Knapp 40 Jahre später experimentierte der aus Spital am Pyhrn stammende Joseph Wibmperger mit Heißluftballons, verbesserte sie und führte vor zahlreichen Zuschauern seine Ballonfahrten vor.
Alte Zeitungsberichte, wie dieser auszugsweise wiedergegebene Artikel aus dem "Österreichischen Bürgerblatt" vom 20. August 1824 und der "Brünner Zeitung" vom 27.6.1825 (im Originaltext) erzählen von seinen Flugkünsten. Die alte Schreibweise und Rechtschreibung wurden weitgehend beibehalten. Der Artikel vom Flug bei München wurde etwas gekürzt.
Der Luftschiffer Joseph Wibmperger
Joseph Wibmperger, in der Blüthe seines Alters, ist Sohn eines
Secretärs im Kloster Spital am Pyhrn, Oberösterreich im Traunkreise und hat in vier Schulen studiert. Dann hat er sich der Erlernung der Buchhandlung und
sodann dem Schauspielerstande und der Decorationsmahlerey gewidmet. Seit zehn
Jahren hat ihn ein unwiderstehlicher Drang zur Verfertigung der Luftballons
hingetrieben. Er studierte etwas Physik und Chemie, las mehrere Bücher über
diesen Gegenstand und so hat er seit zehn Jahren mehr als fünfzig Ballons als
Versuch in die Luft geschickt, von welchen einer zwanzig Schuh (1 Schuh oder Fuß ist 30cm) im Durchmesser
in Gegenwart Sr. k. Majestät von Bayern, den 5. September 1822, während der
Jagd zu Berchtesgaden, in die Luft steigen ließ, ein anderer aber war bereits den
25. Juli 1821 in den Mondsee gefallen. Endlich brachte er die Construction seiner Luftmaschine durch
genaue Berechnungen ihrer Größe und der dazu erforderlichen verdünnten Luft so
weit, dass er es wagen konnte, selbst damit in die Luft zu fliegen.
Dieses geschah den 17. Oktober vorigen Jahres in Salzburg,
wo er dreiviertel Stunden in der Luft blieb und sich nach dem Zeugnisse des k.k.
Professors der Mathematik, Hr. Simon Stampfer (dessen Hülfeleistung in diesem
Geschäfte er mit besonderem Danke erkennt) 10.000 Schuhe über die Meeresfläche
erhoben hat.
Am 26. Oktober v. J. blieb er ebenfalls drei Viertelstunden
in der Luft und erhob sich auf eine Höhe von 9000 Fuß. Diese beiden Mal, wo er
die höchsten Gebirge unter seinen Füssen hatte, kam er mit seinem Ballon auf
Bäume herunter, von welchen er glücklich herabgekommen ist.
Eine weitere persönliche Luftfahrt versuchte er in Gegenwart einer großen Menschenanzahl aus
allen Ständen den 9. und 18. Dezember vorigen Jahres.
Am 21. Dezember war ein günstiger, windstiller Tag, wo in
Gegenwart mehrerer hundert Zuschauer, der Ballon nach einer verbesserten Art
des Montgolfiers gefüllt, der eiserne Gitterkorb mit der zweiten
brennenden Masse und einer eisernen Schüssel unten in den Trichter mit neun
Ketten eingehängt und endlich der Korb, der mit dem Luftschiffer-Künstler an den untersten
zweiten Reifen des Trichters mit sechs Stricken wohl befestigt worden ist. Sanft erhob sich um halb zwei Uhr der Ballon, machte in der Luft gleichsam eine
Runde um die Stadt, begrüßte die königliche Residenz in München und fuhr Feuer und Asche
aussprühend, gleich dem feurigen Elias immer höher und höher in die Luft, bis
das Feuer erlöschte und die atmosphärische Luft nach und nach eindrang, den
Ballon schwerer machte und sich um drei Uhr auf einem Felde, unfern des Dorfes
Aschheim auf der Erdinger Straße wieder herunter ließ. Der Künstler stieg aus
seinem Korb heraus, übergab den Ballon, der sich noch halb gefüllt, wie ein
Sterbender auf dem Boden wälzte, einigen Bauern und eilte in das Dorf, woselbst
ihm der Herr Pfarrer, und der Bürgermeister jederzeit bezeugen werden, dass
weder Glut, noch Asche mehr in dem Eisengitter-Korb vorhanden waren, und dass
der Ballon vom Feuer unversehrt herunter gekommen ist.
Der Herr Oberfinanzrat Ritter v. Pelin hat den Ballon, nebst
allen seinen Bewegungen, von seinem Hause aus mit seinem Tubus (Fernrohr) auf das
genaueste beobachtet, die erstiegene Höhe auf 7 bis 8000 Fuß berechnet und ist
dem Künstler so, wie das erste Mal, zu Fuße auf das freundschaftlichste
entgegen geeilt. Letzterer berechnete, laut des Thermometers, den er bei sich
hatte, die damalige Kälte in den oberen Regionen auf zehn Grad, so dass von den
Luftblasen, die er an seinem Schwimmgürtel hatte, eine aufgeplatzt ist. Die
Meerschweinchen, die er in einem Korbe mit sich führte, wurden mittels des
Fallschirms (74-80 Quadrat-Schuhe Flächeninhalts) glücklich herunter gelassen.
Der Künstler hat sich durch seine Luftfahrt wegen seiner
bewiesenen mutvollen Entschlossenheit und wegen der Geschicklichkeit und
Umsicht, womit er das ganze angeordnet hat, den vollkommendsten Beifall
erworben.
Heute ist die Ballonfahrt zu einem beliebten Sport geworden.
Zeitungsausschnitt von 1825 |
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