Montag, 30. September 2019
Freitag, 27. September 2019
Wie der Schmalzer Toni den Teufel betrogen hat. Volkssage aus dem Stodertal
In der "Tages Post" vom 11.1.1937 kann man die Geschichte vom Schmalzer Toni nachlesen.
Der Schmalzer Toni, das ist ein ganz Ausgepichter, Abgefeimter, für den ist wie der Herr Förster meint, die Höll noch viel zu gut. Wenn der einmal stirbt, muss für ihn etwas Besonderes, Extriges her, wo er seine Sünden nach Gerechtigkeit abbüßen kann. Das ist deshalb, weil der Schmalzer Toni nicht nur ein braver Stoderer, sondern nebenbei auch ein ganz arger Wilderer ist. Und wildern, das ist für den gestrengen Herrn Förster die achte, nein, gleich die allererste Todsünd.
Und darum hat er dem Toni Tod und Verderbnis zugeschworen, und die Jägerleut passen auf ihn bei Tag und Nacht, wo er geht und steht, um ihm sein übles Weidwerk zu legen. Der Toni kommt sich bald schon selbst wie ein gehetzter Hirsch vor, so setzen sie ihm zu, und er merkt, jetzt heißt es, von seiner Leidenschaft für Hirschen und Gämsen abzulassen, oder es nimmt kein gutes End´.
Ja, aber, wenn das so leicht ging! Von der Jagerei ablassen? Nein, lieber noch vom Leben! Trübsinnig schleicht der Toni wieder einmal durch den Wald, seine Büchse liegt im sicheren Versteck. Wohl hätte ein herrlicher Bock ihm angestanden, aber die Luder haben ihn ja nicht zum Schuß kommen lassen. Ein Fluch entreißt sich seinen Lippen. „Da soll doch gleich der Teufel reinfahren!“ brummt er unwirsch vor sich und – fahrt auch schon zu Tod erschrocken zusammen.
Den er freveligerweise hat angerufen, der Unheilige, Unheimliche, steht jetzt leibhaft vor ihm. Kein Zweifel, der Teufel ist es in eigener Person; die furchtbare Gestalt, die Hörner am Kopf, der Leib voll Zoten und der Pferdefuß, nichts von den höllischen Attributen fehlt ihm. Und grob ist er auch noch.
„Tepp, gscherter; was zitterst denn so?“ schreit er mit seiner rauhen, heiseren Stimm`den Toni an, der am liebsten in ein Mausloch gekrochen wäre und sich nicht aufzuschauen getraut. „I friß di ja nöt, i will dir ja helfen. I woaß was di druckt. Der Förster ist`s mit seine Knecht, denen kimmst nimmer aus. Aber wannst mir folgst, lachst über sie, hast freie Jagd im ganzen Revier, kannst schiaßn, wann und wieviel du willst.“
Ordentlich leutselig und freundlich wird jetzt der Unheimliche. Und er hat den Toni beim Rockknopf gepackt und haltet ihn fest, dass der ihm nicht davonrennt.
„I woaß dir a Mittel. Wannst auf der Pirsch so an Grünrockigen siachst, dann sagst nur die zwoa Wörter: Uriel hilf! Und bist scho a Haselbusch, so lang du`s willst und brauchst!“
Der Toni schwitzt Blut. Was ihm der Fürchterliche da vorerzählt, das wär ja gar fein, aber er weiß auch, da steht ein hoher, der allerhöchste Preis darauf – das ewige Seelenheil. Ein Hintertürl durch das man wieder hinausschlüpfen könnt aus dem höllischen Pakt! Und da fahrt ihm auch schon ein lichter Gedanke durchs Hirn.
