Donnerstag, 26. April 2018

Der Luftschiffer Joseph Wibmperger aus Spital am Pyhrn

Den Brüdern Joseph und Jacques Montgolfiere aus Frankreich gelang 1783 die erste Luftfahrt mit einem Heißluftballon.
Knapp 40 Jahre später experimentierte der aus Spital am Pyhrn stammende Joseph Wibmperger mit Heißluftballons, verbesserte sie und führte vor zahlreichen Zuschauern seine Ballonfahrten vor.
Alte Zeitungsberichte, wie dieser auszugsweise wiedergegebene Artikel aus dem "Österreichischen Bürgerblatt" vom 20. August 1824 und der "Brünner Zeitung" vom 27.6.1825 (im Originaltext)  erzählen von seinen Flugkünsten. Die alte Schreibweise und Rechtschreibung wurden weitgehend beibehalten. Der Artikel vom Flug bei München wurde etwas gekürzt.



                                               Der Luftschiffer Joseph Wibmperger


Joseph Wibmperger, in der Blüthe seines Alters, ist Sohn eines Secretärs im Kloster Spital am Pyhrn, Oberösterreich im Traunkreise und hat in vier Schulen studiert. Dann hat er sich der Erlernung der Buchhandlung und sodann dem Schauspielerstande und der Decorationsmahlerey gewidmet. Seit zehn Jahren hat ihn ein unwiderstehlicher Drang zur Verfertigung der Luftballons hingetrieben. Er studierte etwas Physik und Chemie, las mehrere Bücher über diesen Gegenstand und so hat er seit zehn Jahren mehr als fünfzig Ballons als Versuch in die Luft geschickt, von welchen einer zwanzig Schuh (1 Schuh oder Fuß ist 30cm) im Durchmesser in Gegenwart Sr. k. Majestät von Bayern, den 5. September 1822, während der Jagd zu Berchtesgaden, in die Luft steigen ließ, ein anderer aber war bereits den 25. Juli 1821 in den Mondsee gefallen.  Endlich brachte er  die Construction seiner Luftmaschine durch genaue Berechnungen ihrer Größe und der dazu erforderlichen verdünnten Luft so weit, dass er es wagen konnte, selbst damit in die Luft zu fliegen.
Dieses geschah den 17. Oktober vorigen Jahres in Salzburg, wo er dreiviertel Stunden in der Luft blieb und sich nach dem Zeugnisse des k.k. Professors der Mathematik, Hr. Simon Stampfer (dessen Hülfeleistung in diesem Geschäfte er mit besonderem Danke erkennt) 10.000 Schuhe über die Meeresfläche erhoben hat.
Am 26. Oktober v. J. blieb er ebenfalls drei Viertelstunden in der Luft und erhob sich auf eine Höhe von 9000 Fuß. Diese beiden Mal, wo er die höchsten Gebirge unter seinen Füssen hatte, kam er mit seinem Ballon auf Bäume herunter, von welchen er glücklich herabgekommen ist.
Eine weitere persönliche Luftfahrt versuchte er in Gegenwart einer großen Menschenanzahl aus allen Ständen den 9. und 18. Dezember vorigen Jahres.
Am 21. Dezember war ein günstiger, windstiller Tag, wo in Gegenwart mehrerer hundert Zuschauer, der Ballon nach einer verbesserten Art des Montgolfiers  gefüllt, der eiserne Gitterkorb mit der zweiten brennenden Masse und einer eisernen Schüssel unten in den Trichter mit neun Ketten eingehängt und endlich der Korb, der mit dem  Luftschiffer-Künstler an den untersten zweiten Reifen des Trichters mit sechs Stricken wohl befestigt worden ist. Sanft erhob sich um halb zwei Uhr der Ballon, machte in der Luft gleichsam eine Runde um die Stadt, begrüßte die königliche Residenz in München und fuhr Feuer und Asche aussprühend, gleich dem feurigen Elias immer höher und höher in die Luft, bis das Feuer erlöschte und die atmosphärische Luft nach und nach eindrang, den Ballon schwerer machte und sich um drei Uhr auf einem Felde, unfern des Dorfes Aschheim auf der Erdinger Straße wieder herunter ließ. Der Künstler stieg aus seinem Korb heraus, übergab den Ballon, der sich noch halb gefüllt, wie ein Sterbender auf dem Boden wälzte, einigen Bauern und eilte in das Dorf, woselbst ihm der Herr Pfarrer, und der Bürgermeister jederzeit bezeugen werden, dass weder Glut, noch Asche mehr in dem Eisengitter-Korb vorhanden waren, und dass der Ballon vom Feuer unversehrt herunter gekommen ist.
Der Herr Oberfinanzrat Ritter v. Pelin hat den Ballon, nebst allen seinen Bewegungen, von seinem Hause aus mit seinem Tubus (Fernrohr) auf das genaueste beobachtet, die erstiegene Höhe auf 7 bis 8000 Fuß berechnet und ist dem Künstler so, wie das erste Mal, zu Fuße auf das freundschaftlichste entgegen geeilt. Letzterer berechnete, laut des Thermometers, den er bei sich hatte, die damalige Kälte in den oberen Regionen auf zehn Grad, so dass von den Luftblasen, die er an seinem Schwimmgürtel hatte, eine aufgeplatzt ist. Die Meerschweinchen, die er in einem Korbe mit sich führte, wurden mittels des Fallschirms (74-80 Quadrat-Schuhe Flächeninhalts) glücklich herunter gelassen.
Der Künstler hat sich durch seine Luftfahrt wegen seiner bewiesenen mutvollen Entschlossenheit und wegen der Geschicklichkeit und Umsicht, womit er das ganze angeordnet hat, den vollkommendsten Beifall erworben.

Zeitungsausschnitt von 1825
                              Heute ist die Ballonfahrt zu einem beliebten Sport geworden.




  

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