Jugend am Bauernhof
Eine
Bauerntochter aus dem Stodertal, die später ihrer Ehe wegen nach
Deutschland zog, erinnerte sich gerne an ihre Jugendstreiche in
der Kindheit in den 1930er Jahren in Hinterstoder und schrieb sie
auf.
"Wir
waren damals zwei Mädchen und zwei Buben zwischen ca. 10 und 14
Jahren und wuchsen mit den Eltern und der Großmutter in einem
kleinen, entlegenen Bauernhof in Hinterstoder auf. Im Winter
machten wir in der Stube oft Pfänderspiele. Da
machte auch Großmutter mit. Sie war zwar sehr launisch,
aber sie konnte auch sehr übermütig sein. Wenn sie lachte wackelte
bei ihr der ganze Bauch und das sah sehr lustig aus. Sie wickelte mit
uns immer gerne Wollgarn ab. Dabei mussten wir ihr beide Arme
entgegenstrecken auf die sie die gewaschene Schafwolle wickelte und
dann rollte sie die Wolle zu einem dicken Knäuel auf. Abends mussten
wir mit ihr beten: "Mein Herz ist klein, kann niemand hinein,
als du mein liebes Jesulein". Oder, "Lieber Jesus mach mich
fromm, dass ich in den Himmel komm".
Unsere
Großmutter war auch sehr abergläubisch. Wenn der "Zoiweg"
(zieh weg - Eule) schrie machte sie uns immer Angst. Sie sagte, wenn
der Vogel schreit, dann stirbt einer. Oder wenn eine schwarze Katze
über den Weg lief bedeutet es Unglück. Eine Spinne am Morgen
brachte Kummer und Sorgen. Wenn sie so etwas sah, nahm sie sofort
ihren Rosenkranz zur Hand und rief die 14 Nothelfer an.
Dann
wieder spielten wir Personen raten. Einer musste aus dem Zimmer gehen
und nachher durch Fragen herausfinden, welche Person gemeint war.
Aber was spielten wir nicht alles. Schnapsen, Mauscheln, Herzerln,
schwarzer Peter, grüne Buben suchen, Bauernschnapsen usw. Das
Schnapsen haben wir so beherrscht, dass wir jeden damit schlagen
konnten. Wir lernten auch gotteslästerlich zu Fluchen, weil das beim
Schnapsen das Wichtigste ist.
Wenn
es draußen stürmte und schneite, turnten und hopsten wir in der
Stube herum. Ich war sehr gelenkig und sportlich, so dass ich mich
wie eine Ringelnatter um "Taten´s" (Vater´s) Körper
klammern konnte. Wenn es ihm zu bunt wurde sagte er : "Gute
Nacht, ich wünsch´ euch ein angenehmes Floh beißen".
Im
Bett machten wir jede Nacht eine Polsterschlacht, dass die Federn
durch das Inlett flogen. Dann schliefen wir glücklich ein".
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