„Guat!“ sagt der Toni, „i schlag ein. Aber zwanzig Jahr muaßt mir geben, net a Stund früher darfst um mei Seel kommen. Heut über zwanzig Jahr um diese Zeit! Kimmst aber z`spat, dann hast verspielt, dann is die G`walt über mi valorn.“
„Wohl, wohl“, sagt der andere, „des gilt scho. Ehrlich Spiel! I bin net so oaner wia ihr Spitzbuam da droben auf der Welt. Mach ma`s glei richtig!“
Als ordentlicher Geschäftsmann hat er auch Schreibpapier und Feder bei sich, nur keine Tinte nicht, weil herkömmlicherweise seine Geschäftsfreunde mit ihrem eigenen Blut unterschreiben müssen. Und das tut der Toni auch. Und wie er den Zettel unterschrieben hat, ist der andere auch schon weg, als wie vom Erdboden verschlungen. Der Toni aber greift sich an seine Nase und zwickt sich in den Arm, ob er wohl wach ist und ihn nicht etwa ein Traum genarrt hat. Doch der höllische Gestank, der noch in der Luft liegt und ihm jetzt noch den Atem verschlägt, und die halbverbrannte Joppe, wo ihn der andere mit seinen feurigen Krallen angegriffen hat, sagen dem Toni deutlich, dass alles bare Wirklichkeit gewesen ist-
Jetzt aber fangt für den Toni eine Zeit an wie für die Hasen, wenn sie im späten Herbst im Krautacker sitzen. Hätte er nicht unverdienterweise ein braves Weib, das auf die Wirtschaft schaut, wäre es mit der seinen bald bergab gegangen, denn er hat nimmer viel Zeit für sie, man sieht ihn fast nur mehr im Wald. Nur einer sieht ihn nicht und findet ihn nie, obwohl grad der seine Seligkeit dafür hergäbe, könnt er dem Malefizkerl von einem Wilderer einmal eins auf den Pelz brennen. Das ist der gestrenge Herr Förster, der sich alle Tage im Jahr die Haare ausrauft vor Zorn, weil er dem Toni, dem größten Erzlumpen auf dieser sündigen Welt, niemals auf seine Schliche kommen kann. Umsonst ist alles Passen bei Tag und Nacht, umsonst hetzt er seine Jäger hin und her, dass sie vor lauter Ärger und Schinderei schier von Sinnen kommen, den Toni hat doch keiner erwischt. Der ist jetzt Herr im Revier, der steht jetzt über dem Herrn Förster und dem gnädigen Jagdherrn selber, ihm gehören die Hirschen und Gämsen im ganzen Revier, die anderen müssen mit dem vorlieb nehmen, was er ihnen übrig lässt. Ist ja kein Wunder, wenn der Leibhaftige selber mit ihm im Bunde steckt! Oft knallt`s im Wald, und es vergeht nicht soviel Zeit, als man zu einem Vaterunser braucht, dass sie schon von allen Seiten herbeigerennt kommen, der alte, dicke Herr Förster selbst, der kaum mehr schnaufen kann mit seinem kurzen Atem, aber sie finden nichts und niemanden und schauen sich mit langen, zornroten Gesichtern an. Wer sieht denn auch unter lauter Bäumen auf den unschuldigen Haselbuschen, der auf einmal dasteht, wo früher keiner gewachsen ist? Aber wenn sie in ihrem Ärger nicht so laut miteinander streiten würden, möchten sie merken, wie es in seinen Blättern so sonderbar rauscht. Es ist nicht der Wind, der in seinen Zweigen spielt, es ist des Erzlumpen und Hauptwilderers, des Schmalzer Tonis schadenfrohes Gelächter.
Aber die Zeit vergeht, unheimlich schnell vergeht sie, und wie das zwanzigste Jahr anfangt, will den Toni das Jagern nimmer freuen. Die Hirschen und Gämsen haben jetzt Ruh vor ihm und auch der Herr Förster mitsamt seinen Jägerleuten. Nur einer findet jetzt gar keine Ruh, das ist der Toni selber. Wenn er an die Stund` denkt, wo die Abrechnung kommt, steigen ihm die Grausbirnen auf und sträubt sich ihm das Haar in die Höhe. Trübselig und kopfhängerisch schleicht er ums Haus herum, den Wald mag er nicht einmal mehr anschauen. Er glaubt nicht mehr, dass ihm sein Mittel, das der Pfiffikus damals ausgeheckt hat, aus den Klauen des höllischen Feindes heraushelfen wird. Jetzt, wo der Zahltag kommt, hat die Sache ein ganz anderes Gesicht. O Toni, o Toni, wie wird`s dir gehen?
