Das Pilsner Tagblatt vom 1. Juni 1935 berichtet vom tragischen Leben des Miterfinders der Dampfkraft Salomon de Caus (geb.1576, gest.1626). Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Salomon de Caus |
Lord Worcester kam einst nach Paris, um hier Sehenswürdigkeit der Seinestadt zu bewundern. Eine sehr geistreiche Dame, Marion de Lorme führte den englischen Aristokraten und hat uns in einem Brief eine sehr interessante Begegnung folgendermaßen geschildert:
„Wir gingen über den Hof des Irrenhauses und ich, mehr tot als lebendig vor Angst, hängte mich fest an den Marquis, als hinter einem Paar ungeheuerer Eisenstäbe ein schreckliches, schauderhaftes Gesicht erschien und eine rauhe Stimme rief: „Ich bin nicht toll, ich bin wahrlich nicht toll! Ich habe nur eine Entdeckung gemacht die jedes Land glücklich machen würde".
„Was hat er denn entdeckt?", fragte ich unseren Führer.— „O. nichts von Bedeutung". antwortete dieser und zuckte mit den Achseln. „Sie würden es in Ihrem ganzen Leben nicht erraten: die Verwendung des Dampfes von kochendem Wasser als Kraft. Tag und Nacht spricht er irre und rumort von dieser Dampfkraft". „Der Mann", fuhr der Wärter fort, „heißt Caus und kam vor vier Jahren aus der Normandie nach Paris, um dem König einen Bericht über die wunderbaren Wirkungen, die seine Erfindung hätte vorzutragen. „Caus meinte es ließen sich Wagen und Schiffe durch Dampf in Bewegung setzen. Mit einem Wort, es gibt kein Wunder das seiner Behauptung zufolge nicht hervorgebracht werden könnte. Auch Sr. Eminenz, dem Kardinal und Staatsminister Richelieu überreichte der Mann seine Abhandlung vom Dampf. „Der aber schickte den närrischen Normannen fort, ohne ihn anzuhören. Caus aber ließ sich nicht abschrecken sondern folgte dem Kardinal mit unermüdlicher Beharrlichkeit auf jedem Schritt und Tritt, bis der Herr Minister, seiner Tollheiten überdrüssig, den Befehl gab, ihn im Irrenhaus einzusperren, wo er sich nun seit 3 Jahren befindet und wie Sie eben gehört haben allen Fremden, die die Anstalt besuchen, zuruft, er sei nicht toll, sondern er habe eine große Erfindung gemacht".
Lord Worcester. der aufmerksam zugehört hatte, versank in tiefes Nachdenken und sagte schließlich:
„Der Mann ist gar nicht toll. In England wäre er statt eingekerkert zu werden, fürstlich belohnt worden. Laßt mich zu ihm. ich möchte ihn über einiges befragen". Der Lord wurde in die Zelle geführt, kam aber nach kurzer Zeit traurig und gedankenvoll zurück. „Ja, jetzt ist er allerdings toll", sagte er. „Die Gefangenschaft hat ihn seiner Vernunft beraubt aber seine Tollheit habt Ihr zu verantworten. Als Ihr ihn in diese Zelle gesperrt habt, habt ihr das größte Genie seiner Zeit eingesperrt und dem Elend Preis gegeben".
Frau de Lorme schließt ihren interessanten Bericht mit den Worten: „Wir gingen hierauf fort, doch hat Lord Worcester seitdem nichts anderes getan. als von Caus geredet".
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