor dessen Wohnung nur zwei tote Seelen standen und voll Vertrauen begab er sich in die Behandlung dieses Mannes. Am andern Tage erfuhr er, dass der von ihm gewählte Arzt erst seit zwei Tagen praktizierte!
Voll Verzweiflung reiste er Hals über Kopf ab in eine andere Stadt, in der er bessere Ärzte zu finden hoffte.


Freitag, 16. September 2022

Hundert Jahre alte Geschichten

Geschichten aus alten Zeitungen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


HMS Bulwark (1899) 

Prager Tagblatt 14. April 1905

Eine interessante Anekdote ist in Korfu im Umlauf.
Ein britischer Seekadett vom Kriegsschiff „Bulwark“, der in Gesellschaft das Achilleion (Pallast der Kaiserin Elisabeth von Österreich) besucht hatte, fand bei der Rückkehr, dass das Boot, das alle wieder an Bord bringen sollte, zu klein sei. Drei, die keinen Platz fanden, entkleideten sich und schwammen hinüber zu ihrem Schiff. Die Nonnen des nahen Klosters waren darüber nicht wenig echauffiert und beschwerten sich.
Kaiser Wilhelm hörte davon und signalisierte dem Admiral Donville, warum haben ihre Kadetten durch ihr Kostüm die armen Nonnen so geärgert? Der englische Admiral signalisierte zurück: Majestät, sind falsch unterrichtet, von einem Kostüm kann gar keine Rede sein.

Prager Tagblatt 4. April 1930

Das richtige Alter.

„Wie alt sind Sie?" fragte der Richter den Mann, der wegen Diebstahls abgeurteilt werden sollte. „75 Jahre, Herr Präsident" war die Antwort. Der Richter schüttelte verständnislos den Kopf. „75 Jahre? Ja, schämen sie sich denn nicht, in dem Alter zu stehlen?" Der Alte sah ihn verstört an. "Das erste Mal vor Gericht gestanden bin ich da war ich fünfzehn Jahre alt und da hat schon der Richter gesagt, ja schämst du dich denn nicht in dem Alter zu stehlen?“
"Und wie ich dann im besten Alter so dreißig-vierzig Jahr war da bin ich wieder vor dem Richter gestanden und der hat mich wieder gefragt, wie ich dazu komme in dem Alter zu stehlen. Und jetzt bin ich fünfundsiebzig Jahr alt und sie Herr Präsident fragen mich wieder.
Ja erlauben sie, in welchem Alter darf man denn dann stehlen?

Innsbrucker Tagblatt 31. Juli 1874

Eine Rothschild-Anekdote.

Leopold de Rothschild  

Vom verstorbenen Baron Rothschild erzählt man sich folgende Anekdote, die zeigt, wie Rothschild über die Börse dachte. Als ein Freund, den er auf die Börse führte, ihn fragte, worin denn eigentlich "der ganze Schwindel“ mit den Fondsgeschäften besteht, da sagte der erfahrene Mann: „Sie begreifen wohl nicht, was dabei herauskommt, wenn immer die selben Leute miteinander handeln?“– „In der Tat,“ sagte der Neuling, „am Ende müssen Gewinn und Verlust sich doch zuletzt wieder ausgleichen?“– „Zählen Sie einmal die lautesten „Spektakel-Macher" hier“, sagte der Geldbaron darauf.– „Es sind vierzehn an der Zahl.“– „Nun gut– nach vierzehn Tagen kommen wir wieder und zählen aufs neue.“ Also da waren es nur noch elf, die eifrig mit Händen und Füßen gestikulierten. „Sehen sie wohl“, sagte Rothschild zu seinem Freund „die drei, die fehlen, sind von den Anderen aufgefressen worden.“–
„Wie muss man's denn machen, um gut zu spekulieren? “ meinte schließlich schüchtern der Börsenfremdling.– „Wie im russischen Dampfbad – rasch hinein und rasch wieder heraus.“

Paul Friedrich Meyerheim
 (geb.1842, gest.1915)

Prager Tagblatt 16. März 1927

Der berühmte Maler Paul Meyerheim erzählte einmal, es sei ihm von einem Kollegen ein besonders schönes Modell empfohlen worden. Er schrieb der Dame und bat sie ihm mitzuteilen, was sie für die Stunde als Modell beanspruche.
Sie verlangte sechs Mark für die Stunde. Meyerheim antwortete. „Ich erwarte Sie mit großem Vergnügen." Worauf sie umgehend schrieb: „Mit Vergnügen kostet es es zehn Mark."

Sonntag, 11. September 2022

Jubelhochzeiten in Hinterstoder am 11.9.2022
















                                                             Fotos: Traude Schachner

Freitag, 9. September 2022

Wie es Menschen im Leben ergeht.

Im Prager Tagblatt vom 14. Juli 1927 und vom  28. Juli 1921  konnte man folgende Anekdoten lesen.

Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 

Frank Crane, 

Prager Tagblatt 14. Juli 1927

„Lob des Dicken"

von Dr. Frank Crane (1861 – 1928) Amerikanischer Geistlicher, Redner und Kolumnist.
„Was ist denn eigentlich los mit den Leuten, dass sie sich über die Dicken lustig machen? Die Dicken sind das Heil des Menschengeschlechtes! Sie erhalten die Fröhlichkeit! 
Optimismus ist eine Sache verfetteter Gewebe! Es sind die Dicken, die verhindern, dass die Menschheit an der trockenen Fäulnis dahinstirbt. Sie tragen die Quellen des Humors in sich. Gewiss, es hat auch etliche komische Leute gegeben, die dünn waren, aber was hätten sie bedeutet, wären keine Dicken dagewesen, über die zu lachen war?
Eure Haut- und Knochenmenschen nehmen sich zu ernst. Das sind Weltverbesserer, Verbieter, Umstürzler. Ihr Evangelium heißt: „Alles, was ist, ist schlecht!" Nehmt meinen Rat Mädels! Sucht euch einen hübschen, großen, wohlgerundeten, saftigen Kerl aus, der gerne isst und trinkt und kein wurmiges Gewissen hat. Heiratet ihn und lasst — wie die Schrift so schön sagt — die Seele in der Fülle schwelgen! Wenn jeder Mensch dick wäre, gäbe es keinen Krieg!
Es sind nur die Dünnen, die kämpfen!"

Mark Twain
Prager Tagblatt 14. Juli 1927

Gedanken über den Mensch von Mark Twain. Amerikanischer
Schriftsteller (geb.1835, gest.1910) 

Dass Mark Twain im Grunde ein arger Pessimist war— (ein Pessiinist ist nach einer amerikanischen Ansicht ein Mensch der von zwei Übeln alle beide wählt !) — beweist vielleicht am treffendsten­ sein kleiner Essay
„Der Mensch".
„Der Mensch ist, wie immer du ihn nimmst, ein zerbrechliches Ding. Ein regelrechtes Britisches Mu­seum. Er muß immer repariert werden. Eine Maschine, die so unzuverlässig wäre, wie er würde keinen Käufer finden. Die niedrigeren Tiere, scheint's, bekommen ihre Zähne ohne Schmerz und Unbehagen. Die des Menschen brechen nach grausamer Marter durch und zu einer Zeit, da der Mensch, als Baby, am wenigsten imstande ist, diese Marter zu ertragen. Sowie er aber die Zähne hat, müssen sie ihm wieder gezogen werden. Die zweite Garnitur verbleibt ihm  für eine Weile, aber der Mensch wird nicht eher eine Garnitur von Zähnen erhalten, auf die er sich verlassen kann, als bis ihm der Zahnarzt eine anfertigt.
Der Mensch beginnt mit den Krankheiten als Kind und lebt mit ihnen bis ans Ende. Er hat Mumps, Scharlachfieber, Keuchhusten, Katarrh, Mandel-Entzündug und Diphterie als ganz natürliche Angelegenheiten.
Späterhin, im weiteren Verlauf, ist sein Leben von Schnupfen, Husten, Asthma, Bronchitis,  Schwindsucht, gelbem Fieber, Blindheit. Influenza, Furunkeln, Lungenentzündnng, Gehirnerweichung und tausend anderen Krankheiten dieser oder jener Art bedroht. Er ist ein Korb voll pestilenzialischer Fäulnis. Sieh dir seine Gedärme in einigen Einzelheiten an: Wozu hat er den Blinddarm?  Er hat keinen Wert! Sein einziges Interesse ist, da zu liegen, auf einen verirrten Traubenkern zu warten und dann Leiden zu verursachen. Wozu dient der Bart des Menschen? Er ist nichts als eine Lästigkeit! Alle Nationen verfolgen ihn mit dem Rasiermesser. Aber die Natur versieht den Menschen immer wieder mit einem Bart, anstatt diesen auf den Kopf des Menschen zu verlegen.
Denke an den Löwen, an den Tiger, den Leoparden — und dann denke an den Menschen, dieses armselige Ding! An dieses Tier mit der Perücke, dem Hörrohr, dem Glasauge, den Porzellanzähnen, dem hölzernen Bein, der silbernen Luftröhre — eine Kreatur, von unten bis oben geflickt!"

 Lloyd Georg

Prager Tagblatt 28. Juli 1921

Der galante Premier.

Eine lustige Anekdote vom britischen Premierminister Lloyd Georg (geb.1883, gest.1945) wurde in der Zeitschrift „Der neue Merkur" mitgeteilt.
Es wird erzählt, der Premierminister habe sich von einer distinguierten Schauspielerin verabschiedet, die bei einem Diner in Downing–Street sein Gast gewesen war. Als er ihr in den Mantel half, küsste der galante Gentleman sie auf die Schulter. „Mr. Lloyd George", protestierte der Star ärgerlich, „ich muss Sie bitten, sich zu erinnern, dass ich, obwohl ich Schauspielerin bin, doch auch eine Lady bleibe." „Madame", war die witzige Antwort, „ich muss Sie gleichermaßen bitten, zu glauben, dass ich, obwohl ich Premierminister bin, zugleich ein Mann bin."

