Im Grazer Tagblatt, im Ischler Wochenblatt, im Prager Tagblatt und im Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Wenig aber gut.
Vom Kardinal Tosti erzählt der römische „Messaggero" eine hübsche Anekdote.
Die genannte Eminenz kannte kein größeres Vergnügen, als Leute mit ungewöhnlichem Appetit essen zu sehen und verschaffte es sich häufig, indem er Esser von Ruf zu sich einlud und ihnen nicht nur sehr gewählte, sondern auch vor allem sehr opulente Mahlzeiten vorsetzen ließ.
Eines Tages, als Kardinal Tosti bei besonders guter Laune war, sagte er seinem Koch: „Heute wirst du drei Menschen von ungewöhnlicher Leistungsfähigkeit zum Essen bitten und ein Mahl vorbereiten, mit dem achtzehn Personen gesättigt werden können." Der Koch begab sich nach Ripagrande, suchte sich aus den dort herumstehenden Lastenträgern die Robustesten und anscheinend Verhungertsten aus, ließ sie ordentlich ankleiden und führte sie nach dem Palast des Kardinals. Auf der Tafel stand was gut und teuer war und alles in riesigen Mengen. Die Lastträger ließen sich natürlich nicht lange nötigen, sondern stürzten sich mit der Wut ausgehungerter Wölfe auf alle die ausgezeichneten Gottesgaben.
Eines Tages, als Kardinal Tosti bei besonders guter Laune war, sagte er seinem Koch: „Heute wirst du drei Menschen von ungewöhnlicher Leistungsfähigkeit zum Essen bitten und ein Mahl vorbereiten, mit dem achtzehn Personen gesättigt werden können." Der Koch begab sich nach Ripagrande, suchte sich aus den dort herumstehenden Lastenträgern die Robustesten und anscheinend Verhungertsten aus, ließ sie ordentlich ankleiden und führte sie nach dem Palast des Kardinals. Auf der Tafel stand was gut und teuer war und alles in riesigen Mengen. Die Lastträger ließen sich natürlich nicht lange nötigen, sondern stürzten sich mit der Wut ausgehungerter Wölfe auf alle die ausgezeichneten Gottesgaben.
Der Kardinal schaute hinter einer Gardine ebenso diskret wie belustigt der Arbeit seiner Gäste zu und war höchst erfreut, als er in relativ kurzer Zeit die schönen Sachen, die auf der Tafel geprangt hatten bis auf den letzten Rest verschwunden sah.
Als echte Römer vergaßen die drei Esser aber auch bei den Freuden des Mahles die Pflichten der Höflichkeit nicht und einer von ihnen wird mit der Aufgabe betraut, dem Kardinal für die freundliche Einladung den tiefgefühlten Dank auszusprechen. Ein Diener führt die Vollgeladenen vor den Kardinal. „Nun“ fragte der alte Herr freundlich lächelnd, „hat euch das Mahl gemundet?“—
„Außerordentlich, Eminenz!“ erwiderte der Sprecher, „es war wenig, aber gut!“
„Außerordentlich, Eminenz!“ erwiderte der Sprecher, „es war wenig, aber gut!“
********
Ischler Wochenblatt 13. Oktober 1895
Prager Tagblatt 16. Februar 1924
Die drei Hähne.
Wilderer auf der Lokomotive.
Eine Novität auf dem Gebiet des Wildererunwesens meldet der in Bayern
erscheinende „Staffelsee-Bote": Am 3. März d. J. fuhren der
Lokomotivführer Abt und die Heizer Ostler und Gnadl auf der Lokalbahn
Murnau-Garmisch morgens nach 7 Uhr mit einem Güterzug, als sie an einer
Stelle, wo eine Steigung ist, neben dem Bahnkörper ein Reh gewahrten,
das nun der Heizer Ostler, der auf seinen Dienstfahrten stets einen
Kugelstutzen im Tender versteckt mitführte, während der Fahrt niederschoß.
In Murnau augekommen, koppelten die drei die Maschine ab und fuhren,
wie sie sagten, nach der früheren Station zurück, angeblich um am
dortigen Krahn Wasser zu fassen. An der Stelle, wo das Reh lag, hielten
sie die Lokomotive an, legten das Reh auf die Schiene und überfuhren
den Wildkörper aus leicht begreiflichen Gründen (vorgetäuschter Unfall). Das Wildpret wurde dann
unter die Tenderkohlen versteckt und in der Murnauer Maschinenhalle geteilt.
Nach längerer Zeit erzählte Gnadl die famose Geschichte im Rausch einem anderen Heizer und der denunzierte ihn bei der Gendarmerie. Wilderer auf
der Lokomotive, das ist in der Tat etwas Neues!
********
Prager Tagblatt 16. Februar 1924
Die drei Hähne.
Von Arnold Höllriegel
Bevor Sokrates hingerichtet wurde, opferte er dem Äskulap einen Hahn.
Bevor Sokrates hingerichtet wurde, opferte er dem Äskulap einen Hahn.
Nicht von solchen
Hähnen ist hier die Rede, sondern von einer
Hinrichtung.
