Nachstehend der Artikel:
Mit welchen Mitteln die reichen Wiener arbeiten, um sich den
Sommeraufenthalt bei uns in Oberösterreich zu erzwingen und recht gemütlich zu
gestalten, zeigt deutlich folgendes Geschichtchen aus Hinterstoder:
So wie schon seit mehreren Jahren wollte auch heuer wieder
die Familie eines frisch geadelten Millionärs, die immer ein großes, modern hergerichtetes
Bauerngut der Jagdbesitzerin und ehemaligen Gräfin R. bewohnte, hierher kommen.
Sie richtete ein Ansuchen an die Gemeindevorstehung, das jedoch trotz
einer in diesem Falle, zugesagten Spende
von 1000 Kronen für die Ortsarmen vom sozialdemokratischen Ernährungsausschuß
glatt abgelehnt wurde, da die Angehörigen dieser Familie immer auch noch einen
ganzen Troß von Dienstboten mitbrachten und als arge Hamsterer weit und breit
bekannt und gefürchtet waren (voriges Jahr wurde ihnen zum Beispiel bei der
Abreise eine ganze Kiste mit Butter und Fett etc. auf der Station draußen
konfisziert!) so ist der Beschluß gerecht und lobenswert; die Sozialdemokraten
(Tischlermeister Dietl sen., Zimmermann Thaller, Maurer Klausner und
Schuhmachermeister Grabner) hatten sich damit um das ganze Tal, besonders aber
um die kleineren bedürftigen Leute verdient gemacht. Zur Charakteristik dieser
Sommerfrischler muß erwähnt werden, daß sobald sie angekommen waren, mit dem
gleichen Tage auch schon nichts mehr zu bekommen war. Eigene Leute wurden
herumgeschickt bis über Vorderstoder hinaus, die alles aufkauften und bei
Erfolg reichlich entlohnt wurden. Alles Geflügel wurde zusammengekauft, der
Herr Pfarrer lieferte sogar ein Jungschwein um 1700 Kronen, Butter brachten die
Bäuerinnen in ihrer Profitgier in Körben auf dem Kopfe am helllichten Tage und
wurden dafür natürlich mit allen möglichen Geschenken und Tabak bedacht. Eier,
Schwämme und Waldbeeren, alles wurde den Herrschaften gebracht; die Waren
wurden natürlich zu Wucherpreisen verkauft und auch gern bezahlt. Das Geld
spielte dabei eben keine Rolle. Die Familie schwelgte geradezu in allen
möglichen Genüssen. Sie erhielt acht bis zehn Liter Milch täglich und litt an
Wildbret und Forellen auch keinen Mangel. Schon beim Frühstück bog sich sozusagen der Tisch, wie eine
Angestellte unliebsamer Weise ausplauderte; Schinken und andere Delikatessen
wurden aufgetragen und nach diesem Muster gings natürlich auch bei den Hauptmahlzeiten zu, man aß sich
manchmal einfach durchs ganze Tierreich (Fisch, Geflügel, Braten etc.)
hindurch. Der Mann war, daß muß der Wahrheit gemäß gesagt werden, sanft, ein
ganz sympathischer Charakter, der auch nebenbei manches für die Gemeinde tat.
Er kam meistens nur kurz zu Jagdzwecken herein, während sich der desto
arroganter auftretende Herr Sohn recht unliebsam bemerkbar machte, indem er es
für angemessen hielt, sich in dieser schweren Zeit auch noch Reitpferde
hereinkommen zu lassen, was in so einem kleinen armen Dorf und unter der
abgerackerten und ausgeschundenen Arbeiterbevölkerung natürlich gerechtes
Ärgernis ertragen mußte. Die Pferde wurden mit Hafer und Heu gut gefüttert,
während manche Leute oft kaum Futter für ihre einzige Ziege aufbringen konnten.
So werden auch in weltentlegenen, kleinen, friedlichen Orten den Leuten langsam
die Augen geöffnet und nun findet der Beschluß, die Leute nicht mehr
hereinzulassen, allgemein Billigung....
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