Zum Schluss fängt die Zeit förmlich zu rennen an und der furchtbare Tag ist auf einmal da. Der Schmalzer Toni ist für seine Leute fast nicht mehr zu erkennen. Wie die Stund`kommt, wo sein höllischer Pakt abläuft, macht er sich auf den Weg, denn auf der nämlichen Stell im Wald will er den Furchtbaren erwarten. Sein einziger Knecht muss ihn unwissender Weise begleiten und ein Stückerl geweihter Kreide nimmt er in seiner Tasche mit. Auf diesem Gang aber hat der Toni alle seine Wilderersünden dreimal abgebüßt und das Heulen und Zähneknirschen der Verdammten lernt er jetzt schon als Lebendiger kennen.„Schorschl“, sagt er zum Knecht, „jetzt hörst zu und tust hernach genau so, wie ich dir sag`! Und wunder dich über nix, auch nicht, wenn ich auf einmal nimmer da bin und du anstatt meiner bloß a Haselnußstaudn siachst. Mit der Kreidn aber ziagst um den Buschen an Kreis, schneidest ein schönes Kreuz in den Stamm und dann sagst dreimal: „In Gottes Namen!“, schaust dich net um und gehst heim -“
Und alles geschieht so, wie`s der Toni anschafft. Und wie`s auf Elfe von der Stoderer Pfarrkirchenuhr den letzten Schlag tut, da hebt ein jeher Wind an und der Teufel ist auch schon da. Seine Augen sind so groß wie die Taler und leuchten schier wie Feuer, aber den Toni sieht er trotzdem nicht, er sieht nur die Haselnußstaud`n inmitten von einem geweihten Kreis. Da faßt den höllischen Gesellen ein richtiger Teufelszorn. Weil er sich so um die Seel` vom Toni geprellt sieht, dass er blindwütig mit seinen Kloben auf den armen Burschen dreinschlägt und ihn schier gleich zerreißen möcht`. Gar nimmer hört er mit dem Schlagen und Stoßen auf, dass sich die Äste nur so biegen und es durch das ganze Gesträuch wie ein Stöhnen und Jammern geht. Aber das heilige Zeichen bewahrt ihn vor dem Äußersten.
Da aber schlagt`s Zwölfe und der Teufel ist mit einem lästerlichen Schrei verschwunden. Wie der Toni aus dem Kreis heraustritt, schaut er grauenhaft aus; sein Gesicht ist ganz zerschunden und zerkrallt, kein heiler Fleck ist an ihm. Tief atmet er auf und schlagt`s Kreuz, dann schaut er sich ängstlich nach allen Seiten um, setzt zum Laufen an und rennt und rennt und rennt -
Zu den Rauhnächten am Ende jeden Jahres ziehen
Teufel und Perchten durch das Stodertal.
Freitag, 20. September 2019
Als Anton Bruckner die Burg Altpernstein in Micheldorf besuchte.
Der Text wurde geringfügig gekürzt und an die Schreibweise der heutigen Zeit angepasst.
"Durchblätterst
du die Geschichte Altpemsteins, begegnen dir bekannte Namen der
Heimatgeschichte, die Jörger von Tollet, die Schloß
„Bärnstain“
als Geschenk von Kaiser Ferdinand I. erhielten. Unter ihnen wurde
Pemstein ein
Bollwerk der protestantischen Bewegung, denn die Jörger waren
fanatische Anhänger der neuen Lehre und brachten auch den Prediger Michael
Stambl ins Kremstal, dem sie das Kirchlein auf dem Georgenberg
erbauten.