Eine Hinrichtung ist etwas moralisch Erhabenes, aber keiner mag gern damit zu tun
haben. Der Henker mit der Schlinge oder mit
dem Beil ist ein staatlich aprobierter Ehrenmann, aber es graut jedem vor ihm. In
Amerika hat man ihn längst durch den Techniker ersetzt, der einen elektrischen Kontakt einschaltet.
Dennoch……...
Die Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl
sollen schmerzlos sein. Es hat es aber noch keine Gerichtsperson probiert. Ein letzter Zweifel blieb und so sah man sich, man wird immer humaner, nach einer noch milderen Todesart um.
Unlängst, im Krieg, war es süß und ehrenvoll durch Giftgase zu sterben. Man beschloss, nicht wegen der Ehre, sondern wegen der Süße, verurteilte Verbrecher durch Giftgase hinzurichten.
Der erste Versuch wurde neulich zu Carson
City gemacht, im Staate Nevada. Ein Chinese
Namens Li-Yang hatte jemand ermordet. Er
musste dafür sterben, weil die Menschen so gerecht sind. Weil sie aber so gut sind, sollte er sanft sterben, einen lieben Tod, nach bitteren Mandeln duftend. Kurz, man beschloss, ihn in Blausäuregas zu ersticken und ein distinguiertes Publikum dazu einzuladen. Es wurde so gemacht. Man bereitete eine humane und komfortable Armensünderzelle vor mit einem Gasrohr. Das distinguierte Publikum, Ärzte, Reporter und Honoratioren, blieb wohlweislich draußen und sah durch ein gut geschlossenes Fenster in die Zelle. In diese Zelle nun brachten drei Gefangenenwärter den Chinesen Li-Yang. Er war sehr ruhig. Die drei Wärter waren sehr aufgeregt. Da seine Konvulsionen dem Publikum nicht gefallen hätten, fesselten sie ihn fest an eine metallene Bank. Das war kein Henkersdienst, nicht? Gefangene zu fesseln fällt in die Kompetenz von Gefangenenwärtern. Dann gingen sie hinaus, machten eine hermetisch schließende Türe zu. In der Zelle lag Li-Yang und wartete. Das weiße und distinguierte Publikum drängte sich draußen und drückte seine Nasen an den Fenstern platt. Die Gefangenenwärter aber führte man feierlich zu einer Stelle wo drei Hähne waren. Nicht drei Kikerikihähne sondern drei Gashähne. Warum drei? Genügte nicht ein Gashahn wenn man Cyanwasserstoff durch eine Röhre gehen lassen wollte? Ja, aber dann wäre der Gefangenwärter der diesen Hahn gedreht hätte der Henker gewesen. Es hätte ihn später jemand nach seinem Bruder Abel fragen können. -- Es ist zu gräßlich, einem Menschen zuzumuten, dass er einen anderen Menschen durch Gas vergiftet, außer natürlich im Krieg, wo es heroisch ist das zu tun.
Man hatte drei Gasrohre eingerichtet, aber nur einer öffnete wirklich das Gasrohr. Nur der Monteur der die Hähne angebracht hatte wusste, welcher der richtige war. Von den drei Gefangenenwärtern konnte jeder hoffen kein Henker zu sein und deshalb konnte jeder in der Nacht schlafen ohne böse Träume zu haben.
So gescheit und so human sind die Leute in Amerika! Lessings Parabel von den drei Ringen, von denen einer die Wahrheit ist, was ist sie neben dieser Parabel von den drei Hähnen, von denen einer die Gerechtigkeit ist! Eine Justiz, die außer mit dem armen Sünder auch mit dem Henker Mitleid hat, wer könnte sie preisen!Übrigens nebenbei, Li-Yang war gleich mausetot. Die Ärzte waren mit dem Befund recht zufrieden, aber man muss es noch ein paar dutzendmal probieren, ehe sie endgültig sagen können, ob das wirklich die Art von Exekution ist, die menschliche Bruderliebe erfinden kann. ********
Als die Alt-Wiener Bäckermeister beschossen hatten, die Semmeln kleiner zu machen, erschien der berühmte Komiker Nestroy in einem Frack auf der Bühne,
dessen Knöpfe durch Miniatursemmeln ersetzt waren. Darauf war große Aufregung in der Bäckergenossenschaft, die den Komiker gerichtlich belangte. Nestroy wurde tatsächlich zu 48 Stunden Arrest wegen Beleidigung eines ehrsamen Standes verurteilt.
Als er nach Abbüßung seiner Strafe zum ersten mal wieder im Theater auftrat, ließ er sich von einem Gegenspieler fragen, wie es ihm denn im Gefängnis ergangen sei und ob er dort nicht Hunger erlitten hätte.
„O nein," antwortete Nestroy, „die Tochter des Gefängniswärters, die in mich verliebt ist, schob mir immer Semmeln durch das Schlüsselloch zu."
Die Bäckergenossenschaft betrachtete sich als hinlänglich blamiert und unterließ
es daher, noch weitere Debatten mit dem Komiker heraufzubeschwören.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen