Freitag, 1. März 2019

Jugend am Bauernhof

Eine Bauerntochter aus dem Stodertal, die später ihrer Ehe wegen nach Deutschland zog, erinnerte sich gerne an ihre  Jugendstreiche in der Kindheit in den 1930er Jahren in Hinterstoder und schrieb sie auf.

"Wir waren damals zwei Mädchen und zwei Buben zwischen ca. 10 und 14 Jahren und wuchsen mit den Eltern und der Großmutter in einem kleinen, entlegenen Bauernhof in Hinterstoder auf.  Im Winter machten wir in der Stube oft Pfänderspiele. Da machte auch Großmutter mit. Sie war zwar sehr launisch, aber sie konnte auch sehr übermütig sein. Wenn sie lachte wackelte bei ihr der ganze Bauch und das sah sehr lustig aus. Sie wickelte mit uns immer gerne Wollgarn ab. Dabei mussten wir ihr beide Arme entgegenstrecken auf die sie die gewaschene Schafwolle wickelte und dann rollte sie die Wolle zu einem dicken Knäuel auf. Abends mussten wir mit ihr beten: "Mein Herz ist klein, kann niemand hinein, als du mein liebes Jesulein". Oder, "Lieber Jesus mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm".
Unsere Großmutter war auch sehr abergläubisch. Wenn der "Zoiweg" (zieh weg - Eule) schrie machte sie uns immer Angst. Sie sagte, wenn der Vogel schreit, dann stirbt einer. Oder wenn eine schwarze Katze über den Weg lief bedeutet es Unglück. Eine Spinne am Morgen brachte Kummer und Sorgen. Wenn sie so etwas sah, nahm sie sofort ihren Rosenkranz zur Hand und rief die 14 Nothelfer an. 
Dann wieder spielten wir Personen raten. Einer musste aus dem Zimmer gehen und nachher durch Fragen herausfinden, welche Person gemeint war. Aber was spielten wir nicht alles. Schnapsen, Mauscheln, Herzerln, schwarzer Peter, grüne Buben suchen, Bauernschnapsen usw. Das Schnapsen haben wir so beherrscht, dass wir jeden damit schlagen konnten. Wir lernten auch gotteslästerlich zu Fluchen, weil das beim Schnapsen das Wichtigste ist.


Wenn es draußen stürmte und schneite, turnten und hopsten wir in der Stube herum. Ich war sehr gelenkig und sportlich, so dass ich mich wie eine Ringelnatter um "Taten´s" (Vater´s) Körper klammern konnte. Wenn es ihm zu bunt wurde sagte er : "Gute Nacht, ich wünsch´ euch ein angenehmes Floh beißen".
Im Bett machten wir jede Nacht eine Polsterschlacht, dass die Federn durch das Inlett flogen. Dann schliefen wir glücklich ein".





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