Aus der Erinnerung eines Schulmädchens:
Dieser Aufsatz aus der Erinnerung eines Mädchens von den 1930er Jahren, über die Arbeit ihres Vaters, ist erhalten geblieben.
Dieser Aufsatz aus der Erinnerung eines Mädchens von den 1930er Jahren, über die Arbeit ihres Vaters, ist erhalten geblieben.
" Wenn Vater zur Arbeit
ging hatte er seine lange Zugsäge, seine Hacke und seinen "Schöpser",
das war ein Eisenblatt mit langem Stiel zum Entrinden der Stämme umgehängt. Der
Lodenmantel war lose über die Schulter geworfen und die Tabakpfeife hatte er im
Mund. Der Tabak war in einer getrockneten "Saubladern" (Schweineblase)
aufbewahrt. Seine Kleider rochen nach
Harz und Rauch, denn er und seine Kameraden lebten die ganze Woche über
in einer Rindenhütte. Die Hosen trugen die Spuren seiner Arbeit.
Sie waren mit Pech präpariert und damit unzerreißbar.
Sein Küchengeschirr bestand aus einer "Muaspfanne"
mit einem Löffel. Die Schüssel wurde nie ausgewaschen sondern immer nur
ausgekratzt. Zur Holzknechtausrüstung gehörte noch die Nockenpfanne, eine "Toagschüssel" (Teigschüssel) und ein Heferl für Kaffee oder Tee. Die "Nockenpfann"
war aus Messing oder Kupfer. Der "Muasa" war ein Eisenschaber zum Zerstoßen und
Umrühren von Sterz, Muas und zum Teig anrühren. Ein "Tratenbachveitel"
(Taschenveitel-Messer) steckte in seiner Hose mit Messersack. An einem Seil
hing der Dreifuß, das Stemmeisen, das Reifmesser, der Sappl und der Pickl.
In seinem Rucksack hatte er Mehl, Salz, Schmalz,
Feigenkaffee, Sacharin, Zichorie, Speck, Brot, Zwetschkenschnaps, Feuerzeug,
Feuerstein, Tabak, Benzin, Verbands- und Nähzeug, Feile, Wetzstein,
Schichtseife, Handtuch und Spielkarten. Rasiert hat er sich immer erst am
Samstag zuhause.
Wenn sich Holzknechte verletzten wurden Wunden, Blutergüsse
und Prellungen mit einem Umschlag aus einem in Schnaps getränkten Fetzen behandelt. Zum Doktor ging man - aus Sparsamkeit - nur wenn es
gar nicht mehr anders ging. Auf kleinere Verletzungen wurde Speichel mit
Kautabak gespuckt oder Pech gekaut und darauf geklebt.
Die Arbeitsstätte meines Vaters war so weit entfernt,
daß er nur zum Wochenende, am Samstag heim kam. Das war für mich jedes Mal ein
Freudentag. Ich kann mich erinnern, daß ich immer auf einer Anhöhe stand und wartete,
denn dort konnte ich ihn schon von weitem kommen sehen. Ich wußte, in seiner
Rocktasche war immer etwas für mich drinnen. Je nach Jahreszeit einmal eine
Semmel, ein Lebkuchen oder die selbstgemachten übrig gebliebenen
Holzknechtspatzen."
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