Freitag, 2. September 2022

Manchmal hat man es nicht ganz leicht.

Das Grazer Tagblatt vom 23. Juli 1895 berichtete eine Anekdote von dem berühmten Schriftsteller Rudyard Kipling. 
Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Rudyard Kipling (geb. 1865, gest. 1936)

Rudyard Kipling, der berühmte englische Romancier, Literatur -  Nobelpreisträger und Autor des " Dschungelbuch" erzählt eine köstliche Anekdote von seiner Berühmtheit:
Ich höre eines Tages draußen im Vorzimmer Lärm. „Was gibt es“-?" frage ich. „Da, dieser Herr und die Damen wollen hinein und lassen sich nicht abschieben." „Lassen auch nicht," bestätigte eine tiefe Bassstimme und ein Herr schiebt meinen Diener beiseite und tritt ein, gefolgt von fünf Töchtern, die aussahen wie die Orgelpfeifen.
„Sind Sie Mr. Rudyard Kipling?" „Jawohl." „Kinder, das ist Mr. Rudyard Kipling." „Ah Papa." „Ist das das Zimmer, in dem Sie zu arbeiten pflegen?" „Jawohl." „Kinder, das ist das Zimmer, in dem Rudyard Kipling zu arbeiten pflegt." „Ah Papa."„Ist das die Feder, mit der Sie zu schreiben pflegen?" „Ja." „Kinder," ... u.s.w. u.s.f. mit dem folgenden, „Ah, Papa."
Die Feder aber steckte der Biedermann ein. „Haben Sie das auf dem Papier da selbst geschrieben?" „Ja-" „Kinder, das hat er selbst geschrieben" „Ah, Papa!" und er verteilt mein Manuskript unter die Orgelpfeifen. „Ist sonst weiter nichts zu sehen?" fragt er dann. „Bedauere, nichts." „Kinder, weiter ist nichts mehr zu sehen. Seht Euch also noch einmal die Wohnung des berühmtesten Afrikaforschers der Gegenwart an und lasst uns gehen. Adieu!"

Mark Twain (geb.1835, gest.1910)

Mark Twain, der amerikanische Schriftsteller, hasste alle Journalisten, die ihn interviewen wollten.
Eines Tages kam ein Reporter zu ihm, um etwas über sein Familienleben in Erfahrung zu bringen. Es entspann sich folgender Dialog:
„Sind Sie das einzige Kind Ihrer Eltern — oder haben Sie noch Brüder und Schwestern?"
„Ich kann mich leider nicht daran erinnern, mein Herr!"
„Stellt das Bild dort an der Wand, das Ihnen so außerordentlich ähnelt, nicht Ihren Bruder dar?"
„Ach ja!— Ich erinnere mich. Das ist William, der arme, arme William, oder vielmehr der arme Bill, wie man ihn zu nennen pflegte!"
„Ist er denn tot?" „Gewiss — jedenfalls nehme ich das an! Es ist ein großes Geheimnis um diese Sache. Wir waren Zwillinge, wissen Sie, der verstorbene Bill und ich.— Eines Tages — wir waren kaum zwei Wochen alt — vertauschte man uns im Bad! Einer von uns ist dann gestorben, aber wir konnten unmöglich feststellen, wer es eigentlich war. Die einen glaubten, es sei Bill, die anderen nahmen an, ich sei es gewesen. Jetzt will ich Ihnen auch ein weiteres Geheimnis verraten, das bis heute noch nicht aufgeklärt worden ist: Einer von uns trug ein sehr auffälliges Muttermal auf dem linken Handrücken. Das war ich — und dieses Kind ist gestorben! Ich bin also gar nicht ich, wenigstens weiß ich es nicht!"

Mark Twain hatte die Erzählung mit dem ernstesten Gesicht von der Welt und mit gesenktem Kopf gemacht. Als er aufsah, war der Reporter nicht mehr anwesend.


Gute Antwort.
Aus Baiern erzählt die „Frankfurter Laterne“ folgende Anekdote:
Ein hoher Herr begegnete einem Invaliden und redete ihn also an: „Wo sind Sie verwundet worden? „Bei Sedan.“ (Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg 1870) „Kennen Sie mich nicht?“ „Nein.“ „Ich bin der König.“ Der Invalide salutiert so kerzengerade wie möglich und spricht: „Bitte um Entschuldigung, ich kannte sie nicht.“ „Das wundert mich.“ „Ja sehn's, in's Feld (Krieg) geh'n Sie nicht und in's Theater ich nicht, woher soll ich sie kennen ?“