"Für mich als Mädchen war es nicht leicht in die
Verschwörerbande der Buben aufgenommen zu werden. Um meinen Mut zu beweisen, musste ich barfuß eine Wespe zertreten. Der Stich tat furchtbar weh und das
Bein schwoll nachher dick an. Aber ich habe die Aufnahmsprüfung bestanden und
wurde als einziges Mädchen in die Bubenbande aufgenommen. Später aber wurde ich
gegen Bienen- und Wespenstiche allmählich unempfindlich.
Barfuß über abgeerntete Stoppelfelder zu laufen war auch nicht
einfach, weil es sehr schmerzhaft war. Ich lernte es aber mit der Zeit. Man
muss dabei die Füße dicht über den Boden halten und nicht von oben her auf die
Stoppeln aufsetzen. Am schlimmsten waren die vertrockneten Distel auf den
Feldern.
Im Spätherbst, wenn der Boden gefroren war, gingen wir auch barfuß und wir waren stolz auf den, der es bei der Kälte am längsten aushielt.
Eines Tages hatten wir die Idee eine Ritterburg zu bauen. Nicht
weit von uns war ein steiler Hang an dem oberhalb weit ausladende Buchen
standen. Eine dieser Buchen war zum Bau für unsere Ritterburg besonders gut
geeignet. Wir mussten nur noch das nötige Baumaterial besorgen. Dazu brauchten
wir Nägel und Bretter. Toni, dessen Eltern ein Gemischtwarengeschäft hatten, konnte das leicht für uns besorgen. Die Bretter nagelten wir zwischen den Ästen
zum Aufsteigen an. In der Baumkrone wurde der Aufenthaltsraum eingerichtet. Wir
fanden unsere Burg wirklich fantastisch. Nur die Gefahr, in der wir beim
Kraxeln in der Baumkrone ständig waren, die erkannten wir nicht. Im Spiel
schlüpften wir ständig in andere Rollen. Einmal Burgherr, dann Burgfräulein
oder Ritter usw.
Als Vorbild hatten wir die Burg Altpernstein in Micheldorf, die
wir von unserem Schulausflug her alle kannten. Viele gruselige, alte
Geschichten wurden von dieser Burg erzählt und wir waren in unserer Burg die Schauspieler
dieser Geschichten. Wir brauchten zu unserer Unterhaltung kein Fernsehen und
keinen Computer".
Burg"Altpernstein" |
Burg"Altpernstein" |
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