Adam
Graf von Herberstorff, gefürchtet und gehaßt von den Bauern des
Landes ob der Enns, zählte ebenfalls zu den Besitzern der Burg.
Die Chronik Altpemsteins berichtet auch von den Hexen- und Zauberprozessen des 17. Jahrhunderts. Der „Zauberer Jakl“, richtig Hans Jakob Ranftl, und Wolf Langemann, Weißgerber in Kirchdorf, wurden der Hexerei angeklagt und nach qualvoller Folter hingerichtet
Die Chronik Altpemsteins berichtet auch von den Hexen- und Zauberprozessen des 17. Jahrhunderts. Der „Zauberer Jakl“, richtig Hans Jakob Ranftl, und Wolf Langemann, Weißgerber in Kirchdorf, wurden der Hexerei angeklagt und nach qualvoller Folter hingerichtet
Wie
um alle alten Burgen und Ruinen unserer Heimat rankt sich auch um
Altpernstein ein Sagenkranz. Auf dem steilen Felsen
gegenüber
Altpemstein stand einst die stolze Burg
Schellenstein. Zwei Brüder waren die Besitzer
dieser benachbarten Festen. Doch der Altpemsteiner
— so wird erzählt — war von tiefem
Haß gegen seinen erfolgreichen und wohlhabenden
Bruder erfüllt. Der Neid nagte unausgesetzt an ihm und ließ ihn
nicht zur Ruhe
kommen. Da beschloß er, seinen Bruder zu töten. Eines Tages lud er
den Schellenberger zu einem Gastmahl auf seine Burg. Dieser kam guter
Dinge, freute er sich doch, daß sein Bruder Neid und Gram überwunden
hatte. Die Mannen des Altpemsteiner aber überfielen, kaum
daß
der Burgherr seine Feste verlassen hatte, die
ahnungslose Besatzung des Schellensteins und
steckten die Burg in Brand. Auf Altpernstein ging es währenddessen
hoch her. Da
plötzlich aber, während eines Trinkspruches, schlug der Widerschein
einer grellen Feuerröte
in den Saal von Altpemstein. Scheinbar bestürzt eilte der Gastgeber
an das Fenster und rief, das Gesicht vom Feuerschein rot überflammt, in den plötzlich totenstillen Saal: „Schellensteiner,
deine Burg steht in hellen Flammen". Keines Wortes mächtig,
stürzte der Angerufene
ans Fenster und sah, weit über die Brüstung gebeugt, seine so
stolze Feste in einem
Flammenmeer. Diesen Augenblick hatte der falsche Bruder nur erwartet;
er stürzte ihn mit aller Kraft über die turmhohen Felsen. Zerschellt
blieb der Herr der Feste Schellenstein unten liegen.
Diese aber erhob sich niemals mehr aus ihren Trümmern. Nachteulen und Turmfalken nur steigerten mit ihren schrillen und heiseren Rufen die Unheimlichkeit des Ortes, bis mitleidig Efeu und Gras die stehengebliebenen Trümmer überwucherte.
Diese aber erhob sich niemals mehr aus ihren Trümmern. Nachteulen und Turmfalken nur steigerten mit ihren schrillen und heiseren Rufen die Unheimlichkeit des Ortes, bis mitleidig Efeu und Gras die stehengebliebenen Trümmer überwucherte.
Diese
Burg auf kühnem Felsvorsprung, ein Stück Heimatgeschichte
umfassend, hat auch der große Sohn unserer Heimat, Meister Anton Bruckner,
besucht. Wie ein anhängliches Kind der Mutter nachgeht — und
kindhaft ist der große Künstler sein Leben lang geblieben. So
zog es Bruckner immer wieder in die engere Heimat, nach St. Florian,
Steyr, Kremsmünster, Kirchdorf und Hinterstoder zum Ausruhen, Erleben und
Schaffen. Bruckners Werk ist in Musik übertragene
Heimatliebe, in ihr klingt und lebt das Mühlviertel, St. Florian,
das gotische Steyr und unsere herrliche Berglandschaft.
„Es
wäre Dichtung", schreibt Holzer, „der
Steigerung
der zweiten Hälfte des Adagios der Siebenten Sinfonie einen
Landschaftseindruck zu unterlegen, aber ich habe zwingend das Bild
der Polsterluke im Stodertal vor mir; oder wer hat nicht bei der
Fünften, Siebenten
oder Neunten ... Größe und Macht der
von Orgelton und Glockenklang umrauschten Stifte St. Florian,
Kremsmünster oder Schlierbach
vor Augen?“
In
dieser Verbundenheit mit der Heimat und den Bergen zog es Bruckner im
Urlaub auch
nach Kirchdorf, Micheldorf und
Hinterstoder.
Weinbauer erzählt in seiner „Heimatkunde des
politischen
Bezirkes Kirchdorf" nach einer Schilderung
Oberlehrers Greck
von einem Besuch Bruckners auf Altpemstein.
Danach beschloß Bruckner eines Abends, als
er im Haus des Rechtsanwaltes
Dr. Kaltenbrunner in Kirchdorf weilte, mit seinen Freunden
einen Ausflug auf Altpemstein zu machen. Oberlehrer Greck und
Oberförster Vogl begleiteten ihn. Oben ließ sich Bruckner vom Kastellan
zu den unterirdischen Burgverliesen führen, die in ihrer Enge kaum
so viel Raum boten, daß darin ein Mann aufrecht
sitzen kann.
Bruckner
wollte die Schrecken
der Kerker in ihrer
Grausamkeit erleben und ließ es sich nicht nehmen, hineinzukriechen und sich auf einige
Minuten einsperren zu lassen. Zutiefst beeindruckt von der Finsternis
und der Vorstellung dieser Qual rief
er, als er wieder ins Freie trat; „Resurrexit!" (wieder
auferstanden).
Dieser
Eindruck Bruckners war so nachhaltig, daß er in ihm mancherlei
Gedanken an Tod und Auferstehung auslöste, von denen er
sich
auch auf dem Heimweg nicht losmachen konnte.
Das „Credo", das er in der Folgezeit schuf,
dürfte der musikalische Niederschlag jenes Erlebnisses auf
Altpemstein sein.
Heute ist es still auf der Burg, eine Gastwirtschaft im ehemaligen Rittersaal ist für die fremden Besucher eingerichtet".
Heute ist es still auf der Burg, eine Gastwirtschaft im ehemaligen Rittersaal ist für die fremden Besucher eingerichtet".
Samstag, 14. September 2019
Donnerstag, 12. September 2019
Alte Zeitungen erzählen wie es früher war.
Wie unsere Vorfahren vor rund hundert Jahren gelebt haben und was sich zugetragen hat erzählen alte Zeitungen.
Das Linzer Volksblatt vom 27.9.1916 berichtet:
Vorderstoder am 25.September 1916. Gnadengabe des Kaisers.
Gestern überreichte nach feierlichem Gottesdienste Herr Statthalterreirat Baron Riefel im oberen Vorhause des Pfarrhofes in feierlicher Weise eine Gnadengabe an Herrn Ferdinand Degelsegger, Fleischhauer allhier. Die Gnadengabe bestand in 500 Kronen und einer silbernen Doppelmanteluhr mit den Initialen Sr.Majestät des Kaisers.
Gestern überreichte nach feierlichem Gottesdienste Herr Statthalterreirat Baron Riefel im oberen Vorhause des Pfarrhofes in feierlicher Weise eine Gnadengabe an Herrn Ferdinand Degelsegger, Fleischhauer allhier. Die Gnadengabe bestand in 500 Kronen und einer silbernen Doppelmanteluhr mit den Initialen Sr.Majestät des Kaisers.
Herr Degelsegger hat
nämlich acht Söhne im Felde; einer ist in russischer Gefangenschaft
und einer seit etlichen Wochen vermißt.
Das Vorarlberger Volksblatt vom 17.10.1917 berichtet:
Der Schatz im Ofenrohr: In Vorderstoder wurde von einem Maurer zur Ausbesserung eines Ofens ein altes Ofenrohr verwendet und bei dessen Reinigung 30 000 Kronen gefunden.
Von der Postmisere
in Vorderstoder schreibt man uns: Man will uns ganz von der Welt
abschneiden. Da haben wir schon die Fußbotenverbindung zur Station
Pießling verloren, so will man uns jetzt auch noch die Fahrpost nach
Windischgarsten nehmen. Interessant ist der Gedankengang der hohen Herren bei der Linzer Postdirektion: Für die Fahrpost von
Windischgarsten – bis nach Vorderstoder werden für Roß, Wagen und
Fuhrmann täglich 20 Kronen gezahlt. Das dies eine lächerliche
Bezahlung ist, ist für jeden Menschen einleuchtend. Sogar um 20
K Reisediäten ging keiner dieser Herren herein, aber für eine
Volksnotwendigkeit will man nicht mehr hergeben. Dem Fußboten, der
nun von Hinterstoder nach Vorderstoder gehen soll – aber erst dann,
nachdem er in Hinterstoder seinen Rayon abgegangen hat – will man
für diesen Weg, der im Sommer hin und zurück 3 Stunden, im Winter
bei knietiefem Schnee 4 und mehr Stunden währt, sage und staune 5 K
bezahlen. Dabei hat er die Postbeutel und alle Sachen bis 5 Kilogramm
zu tragen. Ein paar Schuhe kosten derzeit 200 K und dürften, nachdem
der Preis der Häute ab Fleischhauer auf 15 K per Kilogramm erhöht
wurde (bisher 2 K 20 Heller bis 3K), auf 800 K und vielleicht mehr kommen.
Wenn der Bote ein halbes Jahr damit geht so sind sie hin und er hat
900 K nicht ganz verdient. Zum Glück ist der Bote bei diesem
Verdienst herrlich „verhungert“. Solche Aussichten werden von
staatlichen Ämtern im zweiten Jahre der Republik vertreten! Will man
wirklich das Volk zum Äußersten reizen?
Sonntag, 8. September 2019
Freitag, 6. September 2019
Von der Arbeit am Bauernhof in den 1930er Jahren.
Ein Mädchen, das hier in einem kleinen Bauernhaus aufwuchs und
später nach Deutschland heiratete, erinnerte sich im Alter gerne an ihre
Kindheit in den 1930er Jahren und schrieb Erlebnisse aus dieser Zeit auf.
"Wir hatten keine Ochsen, nur eine Kuh zum Einspannen und einer Kuh das
Heu ziehen beizubringen, ist gar nicht so einfach. Jede Kuh eignet sich nicht
dazu. Wenn man eine Kuh einspannt hat es zur Folge, dass sie kaum noch Milch
gibt. "Taten", so nannten wir unseren Vater, hat es einmal versucht, aber die Kuh
hat sich mit allen Mitteln gegen alles gewehrt. Sie wollte sich nicht
einspannen lassen. Wenn eine Kuh mit dem Joch (eingespannt) zieht, muss sie
beim Kopf geführt werden. Als Taten dann endlich das Joch auf den Kopf
geschnallt hatte, sprang die Kuh wie verrückt herum und stellte sich direkt auf
den Kopf um das Joch wieder abzustreifen. Unseren Vater hat das viel Schweiß
und einige blaue Flecken eingetragen. Taten gab aber nicht auf und allmählich
wurde aus der unwilligen Kuh eine ganz besonders gute "Zugkuh". Meine Aufgabe war
es hinter dem Heuwagen das verstreute Heu einzusammeln, denn die Wiesen mussten
ganz sauber zurückgelassen werden. Jedes Büschel Heu war kostbar. Wenn einer
von uns Kindern nicht ganz genau war sagte Taten: "Hinter dir kann man ja
noch eine Geiß (Ziege) füttern."
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